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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1931
- Strukturtyp
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- 1931-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1931
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- Deutsch
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108, 12. Mai 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. jenigen der Bibliotheken übergeht und plötzlich Präzedenz vor Prag, Löwe vor Logarithmus, Ucxküll vor Ufer fetzt, dann ver schieben sich viele Wörter und Namen sehr erheblich; das wird meist unterschätzt. Bei der neu vorgeschlagenen Ordnung ist die umgekehrte Verschiebung von Präbenlde hinter Praxis, löblich hinter Loyola, Übung hinter uzen nur ganz wenig größer. Die deutsche Sprache würde nach dom neuen Vorschlag amt lich 29 statt wie bisher 26 Buchstaben haben. -Fremdwörter und Eigennamen, in denen die Buchstabengruppen ae, oe und ue die Laute ä, ö und ü bezeichnen, würde man in die neu anerkannten Buchstaben ä, ö und ü einreihen. Man würde nicht sagen wie die Instruktionen für die Bibliotheken und das Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit ä — ae, ö — oe, ü ue, sondern gerade umgekehrt: ae — ä, oe — ö, ue — ü, wenn diese Buchstabengrup pen die Umlaute bezeichnen. Die verhältnismäßig wenigen Eigennamen und Fremdwörter, in denen das e nicht die Umlaute bezeichnet sAeroPlan, Soest, Boer), sind hinter ad, od, ud ein zuordnen. Man muß nun fragen: Ist eine Änderung heute nicht noch verfrüht? Es ist bekannt, daß die Bewegung, die deutsche Recht schreibung zu verbessern, gegenwärtig recht stark ist. Wir wollen hier nicht die sehr schwierige Frage erörtern, wie viel an diesen Bestrebungen berechtigt ist oder nicht, und wir erkennen durch aus an, daß jede Schreibungsändcrung dem Buchhandel erheb liche Schwierigkeiten und wirtschaftliche Verluste verursacht. Trotzdom halten wir es für sehr wohl möglich, daß die Volksteile, denen eine Vereinfachung der Schreibung Vorteile bringt, in absehbarer Zeit eine Rechtschreibung einfach erzwingen werden. Auf einer solchen Tagung würde sich die Sprachwissenschaft in der Frage der Umlaute sehr scharf gegen den mittelalterlichen Gebrauch der Bibliotheken und des Reichskurato-riums wenden, und den Ausgang des Streites kann heute niemand voraus sehen. Wenn der Buchhandel jetzt von der Anordnung der Wör terbücher und Nachschlagewerke zu einer andern übergeht, ersetzt er nur zwei Fehler durch zlvoi andere und setzt sich der Gefahr aus, in absehbarer Zeit noch einmal ändern zu müssen. Die Mühen, Kosten und Unbequemlichkeiten einer Änderung lohnen sich aber nur beim Übergang zu einer ganz unangreifbaren An ordnung. Or. xbil. Theodor Steche, Geschäftsführer des Beirats des Deutschen Sprachvereins. Mit dem Gutachten bin ich in allen Stücken durchaus ein verstanden. Die Schreibung ä usw. ist allein dem heutigen Deutsch angemessen. Die Einordnung von ä usw. hinter a ist das einzig Richtige. Prof. vr. K. Scheffer, Wissenschaftlicher Berater des Deutschen Sprachvereins. Zur Einordnung der Umlaute. Man kann natürlich dekretieren, daß jeder Umlaut so geschrieben werden mutz, als bestehe er aus dem Grunövokal plus einem e, und kann dann weiter verfügen, dieses e sei maßgebend für die Einordnung. Aber hiermit löst man die Angelegenheit nur äußerlich und mdines Erachtens in einem verkehrten Sinne. Zunächst schreiben und drucken wir die Umlaute mit den bekannten zwei Strichelchen über dem Grundvokal, und nur in seltenen Fällen (Eigennamen) mit einem e. Diese zwei Strichelchen sind allerdings der Rest eines e, aber sie sind eben heute nur ein Zeichen, eine Überein kunft. Man kann sich ganz gut vorstellen, daß sie durch ein anderes Zeichen erseht werden könnten, durch einen Akzent oder ein Häkchen, wie ja bas Dänische dem schrägen Querstrich diese Rolle zuweift so). Nun kann der Sinn solcher Schristzeichcn aber niemals sein, Zu sammengehöriges zu zerreißen. Das geschieht aber zweifellos, wenn man das Zeichen " als Tonwsrt e auflöst. Dieser Tonwert des e als Ordnungswert hat nur da Berechtigung, wo er tatsächlich besteht, also beispielsweise in Aerodynamik. Aber in der überwiegenden Mehr zahl aller Fälle ist dieses e eine Fiktion, eine scheinbare Größe, ein leeres Zeichen. Jeder Lehrling mit Volksschulbildung wird automatisch Römer hinter Rom suchen, ebenso Bäuerle hinter Bauer, Täufer hinter Laufe, zärtlich hinter zart, Räuber hinter Raub, Güter hinter Gut, Äfferei hinter Affe, Wörterbuch hinter Wort