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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1904
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- Deutsch
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^ 281, 3. Dezember 1904. Nichtamtlicher Teil. 10925 in -Michael Kramer--; er gilt aber von hier ab als Naturalist In dem 1890 aufgesührten -'Friedensfest-- zeigt sich Haup" manns als treuer Schüler Ibsens, sowohl im Inhalt (eine -Familienkatastrophe--), als auch in der Führung des Dialogs. Gleichwie im ersten Drama, so ist es auch hier eine Frau, die eine Aussicht auf heitere Zukunft gibt, und zwar nicht mehr un bewußt, sondern mit Willen. Mit dem Drama »Einsame Menschen« ging Hauptmann 1891 zum erstenmal auf die öffentliche Bühne. In dem Helden des Stücks, der eine große Tat vollbringen möchte, nicht aus Ehr geiz, sondern um den Menschen zu nützen, schuf er einen neuen Typus, den des Schwächlings, des Mannes mit schwachen Nerven und Muskeln, der nicht frei und stark werden kann, weil er sich nicht aus alten Fesseln zu lösen vermag. Die neue Frau, die ihm zu helfen imstande ist, wird daran durch die Kleinlichkeit und durch die gemeinen Gedanken ihrer Umgebung gehindert, die sich in ihrer niedrigen Gesinnung eine reine Freundschaft zwischen Mann und Frau nicht denken kann. Schon durch dieses Stück wurde allgemein die Meinung erweckt, daß Hauptmann jener neue Dichter wäre, der es allen Menschen recht machen würde. Im nächstfolgenden Stücke, dem Lustspiel »Kollege Crampton«, gibt er ein Bild des verkommenen Genies, eines Trunksüchtigen mit einer großen Seele; es ist auch die mensch liche Seele, die hier zum erstenmal in Zustandsschilderung auf die Bühne kommt. Das nächste, im Jahre 1893 veröffentlichte Stück war »Die Weber«, ein historisches Schauspiel, nicht aber, wie man eine Zeitlang meinte, ein Tendenzstück aus der Gegen wart. In ihm tritt zum erstenmal die große Masse (die armen Weber) in ihrer Gesamtheit als Held auf. Bisher sind Einzel personen die Helden; das Volk brachte nur Vaterlandsgefühl, Freiheitsliebe u. dergl. zuni Ausdruck. Zwar finden sich massen psychologische Ansätze schon in Kleists »Robert Guiscard- und in Hebbels »Judith«; aber die leidenschaftliche Volksseele hat erst Hauptmann in seinen »Webern« auf die Bühne gebracht. Als Held sollte auch die große Menge im nächsten Stück »Florian Geyer« auftreten, die Ritterschaft, die Bürgerschaft und die Bauernschaft sollten lebensgetreu erscheinen. An der Weitschichtigkeit und daran, daß zu viel Personen die Bühne füllten, scheiterte jedoch das Stück, das den Namen eines Dramas schon deshalb nicht verdient, weil sich in ihm keine Führung und keine Richtungslinien bemerkbar machen. Das Jahr 1893 brachte -Hanneles Himmelfahrt«, in dem jeglicher Naturalismus fehlt und reine Poesie herrscht. Hier macht sich auch die Sehnsucht Hauptmanus nach etwas Schönerm, Besserm bemerkbar. Wenn er aber auch Poesie gibt, so fehlt ihm doch die Kraft der Poesie, die nur eine starke Begeisterung ver leihen kann, und die Fähigkeit zur romantischen Phantasie. Die 1894 erschienene Diebeskomödie »Der Biberpelz« und dessen verfehlte Fortsetzung »Der rote Hahn« fanden wenig Anklang; das Publikum will auf der Bühne Gestalten sehen, mit denen es gern verkehrt. Deshalb auch war die »Versunkene Glocke«, die das