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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1896
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- 1896-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1896
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- Deutsch
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6680 Nichtamtlicher Teil. 244, 19. Oktober 1896. Vom Reisebuchhandel. — Eine moralische Verurteilung er fuhren die Geschäftspraktiken, wie sie seitens vieler Agenten für Abzahlungsverkauf von Büchern geübt werden, in einer vor einigen Tagen stattgehabten Verhandlung vor dem Königlichen Amtsgericht I zu Berlin. Es handelte sich um die Klage einer großen Berliner Reisebuchhandlung gegen einen Kupferschmied aus der Provinz (die Verhandlung mußte, weil es der Bestellschein ergab, trotz dem in Berlin stattfinden) auf Abnahme eines Konversations- Lexikons bezw. auf Leistung der Teilzahlungen. Wie die Be stellung gemacht wurde, darüber äußerte sich der Vertreter des Beklagten wie folgt: Nur auf die entschiedene Zusicherung des Agenten, mehrere von den Bekannten des Beklagten hätten gleich falls das Lexikon bestellt, entschloß sich dieser, dem Handel nahezu treten. Auf die Frage über den Kostenpunkt antwortete der Agent: -Dreimal zwölf ist sechsunddreißig., was allerdings für ein Jahr zutrifft, nicht aber für den Gesamtpreis, der 212 ^ 50 beträgt. Auch die Angabe, mehrere Freunde hätten das Lexikon gleichfalls bestellt, erwies sich als erfunden. Noch bedeutend geschickter wußte der Agent die Unterschrift des Bestellscheines zu erlangen; ohne ihn auf die Bedeutung des Scheines aufmerksam zu machen, wußte er den ein fachen Mann zu bestimmen, seinen Namen auf den Zettel zu schreiben, damit er — der Agent — -den Namen nicht vergesse». Die Bemü hungen. den Inhaber der Reisebuchhandlung zu bestimmen, angesichts der Art und Weise, wie das Geschäft gemacht wurde, die Bestellung rückgängig zu machen, waren vergeblich. In Rücksicht auf die Fragwürdigkeit der Manipulationen bat der -Besteller- den Ge schäftsinhaber, ihm wenigstens den Namen des Agenten zu nennen, um gegen diesen vorzugehen — auch dies wurde verweigert. Der Beklagte werde nunmehr, so führte der Vertreter des weiteren aus, die Art und Weise, wie die Bestellung gemacht wurde, als unlauteres Verfahren bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige bringen. Der Richter bemerkte hierzu, daß es sehr recht wäre, wenn es gelänge, ein mal einen solchen Fall als strafbare Vorspiegelung zur Verurteilung zu bringen. Solche und ähnliche Fälle wiederholten sich tausendmal vor dem Gericht, und es vergehe kein Tag, an dem nicht eines oder mehrere solcher Geschäfte hier zum Austrage kämen. Die Agenten verständen es aber -äußerst geschickt-, Geschäfte zu machen; hier komme nur der unterschriebene Bestellschein in Betracht, nicht wie die Unterschrift zustande kam. Auch die Mitteilung, der Ge schäftsinhaber weigere sich, den Namen des Agenten zu nennen, spiele keine Rolle, könne nur als Illustrierung der Geschäftspraktiken des Geschäftes dienen. — Die Angelegenheit wurde vertagt. Verdächtiges Bücherangebot. — Wie Leipziger Zei tungen melden, wurden Ende vorigen Monats in einer Leipziger Buchhandlung von einem unbekannten Manne drei Bücher zum Kaufe angeboten, die der Buchhändler aber erst dann zu kaufen sich bereit erklärte, wenn sich der Unbekannte genügend legitimiert haben würde. Der letztere entfernte sich daraufhin unter Zurück lassung der Bücher, angeblich, um sich die erforderlichen Legiti mationspapiere zu holen, ist aber bisher nicht wiedergekommen. Die Titel der Bücher sind: 1) Verzeichnis der in der Kreisnaturalien sammlung zu Bayreuth befindlichen Petrefakten, 2) Die Jura- sormationen des Breisgaues und 3) Charakteristik der Schichten und Petrefakten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges. Schluß der Berliner Gewerbe-Ausstellung. — Die Berliner Gewerbe-Ausstellung ist am 15. Oktober durch den Ehren präsidenten der Ausstellung Staatsminister von Berlepsch ge schlossen worden. Bei dem feierlichen Schlußakt überreichte der Handelsminister Brefeld den Mitgliedern des Arbeitsausschusses Ordensauszeichnungen und verkündete die Verleihung von 28 gol denen, 80 silbernen und 300 bronzenen Staatsmedaillen. Hierzu kommen noch 1800 von der Ausstellung selbst erteilte Ehrenzeug nisse. Die Liste der Empfänger dieser Auszeichnungen soll dem nächst im Reichs-Anzeiger veröffentlicht werden. Schluß der Bayerischen Land es - Ausstellung in Nürnberg. — Die Bayerische Landesausstellung zu Nürnberg ist am 15. Oktober abends geschlossen worden. Personalnachrichten. Professor vr. Heinrich Brockhaus. — Der außerordent liche Professor für Kunstgeschichte an der Universität Leipzig, Herr Or. Heinrich Brockhaus, ist zum Leiter der in Florenz zu begründenden kun st geschichtlichen Anstalt ausersehen, die nach Art der archäologischen Reichsanstalten eingerichtet werden und der die Pflege sowohl der klassischen Archäologie als auch der Kunstgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit obliegen