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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1915
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- 1915-04-15
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- 15.04.1915
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Redaktioneller Teil. ^15 88, 18. April 1915. die Schaufenster füllen und das Interesse des Publikums er regen. Vielleicht werden jetzt gar nicht weniger Bücher als vor dem Kriege gekauft, der Anzahl nach. Da aber die Bro- fchürenliteratur überwiegt, bleibt der Umsatz und damit auch der Verdienst nicht unwesentlich zurück. Verschiedene Momente wirken ungünstig ein: die Studierenden der Hochschulen und die jüngeren Kaufleute, Lehrer, Arzte usw. sind im Felde und begnügen sich, wenn sie überhaupt mit ihrer Buchhandlung Fühlung suchen, mit kleinen Kreuzbandsendungen; bei denen, die nicht unter den Waffen sind, fehlt die Stimmung, hemmt die Sorge um die Angehörigen die Lesefreude; die Frauen, die sonst neue Romane kaufen, beschäftigen sich mit Kranken pflege; das steigende Agio verteuert die im Deutschen Reiche erschienenen Bücher, und das Publikum ist unwillig, einen Band, den es früher für L 1.29 kaufte, jetzt mit L 1.36 be zahlen zu müssen; der Post- und Bahnverkehr ist schleppend und unregelmäßig und gestattet nicht, ein nicht vorrätiges Buch mit Bestimmtheit für die nächsten Tage versprechen zu können. So gibt es der hemmenden Einflüsse recht viele. Trotzdem: »die Sitzung dauert fort«, und die Zahlungsverbind lichkeiten des 31. März (der Wiener Messe) sind bis aus wenige Ausnahmen pünktlich erfüllt worden; hoffen wir, daß auch diese wenigen Fälle sich schließlich nur als Saumseligkeiten Herausstellen werden. Für den österreichischen Verlagsbuchhandel liegen die Ver- hältnisse nicht wesentlich anders. Die Tagesliteratur, d. i. die Kriegsliteratur, wird durch manche interessante und auch gang- bare Broschüre bereichert; zu großen Unternehmungen fehlt die Stimmung. Zudem wirkt die Verteuerung der Herstellungs kosten störend. Vor kurzem versandten die großen Papier, fabriken ein Rundschreiben, in dem sie mitteilten, daß bei Druckpapieren eine Preiserhöhung von 8 bis 10°/» Platz greifen müsse. Ein Fachmann, an den ich mich um Erklärung wandte, behauptet, daß diese Preiserhöhung ausnahmsweise berechtigt wäre, im Gegensätze zu den in den letzten Jahren diktierten Preisaufschlägen. Diese wären veranlaßt worden durch die starke Beschäftigung der Papierfabriken, die in den Kartell sitzungen gemeinsam den Abnehmern die höheren Preise diktierten, ohne daß ihre Herstellungskosten gestiegen gewesen wären. (Von der Schulzeit her komm! mir die Erinnerung an einen Leitsatz der alten, sogenannten liberalen Volkswirt, schaftslehre, deren Hauptvertreter Adam Smith war: »Der Preis einer Ware richtet sich nach dem Angebot und der Nachfrage«. Im Zeitalter der Kartelle erscheint dieser Satz überholt und unrichtig.) In den letzten Monaten jedoch, so sagte mein Gewährsmann,, sind die Preise von sehr ausschlag. gebenden Materialien der Papierfabrikation so wesentlich ge stiegen, daß diesmal eine Preiserhöhung des fertigen Fabrikats platzgreifen mutzte. Ob diese Erhöhung sich genau nach der Verteuerung der Materialien, die ja doch nur Nebensache sein können, richtet, erscheint mir sehr fraglich. In solchen Fällen Pflegt der Fabrikant sich zu denken: Wenn schon, denn schon; zur Vorsicht schlage ich mehr drauf, es geht in einem. Auch die Buchdruckereien verlangen jetzt erhöhte Preise für den Bogen Satz und Druck; sie begründen dies mit dem teurer gewordenen Bleimaterial, von dem infolge des mili tärischen Bedarfs bald gar kein Vorrat zu haben sein wird, dann mit der Preiserhöhung von Farben, Terpentin, Schmier mitteln usw. Die Verhältnisse in den einzelnen Druckereien sind jedoch so verschiedenartig, daß von einem einheitlichen Preisdiktat kaum die Rede sein kann, und der freie Wett bewerb dem Verleger zugute kommt, immerhin darf er nicht mit den früheren Preisen rechnen und ist mitunter genötigt, einen höheren Preis zu