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02-Ausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.01.1899
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- Ausgabe
- Titel
- 02-Ausgabe
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- 1899-01-01
- Erscheinungsdatum
- 01.01.1899
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- Deutsch
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8 Nichtamtlicher Teil. 1, 2. Januar 1899, Verkettung sonderbarer Umstände dazu, daß sich solche noch existierende Drucke bisher der Entdeckung entzogen hätten. Ein solcher Fall scheint aber in der That vorzuliegen, wie aus einer neuen Veröffentlichung von Otto Hupp*) hervorgeht. Es handelt sich dabei um ein Uissals spseisls, also ein katholisches liturgisches (Meß-)Buch, in dem die Messen für den Priester enthalten sind, und zwar, im Gegensätze zu dem allgemeinen Msssls romsuum, um ein für eine bestimmte Diözese oder religiöse Orden festgestelltes Buch. Leider ist über seine Herkunft nichts weiter bekannt, als daß es die letzten fünfzehn Jahre hindurch in einer Privatbibliothek stand (diese wird von Hupp nicht genannt), deren Eigentümer es von einem Altertumshändler erworben hatte. Durch Tausch ist das Exenrplar dann unlängst in den Besitz des Ludwig Rosenthalschen Antiquariats in München übergegangen. Diese Angaben sind äußerst dürftig. Hupp begnügt sich auch mit der gelegentlichen Bemerkung, daß ihm zu einem Eingehen auf den liturgischen Inhalt des Buches die Kenntnisse fehlten. Daraus kann ihm natürlich ein Vorwurf nicht erwachsen; wohl aber erscheint es sonderbar, daß er es unterlassen hat, das Buch einem Sachverständigen in liturgischen Dingen zur Bestimmung zu übergeben. Denn es ist doch von großer Wichtigkeit, wo das Buch benutzt worden ist. War es zum Gebrauche in der Diözese Straßburg oder Mainz bestimmt, so ist die Annahme Hupps, daß wir es hier vielleicht mit dem ältesten Drucke überhaupt zu thun haben, sehr viel wahr scheinlicher, als wenn es für eine von diesen Städten ent fernt gelegene Diözese bestimmt gewesen ist.**) Das älteste bisher bekannte Miffale (komrmum) stammt aus 1475 (es ist datiert), das älteste Nlsssle spsoisls aus etwa 1492 (undatiert). Das Exemplar, das vorliegt, ist defekt. Vor allem fehlen die Schlußblätter, so daß nicht festzustellen ist, ob das Werk ein Kolophon enthielt oder nicht; wahrscheinlich ist das Vor handengewesensein einer Schlußschrift allerdings nicht. Von den ehemals vorhandenen 192 Blättern sind 176 erhalten. Das Format ist Folio (306x218 Millimeter), der Schrift spiegel hat durchlaufende Zeilen, ist also nicht gespalten, mißt 212x132 Millimeter, und die Seite zeigt die auffallend ge ringe Zahl von achtzehn Zeilen. Das Buch ist rot und schwarz, und zwar mit Typen gedruckt, die auch in dem Fust-Schöffer- schen Psalterium von 1457 (dem ersten bekannten Druck mit Namen des Druckers und Datum der Herstellung) Vorkommen, und zeigt weder Blattzahlen noch Signaturen und Kustoden. Der Druck ist unregelmäßig, nur auf ganz wenigen Seiten befriedigend, d. h. schwarz und zugleich rein. Um ihn zu verbessern, hat der Drucker dann ab und zu auf die Typen so viel Farbe aufgetragen, daß sich um jeden Buchstaben ein öliger, braungelber Schein bildete. Höchst merkwürdig sind die Nach besserungen. Es kommt bei frühen Inkunabeln nicht selten vor, daß Stellen, die im Druck nicht gut herauskamen, hand schriftlich nachgebessert wurden. Bei diesem Missale sind es aber, wie Hupp mitteilt, nicht einzelne Blattstellen, sondern es ist fast das ganze Buch, Seite für Seite, beinahe Zeile für Zeile, auf manchen Blättern sogar fast jeder einzelne Buchstabe, mit Tinte nachgefahren oder ausgebessert. Daß die Nachbesserungen nicht wegen der Herstellung mit ver brauchten Typen nötig geworden find, sondern infolge tech nischer Unvollkommenheiten des Druckes und des Typengusses, weist Hupp eingehend nach. Wenn er aber aus den weit gehenden Ausbesserungen von über 350 Seiten den Schluß zieht, daß »nur ein Anfänger, ohne auf den Zeitaufwand zu achten, so liebenswürdig einen noch nicht befriedigenden Druck- *> Ein Nisssls sxsoisls, Vorläufer des Psalteriums von 1457. Beitrag zur Geschichte der ältesten Druckwerke von Otto Hupp. 1898. München-Negensburg, Nationale Verlagsanstalt. 