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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1912
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- 1912-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1912
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162, IS. Juli IS12. Nichtamtlicher Teil. vvrsknblott f. b. Dlschn. Buchhandel. 8423 Ausstellung», die im Ausstellungssaale der deutschen Lehrer bücherei untergebracht war, schnell übergehen. Sie zeigte Handschriften, Bildnisse, Denkmünzen, Bilderwerke und illustrierte Fibeln. Rousseau, dessen 20Ü. Geburtstag wir in diesem Jahre feiern konnten und dessen Ideen heute noch die moderne Pädagogik befruchten, war besonders gut vertreten, mehr als die andern großen Sterne am Pädagogen himmel. Die eigentliche Lehrmittelausstellung war im Berliner Städtischen Schulmuseum aufgebaut und hätte dem Laien ihrer Reichhaltigkeit wegen imponieren müssen. Ich habe dagegen nicht gefunden, daß sie nach den Grundsätzen des »Beirates für Schulausstellungen», eines Organs des Deutschen Lehrervereins, bearbeitet war, nach dessen Be stimmungen nur die besten Lehrmittel der letzten drei Jahre zur Ausstellung zugelassen werden und die Ausstellungen durch Beschränkung des Umfanges, durch Vertiefung und Ausbau einzelner Teile immer zweckentsprechender gestaltet werden sollen. Es waren einfach die Bestände des Schul museums und alles das wahllos aufgebaut, was eingeschickt worden war. Den Beschickern kann es ja recht sein, nicht aber den Besuchern. Die Lehrmittel, die dem »Beirat« zur Beurteilung Vorgelegen haben, sind im Ausstellungsführer mit einem s- versehen, und sie bilden den »Grundstock für Lehrmittel». (Vgl. meine Ausführungen im B.-Bl. Nr. 28, 1912.) Sie sollen 1. Stoffe behandeln, die für möglichst viele Schulen in Frage kommen. 2. Diese Stoffe sollen in einer Form geboten werden, durch die ihre unterrichtliche Behandlung erleichtert wird. 3. sollen die Lehrmittel in der technischen Ausführung zweckentsprechend und 4. bezüglich ihres Preises den Verhältnissen der Schulen angemessen sein. Vertreten waren Religion, Geschichte, Anschauungs unterricht Lesen, Rechnen, Formenkunde, Natur geschichte, Naturlehre und Gewerbekunde, Erdkunde, Zeichnen, Schreiben, Gesang, Weibliche Handarbeiten, Hauswirtschaftiicher Unterricht, Arbeitsunterricht, Künstlerischer Wandschmuck, Schulgeräte. Ich habe eine hübsche Anzahl neuer Lehrmittel gefunden, darunter aber wenige gute, noch mehr aber habe ich alte Bekannte begrüßt, die nicht weit genug der Schule entrückt werden können. Gut gemeint, aber nicht zweckentsprechend; man wollte mit dem Grundstock zugleich ein möglichst vielseitiges Bild des Lehrmittelmarktes geben und verlor sich dabei in Weitläufigkeiten. Die Abteilung »Künstlerischer Wandschmuck» war besonders reich vertreten. Mit der »Deutschen Lehrer versammlung» in Hamburg I8SS setzte die Bewegung »Kunst in der Schule» ein, man sagte damals, »die Erziehung der Kinder zum Kunstgenuß müsse gleichberechtigt neben der in tellektuellen und moralischen Erziehung stehen». Eine Un- menge Schriften, noch mehr Bilderunternehmungen wurden auf den Markt geworfen, so daß 1902 in Chemnitz die Aula einer Realschule auf Tischen und an den Wänden nur Novi täten aus diesem Gebiete aufzuweisen hatte. Berechtigt war deshalb das damals oft zitierte Paradoxon: Die Kunst in der Schule ist — nicht zu viel Kunst in die Schule zu bringen, und ich habe dann auch 1904 in einem Artikel feststellen können, daß die ganze Bewegung und die Produk tion in normale Bahnen gekommen ist. Berlin zeigte jetzt wieder in hervorragend guten Blättern frisch pulsierendes Leben und den Wagemut unserer Kunst- und Schulbilder- Verleger. Trifft doch gerade