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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1911
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- Deutsch
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6732 Börsenblatt f, d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 127, 3. Juni 1911. und die Aufgaben des Verlegervereins sich ständig erweitern, die einzelnen Spezialverleger für bestimmte Bedürfnisse und Wünsche keinen Raum mehr darin finden. Auch wenn sie klar und deutlich die Vorteile eines zum Schutze ihrer Inter essen berufenen großen Vereins anerkennen, zeigt ihnen doch der Gang der Ereignisse, daß neben Fragen allgemeiner Natur, zu deren Lösung der Verein als solcher in ganz bedeutendem Maße beitragen kann, ein Reihe von Sonderwünschen und -Be dürfnissen unberücksichtigt bleiben muß, weil die Gesamt heit davon überhaupt nicht oder nur in geringem Maße berührt wird. Jedenfalls sind, um nur in einer Gegenüberstellung die Verschiedenheit der Interessen anzudeuten, die Wünsche und Bedürfnisse der Verleger wissenschaftlicher Literatur zum Teil anderer Natur als die der belletristischen Verleger, so daß sich ganz von selbst eine Differenzierung ergibt, nicht groß genug, um das Trennende stärker zu empfinden als das Gemeinsame, aber doch genügend, den Wunsch nach Zusammenschluß der verschiedenen Jnteressentengruppen unter sich zu rechtfertigen. Ähnlich, nur noch schärfer ausgeprägt, liegen die Ver hältnisse in den Kreis- und Ortsvereinen. Obwohl es von Anfang an in der Absicht der leitenden Kreise lag, dem Sortiment in diesen territorial abgegrenzten Vereinen die Möglichkeit zu geben, seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen und sich untereinander über örtliche Maßnahmen zu ver ständigen, hat ihre Zusammensetzung zwar nie die nu merische Übeilegenheit des Sortiments in Frage gestellt, wohl aber eine gewisse Befangenheit gezeitigt, wie sie überall da zu beobachten ist, wo man nicht unter sich ist. Daran ändert auch die Zweiseelentheorie — die Zugehörigkeit vieler Verleger zum Sortiment, vieler Sortimenter zum Ver lage — nichts, da die geschäftliche Tätigkeit der meisten doch nur nach einer Seite hin gravitiert. Wohl liegt ein nicht zu unterschätzender Vorteil auch für das Sortiment in der Teilnahme der Verleger an den Tagungen der Kreis- und Ortsvereine, denn abgesehen davon, daß man sich persönlich näher trat, miteinander Fühlung nahm und manche geschäftliche Differenz auf diesem Wege beseitigen konnte, war man auch in der Lage, Mißverständ nisse ohne großen Zeitverlust aufklären und in gemeinsamen Verhandlungen sich über die gegenseitigen Anschauungen orientieren zu können. Aber immer stärker hat sich im Laufe der Zeit der Wunsch nach einer reinen Sortimenter vertretung herausgebildet, und die Hartnäckigkeit, mit der diese Bestrebungen seit den Tagen von Dominicus-Prag und Meißner-Elbing bis in unsere Zeit hinein immer wieder kehren, zeigt, daß hier mehr als rein separatistische Wünsche nach Ausdruck ringen, daß es sich vielmehr um ein allgemein empfundenes Bedürfnis handelt. Praktisch ist ihm freilich längst Rechnung getragen, denn was sind die Kreis- und Orts vereine heute anders als reine Sortimentervertretungen? Man werfe einen Blick auf die Tagesordnungen der Abgeordnetenversammlungen des Verbands der Kreis- und Ortsvereine, an deren Spitze seit Jahren ausschließlich Sorti menter stehen, und sehe sich vor allem die Jahresberichte an, um sofort zu erkennen, daß es ausschließlich Interessen des Sortiments sind, die auf den Verbandstugen zur Erörterung stehen. Das braucht nicht wunderzunehmen, da die Verleger ihre Interessen im Deutschen Verlegerverein hinreichend ge wahrt wissen, um weder den Wunsch, noch das Bedürfnis zu empfinden, mit ihren Klagen an die Abgeordnetenversamm lungen heranzutreten, die ihnen ja doch nicht helfen können. Aber ein wichtiges Moment fehlt, obwohl es im Grunde genommen rein äußerer Natur ist: die Anerkennung des