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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1933
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- 1933-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1933
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für sein Geschäft. Die verantwortliche Arbeit der Leitung tat er mit der gleichen Pflichttreue, mit der er selbst Hand anlegte im Alltags betrieb der Spedition. Im vorigen Jahre durfte er das 75jährige Be stehen der von seinem Vater Ernst Bredt gegründeten Firma feiern, die er als alleiniger Inhaber seit 1898 führte, nachdem der bewährte Prokurist Adolf Förster ihm sechzehn Fahre lang zur Seite gestan den hatte. 1887 gliederte er dem Betrieb unter eigenem Namen einen Verlag an, in dem gut verbreitete pädagogische Literatur erschien. Die Firma wird von Kräften, die ihr jahrelang angehören, in gewohnter Weise für die Witwe, Frau Lydia Bredt, fortgeführt, die, der Brandstetterschen Familie entstammend, in persönlicher enger Be ziehung zum Buch und zur Arbeit mit Hm steht. Möchte es den jungen Kräften gelingen, im alten Geist der Treue die Lebensarbeit Heinrich Bredts fortzuftthren. W. Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst. — In Btrkenwerder starb am 4. Mai im 56. Jahre der Schriftsteller Eberhard Büchner; in Heidelberg im Alter von 82 Jahren Oberkonsistorialpräsident i. N. vr. Friedrich Curtius; am 13. Mai in St. Georgen (Steiermark) im Alter von 67 Jahren der Dichter Paul Ernst; am 15. Mai in Berlin im 78. Jahre General d. Inf. Hermann v. Francois, der auch literarisch hervorgetreten ist; in Salzburg im 80. Jahre der Mineraloge Prof, vr. Victor Goldschmidt; am 11. Mai in Berlin im Alter von 66 Jahren Ministerialdirektor a. D. vr. Richard Jahnke, Vorsitzender des Deutschen Sprachvereins; am 5. Mai in Lichter felde der Historiker vr. pkili. et jur. Stephan Kekule von Stradonitz im Alter von 70 Jahren; am 6. Mai in Berlin im 71. Jahre der Dermatologe Prof. vr. Ernst Kro- mayer; am 30. Zlpril in Paris im 58. Jahre die Dichterin Gräfin Anna de Noailles; in Bern im 77. Jahre der In ternist Prof. vr. Hermann Sahli; in Weimar im 78. Jahre der Literaturforscher vr. Hermann Türck; in Eisenberg im Alter von 82 Jahren der Sprachforscher Prof. vr. Oskar Weise. Sprecksaal Der Buchhändler in dieser Zeit. »Zürnt mir nicht, daß ich schlief: ich war nur müde, ich w-ar nicht tot.« In einer norddeutschen Universitätsstadt reinigen Studenten Bibliotheken, beschlagnahmen und verbrennen Bücher. In einer Großstadt im Osten geht die SA. von Buchhandlung zu Buchhandlung, um die marxistische und zersetzende Literatur aus dom Verkauf zu ziehen. In Süddeutschland gibt der Führer einer Studentenschaft dem Leiter des studentischen politischen Amts die Weisung, die öffent lichen Bücheroien und die Buchhandlungen zu kontrollieren, ihre Bücherbestände zu sichten. Vom Standpunkt des Buchhändlers: da stimmt etwas nicht! Diesen Aktionen soll keineswegs die Berechti gung abgesprochen werden. Niemand kann stärker von der Not wendigkeit der Reinigung der deutschen Literatur überzeugt sein als der Schreiber dieser Zeilen. Keineswegs auch soll jenen Aktivisten ein Tadel ausgesprochen werden. (Sie taten das Unvermeidliche.) Aber ich frage: wo blieb der Buchhändler in dieser Zeit größten Umbruchs? Konnte er, der Nächstbeteiligte, nicht selbst das Not wendige tun? Warum läßt er sich die Initiative, das Gesetz des Handelns aus der Hand nehmen'? Warum steht er nicht an sicht barer, an führender Stelle im Kampf um das deutsche Schrifttum, im Kampf um das Deutsche in der Literatur? Ist er nicht der Be rufene, der den Kampf gegen die zerfetzende Literatur mit dem anderen so notwendigen, dem für das wertroiche deutsche Schrifttum verbinden kann? Sollte er es nicht sein, der die Grenzen der Ver nichtung und Verfolgung kennt und setzt? Er kann es nur im Vortrupp. Die buchhändlcrischen Vereinsfragen, all das, was von »oben« geschehen und angeordnet werden kann, muß und wird — steht hier ganz außer Betracht. Hier geht es um die Frage, was der Einzelne tun sollte oder könnte. Ich meine, die Stunde ist auch für den Buch handel als Stand groß und wichtig. Die Wege, die heute auch auf seinem Gebiet eingeschlagen werden, werden auf lange hinaus die Entwicklung bestimmen. Es will mir aber scheinen, als sei der Sortimentsbuchhändler im harten wirtschaftlichen Kampf der letzten Jahre müde geworden, als hätte er seine kulturellen Aufgaben nicht immer und überall ganz so erfüllt, wie er sie in Zukunft wird erfüllen müssen. So ganz und gar unschuldig an den schattcnwersenden Auflagen der Emil Ludwig und der Feuchtwanger und der vielen anderen, die heute auf den ihnen gebührenden Platz gestellt sind, scheint mir der (weshalb »der«? Genügt nicht mancher? Verallge meinerungen sind immer bestreitbar. D. Schrift!.) Sortimenter nicht zu