Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1933
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- 1933-01-31
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- 31.01.1933
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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und Buchhändler gesprochen wird, so hat es fast den Anschein, als würde dies als eine Tatsache hingenommen. Der Verleger wird daher den vielleicht nicht unberechtigten Wunsch haben, den Vertrieb seiner Werke selbst zu übernehmen. Diese Gefahr liegt nahe, da er sich sagen kann, 64 Prozent aller Büchcrkäufer lassen sich von der Bnchkritik der Zeitungen und Zeitschriften beeinflussen. Demgegenüber sei hier gesagt, das; der persönliche Kontakt von Mensch zn Mensch noch immer den größten Einfluß aus jeden Ver kauf hat, ganz gleich, ivo er stattfindet. Die großen Bucherfolge sind weder durch die Verlegerrcklame noch durch die Presse gemacht wor den, sondern durch den Sortimenter. Der Buchhändler, der nach der persönlichen Lektüre von dem Werk gefesselt ist, empfiehlt es weiter. Nur dem Sortimenter ist cs zu verdanken, daß so manches stille Buch, das weder nach dem Geschmack der großen Masse ist, noch eine große Presse zur Verfügung hatte, ein Erfolg wurde, und, was wesentlich ist, auch gekauft wurde. Ich kann aus meiner Erfahrung nur berichten, daß der Käufer, wenn er das Gefühl hat, hier ist ein Mensch, der dich versteht und dich nicht nur als Käufer sondern als Freund berät, dies immer dankbar anerkennt. Vertrauenskrise kann es in örtlichen Ausmaßen geben, das mag vielleicht auch der Grund der Beantwortung gewesen sein, aber dann liegt sie am Buchhändler selbst. Von einer totalen Vertrauenskrise zu sprechen, halte ich für verfehlt. Damit es aber nicht zu dieser Krise kämmt, ist es Bedingung, daß der Berns eines Buchhändlers — cs hieße besser Buchberater — nur von verantwortungsbewußten und ethisch vollwertigen Menschen ausgeübt wird. So wichtig cs ist, kaufmännisch zu denken, ein bißchen Herz muß im Buchhandel immer dabei sein. Der wahre Buchhändler ist ein Menschenkenner. Wenn er im wahrsten Sinne des Wortes der Seclenarzt seiner Kunden ist, kann von einer Vertrauenskrise nie mals gesprochen werden. Daß dem Buchhändler im Loben eines Volkes eine wichtige Nolle zukommt, sagen treffend die Worte von Arno Holz: »Es kann gar keine Frage sein, ob der deutsche Sortimenter bis jetzt ein Kultur faktor war; daß er cs bleiben möchte, wir wünschen es uns und ihm — alle!« ErwinvonTautphocus i. Hse. Victor von Zubern, Mainz. Umgang mit dem Buchhändler. Unter dieser Überschrift erschien in der Kölnischen Zeitung vom 15. Januar ein kleiner Bericht von Hans Lorenz Lenzen, in dem u. a. gesagt wird: »Die heutigen Buchhändler haben ziemlich alle etwas Kühles, Unpersönliches, überaus Sachliches. Woran das liegt? Einfach daran, daß d c r Buchhändler mehr und mehr ausstirbt und daß heute d i e Buchhändler regieren. In ein und demselben Laden, heute Herr X, morgen Fräulein D, übermorgen Herr Z. Es sind alles geschulte, gewissenhafte Kräfte, selbstverständlich, aber auch alle ein wenig unruhig, getrieben, ja traurig. Es macht auf scharfe Augen den Eindruck, als stünden sie allesamt an der salschen Stelle. Tie Folge: die Käufer werden verlogen und verdrücken sich still. Schuld des Buchhändlers? Nein, es sieht bloß so aus. Leider! Solange der Buchhändler nur beim Eintritt seriöser (wissen Sie, was das bedeutet?) Kunden sein Privatkontor verläßt, sonst aber Fräulein P oder Herrn Z Anfällig bedienen läßt, solange Buch läden eine Art feierlicher Mausoleen sind, so lange wird es dem Buch nicht besser gehen. Und also auch nicht dem Buchhandel. Die gewiß gutwilligen Angestellten des Hauses mögen immer bestimmten Ab teilungen des Hauses vorgestellt sein und bleiben. Bedienen sie, wenn sie gerade ,frei' sind, dann gibt es Betrieb, aber keine Individuelle Behandlung'. Der Buchhändler scheue sich nicht, hier vom Prinzip der Warenhäuser zu lernen. Es wird nirgendwo so viel freundlich gelächelt wie dort. Aus guten Gründen.« So etwas liest man als Buchhändler nicht gern. Bestimmt nicht. Aber wer des öfteren die großen Blätter durchsieht, wird immer wieder auf derartige Äußerungen stoßen. Leider haben die Herren zu oft recht. Und wenn man da und hier mit großen Verlegern und Schriftstellern spricht, so wird auch bei diesen dieselbe Klage ge äußert. Seien wir ehrlich: Es fehlt immer mehr der Buchhändler! Ganz selten nur wird der anspruchsvolle Kunde innerlich berührt von der Art und Weise, w i e ein Buchhändler seinen Beruf vertritt. Ich meine: der passionierte Buchhändler, der nicht nur zufällig Buchhändler ist, sondern der mit seinem ganzen Menschen dahinter steht. Wir alle kennen solche Buchhändler im Reich; selten, sehr selten trifft man sie, aber wo wir sie