4". 30 S. **) Nachträglich erfahre ich, daß Abbe Ul. Chevalier das Missale „als für Mainz und dessen Diözese gedruckt" erklärt hat. versuch nachfeilen konnte«, so ist doch darauf zu entgegnen, daß es durchaus nicht feststeht, ob die Nachbesserungen wirklich von dem Drucker oder von einem späteren Benutzer ausgeführt worden find. Der Gedanke, daß ein Drucker seine ganze Auflage von doch immerhin 100 bis 200 Abzügen in dieser Weise verbessert habe, ist hier um so schwerer annehmbar, als ein so gewissenhafter Mann doch wohl eher auf die Druck weise besser geachtet hätte, als es nach der Beschreibung Hupps geschehen sein muß, besonders da einzelne Seiten gut gedruckt sind, also den Beweis liefern, daß die Druckapparate nicht ganz unvollkommen gewesen sind. Daß aber Fälle Vorkommen, wo die Benutzer sich die Mühe des Verbesserns und Ver- schönerns ihrer Druckwerke nehmen, beweist ein Exemplar der Schedelschen Chronik, das sich auf der kölnischen Stadtbibliothek befindet. In dem prächtigen Werk sind auf sehr vielen Seilen die ursprünglich schwarz gedruckten Initialen und Uncialen mit der Hand rot übermalt, was nur auf den Benutzer des Buches zurückgeführt werden kann. Besonders interessant sind zwei von ^ Hupp aufgestellte Behauptungen bei dem Missale. Einmal soll der Rotdruck auf zweifache Weise hergestellt und dann jede Seite für sich allein gedruckt sein. Daß an vielen Stellen das Rot unabhängig vom Schwarz gedruckt ist, wird durch das ungenaue Passen desselben in die anfangs leergelassenen Stellen bewiesen; manchmal sind Teile roter Buchstaben auf solche schwarzer Buchstaben gekommen. Auf anderen Seiten ist aber nach der Behauptung Hupps zweifellos das Rot gleichzeitig mit dem Schwarz gedruckt. Das gehe einmal aus dem genauen Registerhalten, dann aber be sonders aus der Thatsache hervor, daß das Rot dort, wo es gut auf der Zeile steht, scharf und rein ist, zuweilen die oberen, unteren oder seitlichen schwarzen Buchstaben stellenweise — meist die Köpfe oder Füße — rot geworden find. Es wurde also, vermutet Hupp, nachdem der Satz schwarz eingefärbt war, mit einem ganz kleinen Ballen, wahrscheinlicher noch mit dem Pinsel, das Rot aufgetupft und dabei wurden versehentlich auch zuweilen die Köpfchen der benachbarten schwarzen Buch staben mit berührt. Nur wer das Original vor sich hat, kann beurteilen, ob die Behauptung Hupps von dem merkwürdigen gleichzeitigen Druck von Rot und Schwarz richtig ist; denn in diesem Falle muß sich auf den mileingefärbten Köpfen und Füßen eine schwarzrote Farbenmischung zeigen, ein ganz unreines Rot, entstanden aus der Farbenmischung in nassem Zustande. Ist aber das Rot nur übergedruckt, so ist die Hypothese Hupps hinfällig; denn das bessere Registerhalten an einzelnen Stellen kann auf sorgfältigerer Arbeit beruhen, und für das auf andere Buchstaben übergreifende Rot giebt es auch eine andere Erklärung. Der Rotdruck kann auf die Art hergestellt worden sein, daß beim Schwarzdruck die rot zu druckenden Stellen zunächst blockiert wurden; dann wurde der rote Satz eingehoben, mit dem Ballen die rote Farbe aufgetragen und und nun ein Papier aufgelegt, aus dem die Größe des Satzes ausgeschnitten war. War aus dem Papier ein zu großer Raum ausgeschnitten, so druckte die rote Farbe, die beim Einfärben auf die benachbarten Buchstaben gekommen war, einfach mit. Wie gesagt, kann aber darüber nur bei vorliegendem Original geurteilt werden. Der seiten- und nicht bogenweise Druck des Missale geht zunächst aus den Spiegeldrucken hervor. Einen solchen zeigt z. B. die Seite 43 verso, d. h. einen schwachen, jedoch völlig deutlichen Abklatsch einer Seite 43 retro. Er rührt daher, daß der Bogen in der Druckerei auf einen zweiten Bogen mit demselben noch nicht ganz getrockneten Texte gelegt worden ist. Wären nun beide nebeneinanderstehende Blattseiten eines Bogens gleichzeitig gedruckt worden, wie es heutzutage geschieht, so wären beide feucht gewesen, und so müßte also die Seite^38 reoto, die mit 43 auf einem Bogen steht, auch
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