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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1913
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- Deutsch
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7230 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 160, 14. Juli 1913. Diese Zustände auf den hiesigen Bahnhöfen sind uns natür lich längst bekannt; wir waren auch bemüht, sie zu beseitigen. Die Vertretung der Kleinhandelsinteressen hat in Hamburg die Detaillistenkammer wahrzunehmen, und hier haben wir unsere Beschwerden zu Gehör gebracht. Der rechtsgelehrte Sekretär holte den Kommentar zur Gewerbe-Ordnung von Landmann her bei und verlas uns einen Paragraphen nebst Erläuterungen, der allerdings besagt, daß die Bestimmungen der Gewerbe-Ord nung auf den Eisenbahnbetrieb keine Anwendung fänden. Ich wandte dagegen ein, daß dieser Paragraph sich vielleicht auf das Koalitionsrecht der Arbeiter bzw. der Angestellten nnd ähn liche Dinge bezöge, nicht aber auf die Verkaufsstellen in den Bahnhöfen. Der Verkauf von Büchern habe mit dem Eisenbahn betrieb durchaus nichts zutun; der Eisenbahn-Fiskus vermiete an Gewerbetreibende Verkaufsstellen und -Räume für einen Ge werbebetrieb, und dieser Gewerbebetrieb müsse doch in allen Punkten der Gewerbe-Ordnung unterstellt sein. Die Bestimmung der Gewerbe-Ordnung, die den Eisenbahnen eine Sonderstellung zubillige, würde wahrscheinlich aus einer Zeit stammen, wo man weder Eisenbahn-Buchhandel noch gesetzlichen Ladenschluß und Sonntagsruhe gekannt habe, es könne nur ein redaktioneller Fehler sein, daß die in Frage stehenden neuen Bestimmungen nicht ausdrücklich auf den Gewerbebetrieb der Bahnhöfe ausge dehnt worden seien usw. Die Detaillisten-Kammer beschloß denn auch eine Eingabe an die Polizeibehörde, als diejenige Behörde, die auf Jnnehaltung solcher gesetzlichen Bestimmungen zu achten habe. Von der hamburgischen Polizeibehörde aber kam der Be scheid zurück, ihre Machtbefugnisse endeten am Bahnhofe, inner halb des Bahnhofs wäre in solchen Dingen der preußische Eisen bahnfiskus Herr. Was nun? Dürfen die Mieter des preußischen Eisenbahn fiskus unter dessen Schutze sich über die Reichsgesetze und deren bundesstaatliche Ausgestaltung hinwegsetzen? Ist das wirklich Recht im Deutschen Reiche? — Ich glaube, daß, wie in Hamburg, ebenso die Verhältnisse auf allen größeren Bahnhöfen liegen werden, daß es sich hier demnach nicht allein um hamburgische, sondern um allgemeine Interessen handelt. Sollte da nicht der hochvermögende Börsenvereinsvorstand, dessen Wort im preußi schen Ministerium jedenfalls viel gewichtiger klingt, als unser hamburgisches Stammeln, sich der Angelegenheit annehmen? k4at justitia — die Welt wird nicht zugrunde gehen, wenn hier Wandel geschaffen wird. — Doch zu etwas Erfreulicheren. Der Hamburg-Altonaer Buch händler-Verein hat, in Wiederaufnahme alter Überlieferungen, seit einigen Jahren Sommerausflüge für seine Mitglieder und deren Familienangehörige eingerichtet. Das Verdienst daran gebührt, wie immer in solchen Fällen, einem Einzelnem den ich, in Verschweigung des eigentlichen Namens an dieser Stelle, Otto nennen möchte. Er hat jedesmal die Pläne gemacht, und zwar stets auf Grund vorangegangener persönlicher Auskundschaftung. Also niemals planlos sind wir losgewandert, und irgendein be stimmter Nebenzweck hat uns immer dabei geleitet. Wenn wir vor zwei Jahren ehrfurchtsvoll an der Grabstätte Bismarcks weilten, so führte uns diesmal, ehe wir die hamburgischen Wald dörfer Volksdorf und Wohldorf erreichten, der Weg an Detlev von Liliencrons Grab in Alt-Rahlstedt zu einer kurzen Gedenk feier und zur Niederlegung eines Kranzes, den wir dem »stamm verwandten« Dichter widmeten. Teilnehmerin daran war auf Einladung die Baronin von Liliencron nebst Tochter — der Sohn weilt auswärts —, die dann auch die fernere Einlösung zur Teilnahme an dem Ausflug annahmen. Nach langer, harter Winterarbeit ist eine Wanderung durch Wald und Feld und Wiese erquickend und herzstärkend. Verbunden damit war die Besteigung des 63 000 mm hohen Mellenberges im Volksdorfer Gehölz, gekrönt mit einem etwa ebenso hohen Aussichtsturm, vor dessen Besteigung wir uns durch das mitgebrachte Frühstück stärkten. Was wollen die Leute eigentlich im Harz, in Thüringen, in