bewilligen; das Publikum hingegen ist durch die wohlfeilen Kollektionen verwöhnt und will von dem Satz: da alles teurer wird, müssen die Bücher auch teurer werden, nichts wissen. »Mit dem Faust im Tornister« zogen, wie nachgewiesen wurde, viele Soldaten ins Feld. Dies sollte ein Fingerzeig 530 für die Sortimcntsbuchhändler sein. Es ist erfreulich, zu sehen, daß die Klassiker das Bleibende in der Erscheinungen Flucht sind. Ich erhielt vor kurzem einen neuen Beweis dafür, daß manche Offiziere auch in den Wirrnissen dieses Kampfes Zeit und Interesse für literarische Dinge haben — und daß die Lager der Buchhandlungen mit- unter bedauerliche Lücken haben. Ein befreundeter Offizier schrieb mir aus einer in diesem Kriege vielgenannten Garnisonstadt mit über 70 009, allerdings zum Teil nicht deutschen Einwohnern, er hätte mit einem Kameraden eine literarische Debatte über ein Goethesches Gedicht gehabt und ersuche mich um Feststellung des richtigen Textes; ich war mir sofort klar darüber, daß es sich um die dritte römische Elegie Goethes handelte, und sandte ihm eine handliche Ausgabe. Mit dem Dank für die rasche Aufklärung und Besorgung verband der Offizier die Mitteilung, daß er sich bei sämtlichen sieben Buchhandlungen am Platze, obwohl dort eine große deutsche Beamtenschaft, sowie eine große Garnison stationiert ist, vergebens bemüht habe, Goethes Gedichte in irgendeiner Ausgabe aufzutreiben. Es wird nur leichte Lektüre gekauft, sagte man ihm überall, und nur ein einziger Buchhändler zeigte sich der Situation gewachsen, indem er dem Offizier zum Ankauf Schillers Gedichte mit den Worten empfahl: Nehmen Sie diese Gedichte, sie sind auch gut. Keine Möglichkeit, »die Insel der Seligen« zu finden. Der Sonntagabend in einem Volkshochschulverein ist sonst künst lerischen Darbietungen gewidmet, die müde Arbeitsmenschen an regen, zerstreuen, erheitern sollen. Diesmal hat ein beliebter Hofschauspieler, der kürzlich von der Front der deutschen Armee aus Belgien zurückgekehrt ist, seine Kunst in den Dienst des Vereins gestellt. Statt der sonst üblichen harmlosen Begrüßung schmettert er beim Kommen in den Saal hinein: »Gott strafe England!» Und Hunderte ausgeregte Stimmen antworten ihm mit derselben Begeisterung: »Er strase es!« Und dann folgt ein Programm von Kriegsliedern, Kriegsgedichten, und als stärkster Trumpf dröhnt Lissauers »Haßgesang gegen England« durch den Saal. « » Selbst in der Jahresversammlung der »Wiener Biblio- Philen Gesellschaft« nahm der Bericht des Vorsitzenden auf den Krieg Bezug und stellte mit Befriedigung fest, daß das Interesse an dem Verein im ganzen wenig geschmälert wurde und daß namentlich die Mitglieder der neutralen Staaten ihre Beiträge pünktlich weiter leisten. Die beiden Jahresgaben der Gesellschaft haben allgemeinen Beifall gefunden, insbesondere der von der k. k. graphischen Lehr- und Versuchsanstalt hergestellte Sonderdruck: »Die Poesie des Unbewußten«, Novellchen in Korrespondenzkarten von Marie von Ebner-Eschenbach. Der zweifarbige Druck auf schönem Büttenpapier macht einen sehr günstigen Eindruck; auch der Einband ist geschmackvoll. Die zweite Jahresgabe: »Der erste deutsche Bühnen-Hamlet. Die Bearbeitungen Heufelds und Schröders. Herausgegeben und eingeleitet von Prof. Alex von Weilen« ist bei C. Fromme hergestellt und wird in Friedenszeiten noch weit stärkere Be achtung als gegenwärtig finden. Die bisherigen Vorsitzenden, der allbeliebte Direktor des Hofburgtheaters Hugo Thimig, sowie der geschäftsführende Vorsitzende, Schriftsteller Hans Feigl, wurden einstimmig wiedergewählt; die Mitglieder haben das Vertrauen, daß die Leitung in bewährten Händen ist, und hoffen auf eine günstige Weiterentwicklung des Vereins — nach Beendigung des Krieges. Wien, Anfang April 1915. Friedrich Schiller. Unsere Berufsgenossen im Felde. I. Deutsche Armee. Neue Folge IX. (VIII siehe Nr. 71.) Name und Vorname: Firma: Dienstgrad ».Truppenteil: Becher, Johannes i. H. Sachse L Heinzel- Flis.-Ngt. Nr. 73. mann, G. m. b. H. in Hannover
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