Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1924
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- 1924-05-14
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- 14.05.1924
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 113, 14. Mal IS24. finanzieile Mittel für die Gesellschaft heranzuziehen und ihre satzungsmäßigen Pflichten wieder zu erfüllen. Es war sogar durch Entgegenkommen des Frciherrn Börries v. Münchhausen möglich, eine bibliophile Jahrcsgabe für IS22/2Z herzustellen. Er überließ der Gesellschaft drei Idyllen zur erstmaligen Veröffentlichung, die Firma Pocschel L Treple stiftete Satz, Druck und Papier und die Firma E. A. Enders den Einband für die gesamte Auslage. Den freundlichen Stiftern sei auch an dieser Stelle herzlichster Druck ausgesprochen. Die Zeitung als Urheberin des Postverkehrs. Gedanken zur Verteuerung der Zeitungsgebühren. Von Arved Iürgensohn. Im Zeitungsgcwerbe herrscht lebhafte Beunruhigung über die zmn 1. Juli geplante Verteuerung der Zeitnngsgebühren der Post. Sie soll für grössere und große Zeitungen das Achtfache, für kleinere Zeitungen das Zmölsfache der jetzigen Gebührenhöhe betragen und erscheint den Jeitungsvcrlcgcrn untragbar. Um sie ertragen zu können, müßten die Bezugspreise großer Zeitungen um mehr als 25?L, die Preise klei nerer Zeitungen um mehr als 50?L gegenüber den jetzigen Bezugs preisen erhöht werden. Man könnte hinzufllgen: auch die Anzeigen preise würden vermutlich steigen müssen und den Umsatz damit er schweren. Zur Begründung der höheren Zeitnngsgebühren, so liest man, wirb angeführt, daß die Neichspost am 1. April zu einem selbständigen kauf männischen Unternehmen nmgcstaltet worden ist und nach rein kauf männischen Grundsätzen Einnahmen und Ausgaben ihres Haushalts im Gleichgewicht halten müsse. Die Einnahmen der letzten Zeitungsgebllhrenordnung deckten nicht die Ausgaben des Zeitungsdienstes und wären den Vorkriegseinnahmen nur angcnähert. Diese aber hätten schon damals nicht die Ausgäben gedeckt und Zuschüsse erfordert. Dazu kämen aber noch neue Ausgaben durch das veränderte Verfahren bei den Bahnhofsbriefcn, durch Sam- melü'bcrwcisnngen, Monatsbezug, frühere Auszahlung der Bezugsgel der an die Verleger usw. Ohne die geplante Erhöhung könne der Post haushalt nicht ins Gleichgewicht kommen. Nun fehlt es ja nie an Gründen, wenn unsere Verkchrsverwal-- tungcn höhere Einnahmen haben wollen. Denken sie aber je daran, daß auch das Publikum nicht immer in der Lage ist, seinen »Haushalt ins Gleichgewicht« zu bringen, wenn alles teurer wird, die Gehälter halbiert, die Steuern und Mieten erhöht und die eben erst abgebautcn Zeitungsprcise wieder verteuert werden, obwohl heute noch weite Kreise, auch der gebildeten Nassen, sich wegen der allgemeinen Ver armung überhaupt keine Zeitung mehr leisten können oder zum Teil mit den billigsten Blättchen und dem Lesen der in Schaufenstern ausge hängten Zeitungs-Vorderseiten sich begnügen müssen? Kaufmännische Grundsätze sind sehr gut am richtigen Play und richtig erwogen.' Aber es erscheint doch sehr fraglich, ob man diese Gebührcnerhöhnikg mit ihnen begründen kann. Die Post ist ebenso wie die Eisenbahn ein viel-verzweigtes Unternehmen, das grundsätzlich in einzelnen Zweigen, wenn man sie gesondert betrachtet, ohne Gewinn oder mit Fehlbeträgen arbeitet, so wie die Eisenbahn auf den verkehrs armen Nebenlinien oder im Personenverkehr für sich betrachtet. Worauf es ankommt, das ist eine Rentabilität