Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1916
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- 1916-04-20
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- 20.04.1916
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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S2, Lü. April 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. u. a. Friedrich Ratzel, Otto Kaemniel, Theodor Schiemann, Heinrich von Treitschke, I. Jastrorv, Müller-Meiningen, Friedrich Naumann, E. Dacnell, O. Hoctzsch, Panl Michaelis, Theodor Barth, I. Well- hausen. In der zweiten Abteilung sind bedeutende biographische Werke, z. B. über Ernst Moritz Arndt, Goethe, Bismarck, Abraham Lincoln, Shakespeare, die Familie Mendelssohn, Ernst Haeckel, Hein rich von Kleist, Novalis, Lebenserinnernngen von Earl Schurz, Fried rich Ratzel, Hermann Hüffer, des ehemaligen preußischen Staats ministers Robert Bosse, angezeigt. Die Abteilung Religion und Er ziehung umfaßt eine Reihe wertvoller theologischer Werke, Andachten, Predigten, die »Briefe über Religion« von Friedrich Naumann u. a. m., ferner erzieherische Schriften von Fr. W. Foerster, Wilhelm Münch, Rudolf Penzig. An erster Stelle in der Abteilung Kunst und Kultur stehen die Handbücher der König!. Museen zu Berlin, ihnen schließen sich an Kunst- und Kulturschriften von Friedrich Naumann und an deren anerkannten Autoren. Wenn auch weniger umfangreich, so doch nicht minder bedeutsam ist die fünfte Abteilung Naturwissenschaft und Reisen, in der allen Erscheinungen voran Haeckels Natürliche Schöpfungsgeschichte steht. Dazu gesellen sich naturwissenschaftliche Schriften von 1)r. Erich Becher, Professor Hans Lichtenfelt, vr. E. Budde und Reisewerke von Friedrich Naumann, vr. Hermann Rü diger, Erich v. Drygalski. Fedem Werke ist eine volle Seite des Verzeichnisses gewidmet. Unter den Titeln finden wir meist ausführliche Charakteristiken. Hierin, möchten wir behaupten, ist der besondere Wert des Katalogs begründet. Denn niemals ist es mit einigen anpreisenden Worten oder den oft so nichtssagenden Auszügen aus Kritiken getan. Im vorliegen den Falle ist das Augenmerk darauf gerichtet worden, den Lesern die geheimen Fäden anfzudecken, die von den Büchern zu ihrer eigenen Gedankenwelt hinführen können. Nach dieser Richtung hin unsere Vertriebsmittel auszugestalten, dem Bücherkäufer sofort die Augen darüber zu öffnen, welche Erscheinung seinen besonderen Neigungen und Interessen am ehesten entspricht, gehört zu den vornehmsten Auf gaben unseres Berufes. Wir müssen immer mehr Formen und Wege finden, das Wesen der Bücher mit kurzen Strichen so zu zeichnen, daß der Leser einen guten Begriff davon bekommt und nicht hilflos vor einer Anzahl mehr oder weniger unverständlicher Büchertitel steht. Das gilt wie in diesem Falle in erster Linie von de» Gcschenkwerken, während der Wissenschaftler in seinem Sonderfache meist genügend über die einschlägige Literatur unterrichtet ist, um sich an der Hand ausführlicherer Titel oder Inhaltsangaben znrechtzufinden. Nicht die Menge der Erscheinungen macht das Vertriebsmittel. Deshalb ist in dein Verzeichnis eine Auswahl von Verlags werken znsammengestellk, für die die Gebildeten, also ein wesentlicher Teil unseres Volkes, ich möchte fast sagen, die Kreise in Frage kommen, zu deren vornchmsteu Lieferanten die soliden Buchhändler gehören. Letztere werden infolgedessen kaum im Zweifel darüber sein, wem