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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1925
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- 1925-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1925
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der Absatz nach dem Ausland aber, soweit er nicht unmittelbar vom Verlag aus getätigt wird, in den Händen bedeutender Exportfirmen in Leipzig und Berlin, vor allem aber auch, herangebildet durch eine jahrzehntelange Tradition, in den Hansastädten Hamburg und Bremen mit ihren durch Generationen hindurch gewonnenen Verbinduugen nach Übersee. Es -st nicht uninteressant, die Stellung Leipzigs statistisch nachzu prüfen, sowohl was die Firmenzahl wie die Höhe der Verlagsproduk tion betrifft. Die deutschen Städte rangierten 1922 in der Höhe der Verlagsproduktion folgendermaßen: Berlin .... 4483, Leipzig .... 3990, Stuttgart . . . 1722, München . . . 1638, Dresden . . . 628, Hamburg . . . 580. Dann folgen mit Zahlen unter 590 : 20 Städte, darunter die bekannten Universitätsstädte wie Freibvrg i. B., Breslau, Tübingen, Bonn, Heidelberg und eine größere Anzahl von Städten mit einer Verlags produktion unter 100. Auch in sonstigen Statistiken steht Leipzig erst an zweiter Stelle,' beispielsweise betrug die Zahl der in Leipzig ansässigen Verldgsfirmen 1922 333, während Berlin 665 aufweist, München aber als nächsthohe Zahl nur 177, Stuttgart nur 155. Auch in der Gesamtzahl sämtlicher Buchhandelsfirmen (Verlag, Sortiment, Antiquariat usw.) mußte Leipzig Berlin weichen. . Trotzdem gilt Leipzig nach wie vor als der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels, weil hier die zentralen Verkehrseinrichtungen bestehen, deren das Buchgewerbe zur Verbreitung seiner weitverzweigten Produktion und zur Beherrschung seines ausgedehnten Absatzgebietes bedarf und we>l, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, in Leipzig als Verkehrsmittcl- punkt die buchhändlerischen Organisationen ihren Sitz haben. Das Hervortreten Leipzigs reicht weit zurück, etwa 150 Jahre. Vorher stand es rivalisierend neben Frankfurt a. M., dessen Buch- händlermessen seit Erfindung der Buchdruckerkunst Treffpunkt des ge samten europäischen Buchhandels waren, der hier in der im Mittelalter üblichen Art des Tausches seinen Geschäften Mag. Mit dem Empor wachsen einer deutschsprachigen Literatur gewann Leipzig immer mehr an Geltung. Seine Absatzgebiete waren der Osten und Norden Deutsch lands, während das unter kaiserlicher Herrschaft stehende Frankfurt mehr nach dem Süden neigte und das ZVusland (Italien, Frankreich, Niederlande) in seinen Mauern sah. Dazu kamen Beschwerlichkeiten, die von der in Frankfurt bestehenden kaiserlichen Dllcherkommission, einer Art Zensurbehörde, dem Verlagsbuchhandel bereitet wurden. Auch aus dem Leipziger Platz bestand eine solche; sie wurde aber von den kursächsischen Herrschern mild gehandhäbt, wie sich überhaupt das sächsische Herrscherhaus das Wohl Leipzigs als Pflegstätte des Buch handels angelegen sein lieh. Von Leipzig aus nahm man zuerst den Kampf gegen das verderbliche Übel des Nachdrucks energisch auf; durch das kursächfisch« Mandat von 1773 wurde jeglicher Vertrieb nachge druckter Werke auf der Leipziger Mess« verboten. Der Verleger fühlte sich deshalb sicherer, wenn er seine Novitäten auf diesem Platze auf den Markt brachte. Dazu war der ortsansässig« Buchhandel nach Kräften bestrebt, die erforderlichen Verkehrseinrichtungen auszubaueu. Schon 1594 war in Nachahmung des Frankfurter ein eigener Meß katalog erschienen. Man richtet« Auslieferungslager für die auswär tigen Verleger ein, die ihre Ware zwischen den Messen lagern lassen konnten; allmählich fand auch ein Verkauf zwischen den Messen statt. Der Berus des Kommissionärs, dem für die Entwicklung des Leipziger Platzes besondere Bedeutung zukommt, als Vermalter, Verkäufer und Vertreter auswärtiger Verleger bildete sich heraus. Der »Commis- sionarius« übernahm die Versendung ^er Novitäten für seine Kom mittenten; er wurde auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts für die Ab rechnung in Anspruch genommen. Zu überragender Bedeutung gegenüber Frankfurt gelangte Leip zig, als im Jahre 1764 die norddeutschen Buchhändler unter Führung des verdienstvollen Philipp Erasmus Reich beschlossen, die Frankfurter Messe nicht mehr zu besuchen. Mit dem Aufblühen der deutschen Lite ratur in der Zeit ihres Klassizismus drängten alle Probleme zur Lösung, die mit der Gewinnung neuer zweckdienlicher Formen zur Bewältigung des sich immer mehr steigernden Bücherverkehrs und Bücherbedarfs verknüpft waren. Sie wirkten sich durchweg auf den Leipziger Platz aus, wurden von ihm aus in Angriff genommen und hoben ihn so zu der vorherrschenden Stellung empor, die er in stets steigendem Maße im Laufe des 19. Jahrhunderts gewonnen hat. Die Entwicklung Leipzigs als Kommifsionsplatz steht dabei in vorderster Linie. Die Zahl der Leipziger Kommissionäre betrug 1864 : 89, 1914: 144 und 1922: 