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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1933
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- 1933-09-11
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- 11.09.1933
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sX- 211, 11. September 1833. Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins. nehmungen reicherer Länder zum mindesten nicht zu scheuen brau chen (Handwörterbuch der Staatswisscnschaftcn, Pauly-Wissowa, theologische Lexika u. a.), und in vielen Wissenschaften waren die Zeitschriften und Sammelwerke des deutschen Verlags die Stellen, an denen nach dem Krieg zuerst wieder eine dem Ansehen Deutsch lands förderliche Aussprache und Zusammenarbeit von Gelehrten verschiedener Nationen möglich war. So kann man das Ansehen, das die Erzeugnisse des deutschen Verlags bei der Wissenschaft aller Länder bis heute genießen, und die dieser Wertschätzung entsprechende Verbreitung derselben ohne Übertreibung als ein in unserer heutigen Lage besonders wertvolles außenpolitisches Aktivum bezeichnen. II. Die hcutigeKrisis desdeutschen wissenschaft lichen Verlages. In den letzten zwei Jahrzehnten sind die geistigen Wandlungen und die Zuckungen der Konjunkturkurve auch an Deutschlands wis senschaftlichem Verlag nicht spurlos vorübergegangen. Eine rnck- schaucndc Betrachtung wird aber anerkennen müssen, daß die Mannigsaltigkeit und die Beweglichkeit in der verantwortungs bewußten Führung seiner Geschäfte ihm bisher über manche schwere Krise hinweggeholfen haben. Gewiß hat der Kaufkraft schwund seiner wichtigsten Abnehmerkreise — es sei nur an die iviederholtcn Abstriche an Beamtengehältern und Kulturetats er innert — schon jetzt entsprechende Einschränkungen der neuen Pro duktion erzwungen. Der Wille zum Kauf wissenschaftlicher Werke und Zeitschriften hat bis vor kurzem in weiten Schichten unseres Volkes, vor allem bei unseren Studenten, in erstaunlichem Aus maße aller Hemmungen der ständig schwindenden wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit überwunden, neuerdings geht aber der in allen Sparten des wissenschaftlichen Verlags gleich bedrohliche Rückgang im Absatz gerade seiner gangbarsten Werke, der Kompendien und anderer Studentcnbüchcr, weit über das nach dem beginnenden Rückgang der Studcntcnzahlcn zu erwartende Ausmaß hinaus. Daß der Überfüllung unserer Hochschulen mit allen Mitteln entgegengearbeitet werden muß, ist absolut selbstverständlich, und die meisten Verleger werden dieser im Allgcmeinintcrcsse nur zu be grüßenden Entwicklung bei ihren Planungen für neue Unterneh mungen schon bisher nach Möglichkeit Rechnung getragen haben. Die Gefahr, die jetzt dem wisscnschastlichen Verlag zu drohen scheint, ist aber nach ihren Ausmaßen und ihren Auswirkungen viel ernster zu nehmen als frühere Erschütterungen dieser Art. Gewiß mag in der Erziehung unserer akademischen Jugend an manchen Stellen der diesem Lebensalter natürlichen Neigung zu rein formaler Aneignung wissenschaftlichen Stoffes nicht immer ge nügend entgegengewirkt worden sein. Aber die für die Gesundung unseres Volkstums notwendigen Gegcntendenzcn, die jetzt an man chen Hochschulen zweifellos überbetont werden, dürfen nicht zu einer Unterschätzung des erzieherischen und auch charaktcrbildenden Wer tes einer jeden zeitgemäßen Wissenschaft führen, wenn nicht unserem Volk eine Tradition verloren gehen soll, die bisher seine beste Waffe im Konkurrenzkampf war, für den es die Natur sonst so schlecht aus gerüstet hat; cs sei nur an die viel günstigere geographische Lage und den Rohstofsreichtum unserer wichtigsten Konkurrenten er innert. In dem jetzt zu Ende gehenden Semester mußten natürlich gerade auf crziehungspolitischem Gebiete manche Versuche in Kauf genommen werden, die nicht als restlos gelungen angesehen werden können. Das scheint vor allem für manches zu gelten, was bei der Einführung des Wehrsports an einzelnen Hochschulen versucht worden ist. So sehr sich jeder schon über die auf diesem Wege zu erreichende körperliche Ertüchtigung unserer Jugend freuen wird, so groß wäre die Gefahr für jedes ernsthafte Studium, wenn es nicht bald gelänge, mindestens durch zeitlich begrenzte Ausbildungskurse während der Universitätsfericn der sür jeden gewissenhaften jungen Menschen auf die Dauer nicht tragbaren Pflichtenkollision zwischen Studium und Wehrsport ein Ende zu machen. Eine wirklich befrie digende Lösung dieses Problems wird freilich nicht gelingen, so lange uns die erzieherischen