Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1913
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- 1913-11-28
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- 28.11.1913
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Inhaltsverzeichnis
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Diese Heranziehung zur Versteuerung und die Erfüllung der sonstigen gesetzlichen Verpflichtungen ist im Hinblick auf das ordentliche Verlagsgewerbe ein Gebot der Gerechtigkeit. Die Schädigung des ordentlichen Verlagsgewerbes durch die selbstverlegenden Vereine wird wesentlich gesteigert durch deren Ausübung des Jnseratengeschäftes. Der Fachmann weiß, wie die Inseratenpreise durch das Schleudern der meisten Vereine gedrückt werden. Um jeden Schundpreis werden Inserate ausge nommen, denn mau begnügt sich auch mit dem geringsten Erträg nis. Man hat ja immer die Nereinsbeiträge, um das Defizit decken zu können. Sehr häufig befassen sich die Vereiusmitglie- der, auch Beamte, mit der Akquisition von Inseraten. Diesen ist es natürlich nicht so sehr darum zu tun, einen anständigen Preis zu erzielen, als vielmehr darum, um jeden Preis einen Auftrag zu erhalten, damit sie von ihrem Verein Provision erhal ten. Ferner steht bei vielen Vereinszeitschriften in vollster Blüte das Tauschgeschäft, das erst in der letzten Nr. 45 von »Presse— Buch—Papier« in dem Aufsatze »Jnseratbezahlungsscheu« behan delt wurde. In Zeitschriften mit einer Auflage von einigen Hun dert Exemplaren findet man Inserate von Versandgeschäften, die erfahrungsgemäß nur bei ganz hohen Auflagen inserieren. Wenn so ein kleines Blättchen ein derartiges Inserat bekommt, so ist es nur auf die Weise möglich, daß die leitenden Personen, in der Regel der Herr Redakteur-Dilettant, so lange betteln, bis ihnen gegen ein möglichst großes Jahresinserat Waren geliefert werden. Daß durch derartige Praktiken im Jnseratengeschäft das ordentliche Verlagsgewerbe überaus geschädigt wird, bedarf keiner weiteren Worte. Wie kann nun solchen Mißständen wirksam begegnet werden? Auf deren Besprechung durch Abgeordnete in den Parlamenten darf wohl nicht allzusehr gerechnet werden, denn diese würden starke Anfeindungen erfahren durch die zahlreichen und oft mäch tigen selbstverlegenden Vereine. Der beste Weg wird Wohl der sein, daß sämtliche preßgewerbliche Berufsorganisationen sich mit Petitionen an den Reichstag und an alle Landtage wenden. Nebenbei aber könnten auch jene Angehörigen des Preßgewerbes, die in Steuerausschüssen sitzen, deren Aufmerksamkeit auf die hier behandelte Angelegenheit lenken. 8. Primitive Holzschnitte. Einzelbilder des XV. Jahr hunderts. Verlagsdruckerei von I. H. Ed. Heitz (Heitz k Mündel, Inhaber Paul Heitz), Straßburg. Preis 25.— ord Der Verlagsbuchhändler und geachtete Fachgelehrte Paul Heitz hat unter obigem Titel eine Sammlung von 75 Holzschnittörucken geschaffen, die uns originalgetreue Abbildungen von Erzeugnissen aus den ersten Zeiten der Holzschnitt- und Buchöruckerkunst vorführt, denen in kulturhistorischer und in xylographisch-technischcr Beziehung hohe Be deutung beigelegt werden muß. »Von Bilderbüchern des 15. Jahrhunderts im modernen Sinne«, so leitet Paul Heitz sein Werk ein, »misse» wir nichts, (wenn wir nicht die Blockbücher etc. als solche ansprechen wollen). Sie sind, wenn es über haupt welche gab, nicht auf uns gekommen. Dagegen wurden bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst zahlreiche Bücher mit Abbildungen im Text versehen; die wenigsten dieser Abbildungen wurden einzeln aus gegeben. Es war in den Jahren 1470 und den darauffolgenden, so wie bei uns seit ca. 1900: kein Buch, keine Schrift ohne Abbildungen! Statt der Bilderbücher wurden einzelne Bilderbogen hergestellt.« Der Inhalt dieser Bogen war ein der Zeit entsprechender und mit wenigen Ausnahmen aus der Bibel und der Heiligengeschichte geschöpft, die Politik und das Leben des Volkes kamen wohl fast ausschließlich nur in Kreisen bevorzugter Klassen zur Sprache; die endlosen Fehden und vielen Kriege hatten die große Masse des Volks so abgestumpft, daß es fast nur noch Gefallen fand an Bildern, die ihm Trost bieten konnten in seinen Nöten. Die »Primitiven Holzschnitte« des Heitzschen Buches könne» somit bis zu einem gewissen Grade als eine Abspiegelung des Volkslebens und des Volksgeistes jener Tage, in denen sie geschaffen worden sind, betrachtet werden und bieten sowohl in dieser Hinsicht großes Interesse, wie auch durch die oft kindlich-naive Art der Darstellungen, denen wir mehrfach neben von kühnem Gedankenflug zeugenden Bildern begegnen. Auf Einzelschildernngen derselben in einem kurzen Artikel einzugehen, verbietet sich von selbst; man muß sich hier darauf beschränken, die Auf merksamkeit der Freunde der graphischen Kunst in ihren Anfängen aus hervorragende Blätter zu lenken, die geeignet sind, dem ganzen Werke einen charakteristischen Stenipcl aufzudrücken. Gleich die Schlußvignette zum Inhaltsverzeichnis ist ein solches Bildchen. Jesus als