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02-Ausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.01.1899
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- Titel
- 02-Ausgabe
- Band
- 1899-01-01
- Erscheinungsdatum
- 01.01.1899
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- Deutsch
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1, 2. Januar 1899. Niclstamtftchcr Teil. 9 den Spiegeldrnck der Seite 38 verso zeigen. Jene Seite ist aber vollständig sauber, und das gleiche zeigt sich bei anderen Bogen. Zweifellos wird der seitenweise Druck dadurch, daß die einen Seiten mehrerer Bogen Doppeldruck (vom Buchdrucker »Schmitz« genannt) ausweisen, während die entsprechenden anderen ganz rein gedruckt sind. Zur Bestimmung eines undatierten Druckes ist bekannt lich die Typenform und das Wiederkehren derselben Typen in anderen datierten Werken fast der einzige Anhaltspunkt. Zur handschriftlichen Herstellung von Missalen hat man sich schon besonderer, charakteristischer Buchstabenformen bedient, die, wie ja die ersten Buchdruckertypen überhaupt naturgemäß dieselbe Form wie die Handschriftbuchstaben haben, von den Schriftgießern nachgeahmt wurden. Noch heute haben solche große Schriften den Namen Missaltypen Das Rosenthalsche Missale ist mit einer kleinen Missal type gedruckt, von der nicht sehr viel Vorrat vorhanden ge wesen zu sein scheint, da das Werk, wie bemerkt, seitenweise gedruckt worden ist. Dem sonstigen Gebrauche entgegen, ist das Missale und der angehängte Kanon (die für alle Messen gleichlautenden Gebetssormeln vor, bei und nach der Konse kration in der Messe) mit ein und derselben Type gedruckt, während der erwähnte Anhang mit einer größeren gedruckt zu werden pflegt (Kanontype). Dieselbe Type kommt aber in dem Fust-Schöfferschen Psalter von 1457 vor. Sehen wir nun zu, wie Hupp den Psalter auf diesen Grundlagen der Zeit seiner Entstehung nach bestimmt. Der Psalter von 1457, sagt er, enthält folgende Druck buchstaben: 1. die großen Initialen mit den reichen Verzierungen; 2. die große Psalter- oder Kanontype, eine eckige Mi nuskel, zu der außer dem einfachen Alphabet auch alle die unter 5 aufgeführten Schriftzeicheu gehören; 3. die zu 2 passenden Versalien, d. h. mehr oder minder eckige Anfangsbuchstaben; 4. die zu 2 und 3 gehörigen Uncialen, d. h. größere gerundete Kapitalbuchstnben; 5. die kleinere Psalter- oder Missaltype, und zwar a) das gemeine ABC, b) eine Reihe von mit Kürzungs zeichen versehenen Buchstaben, e) zusammengezogeue Buchstaben (Ligaturen), von denen wieder manche Kürzungszeichen haben, ä) selbständige Kürzungs zeichen (für voll, rum, st, ns) und s) Lesezeichen; 6. die zu 5 passenden Versalien; 7. die zu 5 und 6 gehörigen Uncialen. Die Nummern 5, 6 und 7 entsprechen fast ganz den Nummern 2, 3 und 4, sie sind nur kleiner. Beim Aissals spseials sind von allen diesen Schriftgattungen ausschließlich nur die Nummern 5 und 6 verwendet. Es ist nun doch gar nicht abzusehen, warum hier die gerade für eben diese Nummern, also für die kleine Psaltertype eigens geschnittenen Uncialen (7) nicht gebraucht, sondern, wie es hier geschehen, durch Hand arbeit eingezeichnet wurden — wenn eben diese Uncialen beim Drucke des Missale schon geschnitten und gegossen waren! Ebensowenig ist einzusehen, warum hier der Kanon mit derselben kleinen Type wie das ganze Buch gedruckt wurde, wenn schon die große Psaltertype existierte, da doch sonst bei früheren Missalen und auch heutzutage noch immer der Kanon größer geschrieben, bezw. gedruckt wurde als der andere Text. Das sind kaum zu widerlegende Beweise dafür, daß. das Missale vor dem Psalterium gedruckt wurde. Mit diesem Nachweise gesellt sich das Missale aber zu den zwei ältesten der bekannten Druckwerke, den beiden Bibeln, denn zwischen diesen und dem Psalter sind nur unbedeutende Werke bekannt. Es bleibt jetzt