sie dieses Verzeichnis znsenden oder mitgeben können. So besitzt der übrigens auch gut gedruckte und ansgestattete kleine Katalog alle Eigen schaften, die von einem wirksamen Vertriebsmittel für diese Art von Literatur verlangt werden können. Knrk Loele. Kleine Mitteilungen. Zur Pflege der deutschen Schrift. — Im neuesten Heft der »Prenß. Fahrbücher« lesen wir: Der Herausgeber der Preußischen Jahrbücher, Geheimrat Delbrück, hat im Januarheft 1913 über den Nachweis ge sprochen, »wieviel besser gerade für die deutsche Sprache unsere historisch gebildete Schrift geeignet ist, äls die bei den Engländern und Franzosen übliche Antiqua. Auch die Fremden lesen deutsche Bücher häufig am liebsten in der deutschen Schrift. Ich kann mich daher nur denen anschließen, die der wissenschaftlichen Welt den Rat geben, auch bei gelehrten Werken dem Frakturdruck den Vorzug zu geben«. In Übereinstimmung mit diesen Delbrückschen Ausführungen haben 1913 nicht weniger als 1209 deutsche Universitätsprofessoren in einem öffent lichen Aufruf ans nationalpolitischen und angcngesundheitlichen Grün den die verstärkte Pflege der deutschen Schrift gefordert. Wie dieser Ruf schon vor dem Kriege seinen Widerhall fand, dafür möchte ich hier ein paar interessante Tatsachen anführen. Anfang 1914 trat ein Schrift- bnnd deutscher Oberlehrer ins Leben, der sich mit einer Rundfrage an sämtliche Lehrer deutscher höherer Schulen wandte, mit dem Ergebnis, daß sich fast 90 °/» der antwortenden Herren für deutsche Schrift und nur etwas über 10 für lateinische Schrift erklärten. Noch über raschender ist der Aufschwung der deutschen Schrift in den Lehrerkreisen. Die meisten Lehrerzeitschriften erschienen vor vier Jahren noch in Antiqua. Heute sind alle bis auf zwei zur deutschen Schrift zurück gekehrt. Dieser Schriftwechsel von zahlreichen Zeitschriften bedeutete zugleich die Stellungnahme der betreffenden Lehrerverbänöe für einen vermehrten Schutz der deutschen Schrift. Die erfreuliche und ver ständige Ausdchung des Heimatschutzes aus das Gebiet unserer Schrift hat auch zahlreiche Verleger zu überzeugten Förderern der deutschen Schrift gemacht, wie sich jeder bei einem Vergleich der heutigen Buchhandlungsfenster mit denen vor zehn Jahren überzeugen kann und wie die im amtlichen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel erscheinende Statistik der zur deutschen Schrift zurückkehrenden Zeit schriften ausweist. Durch diese Bewegung, die indes keineswegs der Lateinschrift dort, wo sie am Platze ist, den Garaus machen will, wird ein großes Kapital an Augenkraft gespart, da die deutsche Schrift nach den unwiderleglichen Forschungen der Experimentalphysiologen Schack- witz, Lobsien und anderer um 25 bis 30 o/«, leichter lesbar und augen schonender ist. Auch ist, wie Delbrück bemerkt, nachgewiesen, daß durch den Gebrauch der deutschen Schrift die Geltung unserer Literatur in der Welt nicht geschädigt, sondern eher gefördert wird. Tatsächlich sind denn auch die in den achtziger Jahren so tätigen Deutschslhristausrottcr heute bis auf einen einzigen verstummt. Die Herren Nebe und Jacoby sind nicht besonders gut beraten, wenn sie diesen einzigen heute noch propagandistisch anftrctenden Veteranen des Lateinschriftfeldzugs der achtziger Jahre als Kronzeugen aufftthren. Denn wo Kommerzienrat Soennecken, der Hauptfabrikant der Nund- schriftfeder und der Antiqualesekästen, seine Agitation gegen die »spitze« deutsche