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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200127
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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>6 21, 27, Januar 1920, «edakttoneller Teil. «>u-»d>»u >, », Dv«», v-chh-»»«. «der Bedenken haben und was wir nicht guthetßcn können, ist, daß die Angestellten nicht nach ihren Leistungen, sondern nach ihrem Alter bezahlt werden sollen. Das steht durchaus nicht im Einklang mit dem Schlagwort: -Freie Bahn dem Tüchtigen« und wird die Arbcitsfreudigkcii herabsetzen, jedes Streben nach «orankommcn wird mit der Zeit schwinden. Diese Bestimmun- gen mögen für Fabriken, große Betriebe vielleicht passen, aber nicht für Geschäfte, wo cs auf die Tüchtigkeit, aus Bildung und Wissensdrang eines Einzelnen ankommt. Ich fürchte, wir wer den uns mit diesen Bestimmungen der Arbeitnehmerverbände für die Zukunft kein gutes Personal heranzichen. In den früheren Berichten habe ich darzulegen versucht, wie sich das Geschäft gestaltete, ob die Kauflust sich gehoben, ob das Geschäft sich gewandelt hat, ich will es auch heute versuchen. Die Geschäftslage wurde vielfach mit Torschlußpanik bezeichnet und von Monat zu Monat das Nachlassen der Kaufkraft prophezeit. Bis jetzt ist gottlob ein Nachlassen nicht zu ver zeichnen, und hoffentlich dauert es noch eine Weile; daß es nicht so bleiben kann und wird, dürfen wir uns nicht verhehlen, obwohl wir uns andererseits sagen müssen, daß die Freude am Buch sehr gewachsen ist und weite Kreise ergriffen hat. Das schöne und teure Buch beherrscht noch den Markt, die Jagd nach Luxusausgaben, Lcderbänden hält noch an, daneben werden viel Klassiker, gute Romane, geschichtliche, biographische, kunstgeschicht liche Werke gekauft. Das Publikum legt wieder mehr Wert auf gute Ausstattung, zahlt übrigens jeden Preis, man möchte säst sagen: je teurer ein Buch ist, desto besser geht es. Wenig Nach frage ist nach billigen Büchern, auch Courthr-Mahler und Lehne werden weniger verlangt, doch kann dieses eine Folge der ver mehrten Verkaufsstellen der Auchbuchhändler sein. NachKriegsiite- ratur ist gar keine Nachfrage mehr, abgesehen natürlich von Wer ken wie Bethmann, Helfferich, Ludendorff, Staegemann, Stein, Tirpitz u, a. Großen Unwillen hat das Vorgehen der Firma Hobbing erweckt, welche die bei ihr erschienenen Werke den Auchluichhändlcrn anbot, und zwar zu billigeren Bezugsbedin gungen als dem Sortiment, Die Entschuldigung des Herrn Hobbing war matt nnd sehr wenig überzeugend. Geklagt wird über das liberhandnehmen der Zeitschrislen- und Zeitungshändler, die jetzt fast jede Zeitung, Mode- und Unterhaltungsschriften einbegriffen, führen, daneben auch oft UNstcinbücher, Kronenbücher, Courths-Mahler usw,, oft sogar auch teure und gute Sachen. Ob dem guten Buchhandel damit tatsächlich große Konkurrenz gemacht wird, wage ich zu be zweifeln, die durch den Krieg großgczüchteten Bücherserien wer den vielleicht weniger bei uns gefordert, die guten Bücher wer den aber in jenen Läden nicht gesucht, gewähren dem Verkäufer auch nicht die Vcrdienslmöglichkcit, die er verlangt. Eine Ge fahr besteht darin, daß vielleicht die Preise, vor allem die Tenc- rungszuschläge, nicht immer eingehalten werden; es freut mich nun, daß der Vorstand der Karlsruher Buch, und Zcitschriftcn- händlcr hier ist und gewillt ist, auch den erhöhten Tcucrungs- Zuschlag mit zu erheben, übrigens ist der Lieferant der Be züge verpflichtet, von seinen Abnehmer» zu verlangen, das; sic den vom Börsenverein geschützten Teuerungszuschlag erheben, und ich rate den Ortsverctnen, hier ihr Recht mit aller Energie zu wahren und den Lieferanten haftbar zu machen. Eine andere Gefahr, die »ns droht, sind Bezüge direkt vom Verlag seitens Korporationen und Verbänden. Diese Gefahr ist nicht neu, aber bei der großen Verteuerung der Bücher ist zu befürchten, daß sic in stärkerem Maße sich bemerkbar macht. Diese Gefahr veranlaßt manche Buchhändler in Universitäts städten, Gegner der Erhöhung des Teuerungszuschlags z» sein. Ich glaube nun nicht, daß die Gefahr so groß ist, nnd glaube vor allem nicht, daß das Nichtverkauscn einiger Lehrbücher im Verhältnis zu der Höhe der Spesen steht, die durch einen erhöhten Tcuerungszuschlag ausgeglichen werden. Der Fall kann natürlich nur eintreten, wenn ein erhöhter Teuerungszuschlag vom Börsenverein nicht geschützt wird; jetzt ist der Verlag be kanntlich verpflichtet, bei direkten Lieferungen an das Publi kum die 