209, 9. September 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8979 » Greta Kunkel Roman von Nikolaus Schwarzkops Geheftet M. 2.50 ord., M. 1.75 netto, M. 1.65 bar; gebunden M. 3.50 ord., M. 2.50 netto, M. 2.40 bar und 11/10. — Einbände, auch der Freiexemplare, 75 Pfg. netto. N. Schwarzkopf, der hier zum erstenmal mit einer größeren Dichtung vors Publikum tritt, ist ein Sohn des Odenwalds. Seine Leimat hat er auch zum Schauplatz des Romans gemacht. Als feiner Erzähler und sicherer Psychologe schildert er seine Figuren, so Gretas Mutter, die früher Dorfnäherin war, ehe sie die Wirtsfrau im Forsthaus zum Rodensteiner wurde. Als Mädchen in phantastische Vorstellungen und romantische Liebesträumereien eingesponnen, hat sie diese Eigenart ihrem einzigen Kind, der kleinen Greta, vererbt, und dieser wird das mütterliche Erbteil zum Ver hängnis. Voll zarter Poesie ist die Liebe des früh zu regem Gefühlsleben erwachenden Mädchen zu einem jungen Mann, der sie als Kind vom Tode gerettet; in ihm sieht sie ihr Ideal, und als er sich mit einem Mädchen seines Standes verlobt hat, fällt sie einer hilflosen Lerzensverwirrung anheim, die sie für die Liebe eines braven Bauern sohnes blind macht und in die Arme eines ihrer nicht würdigen Menschen treibt. Der Fluch ihrer Veranlagung läßt sie nicht in ruhige Bahnen einlenken, nachdem sie mit ihrem Lerzen Schiffbruch gelitten hat. Mit erstaunlicher Feinheit und Schärfe der Beobachtung ist die seelische Not, das Entwurzeltsein des jungen Mädchens ge schildert; nur ein echter Dichter weiß die Gestalten seiner Phantasie so als lebende, unser tiefstes Mitgefühl weckende Menschen vor uns hinzustellen. Neben der vollendeten Kunst der Seelenanalyse steht ein außerordentlich zart entwickeltes Gefühl für die Natur. Landjchaftsbilder und -stimmungen von echtem Leimatreiz schaffen für die lebensvollen menschlichen Gestalten Umgebung und Ltntergrund, so daß schön abgerundete farbenreiche Bilder entstehen. In N. Schwarzkopf dürfen wir eine Loffnung für die deutsche Roman- und Novellendichtung begrüßen. Wir bitten um Ihre tätigste Verwendung für diese Novitäten und empfehlen Ihnen zur Lagerergänzung die früheren Werke aus Bondes Feder: „Schimannsgarn" und „Im Scheine des Nordlichts". Bestellzettel liegen bei. Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart