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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.!/ 119, 26. Mai 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Der Autor des in der Fußnote geuauuteu Werkes beabsichtigte, ciucu Beitrag zu einer volkstümlichen Naturgeschichte des Kapitals zu schreiben. Er hielt cs nicht für zulässig, die Entstehungsart großer Besitztümer ans eine bestimmte Formel zu bringen, vertritt aber die Ansicht, daß dem Reichtum an und für sich eine tiefe sittliche Kraft innewvhnt. Selbstverständlich kann in diesen Blättern nicht auf solche grund sätzliche Fragen eingegangen werden, sondern es soll nur au der Hand des Buches von einigen buchhändlerischen Riesenbetrieben die Rede sein, für die im Kreise der Kollegen ein Interesse vorausgesetzt werden kann. Gewissermaßen summarisch werden die bekannten Firmen: Tanchnitz, Brockhaus, Neelam, Bibliographisches Institut abgetan, wogegen eigene, ausführliche Kapitel aus dem Bereiche des Buchhandels nur den Fir men Mosse, Scherl und Ullstein gewidmet sind. Diese Darstellungen sollen hier kurz wiedergegeben werden — ohne Verantwortlichkeit für die Richtigkeit der Ziffern, deren Überprüfung ein Gegenstand des Interesses hauptsächlich für die Steuerverwaltung sein dürfte. Oder sind die in dem Buch angeführten Ziffern etwa den Steuerregistern entnommen? Dann würde gewissermaßen die Staatsverwaltung die Quelle der Belehrung sein. Vielleicht handelt es sich auch nur um Schätzungen, die, so wollen wir hoffen, mit Gewissenhaftigkeit vorge nommen wurden. Von Rudolf Mosse, dessen Name als Verleger des Ber liner Tageblattes und als Besitzer einer Annoncenexpedition mit Filialen in der ganzen Welt wohl jedem Buchhändler bekannt ist, er zählt der Verfasser, daß er ein wahrhaft königliches Palais am Pots damer Platz sein eigen nennt und — fünfzigfacher Millionär ist. Wahrscheinlich war er, als er 1867 aus Poseu nach Berlin kam, so mittellos wie die vielen Tausende von jungen Leuten, die in der Neichshauptstadt Stellung und Erwerb suchen, aber er hatte den Blick für die Möglichkeiten der Entwicklung, er erkannte die Bedeutung der Göttin Reklame und errichtete in einem bescheidenen Hofzimmer der Friedrichstraße ein Annoncenbureau, dessen gesamtes Personal aus einem einzigen Manne bestand — aus Rudolf Mosse. Heute mögen, da die Berliner Zentrale für ihre Bureaus zwölf Häuser beansprucht, die Augestellten der Firma Mosse nach Tausenden zählen. Das Annoncen- burcauwesen entwickelte sich nach den Einigungskriegen gleichmäßig mit der Industrie und dem Handel in rapider Weise. Der moderne Kaufmann, der sich der Reklame in umfassender Weise bedient, kann nicht mit Hunderten von Zeitungsvcrwaltungen verkehren und bedient sich gern der Einfachheit halber der Vermittlung eines Annonccnbureaus. Bereits fünf Jahre nach seiner Ankunft in Berlin gründete Mosse (1872) das Berliner Tageblatt, das wohl auch einen höchst ansehnlichen Teil zu seinem heutigen Niesenvermögen beigetragen hat. Noch geläufiger als der Name Mosse dürfte den Buchhändlern der Name Scherl sein. Von August Scherls Vermögen teilt der Ver fasser leine Ziffern mit, dagegen schätzt er sein Jahreseinkommen in der Zeit der Aktivität — Scherl hat sich im Februar 1914 von allen seinen Unternehmungen zurückgezogen — auf eine Million. Auch Scherl kam, gleich Mosse, nicht »aus Glanz und Wonne« her. Er hatte sich in der Rheinprovinz dem Vertrieb wohlfeiler Kolportage- litcratur gewidmet. Diese Tätigkeit soll für ihn — und, wie verlautet, auch für seine damaligen Gläubiger — nicht von Erfolg begleitet ge wesen sein. Umso glücklicher war die Idee der Gründung des Berliner Lokalanzeigers, zu deren Ausführung Scherl fremdes Kapital in An spruch nehmeu mußte. Der Lokalauzeiger wurde anfangs monatelang gratis verteilt, aber bald fanden sich auch die zahlenden Abnehmer, und sie strömten dem Blatte in großen Haufen auch dann zu, als der ur sprünglich außerordentlich niedrige Preis nach und nach wesentlich er höht wurde. Die tägliche Auflage wirb mit einer Viertelmillion Exemplaren angegeben. Unerfindlich ist, weshalb der Verfasser nichts über die »Woche« berichtet, die doch gewiß in großem Maße zum Reich tum Scherls beigetragen hat. Dagegen wird umständlich von einer allgemein bekannten Eigentümlichkeit Scherls erzählt, der in seiner menschenscheuen Art selbst für die Prokuristen und Abtcilungsvorstände seiner Unternehmungen unsichtbar gewesen sei; diese empfingen seine Aufträge entweder durch seinen Privatsekretär oder seinen Barbier. Dieser Figaro hatte bei Scherl, der ihm Entwürfe, Zeichnungen und vielleicht auch Romane vor der Veröffentlichung zeigte, sein Urteil ab zugeben und so die Stimme des Voltes zu vertrete«. Der »Kunstwart« hat starke Einwände gegen die Ansicht, daß ein Verleger auf diese Weise die Meinung des Publikums erforschen könne, erhoben; mir erscheint die Einrichtung, vorausgesetzt, daß der Befragte ein Mann mit natür licher Empfindung und mit Durchschnittsverstand ist, durchaus nicht un sinnig. An Popularität werden Mosse und Scherl übertroffeu vom Verlag U l l st e i n K E o., von dem namentlich die Markbüchcr im Buchhandel ein viclbcgehrter Artikel geworden sind. Die Bedeutung des Hauses Ullsteiu liegt jedoch iu dem großen Zeitungsverlag (B. Z. am Mittag, Morgenpost, Berliner Illustrierte Zeitung, Musik für Alle usw.). In letzter Zeit wurde viel von der »Berliner Morgenpost« gesprochen, die im Jahre 1898 gegründet wurde und es jetzt auf 400 000 Abonnenten gebracht hat. Im deutschen Zeitungswcsen ist diese Ziffer, die in Paris von mehreren billigen Tageszeitungen übertroffen wird, in der Tat bedeutend. Man erfuhr bei dieser Gelcgeuheit, daß für deu Satz der Morgeupost 32 Setzmaschinen tätig sind; außerdem werden die Inserate teilweise in Handsatz hergestellt. Den Druck besorgen 39 Zei- tungs- und Jllustrations-Notationsmaschinen, von denen einzelne auf einmal 64 bis 96 Zeitungsseiteu zu drucken vermögen, wobei sie in der Stunde 12 000 Exemplare fcrtigstellen. Die Expedition durch Autos, von denen etwa 30 in Verwendung kommen, beginnt bereits 10 Minuten nach Anfang des Druckes, während 10 Minuten nach Schluß des Druckes, knapp nach 4 Uhr morgens, die letzten Exemplare wcg- gcschafft werden. Trotz der riesenhaften Dimensionen der Druckerei kann diese nicht alle Verlagswerke der Firma Herstellen; so müssen z. B. die Bände der bekannten Ullstein-Bibliothek an andere Druckereien gegeben werden. Die Firma Ullstein, die gegenwärtig von den Söhnen des im Jahre 1899 gestorbenen Begründers, den fünf Brüdern Ullstein, ge leitet wird, hat ihre Tendenz nach Ausdehnung vor einiger Zeit durch Ankauf der Lipperheidescheu Modejournale und kürzlich durch Über nahme der im Volksmund »Tante Voß« genannten Vossischen Zeitung bewiesen. In dem Kapitel über Ullstein werden allerhand inter essante Ziffern angeführt — so, daß der Betrieb in 14 Häusern unter gebracht ist, deren jedes 4 Stockwerke hoch ist; daß 5000 Personen be schäftigt sind, die jährlich über fünf Millionen an Gehalt und Löhnen beziehen; daß