Möglichkeiten der allgemeinen Wehr pflicht verschlossen sind. Ist somit nicht zu verkennen, daß die Zukunft unserer wissen schaftlichen Bildung letzten Endes durch Schicksalsfragen unseres 22 Volkes bestimmt wird, über die die Entscheidung ans einem ganz anderen Felde fällt, so kostet cs einen fast eine gewisse Überwindung, dem gegenüber noch an die besonderen Sorgen des Buchhandels z» erinnern, der ja zudem quantitativ keinen so bedeutenden Aus schnitt aus unserer gesamten Wirtschaft bildet, daß deshalb für den Staat Maßnahmen zu seiner Förderung oder auch nur zu seiner Erhaltung besonders dringlich erscheinen müßten. Immerhin wird es doch zu denken geben, daß erfahrene Buch händler aus den verschiedensten Universitätsstädten übereinstimmend berichten, daß die Studenten das, was sie sonst aus ihrem Wechsel sür die Anschaffung von Büchern erübrigen konnten, in diesem letz ten Semester sür den Wehrsport und die dafür erforderliche Aus rüstung gebraucht haben. Der Verkauf von Lehrbüchern und der gleichen hat bisher dem wissenschaftlichen Verlag das zusätzliche Be triebskapital für seine neuen Unternehmungen geliefert. Man kann daher nur zuversichtlich hoffen, daß diese Quelle der Kapitalbitdnng in kommenden Semestern nicht wieder so vollkommen versagt, wie in diesem Sommer. Sonst ist nicht abzusehen, wie lange die Reser ven des deutschen Verlages noch ausreichen sollen, um wenigstens die nötigste Produktion neuer Werke und Auflagen im Gang zu halten. III. Möglichkeiten der Krisenbckämpfung. Das beste Mittel jeder Art von Propaganda ist immer der Ein druck, den die eigene produktive Leistung nach außen macht. Das gilt auch für die politische Propaganda und insofern darf die Stel lung, die der deutsche wissenschaftliche Verlag sich in jahrzehntelanger Arbeit erworben und über Zeiten schlimmster Anfeindung von allem, was deutsch ist, bis heute erhalten hat, als eines der wich tigsten Mittel deutscher Auslandspropaganda gewertet werden. Die französische Regierung hat das erkannt und seit dem Kriege zeitweise erhebliche Aufwendungen gemacht, um Länder, in denen sie moralische Eroberungen machen wollte, mit französischer Lite ratur, auch wissenschaftlicher, zu versorgen. Es ist sehr interessant, daß die Erfolge dieser Art Propaganda mindestens nicht immer im erhofften Verhältnis zu den aufgewandten Mitteln standen, wäh rend das, was der deutsche Verlag mit dein Export seiner Erzeug nisse aus eigenerKrast leistet, im allgemeinen ständig stei gende Anerkennung findet. Irgendwelchen Subvcntionsmaßnahmcn das Wort zu reden — daß mit der im allgemeine n Interesse dringend erforder lichen Aufbesserung der Kulturetats auch dem Buchhandel geholfen werden kann, betonen seine Berufsorganisationen mit Recht bei jeder Gelegenheit —, wird auch bei der Vordringlichkeit anderer, lebens wichtigster Finanzbedürsnisse wohl auf lange hinaus aussichtslos sein. Bleibt doch z. B. der Jahrcsctat, über den die Notgcmeinschaft zur Zeit noch für die Unterstützung wissenschaftlicher Publika tionen verfügt, nach meinen neuesten Informationen nicht unerheb lich hinter den Summen zurück, die e i n Verlag von der mittleren Größe des meinigen in einigermaßen günstigen Zeiten jährlich in seinen Unternehmungen investiert hat. Was kann aber dann geschehen, um der nachgerade katastro phalen Notlage des wissenschaftlichen Verlages einigermaßen zu steuern? Zu einem erheblichen Teile ist die heutige Not zweifellos auch darin begründet, daß gewichtige Teile der vorhandenen Verlags- Produktion durch die neueste Entwicklung bis zur Unvcrkäuflichkcit entwertet sind. Hier wird der Verlag nur aus eigener Kraft Ab hilfe schaffen können, und der wissenschaftliche Verlag Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten mehr als einmal Gelegenheit gehabt zu beweisen, daß er es an der für solche Umstellung seiner Produk tion erforderlichen Beweglichkeit um so weniger fehlen läßt, je inehr man seiner verantwortungsbewußten Initiative vertraut. Seiner schwersten Sorge, der Gefährdung der traditionellen Haltung des deutschen Volkes und seiner Jugend gegenüber einer die Zeichen der Zeit verstehenden Wissenschaft, kann er nur durch eine Staatsführung enthoben Ivcrdcn, die auch die Heranwachsende Generation immer wieder daran erinnert, daß die wissenschaftliche Fundierung aller Arbeit uns allein befähigt, auf allen Gebieten diejenige hochwertige Qualitätsarbeit zu leisten, mit der wir jede Konkurrenz bestehen können. Dann wird auch unsere akademische
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