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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1904
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- Deutsch
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10816 Nichtamtlicher Teil. 27S 1, Dezember 1904. Welcher Art das Geschäft war, ersieht man hieraus nicht. Es handelte sich aber jedenfalls um die Herausgabe seines Erstlingswerks »Die Familie Schroffenstein«. Dieses Trauerspiel erschien nämlich im folgenden Jahr bei Heinrich Geßner in Bern und Zürich. Ausführlicher sind die Mitteilungen in dem erwähnten Briefwechsel über Kleists Versuch, eine Verlagshandlung zu errichten. Am 17. September 1807 schreibt er seiner Schwester: -Ich habe versucht, meine teuerste Ulrike, Dir zu schreiben; doch meine Lage ist so reich, und mein Herz so voll des Wunsches, sich Dir ganz mitzuteilen, daß ich nicht weiß, wo ich ansangen und enden soll. Schreibe mir doch, ob ich nach Wormlagest kommen darf, um Dich zu sprechen. Oder ob wir uns nicht auf halbem Wege irgendwo ein Rendezvous geben können? Ich sollte denken, dies letztere müßte möglich sein. Ich will Dich zu bewegen suchen, zu einer Buch-, Karten- und Kunsthan dlung, wozu das Privilegium erkauft werden muß, 500 Rthlr zu 5 pC. auf I Jahr herzugeben Adam Müller (ein junger Gelehrter, der hier im Winter, mit ausgezeichnetem Beifall, öffentliche Vor lesungen hält), Rühle und Pfuel idem sein Bruder das Geld dazu hergiebt) sind die Interessenten. Dir alle Gründe darzuthun, aus welchen die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit dieser Unter nehmung hervorgeht, ist schriftlich unmöglich. Rühle, der mit dem Prinzen jetzt hier ist, und der Psuelen, durch den Unterricht, den dieser dem Prinzen giebt, eine Pension von 600 Rthlr. verschafft hat, ist von einer praktischen Geschicklichkeit, alles um sich herum geltend zu machen, die bewunderungswürdig und selten ist. Der Herzog würde ihm sehr gern, nach Verlaus der Crziehungsperiode einen Posten in seinem Lande geben; doch da sein unerläßliches Bedürfnis ist, frei zu sein, so will er alles an dieses Jahr setzen, um es für die übrige Lebens zeit zu werden. Er ist es daher auch eigentlich, der an die Spitze des ganzen Geschäfts treten wird; ein Umstand, der, dünkt mich, nicht wenig für die Sicherheit seines Erfolgs spricht. Er sowohl, als ich, haben jeder ein Werk drucken lassen, das unfern Buch händlern sechsmal so viel eingebracht hat, als uns. Vier neue Werke liegen fast zum Druck bereit; sollen wir auch hiervon den Gewinn andern überlassen, wenn es nichts als die Hand danach auszustrecken kostet, um ihn zu ergreifen? Die 1200 Rthlr., die das Privilegium kostet, können nie ver loren gehen; denn mißglückt die Unternehmung, so wird es wieder verkauft; und die Zeilen müßten völlig eisern sein, wenn es nicht, auch im schlimmsten Fall, einen größern Wert haben sollte, als jetzt. Die ganze Idee ist, klein und nach libe ralen Grundsätzen anzufangen, und das Glück zu prüfen; aber, nach dem Vorbild der Fugger und Medicis, alles hineinzuwerfen, was man auftreiben kann, wenn sich das Glück deutlich erklärt. Erwäge also die Sache, mein teuerstes Mädchen, und wenn Du Dich einigermaßen in diesen Plan, der noch eine weit höhere Ten denz hat, als die merkantilische, hineindenken kannst, so sei mir zu seiner Ausführung behülflich.« Jm weiteren Teil dieses Briefs sucht Kleist seiner Schwester damit zu schmeicheln, daß er ihr verspricht, sie in vornehme Häuser einzuführen, und daß er von der Möglichkeit spricht, eine Direktionsstelle beim Wiener Theater zu erhallen Zur Erklärung sei hier eingeschaltet, daß Kleist schon früher fortwährend die Gefälligkeit seiner Schwester in Anspruch genommen hat. Fast in jedem Briefe bittet er sie um eine Geldsendung, und da er bis dahin zur Erlangung einer sicheren Existenz nichts getan hatte, ist es erklärlich, daß seine Schwester von dem neuen Projekt nicht sonderlich viel hielt. Da er am 3. Oktober noch keine Antwort von ihr hatte, so richtete er eine dringende Reklamation an sie. Er war von dem Gelingen seines Unternehmens so überzeugt, daß er glaubte, der Brief müsse seiner Schwester Freude machen. Am 25. Oktober schrieb er ihr einen längeren Brief, den ich mit Fortlassung der Einleitung und des letzten Teils hier wiedergebe: ». . . . Ich wußte wohl, daß Du mir in einem Falle, wo es in der Tat darauf ankommt, mir ein Vermögen zu verschaffen, nach so vielen Aufopferungen, die letzte nicht verweigern würdest, die ihre ganze schöne Reihe schließt. Wenn es möglich gewesen wäre, rascher zu sein, so hätten wir schon bei der gegenwärtigen 3) Ein Gut in der Lausitz, das die Familie von Schönfeld bewohnte. Leipziger Messe in den Buchhundel eintreten können; doch so hat diese Verzögerung andere nach sich gezogen, so, daß wir uns jetzt nicht eher, als bei der nächstfolgenden, werden darin zeigen