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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-10
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1908
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- Deutsch
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- Saxonica
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9574 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 211. 10. September 1908. thekare vieler Gesellschaften der Vereinigten Staaten und Kanadas geschickt. Der Stoff ist nach Landschaften geordnet. Bei jeder stehen die nationalen Gesellschaften und die ohne festen Sitz oder Versammlungsort voran (bei den sogenannten lateinischen Republiken auch die Gesellschaften und Institute der Haupt städte), alphabetisch geordnet nach ihren amtlichen Namen, dann folgen die lokalen in alphabetischer Ordnung der Ortsnamen; aber ausgenommen sind Staatsgesellschaften und Institute und Geschichtsvereine der sogenannten Counties und der Orte, diese sind unter den Namen der betreffenden Staaten ausgenommen. Findet man nicht sofort die gewünschten Angaben, so nimmt man Zuflucht zum alphabetischen, 30 Seiten starken Register, das gegen 3000 Angaben ent hält, leider aber nicht die Titel der von den Gesellschaften herausgegebenen Veröffentlichungen. Man findet darin die Namen der Gesellschaften und Institute, Forschungs- Stiftungen, Preise und Medaillen, Expeditionen, Städte, Counties und Staaten in einem Alphabet nebst zusammen fassenden Stichworten und Verweisungen auf Vereinigungen und Veröffentlichungen eines besonderen Wissensgebietes oder Gegenstandes. Leider füllen die Nachträge und Ver besserungen ganze 25 Seiten, so daß man fast das baldige Erscheinen einer neuen, verbesserten Auflage des nützlichen Werkes wünschen möchte; jedoch darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Nachträge usw. auch im Index berücksichtigt sind. Dem Raum und der Anzahl nach sind die Staaten im »Hsnäbooll« folgendermaßen vertreten: Vereinigte Staaten S. 1—425: 120 nationale Ge sellschaften auf 95 Seiten, 625 lokale auf 329 Seiten; Canada S. 429—459: 62 Gesellschaften usw.; Mexiko S. 463—473: 13; West-Indien S. 474—481: 12; Mittel-Amerika S. 482 — 484: 5; Süd-Amerika S. 487 — 537: 90, nämlich: Argen tinien 17, Bolivia 7, Brasilien 24, Britisch Guiana 1, Chile 10, Columbia 5, Ecuador 3, Paraguay 2, Peru 13, Uruguay 4, Venezuela 4 Gesellschaften und Vereine, zusammen 927 mit einigen tausend Veröffentlichungen. P. E. Richter. Neue deutsche Buchkunst. Von Paul Westheim. (Vgl. Nr. 174, 185, 205 d. Bl.) IV. Joseph Sattler. Joseph Sattler war ein Schüler des frühverstorbenen Darmstädter Malers Heinz Heim. Dann besuchte er die Münchener Akademie und bezeichnet in seiner ersten Publi kation Rudolf Seitz als seinen Meister. In Wirklichkeit hat er am meisten von den allen Holzschneidern des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts gelernt. Dürer, mehr noch Hans Baldung Grien, Urs Graf und die deutschen Klein meister begeisterten und befruchteten den aufnahmebereiten Jüngling. Sattler ist am 26. Juli 1867 in dem kleinen bayerischen Städtchen Schrobenhausen geboren, das als Vaterstadt Lenbachs der Kunstwell bekannt ist. Sein Vater war Malermeister, der ihm wohl als Erbe die verblüffend sichere handwerksmäßige Technik mitgegeben hat. Das Leben verschlägt ihn bald nach dem Elsaß, wo er im Jahre 1892 mit einer Folge von zwölf Bilderbogen das erstemal vor die breitere Öffentlichkeit tritt. Die Flugblätter, die die alten Holzschneider von Zeit zu Zeit in die Welt zu senden pflegten, haben ihn wohl zur Herausgabe der »Quelle« (Verlag I. Kraemer, Kehl) veranlaßt. Die Liebe zu all dem Kleinzeug der täglichen Umgebung und eine stille Satire