Verbands der Kreis- und Ortsvereine als berufene Sortimentervertretung. Ob durch diese mehr nominelle als tatsächliche Änderung der Aufgaben der Kreis- und Ortsvereine praktisch mehr erreicht werden kann, als in der gegenwärtigen Zusammensetzung, wird von den leitenden Personen ebenso abhängen wie von dem Programm, das der Verband aufstellt. Denn wie die Aufgaben des Deutschen Verlegervereins sich nicht in der Regelung des Verhältnisses zwischen Sortiment und Verlag erschöpfen, so würde auch dieser Sortimenterverein seine Aufgabe verkennen, wenn er sie lediglich in einem Kampfe gegen den Verlag erblicken würde. Statt neue Reibungßflächen zu schaffen und mit billigen Schlagworten zu operieren, müßte er vor allem seine Tätigkeit darauf richten, ein besseres Verhältnis zwischen Sortiment und Verlag anzubahnen, indem er seine Aufmerksamkeit der Organisation des Vertriebs in den einzelnen Kreisen zuwendet und das Gebiet unter seine Mitglieder derart aufteilt, daß dadurch jede Einmischung in die Literatur versorgung von dritter Seite sich als überflüssig erweist. Ihm fiele ferner, neben der Aufrechterhaltung der »Ordnungen« und der Ausführung und Überwachung der Beschlüsse des Börsenvereins, die Aufgabe zu, der örtlichen Organisation die Wege zu weisen und Anleitung zu geben, wie die Bestrebungen außerhalb des Buchhandels stehender literarischer und künst lerischer Kreise auf das Sortiment übergeleitet werden können. So wären es besonders rein praktische Fragen zweckmäßigerer Organisation des BUchervertriebes, deren Er ledigung dem Verbände obliegen würde, zu denen nicht zuletzt die Erziehung der Mitglieder zur Beobachtung wirtschaftlicher Möglichkeiten im Rahmen unseres heutigen Geschäftslebens treten müßte. Schon heute haben sich, wie gesagt, die Kreis- und Ortsvereine zu reinen Sortimentervertretungen entwickelt, so daß es lediglich Formensache ist, sie auch äußer lich als das zu kennzeichnen, was sie innerlich längst sind. Und welchen andern Zweck als den, den Kreis- und Orts vereinen den Wind aus den Segeln zu nehmen, hätte wohl die Bildung eines außerhalb derselben stehenden Sortimenter vereins? Hier und da mag wohl der Gedanke auftauchen, daß die Kreis- und Ortsvereine, nachdem ihnen die Aufgabe der Ver tretung der Sortimenterinteressen gewissermaßen amtlich über wiesen wird, die Fühlung mit dem Verlag überhaupt ver lieren und in einen ausgesprochenen Gegensatz zu ihm treten werden. Diese Gefahr ist nicht groß: denn wie es im Interesse des Verlags liegt, über die Verhältnisse des Sortiments orientiert zu sein, so muß auch das Sortiment die Meinungen und Anschauungen des Verlags kennen zu lernen suchen, nur daß diese Beziehungen in Zukunft von Organisation zu Organisation herübergehen würden, wie dies jetzt im Wirt schaftsleben fast überall der Fall ist, wo den Vereinigungen der Fabrikanten die Dstaillistenoerbände gegenüberstehen. Die Entwicklung hat hier gezeigt, daß, wenn es auch im Anfänge nicht ohne Einseitigkeiten abgeht, da jeder immer nur die Dinge im Lichte der eigenen Interessen sieht, sich doch im Lause der Zeit — namentlich bei den Führern — nicht nur ein stärkeres Verantwortlichkeitsgefühl für die übernommene Auf gabe, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Interessen der »gegnerischen« Partei herausbildet. In jedem Falle ist eine klare und reinliche Gegenüberstellung der beiderseitigen Interessen einer Praxis vorzuziehen, die sich in Worten anders als in der Gesinnung gibt. Was nützen alle die schönen Phrasen von der Einigkeit, die stark macht, und alle die Reden, mit denen man zu vertuschen sucht, was sich auf die Dauer nicht vertuschen läßt! Eine wirkliche Interessengemein schaft ist stets nur da möglich, wo wirkliches, nicht scheinbares Einvernehmen besteht und wo der andere nicht die Faust in der Tasche ballt, weil die Klugheit ihm verbietet, sie dem Gegner zu zeigen. Der Börsenverein selbst würde durch diese Scheidung
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