Jahr 1895 brachte, so recht dem Geschmack des Publikums entsprechend: Liebe, Märchenstimmung, etwas Sentimentalität, etwas unverständliche Symbolik — dies alles verhalf dieser Märchendichtung zu großem Erfolg und machte den Dichter volkstümlich. Hauptmann aber wollte dadurch seinen Unmut über den Mißerfolg des -Florian Geyer- zum Ausdruck bringen, und im Glockengießer hat er sich selbst gezeichnet, wie er nach einer neuen Kunst ringt. Trotz mühevollen Quälens beim Aufbau und bei der Ausarbeitung des Stücks ist dem Dichter das Werk nur bedingt gelungen, und die -Versunkene Glocke- bleibt, als Kunstwerk be trachtet, die schwächste seiner Bühnendichtungen. In dem 1898 erschienenen »Fuhrmann Herrische!« sehen wir Hauptmann wieder auf seinem heimatlichen Boden, und gleich schafft er in den Personen dieses Stücks seine besten Figuren. Besonders gelungen ist der Titelheld, dieser Riese, der wegen seiner innern Schwäche von einer bösen Frau zerbrochen wird: er, mit seinem tiefen und zarten Gefühl ist der robusten Weiblichkeit trotz seiner physischen Kraft nicht gewachsen. Aus nahmsweise schließt dieses Stück einmal mit einer Explosion. Nach dem gänzlich verfehlten »Schluck und Jau- kam »Michael Kramer« auf die Bühne. Keins der Hauptmannschen Werke ist so wenig wie dieses verstanden worden, dessen letzter Akt ein wundersames Gebilde ist. In den letzten Werken des Dichters ist die Schilderung des weiblichen Liebeslebens neu. Im »Armen Heinrich« beherrscht Hauptmann sein neues Thema noch nicht, was wohl daran liegen mag, daß er gerade die Ent wicklungszeit des Mädchens zum Weibe, also einen pathologischen Zustand schildern will. Desto gelungener ist die Titelheldin in »Rose Bernd«, die er mit höchster stberzeugungstreue und tiefster Liebe geschaffen hat. In diesem Werke zeigt sich Hauptmann auch in so vollkommener Weise als Beherrscher aller dramatischen Mittel, daß man nur Erfreuliches von ihm erwarten darf. Bis jetzt Börsenblatt wr deutschen Buchhandel. ?t. Jahrgang. fand man weder Stetigkeit noch Entwicklung bei seinem Schaffen; bei jedem neuen Werk setzt er zum Sprunge immer vom neuen Punkte aus an. Daß er zum alten Ausgangspunkt immer wieder zurückkehrt, hat wohl seinen Grund in der Unsicherheit be züglich der Anschauungen über die Aufgaben und die Mittel der Kunst. Auf die Frage, ob die Werke Hauptmanns unsterblich sein werden, kann man nur eine resignierte Antwort geben: es fehlt ihnen die ruhige und sichere Festigkeit. So darf man Haupt mann wohl als den Vorläufer einer neuen Kunst, nicht aber als ihren Messias bezeichnen. — Die Zuhörer waren diesem nahezu anderthalbstündigen Vor trag mit großer Aufmerksamkeit gefolgt und dankten Herrn Pro fessor Witkowski mit verdientem reichen Beifall. G. Korczewski. Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig. — Als Lehrer der zu Ostern 1905 neu zu errichtenden Klasse für Stempelschneiden, Gravieren für Buchdruck und Buchbinderei, Schneiden von Schriften, Herstellen von Prägestempeln und -Platten, sowie von Präge- und Druck proben ist der an der Reichsdruckerei in Berlin tätige Graveur Georg Schiller berufen worden. — Für die Abteilung der photographischen Drucktechniken wurde der Ätzer und Drucker Ernst Hamann aus Leipzig als technischer Beistand angenommen. — Bezüglich der Ausrüstung der Werkstätten ist zu