den Alpen? Etwas höher mögen die Berge dort immerhin sein, aber 63 000 mm ist wirklich eine Achtung gebietende Zahl! Die Tafel war uns in Wohldorf gedeckt. Ich habe schon oft gesagt: gemeinsames Essen und Trinken, gewürzt durch Lied und Wort, ist mehr als nur Stärkung des Leibes, es ist Symbolik damit verbunden. An Lied und Wort fehlte es nicht. Ein kleines Liederheft barg vier Tischlieder, dessen erstes »Zur Sommcrfahrt« übermütige Töne anschlug, z. B.: »Was schert uns heut der Dürerbund, Was Kino und Autoren! Uns kümmert auch nicht Schmutz und Schund Und was, noch nnqebore», Der Herbst uns alles bringen mag« — Den Rest will ich lieber verschweigen, um die Gestrengen vom Kreis Norden, der im September in Hamburg tagen soll, nicht zu reizen. Und wie lieblich klang das Lied »Den Frauen« von einem schon abgeschiedenen Dichter, dem Manne einer hiesigen Buchhändlertochter: »Hell ob des Lebens Pfade Ein lieber Stern uns lacht, Gern schauen wir zu ihm empor, Zu ihm, wenn's um uns Nacht. Er leuchtet uns in Lust und Leid, Er strahlt uns freundlich zu, :,: Wir jauchzen ihm entgegen: Wie schön, wie schön bist du! :,:« Wenn in den Begrüßungsworten bei Tisch unser Präsident meinte, die anwesenden Frauen würden gewiß gern die Männer kennen lernen, deren Namen sie im Laufe des Jahres oft nennen hörten, so mag das ohne Zweifel richtig sein. Aber ich hörte eine boshafte Stimme über den Tisch hinflüstern: »Noch mehr interessieren sie die anderen Frauen und was die für Hüte auf haben«. Wie gut, daß das nicht laut gesagt wurde, denn wie sagte Wilhelm Busch? — »mit Damen soll man zwar stets fein, doch niemals nicht ironisch sein«. Manch gutes Wort wurde bei Tisch gesprochen und erzeugte eine fröhliche und gehobene Stim mung. Kurz, diese Sommerfahrt hat das Band der Kollegia lität im H.-A. B.-V. wieder fester geschlungen. Ja, ja, gemein sames Essen und Trinken tut's freilich! Ein häßlicher Schritt, so aus Waldesduft und Tafellust hin ein in die Prozeßsäle, in Streitigkeiten, die auf lite rarischem Gebiete erwachsen sind! Aber die Leser des Börsenblattes müssen in diesen Dingen auf dem laufenden blei ben. Im Juni fand die Verhandlung der Klage statt, die Wilhelm Kotzde gegen den Redakteur des Hamburger Echo an gestrengt hatte. Ein Vergleich beendete die Sache. Der beklagte Redakteur nahm alle Behauptungen gegen Kotzde unter mehr fachem Bedauern zurück, übernahm sämtliche Kosten einschließlich der dem Privatkläger erwachsenen notwendigen Ausgaben, die auf./k 120 — festgesetzt wurden, dazu 100.— für Kotzdes An walt, und willigte in die Veröffentlichung des Wortlautes des Vergleichs in etwa acht Zeitungen. Also ein glatter Sieg Kotzdes. Der zweite Prozeß war von Herm. Köster und Hans Brunckhorst (vom Hamburger Jugendschriftenausschuß) angestrengt gegen Kotzde und Jos. Scholz in Mainz, auf Unter lassung der Weiterverbreitung der Schrift »Der vaterländische Gedanke in der Jugendliteratur«. Diese Klage wurde vom ham burgischen Landgericht kostenpflichtig abgewiesen. Also eine glatte Niederlage der Kläger und derer, die hinter ihnen stehen und sich zu ihren Wortführern aufgeworfen haben. Der dritte Pro zeß, Kotzde gegen den Redakteur der Pädagogischen Reform, steht noch aus, weil dieser zweimal ein ärztliches Attest beige bracht hat, wonach er verhandlungsunfähig sei. Aber auch für diesen Prozeß wird die Stunde schlagen. Inzwischen beschäftigt sich die Presse mit der Angelegenheit des Jugendschriften-Aus- schusses und des Dürerbundes. So brachte »Der Vortrupp« in seiner Nummer vom 1. Juli d. I. einen Artikel »Das rote Tuch«, der durch tendenziöse Darstellung und durch Verschweigen wich tiger Tatsachen zugunsten des Hamburgischen Prüfungsausschusses ein ganz schiefes Bild von dem Streitfall gibt. Ich meine, ein Blatt, das der Kultur dienen will, sollte sich befleißigen, objektiv zuverlässiger zu berichten. Dann bekam ich »Die Feder«, Nr. 337 vom 1. Juli d. I. in die Hände. Darin befindet sich unter dem Titel »Zensurgefahren« ein geharnischter Artikel, unterzeichnet »Der Vorstand des Allgemeinen Schriftsteller-Vereins«, gegen Dürerbund und den Hamburger Jugendschriften-Ausschuß. »Sie bedeuten eine so große Gefahr für die Schriftsteller, wie sie kaum (Fortsetzung aus Seite 7259 >
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