10°,» zu berechnen. Vergessen wir nur das eine nicht: die Hauptschuld an der Verteuerung des Buches tragen die Ar beiter in der Papierindustrie, Druckerei, Buchbinderei, die den Verleger zwingen, hohe Preise anzujetzen; die Angestellten in den Verlagsgeschäften, die ihn nötigen, Teuerungszuschläge auf diese Preise zu nehmen. Ohne diese Teuerungszuschtäge, ganz abgesehen von dem 107-igen Zuschlag des Sortimenters, kann der Verleger nicht liefern, dazu kommen Porto und Verpackung, und schließlich wird der Besteller beim direkten Bezug vielleicht mehr zahle» als beim Bezug durch den Sortimenter, Es ist gut, daß das Selbstgefühl und der Stolz des Sorti menters geweckt werden, und daß er sich nicht mehr alles bieten läßt. Einerseits hat die bessere geschäftliche Lage dies bewirkt, andererseits die Gilde, die sich mehr und mehr zur Vertreterin des gesamten Sortiments herausgebildet hat und als solche an erkannt wird. Ich erinnere nur an die Berichte über die Würz burger Tagung im Börsenblatt, aus denen ich übrigens folgende Stelle wtedergeben möchte: »Die Gilde hat dem Verband nach keiner Richtung hin Abbruch getan, ja im Gegenteil seine Not wendigkeit erst recht bewiesen«. Dieses ist die beste Antwort aus die Frage, die Herr Speyer an mich aus der Versammlung zu Mannheim 1915 richtete, als er und mit ihm viele andere fürchteten, daß durch die Gilde die Kreis- und Ortsvcreine ihre Bedeutung verlieren würden. Daß bei der Gilde Fehler gemacht werden, daß manchmal zu scharfe Worte fallen, wer wird das leugnen? Wo gehobelt wird, da fallen Späne, aber allerseits, von Anhängern wie von Gegnern, wird neidlos anerkannt, daß die Gilde das Sortiment gestärkt und gehoben hat. Die Gilde will nicht den Kamps, und sie würde am liebsten vereint mit dem Verlage zum Wohl des gesamten deutschen Buchhandels arbeiten, wenn sic es könnte, und wenn der Verlag sich nicht in so offenkundiger Weise von den Verhandlungen und Ver sammlungen sernhielte, wie ja auch der Börscnvereinsvorstand betont und bedauert hat. Der Gildevorstand will, es ist dies durchaus keine angenehme und dankbare Aufgabe, für das Ge samtwohl des Buchhandels kämpfen, und ich möchte hier in den schärfste» Worten, wie ich es auch bereits in Frankfurt tat, gegen die Worte des Herrn Redakteur Thomas Einspruch erheben, der Herrn Nitschmann als Haupt einer »Los-vom-Börsenverein- Bewegung- bezeichnet. Das ist eine durchaus irreführende Dar stellung, die nebenbei gesagt alles andere als geschmackvoll ist. Ich bedaure, dies von einem Manne sagen zu müssen, den ich hochschäyc und mit dem ich oft zusammengearbeitet habe. Einen schweren Verlust hat der deutsche Buchhandel durch den Tod von Robert Prager erlitten, der nach einem arbeits reichen und entsagungsvollen Leben plötzlich von uns ging, Ais der langjährige Vorsitzende des Verbands der Kreis- und Ortsvcreine hat er sich um das Wohl des Buchhandels sehr ver dient gemacht, sein Rat, seine große Sachkenntnis wird noch oft vermißt werden. Auf der Würzburger Tagung trat zum erstenmal der neue Vorstand der Kreis- und Ortsvereine in Tätigkeit, Die Herren Jäh, Kretschmann und Niemeyer haben, das war die einstimmige Meinung, ihre Sache sehr gut gemacht, und vor allem war Herr Jäh als Leiter der Versammlung ganz vorzüglich, sodaß wir uns z» der Wahl der Herren nur beglückwünschen dürfen. Große Verwirrung haben neben den fast allwöchentlich sich ändernden Teucrnngszuschlögcn des Verlags die verschiedenen Teucrungszuschläge des Verlags bei Auslandlieserungen hervor- gerufen. Da uns diese Frage als Grenzland besonders beschäftigt, haben wir ihr einen besonderen Punkt der Tagesordnung ge widmet. Der deutsche Buchhandel steht vor oder ist vielleicht schon in einer Krise begriffen, der alte Geist ist im Schwinden; ge- staltet sich unser Beruf mehr und mehr zu einem rein kaufmännischen Unternehmen, das keinen Ladenpreis mehr kennt, sondern nur einen Fabrikpreis und «inen vom Handel heraus- zurechnendcn Verkaufspreis, der überall verschieden sein kann, so wird das Buch eine kaufmännische Ware, die uns nur insofern interessiert, als sie recht viel abwirft und gut geht. Das Ideal des alten Buchhändler» wird damit zu Grabe getragen und auch unsere ganze Organftation wird dadurch in Frage gestellt. Noch ist diese Gefahr vielleicht abznwcndcn, wenn der Verlag einsichtig genug ist und dem Sortiment das zugesicht, was es zum Leben unbedingt nötig hat. Sonst wird es gehen wie in Zola: La 8b
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