Schreibschrift und gegen die deutsche Druckschrift ausübt, da hat er der deutschen Schrift unabsichtlich stets neue Freunde zugeflihrt. Uber die von Nebe und Jacoby angeführte Schrift des Kommerzien rats Soennecken bemerkt I. Müller in seiner vom Schriftbund deutscher Hochschullehrer herausgegebenen Abhandlung »Die Schrift im Anfangs unterricht« (Leipzig, Koehler, 1914): »Die Ausführungen Soenneckens haben nur den Wert einer Reklameschrift eines Fabrikanten, der seinen Erzeugnissen große Absatzgebiete zu erschließen sucht«. Es liegt mir natürlich fern, Herrn Soennecken, der einer der verdientesten deutschen Industriellen ist, bei seiner Propaganda irgendwelche unlauteren Beweggründe unterzuschieben. Es ist im Gegenteil sein gutes Recht, für seine Erzeugnisse zu werben, und er hat dabei zweifellos die Überzeugung, auch dem deutschen Volk zu nützen. In welch bedenkliche Verwirrung aber sein nun schon vierzigjähriger Krieg gegen die deutschen Buchstaben in der gegenwärtigen Weltlage führt, das zeigte Soennecken im Jahre 1915, als er nicht nur eine in deutschen Buchstaben gedruckte Zeitschrift dem Auswärtigen Amt mit der Bemerkung anzeigte, die Schriftart dieser Zeitschrift gebe dem Ausland ein Recht, den Deutschen barbarisches Empfinden (!) zuzuschreiben: sondern auch auf einem zu Schinznach abgehalteneu schweizerischen Kongreß gegen die deutsche Schrift agitierte er mit dem Ergebnis, daß der deutschfeindliche Stadtrat von Genf die deutsche Schrift aus den dortigen Schulen merzte und der Corriere della Sera mit Berufung auf diese Schinznacher Vorgänge den »Krieg erklärte allen Buchstaben, die nicht lateinisch sind«. Denn »die deutschen Buchstaben sind gewisser maßen untrennbare Bestandteile der deutschen Sprache: sie stellen sogar eines ihrer auffälligsten Merkmale dar«. (Ein wertvolles Feindesgeständnis!) »Darum Abschaffung dieser Wahrzeichen des deutschen Übermutes.« Solches komische Schäumen gegen die deutsche Schrift von seiten unserer Feinde zeigt natürlich nur dem letzten Gleichgültigen in Deutschland, daß hier wirklich etwas Gutes und Deutsches unser eigen ist, das, so harmlos er erscheint, den Arger der Gegner und unser» Schutz verdient. Kein Mensch denkt in Deutschland an völlige Ausrottung der latei nischen Schrift. Wir haben Wichtigeres zu tun. Aber der allerorten erwachte Sinn für die heimische Schrift, ihre Pflege durch Kunst gewerbler, Buchhändler und Erzieher, das ist etwas durchaus Erfreu liches und Gesundes. Und daß schon seit Jahren, lange vor dem Krieg, gerade die Gebildeten es waren, in denen die Liebe zur deutschen Schrift wieder voll erwachte, das ist ein Zeichen dafür, daß in solchem Heimatschuß alle ciuig sind, mit Ausnahme derer, die von licb- gewordencn Vorurteilen sich nicht mehr trennen können. Frankfurt a. M. Fritz Kern. Im Zeitalter der Reklame. — In der »Neuen Züricher Zeitung« vom 28. Februar findet sich folgendes Inserat: Geburts-Anzeige. Der Unterzeichnete bringt hiermit seinen Freunden, Bekannten »nd Unbekannten zur allgemeinen Kenntnis, daß er unterm heutige»» Datum sein liebes Vaterland mit einen» Mädchen und einem Knaben bereichert hat. Das Mädchen, sein geistiges Kind, heißt Charlotte Corday und ist mit Fr. 2,50 per Exemplar in jeder besseren Buchhandlung erhältlich. Der Knabe, Karl Willy Fischer, sein leibliches Kind, ist unver käuflich. Theodor Fischer, Antiquar. 459
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