des Gesamtunternehmens. So denken aber wohl auch al'lc großzügigen ka-ufmännifchcn Unternehmun gen. Unsere großen Industrie- und Schiffahrtsgesellschaften, Waren häuser und Versandgeschäfte verschicken kostspielige illustrierte Kataloge und denken nicht daran, sich diese mit den Selbstkosten bezahlen zu las sen. Englische Eisenbahnen verkauften vor dem Kriege Kursbücher, die ein Drittel oder fast die Hälfte des deutschen Ncichskursbuches an Größe darstcllten, für einen Penny. Ja, wird man erwidern, das sind aber doch Werbungen, Wcvbcans- gabcn zur Anregung und Hebung des Verkehrs und Umsatzes. Es ist nicht notwendig, daß diese unmittelbar und sofort eine Selbstkoftcn- deckimg anstreben. Merkwürdigerweise pflegt man nnu ganz zu übersehen, daß die Zeitungen, Zeitschriften und Drucksachcnsendnngcn für die Post auch nichts anderes sind als Anreger ihres Verkehrs, und zwar eines ganz gewaltigen Verkehrs. Und diese Verkehrswerbung und Verke'hrs- anregung für die Post wird noch dazu ans frcmdeu Taschen bezahlt und zum wenigsten aus denen der Post selbst. Vergegenwärtigen wir uns doch einmal, wie eine Zeitung auf den Postverkehr wirkt. Nehmen wir mal ein großes Blatt mit einer Auflage von mindestens 160 000 und vielen Tausenden von Beziehern durch die Post. Es enthält Hunderte, ja vielleicht Taufende von Anzeigen. Diese Anzeigen veranlassen die rrser, mit Postkarten, Briefen, Delegrammen, Drucksachen, Ferngesprä chen usw. zu antworten und die Post in Bewegung zu setzen. Auf ein lockendes Warenangebot in der Anzeige gehen vielleicht hundert oder zweihundert Postkarten ein, teils Anfragen, die Erwiderungen mit Hilfe neuer Postsendungen Hervorrufen, teils Bestellungen, die Pakctscndnn- gen zur Folge haben und wiederum der Post zu trvn geben. Viele Leser der Anzeige schicken mit der Post auch sofort Geldsendungen ein, manche telegraphieren sogar. Dabei kann außerdem sogar noch die Reichsbahn durch große Massenscndungen Beschäftigung finden und ver dienen. Durch Zeitungsanzeigen angebotene offene Stellen haben oft hundert oder zweihundert Bewerbungen mittels der Briefpoft zur Folgewirkung. Kausgcsuche, Verkaufsangebote, Heiratsgesnchc, Börsen- anzeigcn, Kurszettel usw., alle sichren immer wieder zur Benutzung der Post, sowohl im Orts- wie im Fernverkehr. Dasselbe gilt von Fachzeitschriften für Handel und Gewerbe. Es gilt von allen Zeitungen, großen wie kleinen. Nun gab es vor dem Kriege so etwa 10 000 Zei tungen im Deutschen Reiche, deren Auflagen, znsammengerechnct, sicher lich im Durchschnitt viele Millionen täglich verbreiteter Nummern er gaben. Und in jeder Nummer durchschnittlich wer weiß wie viele An zeigen. Es wäre wohl der Mühe wert, wenn Fachverbände an der Hand statistischer Unterlagen hierfür eine Schätzung anfstellten. Diese Millionen täglicher Zeitungsnnmmcrn mit Anzeigen, die natürlich nur zum kleinen Teil mit der Poft befördert werden, sind tägliche Verkehrs werber und Verkehrsurheber für die Post und schaffen ihr täglich millionenfachen Briefverkehr, der Angebot und Nachfrage in Verbin dung bringt. Denkt man sich diese täglichen Zeitungsmafsen weg, wie gering und armselig würde da 'der Poftverkehr heute dastchen! Eine Verringerung der täglichen Zeitungsmafsen infolge Verteue rung der Bezugspreise wird sicherlich auch verringernd auf den Post verkehr wirken müssen. Ob es daher kaufmännisch gedacht ist, wenn die Post eine Erhöhung der Zeitun-gsgebühren anftrebt und damit eine Verteuerung der Bezugspreise und eine Minderverbreitung der Zei tungen und Zeitungsanzeigen verursacht, dias wird kaum zweifelhaft sein. Wir sind zwar durch die fortschreitende Papiergeldentwcrtnng der letzten Jahre an stetige Verteuerungen der Preise gewöhnt, aber nicht an stetige Erhöhungen in wertbeständigem Gelde. Wie empfind lich der Zeitungsverkehr in normalen Zeiten ist, lehrt ein Beispiel: Die Gebühr für außerordentliche Zcitnngsbeilagcn wurde am 1. Juli 1906 von 4L auf ^ Pfennig erhöht. Und die Wirkung war, daß der Verkehr in 1>ä Jahren von 251 auf 174 Millionen Beilagen sank, also um 31-L geringer wurde, nämlich um 77 Millionen Beilagen, während er von 1904 auf 1905 um 1026 gestiegen war. Der berühmte englische Postrcformator und Pennyportourheber Nowland Hill, der nach dem ersten Partei- und Kabinettswechscl zeit weilig seine Stellung anfgeben mußte und von 1843 bis 1846 General direktor der Eisenbahngcscllschast von London nach Brighton war, zeigte seinen weiten Blick auch darin, daß er mit jedem Zuge der Linie die Post unentgeltlich mitgchcn ließ, in der Annahme, daß der Briefver- kchr auch den Eisenbahnverkehr heben würde. Es gelang ihm auch, die heruntergcwirtschastctcn Aktien der Gesellschaft von 35 ans 75 Pfund Sterling hinauszubringen. Er verlangte alfo nicht, daß die Postbeför derung durch entsprechende Bezahlung der Selbstkosten unmittelbar gedeckt würde. Es gehört aber auch zu den Grundsätzen der Post, daß fie eine volle Deckung ihrer Selbstkosten nur bei den Betriebszweigen anstrebt, die das vertragen. Sie befördert doch schwere Drucksachen viel, viel billiger als Briefe, weil Drucksachen hohe Portokostcn nicht vertragen. Bel Zeitungen ist cs ebenso. Auch bei den Päckchen und Paketen. Aber auch der Neichstelcgraph arbeitet mit mächtigen Fehlbeträgen, viel größer als die des Zeitungsvertriebes der Post. Sie betrugen schon 1906 etwa 17 Millionen Goldmark und waren später noch viel höher. In England betrug das Tclcgraphen-defizit damals schon 21 Millionen Mark. Tie Depeschen vertragen eben keine weitere Tariferhöhung. Das Porto der Briefe liefert der Post trotz dieser Fehlbeträge gewisser Betriebszweige im Gesamtergebnis die gewünschten Überschüsse, wenigstens in normalen Zeiten. Die Poft hat bei uns aber auch ein Monopol in der Hand; 'sowohl im Fernverkehr wie im Ortsverkehr steht sie ohne Wettbewerb da. Dadurch ist sie auch zu sozialer gemein nütziger Arbeit ohne Überspannung der Tarife verpflichtet. Die Zei tungen leisten ihr aber außer der ungeheuren Schrittmacher- und Werbearbeit zur Anregung ihres Verkehrs auch sonst Gegendienste ge nug, indem sic ihre amtlichen und halbamtlichen- Mitteilungen und Ver- kehrSnachrichten unentgeltlich abdrncken. Wenn die Post diese als An zeigen stets bezahlen sollte, so würde sie ungezählte Millionen los werden. Tic Zeitungen pflegen übrigens ihre Bezugspreise heute auch nie -so hoch zu schrauben, daß sie die Herstellungssclbstkostcn decken. Tie Überschüsse pflegen erst durch die Anzeigen möglich zu werden, welche ohnehin schon besteuert werden, obwohl sie dem Reiche und der Volks wirtschaft durch Erzeugung eines gewaltigen Postoerkehrs vermittels dieser Anzeigen so große Dienste leisten. Deshalb wird es geboten erscheinen, daß ma,n sich mit den Zeitungsgebühren im eigenen Inter esse der Post einige Zurückhaltung anferlegt und nicht den Bogen über spannt. das deutsche Geschäfts- und Erwerbsleben liegt noch sehr dar-
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