65, darunter 37, die ausschließlich Kommissionsbuch handel betrieben. Am 1. April 1924 verkehrten Uber Leipzig 7814 Fir men. Damit ist der Friedensstand noch nicht wieder gewonnen. Im Jahre 1914 belief sich die Zahl der über Leipzig verkehrenden Firmen auf 10980. Das Zurlickgehen im Verkehr über Leipzig ist auf die Auswir kungen der Inflationszeit zurllckzuführen. Die Tarife der öffentlichen Verkehrsinstitute waren so niedrig, daß der unmittelbare Bezug des Sortimenters vom Verleger billiger war. Der Kommissionär konnte aber auch seine Kredittätigkeit nicht mehr durchführen, da die Unter haltung von Barkonten infolge der Entwertungsgefahr ein Ding der Unmöglichkeit für jeden Gewerbezweig geworden war. Nachdem aber wieder seit November 1923 mit der Einführung der Rentenmark stabile Verhältnisse zurllckgekehrt find, ist der Kommissionsbuchhandel daran, die verlorengegangene Position wiederzuerobern. Unter der Devise: Schnelligkeit und Billigkeit wird er Leipzig wieder zum Stapelplatz des deuLschen Buchhandels machen, von dem aus jedes Buch des weit verzweigten Produktionsgebietes geliefert werden kann. Diese Zentralisierung des buchhändlerischen Verkehrs in Leipzig führte auch dazu, daß sich die hauptsächlichsten buchhändlertschen Orga nisationen hier festsetzten. Wcchrend aber in anderen Gewerbezweigei, zunächst die Entwicklung lokaler Verbände eingeseht hat, die sich dann zu regionalen und zu Spitzenverbänden «inten, war es im Buchhandel umgekehrt. Ter erste Zusammenschluß schuf die Spitzenorganisatlon, eben den Börsenverein der Deutschen Buchhändler, und erst viel später folgten ihm örtliche und fachliche Untergruppen. So fällt die Grün dung des ersten Ortsvereins in Deutschland ins Jahr 1839, während der erste Kreisverein erst 1843 folgte. Die fachlichen Organisationen: der Deutsche Verlegerverein, die Deutsche Buchhändlergilde, die Ver einigung der Kunstverleger und der Deutsche Mufikakienverleger-V:r- ein sind sogar erst um die Jahrhundertwende entstanden, ha vorher zufolge des Bestehens der Gesamtorganisation ein Bedürfnis danach Die Veranlassung zur Gründung des Börsenvereins war das dringende Bedürfnis, die buchhändlerische Abrechnung in geordnete Bahnen zU lenken. Während im Mittelalter im Buchhandel das Tausch geschäft florierte, bei dem einfach gedruckte Ware gegen gedruckte Ware unter Verrechnung des Saldos ausgeivechselt wurde, ohne Rücksicht auf den Wert des geistigen Inhalts, — wobei es Vorkommen konnte, daß das unbedruckte Papier höher bezahlt wurde als Las bedruckte —, ging man im Laufe des 18. Jahrhunderts zum sogenannten Kondibions- verkehr über, der auch heute noch, namentlich für den Absatz der wissen schaftlichen Literatur, eine hochbedeutsame Nolle spielt. Er geht davon aus, daß bei der unendlichen Fülle u-nd Mannigfaltigkeit der Bücher- erscheinungen, bei der Schwierigkeit, die Absatzfähig!«!- des einzelnen Buches im voraus richtig einzuschätzen, dem Sortimenter nicht zugc- mutet werden kann, alle Neuerscheinungen fest zu kaufen auf die Ge fahr hin, di« Ware unverkäuflich auf Lager zu behalten. Der Verleger hat wiederum größtes Interesse daran, sein« Neuproduktionen ver mittels des im deutschen Sprachgebiet und im Ausland ansässigen Sortiments an die Käuferkreise heranzubringen. Er nimmt dem Sor timent das Risiko des festen Kaufes ab, indem er ihm bedingt liefert, d. h. mit dem Recht, das Gelieferte, falls es unverkäuflich bleibt, zu bestimmten Terminen wieder zurückzugeben. Die Verrechnung hierüber wurde aber auf der Jubilatemesse vorgenommen. Ursprünglich erfolgte die Abrechnung in den Räumen der einzelnen Firmen. Dabei zeigten sich aber immer wieder Unzuträglichkeiten, und schon Ende des 18. Jahrhunderts tauchte der Plan auf, ein gemeinsames Abrechnuvgs- lokal zv schaffen. So errichtete man bereits im Jahre 1792 auf Anregung des Leipziger Buchhändlers Kummer eine Zentrale im Nomanushaus am Brühl; sie ging aber bereits nach zwei Jahren wieder ein, als das Gebäude umgebaut wurde. 1797 nahm der Potsdamer Buch händler Horvath den Plan wieder auf und mietete das während der Messe unbenutzte Collegium tkeologicum im Panliner Hof der Univer sität. Dort fanden die Mcßäbrcchnungen statt, bis sich der inzwischen 1825 gegründete Vörsenverein mit Unterstützung der Stadt Leipzig auf dem Boden der zur Universität gehörenden Bursa Bavarica in der Nitterstraße ein eigenes Vereinsgebäud« errichtete, das heute noch steht, 1888 aber, als der Börsenverein in sein jetziges Heim in der Hofpitalstraße übersiedelte, an die Universität zuriickfiel und jetzt als Konvikt dient. Als Horvarth infolge Mißstimmigkeiten 1824 von der Leitung der Börse zur-ücktreten wollte, griff der Nürnberger Buch händler Friedrich Campe den Plan auf und gründete eine Korporation, der sich zunächst auswärtige Buchhändler anschlossen. Sie soilte der Erhaltung des Börsenlokals dienen und erhielt später von diesem ursprünglichen Zweck ihrer Gründung den Namen Börsenverein.
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