7164 Femge Bücher. 256, 3. November 1896. Ci» „klirr WiidkMiikt >» imstlkr bit!cr>>t»re>llil>i^lüml>! (48331) J„, Verlege von Eugen Diederichs in Klorenz u. Leipzig erschien: F. Avenarius, Etile Eine Dichtung. Zweite verbesserte ^luflage. 8". E)6 weiten. drosch. 2 ord., i ^ 50 netto, f bar; geb. 5 ^ ord., 2 ^ 25 a) netto, 2 -//, bar. Partie 7 6. „So mochte Vem vorigen Jahrhundert zu Mute sei», altz Klopstoäs Riesengestalt in die damalige Welt trat", läßt sich Otto Lyon in der „Zeitschrift f. d. deutschen Unterricht" vernehmen. — „Lebe" ist eine vollständig neue Dichtungsform, die große lyrische Form. Keine epische Dichtung mit lyrischem Zuschnitt, wie etwa Scheffels Trompeter, kein Liedercyklus wie Chamissos Frauenliebe oder Stielers Winteridyll, sondern ein Seelengemälde, dargestellt mit dem Ausdrucksmittel der Lyrik. Das Geschehnis beruht nur in der Darstellung von Empfindungen, die, dem äußeren Auge nicht sichtbar, den Charakter des Helden in psychologisch tief eindringender Weise vom Jüngling bis zum gereiften Mann ent wickeln. „Lebe" wurde von der Kritik znm Teil in begeisterter Weise in längeren Aufsätzen besprochen. Gerhart Hauptmann nannte es „die bedeutendste Schöpfung aus unserer Zeit"; es ist nun Sache des Buchhandels, dem Autor zu voller Anerkennung zu verhelfen. Wir geben im nachfolgenden einige Sätze aus der Kritik. Otto Lyon (Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht): „Gerade das, was wir sonst in unserer modernen Dichtung viel fach so schmerzlich vermissen, finden wir bei Avenarius in reicher Fülle vor: wirkliche schöpferische Kraft, Reinheit, Tiefe und Größe. Schon das ganze Problem, in das uns der Dichter mitten hincinstellt, ist von solcher Bedeutung, daß es eigentlich jeder Mensch von Empfindung und Begabung in seinem Innern einmal durchkämpfen inuß, und die Lösung, die Avenarius giebt, ist die menschlich reinste und höchste, die gefunden werden kann Zum erstenmal seit langer Zeit tritt uns in dieser Schöpfung das Erhabene wieder entgegen, das so lange in unserer Dichtung geschwiegen hat. Eine große, weit ausgreifende dichterische Phantasie reiht uns in mächtigem Fluge zu ungeahnten, neuen Welten mit sich fort, und wir stehen erstaunt und erschüttert, wir fühlen: das ist endlich einmal wieder der Flügelschlag deS echten Dichters Nicht wie im Traume, sondern mit Hellen Augen sehe ich es: Ein neuer Frühling in unserer Litteratur ist angebrochen." F. Muncker (Wissenschaft!. Beilage zur Allgemeinen Zeitung): „So einfach die Handlung ist, so tief ist ihr ethischer Gehalt, und so reich ist namentlich die Ausbeute der verschiedensten Stimmungsmvmente: fast die ganze Skala menschlicher Empfindungen wird in ihr durchlaufen Und in allen diesen wechselnden Stimmungen verbindet sich mit dem un mittelbaren Gefühl menschlicher Herzensschicksale eine wahre, tiefe Naturempfindung, die die Größe der Schöpfung im Lichte des Tages und im Dunkel der Nacht, im winterlichen Ernst und in der Heiterkeit des Frühlings und deS Sommers, die Erhaben heit der Bergwelt und die Majestät des Meeres, wie die Anmut der fruchtbaren Ebene mit immer neuen Hymnen feiert Für ernster denkende und tiefer fühlende Leser ist die wiederholte Lektüre ein wirklicher, Geist und Gemüt labender Genuß." G» Heine (Wahrheit): „Wir haben eine große Dichtung vor uns, fast möchten wir sagen, zu grvß für eine Epigonenzeit. Groß in der Macht und Eigenart der Form, groß aber sodann durch ihren tief innerlichen, sittlichen Gehalt, und modern zugleich durch die eindringende Seelcnschilderung. . . . Da voraussichtlich große Nachfrage eintreten wird, bitte» wir, umgehend zu verlangen! Auslieferung nur durch: Hachmeister ^ Thal, Leipzig.