gefunden haben, da wissen wir, was damit gemeint ist, wenn geklagt wird, der Buchhändler stirbt aus. Nein, es genügt nicht, nur »geschult« oder »gewissen haft« zu sein; das sind die absoluten Voraussetzungen, sind Selbst verständlichkeiten! Aber — kann man dennoch fragen: sind diese Voraussetzungen in den meisten Fällen erfüllt? Nein. Man gehe in die'Buchhandlungen und orientiere sich! Es sieht oft zum Er barmen aus mit der »Geschultheit«! Ein Buchhändler, der Anspruch darauf erhebt, über dem Durch schnitt zu stehen, erfüllt ganz andere Anforderungen. Sie liegen natürlich nicht in rein äußerlichen Dingen; sein Plus ist ein inneres. Mit der ausgesprochen literarischen Sicherheit, die er an den Tag legt, verbindet er ein erstaunliches Gefühl für Menschen. Er ist nicht nur der Buchhändler hinter oder vor dem Tisch, sondern der freie, übergeschäftlich gelagerte Mensch, der zu seiner Kundschaft spricht. Eine Situation, die im geschäftlichen Leben nirgends so stark aus geprägt in Erscheinung treten kann wie in unserm Beruf. Das liegt an der besonderen Struktur des Buchhandels. Nnd diese wird nicht genügend ausgewertet. Woran liegt das? Nun, nicht schwer zu sagen. Es liegt an der ungenügenden Fundamentierung des einzelnen Buch händlers, im Menschlichen sowohl wie im Geistigen. Mit »mensch lich« soll hier natürlich keine abschätzige Beurteilung verbunden sein. Da aber alle geistige Leidenschaft ihren Ursprung im Menschlichen hat, d. h. in der Triebkraft des menschlichen Herzens, das alle geisti gen Werte anspornt, diese Triebkraft, um beim Bilde zu bleiben, aber nur selten anzutrcffen ist in dem hier geforderten Sinne, so fehlt cs naturgemäß auch an dem Buchhändler, von dem die Rede geht, daß er den idealen Typ unseres Berufes verkörpere. Daß dieser »Typ« nicht stärker vertreten ist, das ist der Kernpunkt all dieser Klagen. Und dann die Freundlichkeit! Himmel, ja, welche griesgrämlichen Gesichter kann man oft sehen! Der Kunde läuft ja ganz von alleine wieder aus dem Laden, wenn er einem solchen Buchhändler in die Arme läuft. Ist es denn so schwer — trotz dieser bitteren Zeit —, ein freundliches Gesicht zu machen? Natürlich liegt es nicht an diesem sonnigen Gesicht allein, es muß auch noch viel mehr persönliche Wärme, viel mehr Beteiligung am Buche gezeigt werden, nicht nur ein Buch nach dem andern heranschleppen und den Kunden damit übertürmcn (natürlich in vielen Fällen aus Unkenntnis)-. Der an spruchsvolle Kunde (und immer soll der Buchhändler diesen im Auge haben!) fordert von uns die Begeisterung aus Überzeugung! Er will Lebendigkeit und Bereitschaft vom Buchhändler, sonst wird er gar nicht berührt und «gewonnen«! Wie weit dieses persönlich Be teiligtsein gehen kann, muß der betreffende Buchhändler von sich aus beurteilen können. Er wird cs sehr wohl abzuschätzen missen, wenn er ein wenig Psychologe ist. Aufdringlichkeit ist bestimmt nicht am Platze. Alle diese Bedingungen aber sind in einem so hohen Maße mitbestimmend für den Gang der einzelnen Buchhandlung, daß schon aus diesem wichtigen (ja augenblicklich allerwichtigsten) Grunde aller nur erdenkliche Wert ans »individuelle Bedienung« gelegt werden muß. Kein Fräulein N oder keinen Herrn Z bedienen lassen, wenn größere Anforderungen gestellt und erfüllt werden sollen. Diese Hilfskräfte können genügend anderswo beschäftigt werden, aber nicht beim Kunden (gleich, ob er nun »seriös« ist oder nicht!). Auch der »einfache« Mann weiß es zu empfinden, wie er bedient wird. Die Folge? Er kommt gern wieder oder bleibt weg! Was ich in der Weihnachtsnummer der Kölnischen Zeitung (Die Literatur vom 11. Dez.) über den Buchhändler sagte, möge mir zum Schluß gestattet sein, hier zu wiederholen: Sei nicht zu exklusiv! Stelle deine Bücher vor die Schaufenster auslagen auf Holztische; laß die Vorübergehenden sehen, was du alles an feinen Sachen hast. Warte nicht, bis man zu dir iu den Laden kommt. Mache es wie in Paris: da liegen die Bücher vor den Schau fenstern. Mache deinen Laden hell, und mache vor allem ein freund liches Gesicht. Betrachte deinen Kunden nicht von deiner »hohen« geistigen Warte aus. Sei lieber lustig als »geistreich«! Gewinne eine bekannte Persönlichkeit deiner Stadt, die am Sonntagmorgen in deinem Laden über interessante Dinge des geistigen Lebens spricht, oder eine Dame, die aus guten und wichtigen Büchern vorliest. Frage nicht danach, ob beim erstenmal nur zehn Leute da sind: in der Wie derholung liegt alle »Reklame«. Mache einen deinem Stand ange messenen »Betrieb«; sei begeisterungssähig. Ach, es gibt soviel Mög lichkeiten, den Leser zu sich heranzulocken. Er, der Leser, ist wie ein Mädchen, er will »aufgefordert« sein. Eine kleine, aber tiefe psycho logische Wahrheit. Frei bürg im Breisgau. Hanns Are ns.
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