257, 5. November 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsen««« s. l>. Dtschn. Buchhandel. 11803 I. r. Uexküll, Bausteine zu einer biologischen Weltanschauung Gesamtheit aller unserer äußeren und inneren Erfahrung, das, was wir gemeiniglich schon „Welt" nennen, ohwohl es eigentlich erst das Bauiuatcrial ist, aus dein wir lins eine Welt erschaffen sollten, diese Gesamtheit setzt sich aus drei wesentlich voneinander verschiedenen Phänomenkomplcxeu zusammen. Es ist die bloße Physis der unorganischen, toten Materie, das Leben der pflanzlichen und tierischen Organismen und die Psyche des menschlichen Inneren, Vlach der wechselnden Herrshaft bald des einen, bald des anderen dieser Hauptphäuomcuc kann inan in der Weltanschauung der Zeiten drei große Epochen unterscheiden. Die Epoche des psyhismus (meist Fetischismus geuam,t), die heute schon der Vergangenheit angehört, ward beherrscht vom Phänomen der Psyche; dem naiven Naturmensch ei, war jedes äußere Geschehen, jede Bewegung und überhaupt Veränderung der körperlichen Welt im Grunde nur das Wirken eines verborgenen Geistes. In der Epoche des Materialismus, der als die eigentliche „Weltanschauung der Gegenwart" heute immer mehr das Denke,; und Fühlen selbst der unteren Volksschichten zu beeinflussen beginnt, herrscht das Phänomen der P h y si s; dem modernen Menschen ist es fremd, hinter den Bewegungen der toten Materie, eines Steines, eines Schiffes oder Eisenbahnzuges ein Geistiges zu suchen, statt dessen aber natürlich, alles Geistige zu materialisieren. Die Er scheinungen des menschlichen Seelenlebens werden ihm zu Gehirnsunktionen, die er aus chemische und mechanische Ixraft zurückzusühren sucht, Ixultur und Zivilisation erklärt er aus Vlahrung und Ixlima, die Sittlichkeit aus dem Zusammenleben der Menschen als Herde, der ganze Menschengeist ist ihn, ein letztes Produkt körperlicher Bewegungsgcsetzc. Dies ist die gegenwärtig herrschende zweite Epoche. Die Zukunft wird uns aber noch eine dritte bringen. In ihr wird die Herrschaft der beiden Urphänomene des Physischen und Psychischen verschwinden und statt defsen das Phänomen des Lebens eine zentrale Stellung cinnebmen. Wie die Wandlung von, psychismus zun, Materialismus durch die Entstehung der modernen m e ch a n i sch c n Wissenschaften hervorgerusen ward, so wird diese neue Wandlung aus der in den letzten Jahren sich vorbereitenden Begründung der biologi sch e n Wissenschaften bervorgeben. Diese „Weltanschauung der Zukunft" in den eigenen Worten ihres größten Vorkämpfers zu vermitteln, erscheinen hier die populären Parerga Jakob von Uexkülls, des eigentlichen Begründers unserer modernen „experimentellen Biologie", gesammelt. Abnehmer sind alle die zahlreichen Gebildeten, die sich für biologische Themata interessieren. Bei den Beziehern der „Neuen Rundschau", der „Österreichischen Revue", der „Deutschen Revue", die den Verfasser nach seinen Beiträgen in diesen Blättern schätzen, werden Sic besonders leichten Eingang finden. Die Räuscr der Schriften von Or. Felix Groß, der philosophische Probleme auch den nicht philosophisch vorgebildeten so glück lich zu vermitteln weiß, werden ebenfalls gern nach dem Bande greisen.