sprechen aus diesen Blätlern, mit denen der Künstler in die Sphäre des Volksempftndens einzudringen suchte. Die »öffentliche Meinung«, ein riesengroßer hohler Topf, an dem ängstlich ein paar schmächtige Figürchen lauschen, eröffnet den Zyklus. Da ist »Der Philosoph«, der wie eine ägyp tische Pagode steif über den Wassern und zwischen den Nebeln thront. Oder die Entrüstung der Braven vor dem »Fressen, Nichtstun, Saufen und Schlafen«. Das beste und stärkste Blatt ist aber »Die heilige Familie mit den Hobelspänen«, eine Mariendarstellung in einer Tischler werkstatt zwischen einem riesigen Gewoge von Hobel spänen, die mit ihrem unendlichen Gewirr von ver schlungenen Linien und kleinen Flächen eine geradezu verblüffende Ocnamentgestaltung abgeben. Ein Jahr später gibt er zusammen mit Charles Spindler, der den Verlag übernimmt, eine Folge »Elsässer Bilderbogen« heraus. Charakteristische Aufzeichnungen der alten Chronisten werden mit Illustrationen versehen. Von Sattler sind nur ein paar Blätter; indessen bietet gerade diese Publikation einen wertvollen Vergleich zwischen der festgefügten inneren Qua lität Sattlers und den anspruchsloseren Leistungen, denen man häufiger begegnet. Das alles sind noch Entwickelungsarbeiten aus der Werdezeit. Der eigentliche Sattler mit seiner ungestümen Bauernkraft, seiner deutschen Wucht und urtümlichen Robust heit tritt erst im Jahre 1894 mit den »Bildern aus der Zeit des Bauernkrieges« vor die Öffentlichkeit. Durch diese 30 Blätter braust der Sturm der größten sozialen Evolution, die die Geschichte kennt. Man hört geradezu den fliegen den Atem dieser ungestümen Zeit, wo der härteste Mensch, der deutsche Bauer, zusammenknickt unter dem Feudaljoch, wo er sich aufbäumt und, wild geworden, alles zerbricht und vernichtet, bis er, unfreier als je, wieder hinab muß in seine Fron und in lautlosem Ingrimm aufs neue die blut gedüngten Felder bestellt. Man steht die Not und das Elend leibhaftig; man sieht, wie auf einmal alle die Verzwei felnden sich zusammenrotten, wie sie stürmen, siegen, morden, sengen, brennen und dann selbst als Landplage überwältigt, gehenkt und gebändigt werden. Sattler hat hier in geradezu monumentaler Sprache das blutige Drama des niederen Volkes geschildert, dem in den »Wiedertäufern« die blutige Komödie des religiösen Wahnsinns folgt. Nie sind die allzu menschlichen Menschlichkeiten dieses Schneidermessias scho nungsloser aufgedeckt worden; Sattlers Satire wird grau sam, wenn er die Ablieferung alles Eigentums, die Lösung aller moralischen Bande und den Egoismus der neuen Heils bringer schildert. Und hindurch ringt sich wieder das Elend des gemeinen Mannes, zeigt die Hungersnot in Münster ihr gräßliches Gesicht. Ein Bluthund, der ein heiliges Buch im Maul herumzerrt, verkündet die neue Devise: »Das Wort ist Fleisch geworden und wohnet in uns«, bis der unglück selige Massenwahn in der Himmelfahrt des Propheten sein Ende findet. Das Grübeln und Philosophieren der deutschen Faust natur steckt in dem Zeichner. Er durchforscht die Geschichte mit heißerer Liebe als mancher Historiker, wühlt sich ein in alte, dickleibige Folianten, und aus der Vergangenheit grinsen ihm nur die Not, das Verbrechen und die Vergänglichkeit alles Irdischen entgegen. Über dem Dasein lagert eine dumpfe, bedrückende Atmosphäre: der Tod. Überall sieht er das Knochengerippe lauern. Es entsteht »ein moderner Totentanz« (1894). Dem Schwindsüchtigen ruft er durch den Schornstein zu, sich aus dem Jammertal zu befreien. Er schleicht um die baufälligen Häuser, knackt mit einem Totenbein die Eisenbahnbrücke, als Wurmstich stelzt er durch das höchste Besitztum des Menschengeistes, das Buch. Das
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