225, 5. Oktober 1920. Künftig erscheinende Bücher. «drsenblatt s. ». »tschn. vucht-ndel. 10851 G. Das doppelte Gesicht -es pariser „Völkerbundes" In Kürze erscheint: Vom Wesen des Völkerbundes Von vr. Herbert Kraus Professor des öffentlichen Rechts an der Universität Königsberg I. Pr. der vorliegenden Schrift unternimmt der Schriftleiter des gegenwärtig von der Deutschen X Liga für Völkerbund vorbereiteten, auf 6 Bände berechneten großen Kommentars zum Friedens- vertrage, Prof. Or. Kraus, der zur Zeit der Friedensverhandlungen an hervorragender Stelle im Auswärtigen Amte tätig war und zum Stabe der Deutschen Friedensdelegation in Versailles gehörte, zum ersten Male den Versuch einer Beantwortung der Frage: „Was der Völkerbund eigentlich ist" Prof. Kraus, den Fachkreisen bekannt geworden durch sein Werk über die Monroe-Doktrin, kommt im Verlaufe seiner ungemein fesselnd geschriebenen Ausführungen zu dem Ergebnis, daß der Völkerbund seinem Wesen nach eine Vereinigung des Gedankens einer Weltrechtsordnung mit dem Staatsbegriffe sei. Von dieser Grundlage ausgehend, gelangt er, unter sorgfältiger Benutzung des bis jetzt vor liegenden in- und ausländischen Materials, insbesondere der Protokolle des Völkerbundrates, zu einer vernichtenden Kritik der Pariser Mißgeburt, dieses Wesens mit dem Janus-Kopf, aus dessen einem Gesicht uns der Frieden anlächelt, während die verzerrten Züge des andern Siegerhochmut und Kriegsschrecken grinsen. Der Verfasser schildert den Aufbau, die Lücken, die Kompromißnatur und Unaufrichtigkeit der Pariser Völkerbundsatzung, zeigt, wie lediglich alter Wein in neue Schläuche gefüllt worden ist, und wie mit dieser Schöpfung, die in erster Linie eine Oligarchie zur Knebelung der Besiegten ist, frivol die größte Gelegenheit verspielt worden ist, die je der Menschheit zur Erlösung von ihren alten Übeln geboten wurde. Mr eine gründliche Revision kann helfen, die vor allen Dingen in der Richtung auf den Ausbau der internationalen Interessengemeinschaft, also auf unpolitischem Gebiete zu erfolgen hätte. Das stärkste Interesse beansprucht die Behandlung der Krage nach der Stellung Deutschlands zum Völkerbünde, der ein besonderes Kapitel gewidmet ist. Der Verfasser vertritt hier die Ansicht, daß Deutschland nicht verpflichtet ist, in den Völker bund einzutreten, und daß es sich die Frage seines Eintritts im gegebenen Zeitpunkt sehr ernstlich wird überlegen müssen. Die Kraussche Schrift wird im Kinblick auf die zwingende Logik ihrer Ausführungen und auf die Persönlichkeit des Verfassers, im Jnlande und nicht minder im Auslande starke Beachtung finden, sie ist für jeden, der am Problem des Völkerbundes interessiert ist, der zukünftige Ausgangspunkt für -ie Beschäftigung mit der Völkerbundfrage. Bezugsbedingungen: Ladenpreis: etwa Li Mark / Barrabatt: 35°/« / Partie L3/LL Auslieferung: Berliner Kommissionsbuchhandlung/Berlin und Kleischer/Leipzig Deutsche Verlagsgesetlschask für Politik und Geschichte m. b. S. in Berlin W8 Börsenblatt s. den Deutschen Buchtandel. 87. stabraan». 1105