8, 11. Januar 1911. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 421 ^4 Zweite Auflage nach vier Wochen! Heinrich Maneffcs Abenteuer und Schicksale mitgeteilt von Adolf Vögtlüi. Buchschmuck, Titel und Einband nach Entwürfen von Georg Belwe. 26 Bogen m Oktav. Brosch. M. 4.—, geb. M. 5.—. Etwas Spannenderes, Aufregenderes hat man schon lange nicht mehr gelesen, als diese durch fast alle Länder des Erdballs führende moderne Odyssee, der tagebuchartige Aufzeichnungen eines Verstorbenen zugrunde liegen, die Vögtlin bearbeitet hat. /rarMuer dsackriclrten. Dieses Buch ist ein Unikum, da die Bemerkung des Herausgebers, es handle sich um Mitteilung von Tage buchblättern, keine Fiktion ist, sondern der Wahrheit entspricht. Was wir vor uns haben, sind in der Tat die Aufzeich nungen eines vor kurzem aus dem Leben Geschiedenen; diese wildbewegkcn, in alle Tiefen und schließlich doch zur Höhe reinen Menschentums führenden Schicksale sind erlebt, und Vögtlin hat die ihm übergebenen Blätter nicht umgestaltet, sondern nur umgeschrieben. Oie Lclnvei^. Die tiefe Lebensstimmung, der Glaube an die Menschheit, an das Leben, erheben, neben den Vorzügen einer künst lerischen, auch zeitgeschichtlich abgerundeten Darstellung, diese an äußeren seltsamen Lebensschicksalen und inneren Lebens erfahrungen überaus reiche Erzählung weit über den Durchschnitt der biographischen Romane hinaus. Sie besitzt etwas von dem Humor, von dem der Dichter selbst sagt, daß er „seinen Saft aus der Selbstüberwindung bezieht, die unser wirksamstes Universalheilmittcl ist." süserurisclres ^entrulblutt. Man hat hier eines jener nicht gewöhnlichen Bücher vor sich, die der Neigung der großen Menge, von Irrfahrten und Abenteuern zu vernehmen, gerecht werden, ohne dabei irgendwie hinabzusteigen. In den Schicksalen des Schustergescllen, der anszieht, das Glück zu suchen und es nach Jahren in Rußland als Erzieher findet, steckt so viel lebendiges Beispiel, so viel treffliche Lebenslehre, daß man das Buch als wirkliche Bereicherung volkstümlicher Literatur ansprechen darf. 8t. OuIIer Es ist ein schönes Verdienst des Herausgebers Adolf Vögtlin, daß er die ihm überlieferten Tagebücher des Helden in genießbare, künstlerisch edle Form gebracht, sie in den entsprechenden Rahmen gefaßt und das Ganze der Welt über liefert hat als ein Denkmal der unzerstörbaren Macht des Guten im Menschen und als eine Bestätigung des Dichterwortes, daS er dem Buche vorangcsetzt hat: Auch noch aus der Hölle Tiefen führt ein Weg zurück zum Reinen. i^Ieue ^ürclrer ^eitunZ. Die Geschichte der Menschheit selbst spiegelt sich in den Schicksalen dieses einen Menschen und dem unendlickien Siege, den er über sich selbst, über den Dämon erringt, in dessen Gewalt er so lange schmachtete. Das Buch müßte ein rechtes Volksbuch werden. Aus diesen Bekenntnissen würde der Strauchelnde neuen Mut schöpfen und den Wert des Lebens und seiner Güter erkennen. Vossisclis ^eitun§. H. Haessel Verlag in Leipzig. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. 60