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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1933
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- Deutsch
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X- 26l, 9. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die buchhändlerisch-fachliche Arbeitsgemeinschaft dieses Tages galt der Schaufenstergestaltung. Herr Herbert Hosf- mann, der Vorsitzende des Bildungsausschusses des Bör- senvereins, trug durch einige den Teilnehmern der Woche neue Ge danken wesentlich zur Belebung der Aussprache über dieses wichtige Thema bei. Die literarische Arbeitsgemeinschaft des fünften und sech sten Tages der Woche war Praktischen Untersuchungen gewid met, die angestellt wurden im Anschluß an die zu Anfang der Woche zur Bearbeitung verteilten Bücher. Zur Diskussion standen: 1. Die Erstlingswerke einiger noch unbekannter Auto ren. Die Teilnehmer sollten sich über die Möglichkeit, den Wert und Unwert eines solchen Erstlingswerkes zu erkennen und über die Aufgaben, die der Buchhändler dem noch nicht bekannten Dichter gegenüber zu erfüllen hat, klar werden. 2. Die Frage Dichtung und schriftstellerische Leistung. Im Anschluß an einige Neuerscheinungen dieses Herb stes, die allen Teilnehmern in die Hand gegeben worden waren, sollte herausgearbeitet werden, wo es sich dabei um ein dichte risches Werk oder um eine schriftstellerische Leistung handle, was ein Buch zu einem dichterischen Buch mache, welches der Unterschied sei zwischen dem Werk desDichters und dem Werk des Schriftstellers, woran sich das Werk des Dichters und das Werk des Schriftstellers erkennen lasse usw. Eine Fülle von Fragen wurde aufgeworfen. Die Teilnahme an der Aussprache zeigte, von welcher Wichtigkeit für eine richtige Berufsauffassung und Berufsausbildung die Klarheit gerade über diese Frage ist und wie unerläßlich die Bemühungen jedes Buch händlers um die Aneignung eines sicheren literarischen Wissens und um die Ausbildung seines literarischen Gefühls sind, da eins falsche Einstellung des Buchhändlers zu dem jährlich aus den Markt gebrachten neuen Schrifttum die schwersten Gefahren für das geistige und seelische Leben des ganzen Volkes nach sich ziehe. Da es selbstverständlich angesichts der Fülle der Neuerscheinungen, besonders in den Herbst- und Wintermonaten, selbst dem fleißigsten Buchhändler ganz unmöglich sei, auch nur die wichtigsten neuen Werke durch eigene Lektüre genau und gründlich kennen zulernen, so wurde die Frage der Hilfsmittel buchhänd- lerischerArbeit ebenfalls ausführlich besprochen. Hier wurde wieder gestreift das wichtige Problem der Buchbesprechung und des Waschzettels, überhaupt der Vcrlegerpropa- ganda. Es wurde hervorgehoben, in welch geringem Maße sich der Buchhändler bisher aus die Buchbesprechungen der Presse ver lassen konnte, da sie weithin auf einem unmöglichen Niveau stan den, da sie in den wenigsten Fällen unbedingter Unabhängigkeit sich rühmen durften und in vielen Fällen lediglich eine Angelegen heit literarischer Klüngel waren, deren Mitglieder und Ver treter sich gegenseitig um jeden Preis hinauflobten, während alles, was nicht in ihren Kram paßte, totgeschwiegen oder hämisch ver rissen wurde. Mit der dadurch bedingten Verwirrung wußte der Buchhändler schließlich gar nicht mehr anders fertig zu werden, als durch ein starkes Mißtrauen gegenüber allem, was die Presse ihm an Buchkritik bot. Im weiteren Verlauf der Aussprache wurde betont, daß das Gleiche in ähnlichem Maße gelte für die Verlegerpropaganda, die in vielen Fällen so stark dem Superlativrausch verfallen sei, daß sie zum wirklichen Wert des propagierten Schrifttums oft in gar keinem Verhältnis mehr stehe. Die Notwendigkeit des Beschreitens neuerWege gerade aus diesen Gebieten: Buchbesprechung undVer- lagspropaganda, Abkehr vom Superlativwahnsinn und von der Waschzettel- und Bauchbindenübertreibung wurde von den Teil nehmern der Woche ganz klar gesehen. Es wurde dann nach einem Ausweg aus diesem Wirrwarr gesucht und die Frage des An- lesens der Neuerscheinungen besprochen. Die Gefahren des An lesens wurden nicht minder deutlich erkannt und an einem prak tischen Fall ganz zufällig aufs schönste illustriert. Ein Teilnehmer kam auf Grund der Lektüre