erwähnen, daß in der Buchdruckerei eine von Scheller L Giesecke in Leipzig ge baute neue Tiegeldruckpresse mit Motorbetricb ausgestellt wurde. — Der Werkstatt für Holzstich und Bild Hochdruck stellt im Januar 1905 die Leipziger Schnellpressenfabrik, Aktien gesellschaft, vormals Schmiers, Werner L Stein eine Buchdruck- Schnellpresse, Satzgröße 68x105 ow gütigst zur Verfügung. — Der Werkstatt für Stein- und Aluminiumdruck wurde ein be sonderer Schleifraum hinzugefügt, eine zweite Hebelhandpresse und eine Glättprcsse eingestellt, beide aus den hiesigen Werkstätten von Karl Krause. — Von dieser Firma bezog die Akademie auch eine Papierschneidemaschine für die Buchbinderwerkstatt. — Eine wesentliche Verbesserung der Lehrmittelsammlung ge schah durch Erwerbung einer erheblichen Zahl hervorragender moderner graphischer und buchgewerblicher Werke; darunter vieler japanischer Holzschnitte und Originalzeichnungen deutscher Künstler. Diese Lehrmuster werden größtenteils in den Unterrichtsräumen und Gängen der Akademie für die Schüler dauernd sichtbar ge macht werden. Erhaltung eines alten deutschen Worts. — Aus Stuttgart wird der Frankfurter Zeitung von einem nicht ge nannten Einsender geschrieben: In der württembergischen Ab geordnetenkammer wurde dieser Tage eine Stunde lang um das Schicksal eines Wortes gekämpft. Man stritt darüber, ob die Ortsvorsteher künftig den alten Namen »Schultheiß« be halten, oder ob sie in Anpassung an andre Bundesstaaten in -Bürgermeister« umgetitelt werden sollen. Die Titelschmerzcn einer Anzahl württembergischer Schultheißen, denen ihr Amts name zu unmodern und nicht schön genug klingt, bleiben ungestillt; dem deutschen Sprachschatz aber wird ein altes, voll klingendes und bodenwüchsiges Wort am Leben erhalten bleiben. Mit Genugtuung sei das an dieser Stelle besonders auch des wegen festgestellt, weil vor Jahresfrist von hier aus von mir der erste Protest gegen die grundlose Ausrottung des alten eigen artigen Namens erhoben wurde, der bald darauf von verschiedenen andern Seiten, so auch vom Deutschen Sprachverein, Unterstützung gefunden hat. Die schließliche Rettung hat das Wort aber un streitig denr Ulmer Prälaten v. Demmler zu verdanken, der das ganze Gewicht seiner warmherzigen, von feinem Humor be lebten Beredsamkeit in die Schale warf und dessen beinahe ausnahmslose Beliebtheit bei allen Mitgliedern des Hauses wesentlich mit für die Erhaltung des »Schultheißen- entscheidend wurde. Seine Verteidigungsrede für den Schultheiß wurde teil weise zu einer halb scherzhaften, halb ernsten Philippika gegen Ausrottung aller Eigenart in Sprache und Sitte, gegen die nivellierende Stillosigkeit in der Bauart, und verdient auch außer halb des Halbmondsaals im Bürgerhaus, in der Schule, in den Rathäusern und Kanzleien Beherzigung. Theaterstatistik. — Nach einer französischen Statistik über die europäischen Theater marschiert Frankreich mit 394 Theatern an der Spitze. Es folgen: Italien mit 389, Deutschland mit 264, England mit 205, Spanien mit 190, Österreich mit 188, Rußland mit 99, Belgien mit 59, Schweden und Norwegen mit 46, Holland mit 42. die Schweiz mit 35, Portugal mit 16, Dänemark mit 13, die Türkei mit 9, Griechenland mit 8, Rumänien mit 7 und Ser bien mit 6 Theatern. iAllg. Ztg. sMünchenj) >430
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