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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1937-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1937
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- Deutsch
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Im Jahre 1732 seine eigene Bibliothek der Fakultät schenkte. Mehrere andere Schenkungen wurden dieser ersten zitgefügt. Sie wurde in der Sakristei der Kapelle in der Nue de la Bücherie, dem Sitz der Fakultät, untergebracht. Von da folgte sie der Fakultät in die Lokalitäten, die Soufflot am Place du Pantheon für sie erbaut hatte. Nach der Revo lution wurde sie dank der Tatkraft von Sue neu aufgebaut und nahm nach und nach eine ansehnliche Entwicklung. Sie wurde nach den Vorschriften vom Mai 1878 neu eingeteilt. 1891 wurde sie in die Räumlichkeiten verlegt, die sie jetzt noch innehat. Heute ist sie mit ihren 400 000 Bänden eine der wichtigsten medizinischen Bibliotheken der Welt. Die Bibliothek Sainte-Geneviöve ist eine der ältesten Bibliotheken Frankreichs. Man findet sie schon Mitte des 12. Jahrhunderts er wähnt. Kürzlich wurde in der Bibliothek Sainte-Geneviöve in be sonderen Räumen die der Universität geschenkte Bibliothek Doucet untergebracht, die eine große Anzahl seltenster Originalausgaben, Luxusausgaben, schöne Einbände und Manuskripte der großen fran zösischen Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts enthält. Die Bibliothek Sainte-Geneviöve umfaßt mindestens 700 000 Bände und mehr als 3800 Manuskripte. Die Anordnung der Bücher ist die gleiche wie in der Nationalbibliothek. Sie hat einen methodi schen, kurzgefaßten gedruckten Katalog. Außerdem besitzt sie einen Zettelkatalog, einen alphabetischen Autoren- und Sachkatalog. Bis in die letzten Jahre bildete sie einen Teil der »Nationalen Biblio theken«. Seit dem 1. April 1930 ist sie der Universitätsbibliothek von Paris einverleibt, ohne jedoch aufgehört zu haben, öffentlich zu sein. Die Bibliothek der Sorbonne umfaßt die beiden Abteilungen Literatur und Wissenschaften. Sie ist nicht, wie man zuweilen glaubt, die Bibliothek des alten Kollegs der Sorbonne. Von Philipp Le Bas, dem wahren Organisator der Bibliothek, wurde von 1844—46 der Entwurf der Einteilung geschaffen, die noch heute besteht. Diese Ein teilung deckt sich mit der von I. CH. Brunet, nur ist sie viel einfacher und praktischer. 1846 enthielt die Bibliothek ungefähr 40 000 Bände. Sie wurde bereichert durch verschiedene wichtige Geschenke, besonders durch die bemerkenswerte von I. V. Le Clerc hinterlassene Samm lung, der lange Dekan der Fakultät der Literatur gewesen war. 1874 hatte sie 90 000, 1885 300 000 Bände. Heute zählt sie annähernd eine Million Bände, was sie dem Eifer ihrer Direktoren L6on Nenier, Emile Chatelain u. a. zu verdanken hat. Bis zum Tode von L6on Nenier, der den Titel Administrator hatte, war die Bibliothek öffent lich. Seit 1886 ist sie für die Professoren und Studenten reserviert. Seit dieser Zeit untersteht sie nicht mehr direkt dem Minister, sondern dem Rektor. Die Bibliothek der Sorbonne ist die einzige Universitätsbibliothek in Paris, die Bücher an Studenten ausleiht. Sie besitzt zwei alpha betische Zettelkataloge, einer davon ist in zwei Abteilungen geteilt: Autoren und Anonyme. Ein alphabetischer Sachkatalog bezieht sich auf alle seit 1926 erworbenen Werke. Ein methodischer. Katalog wird nur von den Bibliotheksbeamten benutzt. Zur gleichen Zeit, als die Bibliothek Sainte-Genevieve der Univer sitätsbibliothek einverleibt wurde, wurde der Gedanke der Vereinigung der verschiedenen Abteilungen der Pariser Universitätsbibliothek ver wirklicht, die zwar schon 1910 beschlossen, aber bis dahin Theorie geblie ben war. Jede der Abteilungen, obwohl sie ihre Selbständigkeit und ihr eigenes Gesicht bewahrt, ist jetzt ein Teil eines einzigen Körpers. Die Bücheranschaffungen werden nach vorheriger Übereinkunft vor genommen. Die bei den einzelnen Bibliotheken laufenden Abonne ments auf Zeitschriften und kostspielige Sammlungen wurden ab bestellt, wenn die Prüfung ergeben hatte, daß ein Exemplar genügt. Man fängt auch an, gewisse Werke aus eine» Abteilung, in der