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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1911
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- Deutsch
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- Saxonica
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2982 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 57. 9. März 1911. drei großen Kulturvölker in ausreichendem Maße kennen zu lernen. Ebenso gab die im Schlestngerschen Beilage er scheinende Musik-Zeitung »Echo« den Angestellten Gelegenheit, Opern und Konzerte in reichem Maße zu genießen, da die dieser Zeitung gewährten Freibillets auch dem Personal zur Ver fügung standen. So ist diese Lehrzeit, wenn sie auch nicht gerade das buchhändlerische Wissen des jungen Mannes erheblich förderte, Albert Goldschmidt doch immer in lieber Erinnerung geblieben und hat jedenfalls den Grund zu seiner umfassenden Literaturkenntnis gelegt, die im späteren Leben seinem eigenen Betriebe zugute gekommen ist. Im Jahre 1859 ging Albert Gold schmidt nach Paris, um in das damals bedeutende Haus A. Franck als Volontär einzutreten. Daß der einundzwanzig jährige junge Mann eine lebhafte Freude empfand, die damalige Hauptstadt der Welt aus eigener Anschauung kennen zu lernen, braucht nicht besonders betont zu werden. Die Kennt nisse in der französischen Sprache, die er sich durch den Be such des Französischen Gymnasiums erworben hatte, befähigten ihn, in dem Hause A. Franck sofort mit dem Publikum zu verkehren und einen Teil der Korrespondenz zu übernehmen In dem umfangreichen Betriebe, in dem seinerzeit ein großer Teil der französischen Gelehrten und Literaten ein- und ausging, konnte Albert Goldschmidt auch die Lücken, die seine Bücherkenntnis aufwies, ausfüllen und nebenbei seinen Geschmack und seinen Kunstsinn durch den Besuch der künstlerischen Schätze, die in Paris auf gehäuft sind, bilden. Auch die Theater besuchte er fleißig, soweit seine Kassenverhältnrsse es gestatteten. Gegen die Berliner Preise erschienen die der Pariser Theater allerdings unerschwinglich hoch. Namentlich aber rühmte Albert Gold schmidt, daß die Tätigkeit bei A. Franck ihn den Wert der Zeit und ein strammes, schnelles Arbeiten gelehrt habe, da die Briefe abends bis 6 Uhr fix und fertig sein mußten, wollte man sie nicht bis zum nächsten Tage liegen lassen oder das erhöhte Porto, das die Pariser Post für nach 6 Uhr abends aufgegebene Briefe berechnete, bezahlen. Im Jahre 1861 verließ Albert Goldschmidt die fran zösische Hauptstadt, um sich nach Breslau zu wenden, wo er ein Engagement in der Schletter'schen Buchhand lung angenommen hatte. Zuerst als Volontär beschäftigt, erhielt er bald eine bezahlte Gehilfenstelle, ein Be weis, daß er auch dort den Ansprüchen seines Chefs nach zukommen imstande war. Aber nicht nur im Geschäft, sondern auch in der Familie seines Chefs, des Herrn Skutsch, sowie in anderen Breslauer Familien war er gern gesehen. Sehr lange hat es Albert Goldschmidt in Breslau nicht gelitten. Es zog ihn zurück zum Vaterhaus, nach seiner Vaterstadt Berlin, wo er nach der Eltern Wunsch sich einen eigenen Herd gründen sollte. Am 17. April 1863 kaufte Albert Goldschmidt den Reisebücher-Verlag von Theobald Grieben und übernahm ihn, nachdem er das damals erforderliche Examen bestanden hatte, für eigene Rechnung. In einem kleinen Kontor in der Brauhausgasse, in einem Hause, das heute der Kaiser Wilhelm-Straße zum Opfer gefallen ist, begann Albert Goldschmidt seine verlegerische Tätigkeit. Auch hierüber hat er sich in dem bereits erwähnten Aufsatz der Deutschen Buch handelsblätter selbst ausgesprochen, und ich kann nichts Besseres tun, als diese Worte hierhersetzen, da sie den Geist, in dem Albert Goldschmidt sein Geschäft geführt hat, aufs trefflichste kennzeichnen: »Über meine mehr als vier Jahrzehnte umfassende Ver lagstätigkeit kann ich kurz hinweggehen, da sie sich ja vor den Augen des Publikums und des Buchhandels selbst