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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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279, 1 Dezember 1904. Nichtamtlicher Teil 10817 Fortgang seines Unternehmens erfahren wir aus seinem Schreiben vom 17. Dezember 1807 aus Dresden: »Ich habe gewagt, meine teuerste Ulrike, auf die S00 Rthlr., die Du mir versprachst, zu rechnen, und in der Hoffnung, daß sie mit Weihnachten eingehen werden, den Verlag eines Kunst journals, Phöbus, mit Adam Müller anzufangen. Die Verlagskosten für den ganzen Jahrgang betragen 2500 Rthlr., wozu Rühle 700 und Pfuel 900 Rthlr. hergeben, macht mit meinen 500 Rthlrn. in allem 2100 Rthlr.; der Rest kann von dem, was monatlich eingeht, schon bestritten werden. Es ist noch nie eine Buchhandlung unter so günstigen Aussichten eröffnet worden; eben weil wir die Manuskripte selbst verfertigen, die wir drucken und verlegen. Rühles Buch über den Feldzug hat die zweite Auflage erlebt; er bekömmt zum zweitenmale von Cotta ZOOTHlr. Und hätte er es selbst verlegt, so wären 2000 Rthlr. das Min deste, was es ihm eingebracht hätte. Das erste Heft des Phöbus wird Ende Januars erscheinen; Wieland auch (der alte) und Johannes Müller, vielleicht auch Goethe, werden Beiträge liefern. Sobald die Anzeigen gedruckt sind, werde ich Dir eine schicken. Ich wünsche nichts, als daß Du hier wärst, um Dich von dem innersten Wesen der Sache besser überzeugen zu können. Ich bin im Besitze dreier völlig fertiger Manuskripte, deren jedes mir denselben Gewinn verschaffen würde, den wir von dem Jour nal erwarten, und das ich nur bloß nicht drucken lassen kann, weil mir das Geld dazu fehlt. Inzwischen denken wir doch, daß wir zu Ostern schon so viel zusammengebracht haben, um eines davon: Penthesilea, ein Trauerspiel, zu verlegen. Wenn Du Dich entschließen könntest, hierher zu ziehen, so wären folgende Sachen gewiß: 1. ich würde Dir im ersten Jahre nichts kosten; 2. im zweiten würd' ich Dich unterstützen können; 3. Du würdest mit eignen Augen sehen können, ob die Sache glückt oder nicht; 4. Du würdest Dich, wenn sie glückt, mit Deinem ganzen Vermögen hineinwerfen können; 5. dadurch würde die Sache, die sich viel leicht sonst nur langsam entwickelt, ganz schnell reifen; und 6. und letzteres, wir würden uns einander lieben können. Was willst Du gegen soviel Gründe einwenden? — Überlege Dir die Sache und schreibe mir. Ich muß schließen, ich bin wieder ein Geschäftsmann geworden, doch in einer angenehmeren Sphäre als in Königsberg. Was wäre doch wohl in Königsberg aus mir geworden?« Der Dezember verging, und Ulrike hatte das Geld noch immer nicht gesandt. Am 5. Januar 1808 schickte Kleist ihr einen Boten nach Wormlage, damit dieser das Geld so fort mitbringen sollte. In dem Brief, den er ihm mitgab, schrieb er: .... »Ich schicke Dir also diesen Boten, als eine Art von Exekution, die nicht eher von Dir gehe, als bis Du Dich zu einer Antwort entschlossen hast. Setze.Dich sogleich hin, mein liebstes Mädchen, und schreibe mir, warum das Geld, das Du mir zu Weihnachten versprochen hast, ausgeblieben ist? Jeder Grund ist zu verschmerzen, nur nicht der, daß Du mir böse bist. Wenn Du es nicht auftreiben kannst, was sehr wohl möglich ist, so muß ich dies wenigstens wissen, damit irgend ein anderer Rat geschafft werden kann. Denn unsere literarische Unterneh mung, die den besten Fortgang verspricht, ist in vollem Laufe; Dresden allein bringt 50 Subskribenten auf, woraus Du das Resultat des Ganzen berechnen magst, wenn Du auch nur an nimmst, daß von den übrigen Städten in Deutschland jede 1 nimmt. Die Horen setzten 3000 Exemplare ab, und schwerlich konnte man sich bei ihrer Erscheinung lebhafter dafür interessieren als für den Phöbus. Durch alle drei Hauptgcsandten dieser Residenz (den französischen, österreichischen und russischen, welcher letzterer sogar — Gr. Kanikow — Aufsätze hergibt) zirkulieren Subskriptionslisten, und wir werden das erste Heft auf Velin durch sie an alle Fürsten Deutschlands senden. Es kommt alles darauf an, daß wir die Unternehmung in den drei ersten Monaten aus eigener Kasse bestreiten können, um nachher in jeder Richtung völlig gedeckt zu sein. Schreibe mir also unver züglich, ob Du mir mit einem Vorschuß zu Hülfe kommen kannst oder nicht; und wenn es bloß daran liegt, daß Du das Ganze, das Du versprachst, nicht auftreiben kannst, so schicke den Teil, den Du vorrätig hattest, und zwar gleich durch meinen Boten, welches ein zum Postamt gehöriger Portechaisen-Träger und völlig sicher. Ich schicke Dir eine Handvoll Anzeigen, damit Du auch, oder wer es sei, eine Subskription, wo sich die Gelegenheit findet, veranlassen kannst Julchen kann eine oder zwei an Martini nach Frankfurt schicken, wo ja auch Lesegesellschaften sein müssen» .... Kleist war offenbar schon in Verlegenheit, und er zählte wohl nicht mehr darauf, daß seine Schwester sich mit ihrem Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang ganzen Vermögen an dem Verlag beteiligen werde. Des halb suchte er wenigstens das Darlehen zu erhalten; aber auch von diesem bekam er vorläufig nur einen Teil, wie wir aus seinem nächsten Schreiben ersehen. Dieses vom 8. (Januar?) datierte Schreiben lautet: »Mein liebes Herzens-Riekchen, ich danke Dir. Du hast mich gerührt dadurch, daß Du mich um Verzeihung bittest, daß es nicht mehr sei. Es ist kein Zweifel, daß wir, was den Verlag Phöbus betrifft, damit auskommen werden. Auf den 1. Januar 1809, wenn irgend die Sache gut geht, kriegst Du Dein Geld wieder. Hier in Dresden interessiert sich alles, was uns kennt, ür unsere Unternehmung. Stelle Dir vor, daß wir von der Regierung, als eine Gesellschaft von Gelehrten, höchst wahr- cheinlich (die Sache ist schon so gut, als gewiß) eine kostenfreie Konzession zum Buchhandel erhalten werden; die vier Buch händler, die hier sind, treten allzusammt dagegen auf, doch ist man fest entschlossen, die Konkurrenz zu vergrößern. Es kann uns bei unfern literarischen und politischen Konnexionen gar nicht fehlen, daß wir den ganzen Handel an uns reißen. Dazu giebt noch obenein keiner von uns den Namen her, sondern die Handlung wird heißen: Phönix-Buchhandlung. Ferner: die Familie Hardenberg hat uns beauftragt, die gesamten Schriften des Novalis (Hardenberg-Novalis, von dem Du mir nicht sagen wirst, daß Du ihn nicht kennst) zu verlegen, und ver langt nichts, als die Veranstaltung einer Prachtausgabe. Wenn die Sache klug, auf dem Wege der Subskription, angefangen wird, so kann dieser einzige Artikel (da so viel seiner Schriften noch ungedruckt waren) unfern Buchhandel herauf bringen; und wir wagen im schlimmsten Fall nicht das Aller mindeste dabei. Auch Goethe und Wieland haben geschrieben und werden an unserm Journal Anteil nehmen. Der zerbrochene Krug (ein Lustspiel von mir) wird im Februar zu Weimar auf geführt, wozu ich wahrscheinlich mit Rühle (der Major und Kammerherr geworden ist), wenn der Prinz dahin geht, mitreisen werde. Kurz, alles geht gut, und es fehlt nichts, als daß ich noch ein Jahr älter bin, um Dich von einer Menge von Dingen zu überzeugen, an die Du noch zweifeln magst.» .... Der folgende Brief ist vom August 1809 datiert, doch soll die Jahreszahl offenbar 1808 heißen. In diesem Schreiben ist die Stimmung Kleists schon merklich herabge drückt. Die Zinsen kann er nicht bezahlen, und der Krieg eröffnete keine günstige Aussicht für den Buchhandel. Aus dem Brief sei hier das wichtigste wiedergegeben: .... »Der Phöbus hat sich trotz des gänzlich darnieder liegenden Buchhandels noch bis jetzt erhalten; doch was jetzt, wenn der Krieg ausbricht, daraus werden soll, weiß ich nicht. Es würde mir leicht sein, Dich zu überzeugen, wie gut meine Lage wäre, und wie hoffnungsreich die Aussichten, die sich mir in die Zukunft eröffnen: wenn diese verderbliche Zeit nicht den Erfolg aller ruhigen Bemühungen zerstörte.» Kleist klagt dann, daß man an den deutschen Theatern nur mehr französische Stücke oder Übersetzungen französischer Stücke spielt. »Wer weiß, ob jemand noch nach hundert Jahren in dieser Gegend deutsch spricht.« Dann fährt er fort: »Ich bitte Dich, nicht böse zu werden, wenn ich Dir vor der Hand die Interessen der 500 Rthlr. nicht auszahlen kann; ich versichere Dich, daß es ganz unmöglich ist, indem die meisten Buchhändler bis auf Ostern 1809 unsere Schuldner sind.« Am 30. September bittet Kleist seine Schwester in einer dringenden Angelegenheit zu ihm nach Dresden zu kommen (er war wegen eines heftigen Zahngeschwürs ver hindert zu reisen). Hier hat er ihr nun offenbar einge standen, daß er den Phöbus nicht mehr halten konnte. In dem nächsten Schreiben vom 2. November 1808 bittet er sie, für ihn eine Schuld von 20 Rthlr. zu bezahlen. Mit seinen Finanzen stand es also noch immer sehr schlecht. Am Schluß des Briefes findet sich folgender lakonische Zusatz: »H. 8. Der Buchhändler Walter hat den Phöbus über nommen, und alle Ausgaben sind gedeckt.- Das war das Ende des Phöbus. Die Phönix-Buch handlung ist anscheinend überhaupt gar nicht ins Leben getreten. Vom Phöbus erschienen zwölf Hefte in Quartformat, Stück 1 bis 6 im Selbstverlag, Stück 7 bis 12 im Verlage der Waltherschen Hofbuchhandlung. Heft 1 erschien im 1416
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