usw. ES heißt jedes sachliche System zerreißen, wenn man das umge lautete, also abgeleitete Wort wegen des fiktiven e an eine andere Stelle setzt als sein Grundwort. Wer kommt auf die Idee, Römer hinter Rodel einzuordncn, Äfferei hinter Adel usw., also dem Wider sinn ein System zu bereiten! Aber dahin treibt man, wenn man ä für a -i- e, ö für o -i- e usw. erklärt. Die einfache, harmlose und unvergeßliche Regel lautet: Der Umlaut (plus Konsonant) kommt unmittelbar hinter dem Grund vokal (plus demselben Konsonanten). Hier ist Eindeutigkeit, Mechani sierung und Sinn. Ich wäre dafür, selbst Fremdwörter nach dieser Regel zu be handeln, also auch Namen wie Hoensbroech, Maeterlinck, Caesar einzuordnen hinter HonS, Mat, Cas. Man bedenke, baß der zweite Name richtig so gesprochen wird, als hieße er Materlinck. Kanu man von dem Lehrling mit Volksschulbildung verlangen, daß er die richtige Schreibung kenne und bei Ma -I- e suche? Spricht aber ein Besteller Mäterlinck, so findet auch da der krasseste Anfänger den Namen an derselben eindeutigen Stelle. Als kleiner Rest bleibt bann nur jene Gruppe, wo es sich gar- nicht um einen Umlaut, sondern um Doppellaut handelt, also im Fall ASronautik oder einigen alemannischen (schweizerischen) Wör tern und Namen wie Fueterer, das nicht Füterer heitzt, sondern Fit—e—terer, ähnlich Lueger (von lugen — schauen), wo das e der Rest eines alten o ist. In diesen paar Fällen, verschwindend an Zahl gegenüber den Regelfällen der Umlaute, helfe man sich nötigen falls mit einem Verweis an der entsprechenden Stelle, so ist jedem gedient. Zum Schluß noch die Bemerkung zu der Angabe in Nr. 93, daß der Gelehrten-Kalender und Kürschners Literatur-Kalender zwei Systeme vertreten: hier hat sich Herr Kliemann tm Übereifer geirrt; Baege und Bähnisch sind nach denselben Grundsätzen wie Gätschen- berger und Gättke geordnet, nämlich ä hinter den nicht umgelauteten Grunbvokal. — Es ist nach diesen Verfahren gleichgültig, ob sich Goethe mit ö oder oe schreibt, er kommt nicht hinter Godesberg sondern hinter Gothe zu stehen. Und bas von Rechts wegen. Karlsruhe. vr. W. E. Oeftering, Landesbibliothek. Kantate 1S31. Im Anschluß an unsere Veröffentlichung im Börsen blatt vom 5. Mai bringen wir noch die Ansprachen des Leipziger Oberbürgermeisters Herrn vr. Goerdeler und -es Herrn I. M. Meulenhoff-Amsterdam beim Festmahl zum Abdruck. Oberbürgermeister vr. Goerdeler: Es ist mir eine Ehre und Freude, das erste Kantate-Essen, an dem ich als Oberbürger meister der Stadt Leipzig teilnehme, benutzen zu dürfen, um dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler den herzlichen Dank aller Gäste für die freundliche traditionelle Einladung und Ihrem Herrn Vorsitzenden unseren aufrichtigen Dank für die liebenswürdigen und herzlichen Worte der Begrüßung auszusprechen. Als ich vor wenigen Stunden bei einem anderen Festmahle saß (Heiterkeit), befand sich in meiner Nähe mein Mitarbeiter bis vor nicht langer Zeit, Herr Bürgermeister Hofmann, und -a sagte er mir: »Hören Sie mal! Bereiten Sie sich vor, daß Sie an der Eingangstür des Empfangsaales der Ehrengäste im Buchhändler hause überfallen und dazu verurteilt werden, die Dankesrede für die Gäste zu halten!« Ich entgegnete ihm: »Das kann mir nicht passieren«, worauf er mir erwiderte, das wäre ein sehr kühner Opti mismus. Ich schlug ihn aber zu Boden mit meiner Erklärung: »Das kann mir nicht passieren; denn es ist mir bereits passiert (Heiterkeit): bereits vor einigen Tagen hat der Börsenverein der Deutschen Buchhändler die Freundlichkeit gehabt, deswegen mit mir in Verbindung zu treten.« (Große Heiterkeit.) Nach alledem könnten Sie, meine Damen und Herren, erwarten, jetzt die Melodie eines sehr wohltemperierten Klaviers zu hören. (Heiterkeit.) Die kann ich Ihnen aber nichi in Aussicht stellen; denn der letzten Tage Bedrängnis war grvZ. So müssen Sie mir frenndlichst gestatten, meine Leitmotive aus den Schilderungen meiner Herren Nachbarn entnehmen zu dürfen. Zunächst aber darf ich von einer Tatsache ausgehen, nämlich von der, daß hier eine Reihe von Gästen ans Kreisen der Wissen schaft und Kunst, der Wirtschaft und der Verwaltung beisammen ist, deren Anwesenheit bei dem Kantate-Essen, wie ich es schon erwähnte, wohl traditionell genannt werden kann. Es ist ja eine übliche Erscheinung bei solchen Gelegenheiten, eine Fülle solcher Ehrengäste unter sich zu haben; aber ich habe mir überlegt, daß hier doch eine besondere organische Verbindung zwischen der An- 475
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