sein. (Mit Recht betont er, wie wichtig sein Rat für das bücher kaufende Publikum sei.) Schön und gut, wird mir mancher ent gegnen, aber es ist nicht Sache des Buchhändlers, den Zensor zu spielen. Und ich sage: doch! Der Buchhändler lebt nicht außerhalb seiner Zeit. Wenn Deutschland vor der gewaltigen historischen Aufgabe steht, alle Kräfte des Volkes zusammcnzufllgen, auf ein Ziel zu vereinen, damit der Durchbruch gelingt: in die äußere Freiheit, die innere Befriedung und die Selbstverwirklichung des deutschen Menschen, dann muß auch der Buchhändler diese Aufgabe der Zeit zur eigenen machen. Er muß bewußt und entschieden das fördern, ivas ihr dient, und das hemmen und Niederhalten, was ihr droht. Der Buchhändler hat zu Zeiten ändere Aufgaben gehabt. Heute steht er vor dieser. Heute wird er nur dann ein selbstäiwiger Faktor in der Entwicklung bleiben, wenn er selbst von den großest.tragenden Ideen der Zeit erfaßt wird und ihnen dient. x Es ist nicht eine Frage der Taktik, ob wir passiv «der aktiv an dem neuen Werden beteiligt sind. Es ist eine Frage deAinneren Beteiligtseins und der Tatkraft. An beidem aber kann es W Buch handel nicht fehlen. Und wieviel hängt auch für das deutsRe Buch davon ab, daß der Buchhändler nicht tot ist, kwß er an der Gesittung der Verhältnisse verstehend und tätig teilnehmend dabei ist!MAuf dem Spiele steht letztlich die Einstellung weiter Kreise zum Bl^sb. Wieviel wird das Buch im neuen Reich bedeuten? Die Antwort aiO. diese Frage kann der Buchhandel in sehr weitgehendem Maße beein flussen. E i n Feld der Mitarbeit bietet sich dem Buchhändler im Kampf bund für Deutsche Kultur. Der Kampfbund hat sich bisher eingehender mit den anderen Gebieten der Kunst beschäftigt, weniger mit dem Schrifttum. Liegt es daran, daß er dort willigere und begeistertere Mitarbeiter fand? Zu einem Teil ist das gewiß richtig. Hier steht eine große Arbeit bevor, die überall ohne Zögern in Angriff ge nommen werden sollte. Fetzt ist es auch Zeit, der unseligen Sucht nach dem neuesten Buch entschlossen ein Ende zu bereiten. Innerer Wert und nicht jugendliches Alter müssen Wertmaß für das Buch sein. Steine statt Brot hat der geistig Hungrige allzuoft bekommen; das Ansehen des Buches ist dadurch nicht gehoben worden. »Soeben erschienen« darf keine Empfehlung mehr sein! Aber der Buchhandel muß Ernst damit machen und nicht darauf warten, bis andere es tun. Und der Sorti mentsbuchhändler muß die wahren Werte deutscher Dichtung kennen. »Fetzt auf einmal sollen dieselben Buchhändler, die bisher von der offiziellen Literatur lebten, die Führer zu einer Dichtung werden, mit der sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bisher wenig Ge schäfte gemacht haben, und nm die sie sich infolgedessen kaum beküm mert haben. Sie sollen plötzlich statt der neuesten Werke der Modedich tung, die jetzt ausgefallen ist, Bücher und Menschen empfehlen, die sie selber kaum kennen, sollen eine neue Dichtung an das Volk heran bringen, die dem größten Teil von ihnen bisher selbst durchaus un bekannt geblieben ist.« So schreibt Paul Fechter in einem lesens werten Aufsatz im Maiheft der Deutschen Rundschau. Zugegeben, es ist eine Übertreibung, aber ein Stück Wahrheit steckt dennoch darin. Also auch hier eine wichtige und wesentliche Arbeit. Alles in allem: die Aufgaben, die dem Buchhändler in dieser Zeit gestellt sind, sind neu und groß. Es ist höchste Zeit, sie überall in Angriff zu nehmen. Wir dürfen weder tot sein noch schlafen! A. H. Inhaltsverzeichnis Bekanntmachungen: Aktionsausschuß des B.-B. betr. Um stellungen in den buchhändlcrischen Organisationen. S. Abi; betr. Berkaufsordnung. S. 881 / Verein Leipziger Kommissionäre betr. Biicherwagen. S. 38L. Artikel: Der Sortimenter als Kaufmann. Von vr. H. Müller. S. 382. Kantate 1933. S. 363. Kleine Mitteilungen S. 387: Die Rede des Herrn Reichs- Ministers vr. Goebbels / Die Vereinigung des katholischen Buch handels / Der Ortsausschuß Leipzig der Vertrauensmänner der Angestellten-Versicherung / Neueintragungen ins Handels register / Neuer Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsver leger / Carl Hauptmann-Ausstellung in Breslau. Verkehrsnachrichten S. 367: Einstellung des Postanwei- sungs- und Nachnahmeverkehrs mit Albanien. P e r so n a l n a ch r > ch t en S. 367: Gestorben: A. Kreitz. Leipzig; Heinrich Bredt. Leipzig / Todesnachrichten aus Wissenschaft, Lite ratur und Kunst. Sprechsaal S. 868: Der Buchhändler in dieser Zeit. Verantwort!. Schriftleiter: sz r a u z Wagner. — Vertag: Der Bvrsenvorein der Deuttcheu Buchhändler zu Leipzig. Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: E. HedrichNachf. Sämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schristleituua u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 2S iBuchhäudlerhauss, Postschliebfach 274/IS.
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