auf dem Gebiete der Kunst das Wort eines bekannten Verlegers: »Verlegen heißt — sein Geld verlegen» mehr als sonst zu, denn die schönsten Hoffnungen werden hier zu Grabe resp. ins Lager ge tragen. Daß auch die Schule nach wie vor für die Kunst empfänglich ist, beweist z. B. der Entwurf des neuen sächsischen Volksschulgesetzes, dessen K 2 nach den Beschlüssen der Deputation »Kunstbetrachtungen» als Lehrgebiet neu vorschreibt. Auch unter dem bestehenden Gesetz sind Kunst betrachtungen gepflegt worden, ohne daß sie der Lehrplan vorschrieb: nach den Beschlüssen der Deputation würden sie aber obligatorisch sein, und zwar, wenn einmal das Gesetz sie als Unterrichtsfach ausführt, für jede Schule. Die Kunst betrachtungen sind in Verbindung mit Naturkunde auf geführt; ob sie in Verbindung mit diesem Fache getrieben werden sollen, oder ob die Verbindung nur zufällig und äußerlich ist, soll nicht erörtert werden. Kunstbetrachtungen setzen das Vorhandensein von Kunstwerken oder deren Reproduktionen voraus. In den Lehrmitteletat wird also in Zukunft als neue Positionen eingesetzt werden müssen: Reproduktion von Kunstwerken. Diese Position ist mit Wandschmuck identisch. Es kann mit Genugtuung festgestellt werden, daß unsere großen Wandbilderunternehmungen — Teubner, Voigtländer, Wachsmuth, Merfeld L Donner, k. k. Hof- u. Staatsdruckerei Wien v. a. — epochemachende Leistungen darstellen und daß die Ära der »Künstlersteinzeichnungen« eine Pseudo- und Afterkunst ablöste, deren Produkte sehr oft nicht wert waren, daß sie ein Rahmen umschloß. Zu gegeben sei, daß Schule und Haus erst mißtrauisch der neuen Kunst gegenüberstanden, ein Mißtrauen, das durch zu moderne Auffassung einzelner Stoffe genährt wurde, ebenso richtig aber ist, daß heute kaum noch eine Schule existiert, so fern sie überhaupt über einen Lehrmitteletat verfügt, in der nicht eins oder das andere der Bilder anzutreffen wäre. Das Preisausschreiben über wirtschastsgeographische Karten (vgl. meinen Artikel in Nr. 28/1912) hat nur insofern Erfolg gehabt, als die geographisch-statistischen Karten von Andresen-Bruhn angemeldet wurden, auf die ich hingewiescn hatte. In Frage würden hier auch die soeben bei Teubner erschienenen »Einzeikarten zur Wirt schaftsgeographie» kommen. Die vorgenannten zwei Abteilungen deuten schon durch die räumliche Trennung von der Hauptausstellung ihre Eigenart an; sie haben in erster Linie Interesse für den Fachmann, während die weiteren Abteilungen »Schul hygiene — Heimatkunde — Werkunterricht«, die in den prachtvollen Räumen des Abgeordnetenhauses unter gebracht waren, Interesse sür jeden Freund der Schule haben konnten. Sie gestatteten einen interessanten Einblick in die praktische Arbeit, den Unterrichtsbetrieb und die für- sorgende Tätigkeit der Berliner Schulen. Zahnpflege — Alkoholmißbrauch — Ernährungs verhältnisse — Tuberkulosebekämpfung, das sind gewiß interessante Gebiete, auf denen die Schule mit vielem Segen und großem Erfolge wirkt. Die Ausstellung legte davon rühmlich Zeugnis ab. Nicht minder gut waren die Heimatkunde und der Werkunterricht durchgearbeitet. Derartige Zusammenstellungen bringen weniger Handels- objekte, sondern mehr sür den Lehrmittelerzeuger Fingerzeige, Grundlagen und Anregungen zu neuen Ideen. Sich durch die fünf Abteilungen der Berliner Lehrmittelausstellung hindurchzuarbeiten, war auch ein »Arbeitsunterricht-; wenn die erteilte Lektion trotz verschiedener organisatorischer Fehler gut ausfiel, dann ist das ein Beweis für die gute Vorbereitung und Durchführung. Sie waren für mich wieder überzeugend, daß die deutschen Lehreroersammlungen mit ihren Lehrmittelausstellungen die »großen Revuen» sind. IVS7»
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