soll. Heinrich Brockhaus entstammt der bekannten Leipziger Buchhändlerfamilie Brockhaus. Er ist im Jahre 1858 zu Leipzig geboren. Seine erste Publikation war 1883 eine -Studie jüber den Kursürstentag zu Nürnberg vom' Jahre 1640»." Später hin ließ er seine historischen Arbeiten mehr zurücktreten und beschäftigte sich vorwiegend mit Kunstgeschichte. Als eine Frucht dieser Studien veröffentlichte er 1885 im Repertorium für Kunst wissenschaft eine Untersuchung über das Hospital St. Spirito in Rom und besorgte daraus die Herausgabe und Uebersetzung von des Pomponius Gauricus -Os seuixtura», die 1886 heraus kam. Einen Hauptzweig der wissenschaftlichen Arbeiten von Pro fessor Brockhaus bilden die Studien, die er auf dem Athosberg und den dortigen Klöstern, in denen er öfter und längere Zeit zu Gaste weilte, unternommen hat. Die Reste byzantinischer Kunst waren es, die ihn hier namentlich in Anspruch nahmen, wie sie sich vorfanden in Denkmälern, Wandgemälden, Mauerschmuck und Hand schriftensignaturen. Jedoch beschränkte er sich nicht allein auf die byzantinische Kunst, sondern gab vielmehr eine ganze Geschichte der Athosklöster, feinsinnige Beschreibungen von Land und Leuten, so daß sein im Jahre 1891 ediertes Werk -Die Kunst in den Athos- klöstern« nicht allein kunstgeschichtlichen Wert hat, sondern auch alle von ihm angestellten weit- und kulturgeschichtlichen Forschungen, die den Athosberg angehen, enthält. An diese Forschungen reiht sich eine Studie -Abendland und Morgenland in Beziehung zu einander auf dem Gebiete der neueren Kunst-, die in der Festschrift der Leipziger Dozenten der Geschichte zu Ehren des Leipziger Histo rikertages enthalten ist. Das jüngste Werk von Professor Brockhaus betitelt sich: -Unsere heutige Baukunst« und ist 1895 erschienen. (Nat.-Ztg.) Gestorben: am 9. Oktober in Melbourne der berühmte Naturforscher Frei herr Ferdinand von Müller, Vorstand des botanischen Gartens in Melbourne. Er war im Jahre 1825 zu Rostock geboren, studierte 1846—47 in Kiel und ging zur Rettung vor drohender Schwindsucht in jungen Jahren nach Australien, wohin ihn zwei Schwestern begleiteten, deren leidende Ge sundheit ebenfalls ein wärmeres Klima erforderte. Seit 1852 in Victoria als Regierungsbotaniker angestellt, begleitete er 1855 Gregory auf dessen großer Vermessungsexpedition von der Ost- nach der Westküste Australiens. Nach deren Abschluß übernahm er die Anlage und Leitung des großen botanischen Gartens in Melbourne, den er in wenigen Jahren zu einem der berühmtesten Institute seiner Art erhob. Nach Gründung der Universität Melbourne trat er auch in deren Lehrkörper ein. Für die Erforschung der Flora Australiens war Müller hervorragend thätig, er hat selbst über 2000 Pflanzen benannt. Gleiche Verdienste erwarb er sich um die zoologische und geographische Erforschung Australiens und betrieb als Präsident der dortigen Geographischen Gesell schaft die Entsendung verschiedener Forschungsexpeditionen nach dem inneren Australien und in das antarktische Meer. Aber über der neuen Heimat hat Müller der alten nicht vergessen; wohl die Mehrzahl der größeren Museen Europas hat sich naturwissenschaftlicher Zusendungen von ihm zu erfreuen, keines aber in so hohem Maße wie Stuttgart. In langjähriger Freundschaft mit dem 1890 verstorbenen Vorstand des Naturalienkabinetts Direktor v. Krauß ver bunden, hat er, wie der -Schwäb. Merkur» schreibt, Stuttgart unermüdlich mit Zusendungen zoologischer Objekte bedacht, und das dortige Naturalienkabinett darf sich rühmen, eine Sammlung australischer Tiere, besonders von Säugetieren und Vögeln, zu besitzen, die mit den ersten Sammlungen der Welt konkurriert; Seltenheiten ersten Ranges, die manchmal nur in wenigen Exemplaren überhaupt vorhanden, sind aus diese Weise nach Stuttgart gekommen. Außer durch diese fortgesetzten Schenkungen hat Müller seiner Verehrung für Württemberg durch Stiftung eines Stipen diums Ausdruck verliehen, das Naturwissenschaftlern oder Medizinern Gelegenheit zu Reisen außerhalb Europas geben soll und in erster Linie Sammeln im Interesse des Naturalienkabinetts bezweckt. Dafür wurde er 1870 in den erblichen württembergischen Freiherrnstand erhoben. Daß auch die Wissenschaft sich ihm dankbar bewies und ihm die Ehren verlieh, die sie zu vergeben hat, ist selbst verständlich; in fast allen größeren Abteilungen des Tier- und Pflanzenreiches finden wir Artbezeichnungen -Mülleri-, die den Namen Ferdinand v. Müllers verewigen sollen, und vor einigen Jahren wurde auf der Forschungsreise der - Atlantic- auch ein sturmumbraustes Kap der Insel Possession im süd lichen Eismeer nach seinem Namen benannt. Die vielen un bekannten Pflanzen, die er entdeckte, erregten bei den euro päischen Botanikern großes Interesse. Es dürfte nicht all gemein bekannt sein, daß auch die Entdeckung der fieberzer störenden Kraft des Eukalyptus oder australischen Gummi baumes Müller zu verdanken ist. In Australien galt er mit Recht als der erste Naturforscher des Weltteils. Er hat an 100 verschiedene Schriften verfaßt.
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