sie wenig gefragt sind, in eine andere, in der sie nützlicher sind, umzu stellen. Das Budget ist nicht mehr im voraus eingeteilt, das heißt eine bestimmte Summe für jede Abteilung festgesetzt, sondern es ist für die gesamte Bibliothek aufgestellt. Eine Bücherei für 1000 Mark im Schaufenster In den in letzter Zeit im Börsenblatt erschienenen Beiträgen zur Schaufenstergestaltung war das Gewicht mehr oder weniger auf die äußere Ausstattung gelegt worden. Natürlich ist es in erster Linie wichtig, durch sorgfältigen und wirksamen Aufbau die Aufmerksam keit der Vorübergehenden auf das Buchfenster zu lenken. Für ein aufgeschlossenes, anspruchsvolles Publikum ist der innere Aufbau uud die Beziehung der ausgestellten Bücher zueinander aber von ebenso großer Bedeutung. Deshalb soll einmal ausschließlich nur von letzterem die Rede sein. Das hier abgebildete Fenster war absichtlich für die Kreise gedacht, die bereits für das Buch gewonnen sind. Es sollten damit Anregungen zur Weiterbildung und Anlaß zur Kritik gegeben werden. Als Zeitpunkt für dieses Schaufenster wählte ich die V. Neichs- tagung der Auslanddeutschen in Stuttgart, um auch unseren Gästen eine Auswahl von Werken aus den verschiedensten Gebieten des deut schen Geistesschaffens zu zeigen. Den Reiz der Auslage suchte ich dadurch zu erhöhen, daß ich die Bücherei so zusammenstellte, daß deren Wert genau RM 1000.— -ausmachte. Um das Fenster auch praktisch richtig auswerten zu können, wurden nur solche Bücher berücksichtigt, die wir laufend am Lager halten. Leider konnte ich in dem zur Verfügung stehenden Raum nicht alle aufgeführten Bücher ausstellen. Jedoch konnte in dem Fenster mindestens ein Werk aus den fünfundzwanzig vertretenen Wissensgebieten gezeigt werden. Der restliche Teil der Bücher wurde im Verkaufsraum ausgelegt und mit einem Hinweis auf das Schau fenster versehen. Das große Mittelplakat zeigt den Inhalt der Bücherei an. In der Mitte sind die Titel sämtlicher Bücher einzeln aufgeführt. Links stehen die Wissensgebiete, zu denen sie gehören, und rechts am Rande die Preise der Bücher. Die kleineren Plakate links und rechts unten: »Aus dem deutschen Geistesleben« und »Eine Bücherei für 1000.—« ent halten das Thema der Auslage und sollten, da sie ganz nahe an der Scheibe in zwei Dekorationsblöcken angebracht waren, die Aufmerk samkeit der Vorübergehenden auf das Schaufenster lenken. Die Plakate waren aus weißem Karton — die Beschriftung schwarz handgeschrieben. Die Aufstellung der Bücher im Schaufenster erfolgte in genauer Anlehnung an das Plakat. Ich begann also oben links mit der Pädagogik und schloß das Fenster unten rechts mit der Dichtung ab. Dabei war es wichtig, eine Linie durch das ganze Schaufenster trotz der vielen Gebiete zu finden und trotzdem Abstand zu halten zwischen den einzelnen Gruppen. So wurden z. B. auf der linken Seitenwand Pädagogik, Psychologie und Weltanschauung vereinigt. Ähnlich wurde in der Zusammenstellung bei den anderen Gebieten verfahren. Es kam mir darauf an, einmal eine Auslage zu zeigen, wie sie sich viele Passanten nach meiner Ansicht und Erfahrung wünschen. Das Publikum muß durch ein Schaufenster angeregt und gleichzeitig beraten werden. Viele Beschauer wollen »lesen« beim Anschauen. Man kann z. B. beobachten, daß die Betrachter von Wäsche-Auslagen die plattesten Schriftschilder wie: »sehr elegant« usw. laut vor sich hersagen. Wieviel lieber, so sollte man meinen, wird die Beschriftung in einem Buchschaufenster studiert. Im vorliegenden Falle war denn auch, wie sich erwiesen hat, die starke Beschriftung keineswegs unan gebracht. Sie ist ein sehr wichtiger Punkt und sollte mehr Beachtung finden. Wie kritisch und genau die Schriftplakate im Schaufenster gelesen werden, möchte ich nur an einem Beispiel zeigen: Beim Schreiben der langen Schriftstreifen habe ich versehentlich links oben bei dem Wort »Philosophie« das »h« weggelassen. Auf diesen Fehler wurde ich wiederholt von Besuchern des Ladens hingewiesen. Das Schaufenster stand längere Zeit und hatte einen recht guten Erfolg zu verzeichnen. AdolfSchlüter i. H. Konrad Wittwer, Stuttgart. 771
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