der ersten sechzig Seiten einer Neu erscheinung zu einem Urteil, das durch die Lektüre der nächsten zehn oder zwanzig Seiten ganz von selbst hinfällig geworden wäre. Trotz dieser Gefahren wurde aber in gewissem Rahmen die Mög lichkeit, sich durch das Anlesen oder überlesen eines Buches einen 850 gewissen Begriff davon zu verschaffen, erkannt, aber auch die Ein schränkung, daß diese Möglichkeit nur sür den in Frage komme, der den guten Willen habe, auch nur die leiseste Unsicherheit über den Wert oder Unwert eines Buches, die nach dem Anlesen oder Überlesen noch bestehe, durch eine gründliche Lektüre des ganzen Buches zu beheben. 3. Landschaftsdichtung. Hier wurde ebenfalls im An schluß an einige Beispiele der praktische Versuch gemacht, die ver schiedenen Arten landschaftlicher Dichtung unterscheiden zu lernen. Die Beispiele, die zur Diskussion standen, ergaben drei Möglich keiten landschaftlicher Dichtung: n) Das echte dichterische Buch, das aus dem Boden einer bestimmten Landschaft oder aus dem Volkstum des ganzen Volkes heraus wächst und dos vor allem daran zu erkennen ist, daß hier vom Dichter über die Erd Verbundenheit seiner Ge stalten möglich st wenig oder gar nicht geredet wird, da sie in der Gestaltung selbst zum Ausdruck kommen soll; b) der gute Unterhaltungsroman, den wir in reichem Maße in den verschiedenen deutschen Landschaften haben (Für und Wider der Heimatdichtung wurde hier ganz kurz ge streift); e) der verkitschte Bauernroman, über den hier kein Wort weiter zu verlieren ist. Selbstverständlich konnte das unendlich weite Gebiet, das im Mittelpunkt der Arbeitsgemeinschaften des fünften und sechsten Tages stand, überall nur andeutungs- und anregungsweise behan delt werden. Es konnten nur Richtlinien und bescheidene Weg weisungen vermittelt werden. Es zeigte sich auch die Notwendigkeit, gerade diesen Gebieten eine künftige Arbeitswoche ganz zu widmen und sie dadurch besonders vorzubereiten, daß die zu behandelnden Werke schon einige Wochen vorher in die Hände der Teilnehmer gegeben werden, da nur eine vorangegangene gründliche Lektüre die Möglichkeit einer vollen Ausnützung der zur Verfügung stehenden Zeit sowie des Arbeitswillens und der Arbeitskraft der Teilnehmer geben kann. Im Mittelpunkt der buchhändlerisch-beruflichen Arbeitsge meinschaft des sech sten Tages stand das Problem der Selbst - bildung des Buchhändlers und die Lektüre des Bör senblattes als Hilfe zur Bücherkunde. Die außerordent liche Wichtigkeit einer täglichen genauen Lektüre des Börsenblattes gerade für die Arbeit des jungen Buchhändlers wurde dabei be sonders betont. Uber den äußeren Rahmen der Woche soll hier nicht weiter gesprochen werden. Die Woche vereinte alle Teilnehmer in schönster Kameradschaftlichkeit, die Nachmittage und Abende waren meistens freigegeben für gemeinsame und gruppenweise Wanderun gen in der herrlichen Umgebung Oberammergaus. Der Kontakt zwischen den einzelnen Teilnehmern war überraschend schnell ge funden, die ganze Woche stand im Zeichen eines freudigen Schwun ges, der die Arbeit für alle, die lehrend und lernend daran beteiligt waren, zum Vergnügen machte. Den Verlagen, die uns dadurch unterstützten, daß sie uns be reitwilligst die notwendigen Hilfsmittel für die einzelnen Arbeits gemeinschaften zur Verfügung stellten, sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Der Verlag Reclam machte den Teilnehmern seinen neuen Almanach zum Geschenk, der Insel-Verlag ein Bändchen der Jnselbücherei (Bertram, Gedichte), der Verlag Staack- mann den Roman »Ein Volk« von Gagern, der Verlag Jun ker L Dünnhaupt die Broschüre »Kulturpolitische Ausgaben der deutsche Presse«, der Verlag I. F. Lehmann ein Heft sei ner Zeitschrift »Volk und Rasse«, der Verlag Westcrmann ein Heft seiner »Monatshefte«, der Verlag Langen-Müller ein Bändchen seiner »Kleinen Bücherei» (Rud. Huch, Fichtenaucr und Hans Grimm, Der Zug des Hauptmanns von Erckert). Der Ver lag Kösel-Pustet bedachte die Teilnehmer ebenfalls mit Bändchen seiner neuen Reihe und drei Exemplaren des bei ihm er schienenen Werkes »Das rote Imperium« von Kramer, die als Preis für die lebhafteste Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft verteilt wurden.
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