können. Inzwischen hat dieser Ausschub doch auch sein Gutes gehabt. Denn statt des privile^ii, das nun verkauft ist, hat uns der H. v. Car- lowitz, einer der reichsten llartiouliers des Landes, ein unent geltliches Privilegium in seiner Jmmediatstadt Liebstadt an geboren; ein ganz vortrefflicher Umstand, da wir dadurch das Recht bekommen, hier in Dresden ein Wanderlager zu halten, und sonst aller Vorteile eines städtischen privilegii teilhaftig werden. Ferner ist während dessen, durch den hiesigen französischen Gesandten, der sich schon während meiner Gefangenschaft für mich interessiert hatte, und dessen nähere Bekanntschaft mir nun geworden ist, an Clarke in Paris geschrieben worden. Es ist nicht unmöglich, daß wir die Oden (?)st Napoleons in Verlag bekommen, und daß unsere Buch handlung überhaupt von der französischen Regierung erwählt wird, ihre Publikationen in Deutschland zu verbreiten, wodurch, wie Du leicht denken kannst, die Assiette des ganzen Instituts mit einem Male gegründet wäre. Du wirst nicht voreilig sein, politische Folgerungen aus diesem Schritte zu ziehen, über dessen eigentliche Bedeutung ich mich hier nicht weitläufiger auslassen kann. — Was nun, zur Antwort auf deinen Brief, den Termin anbetrifft, an welchem ich das Geld erhalten müßte, so kann ich dir diesen jetzt genau nicht sagen, indem sich, wie gesagt, das Geschäft ein wenig in die Länge gezogen hat; inzwischen würdest du es doch zu Neu jahr in Bereitschaft halten müssen, da von diesem Zeitpunkt an für die kommende Messe vorgearbeitet werden muß. übrigens muß es Conventionsgeld sein, d. h. der Wert davon, gleichviel in welcher Münzart, wenn nur nicht preußisch. Wenn es uns mit dem Verlags - Abschlüsse glücken sollte sich bitte Dich, nichts von dieser Sache zu sagen), so würde es vielleicht nötig sein, so schnell und so viel Geld herbeizuschaffen, daß ich noch nicht recht weiß, wie wir uns aus dieser Verlegenheit ziehen werden. 2000 Rthlr. haben wir in allem zusammen; doch du kannst leicht denken, daß eine solche Unternehmung mehr erfordert, als dieS. Ich nehme hier Gelegenheit zu einem andern Gegenstand über zugehen. Mein Auskommen wird mir in der Folge, wenn alles gut geht, aus einer doppelten Quelle zufließen: einmal aus der Schriftstellerei: und dann aus der Buchhandlung. Da ich die Manuskripte, die ich jetzt fertig habe, zum eigenen Verlag aufbewahre, so ernähre ich mich jetzt bloß durch fragmentarisches Einrücken derselben in Zeitschriften und Verkauf zum Aufführen an ausländische Bühnen; und doch hat mir dies schon nahe an 300 Rthlr. eingebracht (der österreichische Gesandte hat mir 30 Luisdor von der Wiener Bühne verschafft), woraus Du leicht schließen kannst, daß die Schriftstellerei allein schon hinreicht, mich zu erhalten. Wie wär's also, mein teuerstes Mädchen, wenn Du, statt meiner, als Actionair in den Buchhandel trätest, der von jener Schriftstellerei ganz abgesondert ist? Du hast immer ge wünscht, Dein Vermögen in einer Unternehmung geltend zu machen; und eine günstigere Gelegenheit ist kaum möglich, da der Vorteil, nach einem mäßigen Mittlern Durchschnitt, 22 pCt. ist. Ich verlange gar nicht, daß Du Dich hierüber kategorisch erklärst, Du mußt notwendig selbst hier sein, um Dich von dem innern Zusammenhang der Sache und der Solidität derselben zu über zeugen. Es kommt gar nicht darauf an, Dich gleich mit Deinem ganzen Vermögen hineinzuwerfen, sondern nur mit einer etwas größern Summe, als jene 500 Rthlr., und den Augenblick, wo das Übrige zu wagen wäre, von der Zeit zu erwarten. Allerdings müßtest Du in diesem Falle jene Erklärung, die Du mir aus unserer Reise von Gulben nach Wormlage gemacht hast, zurück nehmen und Dich entschließen können, mit mir zusammen zu leben. Und dies würde doch nicht schlechterdings unmöglich sein? Wenn Du vor der Hand auf dies alles noch nicht eingchen willst, so bleibt es beim Alten, d. h. bei der Verzinsung und Zurückzahlung des Kapitals. Ich sagte es nur, weil ich wünsche, Dir einen Vor teil verschaffen zu können, und weil eine Art von Ungerechtigkeit darin liegt, Dir das Geld mit 5 pCt. zu verinteressieren, während es mir 4mal so viel abwirft.« Aus vorstehendem Brief ersieht man, wie zuversichtlich Kleist in seinen Erwartungen war; denn es ist doch nicht anzunehmen, daß er seine Schwester um ihr Geld betrügen wollte, obschon man ihm den Vorwurf nicht ersparen kann, daß er nicht immer sehr ökonomisch zuwege ging. Den st Das Wort ist im Original nicht mehr zu entziffern, weil Ulrike den Satz bis: wodurch ... sorgfältig ausgestrichen hat, wahrscheinlich weil sie die Drucklegung der Briefe ins Auge gefaßt hatte. Statt des Wortes Ode, das der Herausgeber selbst mit einem Frage zeichen versieht, ist vielleicht zu lesen: Ooäes, denn das Napo- leonische Gesetzbuch wurde ja auch für Deutschland gedruckt.
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