noch die Frage zu erörtern, in welcher Reihenfolge das neu entdeckte Buch in Bezug am die Bibeln gehört. Der Verfasser der Kölner Chronik von 1499, bekanntlich^ einer der wichtigsten Quellen für den Zeitpunkt, den Ort der' Erfindung, sowie die Person des Erfinders der Buchdrucker kunst, erzählt: »Jnd van der zit an s1440j bis men schreve 50 wart undersoicht die kunst ind wat dairzo gehoirt, ind in den jairen uns Heren do men schrief 1450, do was ein gülden jair: do began men zo drucken ind was dat eirste boich, dat men druckde, die bibel zo latin ind wart gedruckt mit eiure grover schrift.« Hieraus folgert nun' Hupp, daß mit der hier erwähnten Bibel in grober Schrift nicht die 42- oder 36zeilige gemeint ein kann, denn diese weisen Typen auf, die man nicht als eine grobe Schrift im Sinne des fünfzehnten Jahrhunderts bezeichnen kann. Da Ulrich Zell, der erste kölnische Drucker, nicht Augenzeuge des Bibeldruckes gewesen ist, so stammt der Bericht des ungenannten Verfassers der Chronik aus dritter Hand.*) Nun meint Hupp, eine Verwechselung wäre infolge dessen wohl möglich und es hätte wohl statt Bibel »Missale« heißen sollen. Dann wäre sowohl die grobe Schrift, als auch das Vorhandensein dieses rätselhaften Missales glatt erklärt. Allerdings, damit wäre für das letztere ein Geburtszeugnis gewonnen, das es zu dem zweifellos ältesten Druckwerke über haupt stempelte. Hier scheint nur indes doch der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein, denn die Unterschiebung des Irrtums ist doch ziemlich willkürlich. Es ist zwar nicht zu leugnen, daß sich in dem ganzen großen Kapitel der Chronik »Van der boichdruckerkuust« wahres und falsches durchein ander vorfindet, sogar gerade bezüglich des Ortes und Jahres der Erfindung Gutenbergs ein Widerspruch in den Angaben liegt, aber in dem angezogenen Passus einen Irrtum zu ver muten, geht schlechterdings nicht an. Die oben im Wortlaut wiedergegebene Stelle, auf die Hupp Bezug nimmt, geht näm lich folgendermaßen weiter: ». . . mit einre grover schrift, as is die schrift, dae men nu misseboicher mit druckt«. Die zuerst gedruckte Bibel wird also geradezu in einen Gegensatz zu den Missalen gestellt, so daß eine Verwechselung wohl nicht gut vorliegen kann. Auch dünkt mich, daß man auf die »grobe« Schrift nicht einen solchen Nachdruck legen könne, denn man versteht darunter weniger eine roh ausgeführte als große Typenart. Die Mutmaßung Hupps, daß das Missale vor den Druck der Bibeln zu setzen sei, bleibt eine reine Vermutung, für deren Richtigkeit nichts anderes als die Wahrscheinlichkeit an zuführen ist, daß die grobe Schrift, mit der das Missale ge druckt ist, den zierlichen Typen der Bibeln vorangegangen sei. Daß es gefährlich ist, nach der roheren Ausführung einfach auf das höhere Alter zu schließen, lehrt die älteste Geschichte des Kupferstiches, wenngleich zuzugeben ist, daß diese Gefahr bei der Buchdruckerkunst in ihren Anfängen weniger nahe- liegt. Aber ein Nachweis für die richtige Druckzeit des Missale ist bis jetzt nicht zu erbringen. Sei dem nun wie ihm wolle. Jedenfalls hat inan es bei dem Missale mit einem höchst interessanten Unikum zu thun, das vielleicht berufen ist, die zweiuudvierzigzeilige Bibel zu entthronen, und sich als ein wirklicher einziger Druck Gritenbergs entpuppt! Um zu einem solchen Ergebnis aber zu gelangen, ist die Beantwortung der Frage „Woher?" unbedingt nötig, einer Frage, die doch wohl verhältnismäßig leicht lösbar sein nud deren scheinbar geringe bisherige Beachtung auffallen muß. G. Hölscher. *) Der Verfasser selbst erzählt: Dat beginne ind vortgank der vnrß kunst halt mir nmtlich verzelt der eirsaine man meister Ulrich Zell van Hanauwe, boichdrucker zo Coellen noch zer zit anno 1499, dnrch den die kunst vnrß is zo Coellen kamen. Sechsundsechzigsler Jahrgang. 3
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