der Posteinlauf täglich 15 000 Stück beträgt, daß von der »B. Z. am Mittag« täglich 150 000 Exemplare verkauft werden, — und als Krönung all dieser Statistik erfahren wir, daß das gesamte Unter nehmen ans mindestens hundert Millionen Mark geschätzt wird. Dem Verfasser des vorliegenden Buches gebührt Dank, daß er nicht in den pharisäerhaften Ton verfallen ist, in dem so manche Bekenntnis bücher amerikanischer Millionäre und Milliardäre gehalten sind; lieben cs doch diese zuweilen, ihre Erfolge auf kleinbürgerliche Tugenden zu rückzuführen, wie sparsames Sammeln von Bindfadenfragmenten, ängst liches Vermeiden jeder überflüssigen Ausgabe im Jünglingsalter und Ähnliches. Es liegt auf der Hand, daß diese schätzenswerten Eigenschaften vielleicht mitunter Begleiterscheinungen, niemals jedoch wirkliche Ur sache der Anhäufung eines Riescnvermögens sein können. Im Buch- und Zeitschriftenhandel, wo es ja gilt, die Menge zu erobern, werden große Erfolge nur jenen beschicken sein, die, scharfsichtig genug, die geistigen Strömlingen in ihrem Anfangsstaöium, noch vor ihrem allge mein sichtbaren Auftreten erkennen nnd die Psychologie der Massen so beherrschen wie ein Virtuose sein Instrument. Wien. Friedrich Schiller. Kleine Mitteilungen. Merkblatt für den modernen Sortimenter. — 1. Passe dein Geschäft den örtlichen Verhältnissen an und gib ihm einen gewissen Charakter. 2. Spezialisiere dich und konzentriere deine Vertriebstätigkeit auf Pro dukte einer kleinen Verlegergruppe. — 3. Triff mit diesen Verlegern Sonderabkommen und veranstalte mit deren Unterstützung ab und zu eine Bücherschau. — 4. Verwende dich vorzugsweise für Verleger mit entgegenkommenden Bedingungen und nicht für solche, die direkt oder durch eigene Sortimentsgeschäste an das Publikum liefern. — 5. Mache nur auf Verlangen Ansichtssendungen. — 6. Pflege das moderne Anti quariat und womöglich den Reise- und Versandbuchhandel. — 7. Ver geude nicht viel Zeit mit Kleinarbeit und widme dich auch großzügigen Aufgaben. Alois D i t t h o r n - Chemnitz. Geschäftslage in Konstantinopel. — Die Geschäftslage in Konstanti nopel hat immer noch keine nennenswerte und nachhaltige Belebung erfahren. Zeigten sich auch einige Mal Ansätze zu frischerer Kauf- und Unternehmungslust, so trat doch stets bald wieder der alte Zustand ge schäftlicher Lethargie ein, der während der letzten Kriegsjahre charak teristisch für die Geschäftslage des Platzes geworden ist. Die während der Kricgszeit allmählich entleerten Bestände der Händler wurden zwar durch Neubestellungen ergänzt, indessen fehlt auch heute noch jeder kräftigere wirtschaftliche Impuls, den das schwergeprüfte Land mit dem Eintritt normaler auswärtiger Beziehungen erhoffen durste. Waren es zuerst politische Sorgen wegen etwa bevorstehender neuer kriegerischer Verwicklungen der Türkei, die auf das Geschäftsleben drückend einwirkten, so sind cs in den letzten Wochen die Gegensätze der Nationalitäten, die dem Wirtschaftsleben der Türkei neue und schwere Stöße versetzen. Die Boykottierung des fleißigen und ge wandte» griechischen Elements der einheimischen Kaufmannschaft durch die muselmanische Bevölkerung des Reiches hat anch die allgemeinen wirt schaftlichen Interessen rückwirkend aufs nachteiligste beeinflußt. Hat der Boykott auch neuerdings in Konstantinopel selbst an Intensität weiter nachgelassen, so dauert er doch nach den neuesten Nachrichten in der Provinz ungeschwächt fort. Eine besondere Verschärfung der wirt-
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