Kind, eine Hotte tragend, aus welcher ein Dutzend Spruchbänder sich emporschlängeln, bietet einer vor ihm knieenden jungen Frau eine Krone an, — eine namentlich hinsichtlich der Frau schöne Zeichnung und ein guter Schnitt. Das erste, von 1480 aus Ulm stammende Blatt der Sammlung bringt eine originelle Darstellung der Arche Noahs: ein hausartiger langgestreckter Bau in einem Kahn, an dessen verzierter Längsseite der Inhalt des Archenteils plakatartig angezeigt ist. — Blatt 5, vom Oberrhein, enthält neben dem Bilde der heiligen Anna ein flottgezetch- netes und schön geschnittenes Marienbild; Doppelblatt 7 aber ist eine sehr achtungswerte Arbeit: ein von zwei Engeln getragener Rosen- und Perlenkranz, die Gottesmutter mit Kind und Lilien umschließend. — Tafel 14—18 enthalten bildliche Neujahrswiinsche; 17, von 1460, dient koloriert dem Heitzschen Werke als Titelblatt, 16 aber ist eine be sonders originelle Zeichnung, das Christuskind auf einem, einer zwei rädrigen mit zwei gefüllten Säcken beladenen Karre vorgespannten Pferde reitend, vor einem geschlossenen Kirchentor haltend, von welchem herab der Pförtner mittels Spruchband fragt: »wer ist vor dem Tor«^ worauf der kleine Fuhrmann gleicherweise antwortet: »es ist ich bringet gut ior«. Das aus dem Jahre 1460 stammende niederrheinische Blatt 19 ist eins der interessantesten der ganzen Sammlung. Christus am Olbcrg, mit den schlafenden Jüngern und den Häschern im Hintergründe, ist in Schrotmanier dargestellt und, wenn auch stark an den Holzschnitt er innernd, in Kupfer oder doch in Metall gepunzt, was die Feinheit des Schnitts und einige seiner Kreuzlagen bestätigen. Einer der ältesten Schnitte, die heilige Dorothea, stammt aus Ober bayern und ist von 1410 bis 1425 datiert. Es ist ein kühner, kräftiger Schnitt, der auch durch die Schönheit seiner Zeichnung die Aufmerksam keit besonders auf sich lenkt. — Nr. 26, der heilige Christoph, das Christuskind durch Wasser tragend, ist ein ans Falkensteins Geschichte der Buchdruckerkunst in Buchdruckerkreisen altbekanntes Bild; naiv aber sind die Blätter 31, 32 und 38, auf denen der heilige Hieronymus als gemütlicher Löwen-Pedicure dargestellt ist. Blatt 40 zeigt uns eine Prozession zu Straßburg und bietet zu gleich die älteste, aus dem Jahre 1477 datierte Ansicht des Straßburger Münsters. Das Münster muß man sich aber als im Hintergründe gelegen denken, denn was wir im Bilde erblicken, ist doch kaum mehr, als der Eingang einer Seitenkapelle; von der Prozession werden Christus am Kreuze, eine Gottesmutter und Kirchengeräte getragen, im übrigen ist sie durch eine ansehnliche Zahl von runden Oberköpfen angcdeutet; in der ganzen Darstellung aber macht sich die in den Bild drucken des 15. Jahrhunderts meist mangelnde Perspektive besonders unangenehm bemerkbar. Eine sehr naive Auffassung zeigen die Darstellungen auf den Blättern 41, 42 und 43; es trete» uns hier Hektar (von Troja), König Alexander und Julius der erste Kaiser mit ihren Wappenschildern und in voller Ritterrüstung entgegen; jeder mit einem Spruch in kräftiger Gotisch unter seinen Füßen, die Blätter aber werden als oberrheinisch und vor 1482 bezeichnet. Aus einer Folge von Planetcnbildern stammen Nr. 45 und 46, — sie mögen wohl auch zu Prophezeiungen gedient haben, wie dies noch in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts unter un gebildetem Landvolk mit ähnlichen losen Blättern getrieben wurde; sie waren nach den verschiedenen Planeten gezeichnet und ließen durch ihre Bildchen die mannigfaltigsten Deutungen in gutem und bösem Sinne zu. Höchst originell ist auf Blatt 48 die Zeichnung einer Himmelsleiter, sowie die von 51, des Teufels- und des Engelspiegcls, die sich durch die schöne Gotik ihres Textes auszeichnen; ferner die Blätter 52 und 58, die sieben Todsünden; 53 und 54, die zehn Gebote. Ebenso muh man auch die »Auferhebung des Volks« auf Blatt 60 als originell be zeichnen, dessen sonderbarer bildlichen Auffassung eine lange Erläuterung in Semigotisch bcigegebcn ist; sehr merkwürdig ist auch der Ringkampf von Papst und Kaiser auf Blatt 61, den beide Herrschaften, die Kronen auf den Köpfen, sonst im adamitischen Gewände, jedoch durch Badehosen vor allzugrohcr Menschlichkeit profanen Augen gegenüber bewahrt, aus- fiihren. Blatt 62, der Krebsreiter, eine schwäbische Darstellung von vor 1500, gehört zu den bekanntesten Schöpfungen ans der primitiven Zeit des Holzschnittdrucks; — die vier Temperamente sind auf Blatt 65, in vier Karten, vor 1450, mit längeren Unterschriften in sehr sinnreicher Weise und guten Schnitten vorgcführt; — Blatt 71, Frau Venus und der Verliebte, veranschaulicht eine wahre Generalversammlung in jeder erdenklichen Weise gequälter Herzen, mit schönen Versen daneben, ivie: »Si gipt mir froid vnd trost, di mein Herz hat vff ainem rost« (Abbil dung ein Herz auf einem Bratrost!) oder: »wy solt ich ir vergessen, niein herc hat in der pressen« (ein dickes Herz in einer Spielkarten-
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