voll zog und da meine Bemühungen, gute, brauchbare Reise bücher zu schaffen, von weiten Kreisen erkannt und freund lich anerkannt wurden. Mein Verleger-Interesse erweiterte sich bald auf die weiteren Zweige der Reiseliteratur. Ich ließ Reisekarten zu billigem Preise Herstellen, gab Sprach führer heraus, ließ ein umfassendes Eisenbahn- und Post- Kursbuch in eigener Druckerei, die ich inzwischen erworben hatte, Herstellen, mußte letzteres aber trotz größter Verbreitung eingehen lassen, als das Reichskursbuch, ein staatliches Unter nehmen, dem Buchhandel mit günstigen Bezugsbedingungen geliefert wurde. Besonderes Interesse wandte ich meiner belletristischen Bibliothek zu, die ich zu 50 H das Bändchen erscheinen ließ — es war damals die erste derartige Samm lung — und mit der ich die zu jener Zeit an den Bahn höfen feilgehaltene, sehr zweifelhafte Art von Büchern mit lockenden Umschlägen verdrängen wollte. So erweiterte sich der Verlag von Jahr zu Jahr, der Umsatz vergrößerte sich, das Personal mußte vermehrt werden. Freilich waren zwei mal durch äußere Verhältnisse Hindernisse eingetreten, die bei der Richtung meines Verlages mir schwere Sorgen bereiteten. Im Sommer 1866 waren alle Räume meines Geschäfts mit neuen Auflagen der Reisebücher und des Kursbuchs angefüllt, als der Krieg mit Österreich plötzlich allem Reisen Halt gebot und der Absatz meines Verlages ganz aufhörte. Ähnlich, nur weit schlimmer war meine geschäftliche Lage im Jahre 1870 beim Ausbruch des deutsch-französischen Krieges. Zu jenen Zeiten habe ich schwere Tage verlebt, da die Einnahmen ganz aufhörten, während verhältnismäßig hohe Verbindlich keiten auf mir lasteten. Durch die für uns so glückliche und schnelle Entscheidung beider Kriege waren die Reise hemmnisse verhältnismäßig bald gehoben, und der immer größer werdende Reisetrieb brachte wieder die erwünschte Nachfrage. So arbeite ich nun über 40 Jahre im eigenen Geschäfte, und ich habe die Lust zur Tätigkeit in meinem lieben Beruf trotz meines vorgeschrittenen Alters nicht verloren. Hat sich doch für mich die Arbeit im Jahre 1899, als mich der schwerste Schlag meines Lebens, der Verlust meiner geliebten Frau, traf, besonders segens reich erwiesen, da meine Berufstätigkeit imstande war, meine Gedanken abzulenken und mir die Kraft zu geben, den Schicksalsschlag zu überwinden.« Am 19. April 1868 verheiratete sich Albert Goldschmidt mit Fräulein Elise Caro, die es verstanden hat, ihm eine lange Reihe von Jahren eine glückliche, durch keinen Miß- Ion getrübte Häuslichkeit zu bereiten. Die Geburt von sechs Kindern krönte dieses Glück, und es entwickelte sich ein Familienleben, das jeder, der es gekannt hat, als muster gültig bezeichnen muß. Es war nicht nur das Verhältnis von Eltern zu Kindern, es war ein vollkommen freund schaftliches Verhältnis, in dem jeder dem andern nur Gutes zu tun und nur Freude zu bereiten bestrebt war. Der Tod von Frau Goldschmidt, der am 29. Dezember 1899 erfolgte, brachte einen jähen Riß in das Leben der ganzen Familie. Albert Goldschmidt hat diesen Verlust niemals verwunden. Einen Ersatz fand er freilich in der hingebenden Liebe seiner Kinder und Schwiegerkinder, und die Freude seiner späteren Jahre waren die Enkelkinder, die in der stattlichen Zahl von zwanzig mit einander wetteiferten, dem Großoater Liebes zu erweisen. Im Jahre 1906 nahm er seinen Sohn Hans als Teil haber in sein Geschäft auf, und im gleichen Jahre konnte er das Fest seiner fünfzigjährigen Zugehörigkeit zum Buch handel begehen, zu dessen Feier er einen großen Teil der Berliner Kollegen eingeladen hatte. Wie stets alles in der Familie Goldschmidt, verlief auch dieses Fest in vollster Harmonie. Albert Goldschmidt konnte sich überzeugen, wie groß die Liebe und Verehrung, die die Berliner Kollegen ihm entgegentrugen, waren. Das Gelingen dieses schönen Festes ist zum großen Teile den Töchtern Albert Goldschmidts
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