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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1931
- Sprache
- Deutsch
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X- 108, 12. Mai 1931. Redaltioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Wesenheit so vieler Gäste aus den verschiedensten Berufsständen und Lebenskreisen mit dem Wirkungsgebiet des Börsenvereins vor- liegen muß, und ich glaube, Las Geheimnis liegt darin, daß beide Teile, unser liebenswürdiger Gastgeber, aber auch wir Gäste, diese Beziehungen zum Börsenverein der Deutschen Buchhändler — seien es Verleger, seien es Sortimenter — sowohl auf der Aktiv- wie auf der Passiv-Seite unseres Buches buchen können, und wenn ich nach Ihrem bekannten Sprachgebrauch — »Ihre Seite«, »meine Seite« — hier einmal sprechen darf, so darf ich bei »unserer Seite« erwähnen (Heiterkeit), daß der Saldo dieser gegenseitigen Beziehun gen (erneute Heiterkeit) für uns in einer ungewöhnlichen Schuld gegenüber dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zum Aus druck kommt. Es ist schon richtig, wie Ihr Herr Vorsitzender es sagte, daß der Börsenverein ein Betreuer der geistigen Güter der deutschen Nation ist. Er war es auch für uns, die wir in diese viel fältigen Beziehungen zum Verlag und zum Buch einzutreten aktiv und passiv die Ehre haben. Ich möchte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler insbesondere auch von der Stadt Leipzig herzliche Grüße und Wünsche für seine diesjährige Kan tate-Tagung zu übermitteln. Ich habe mir sagen lassen, daß die Be ziehungen zwischen Börsenverein und Stadt allezeit besonders innige gewesen sind, und die Anzahl der Kinder im alten und neuen Leip zig, die Zeugen dieser innigen Neigung zwischen dem Börsenverein und der Stadt Leipzig sind, ist ja auch nicht klein. (Heiterkeit.) So möchte ich hoffen, daß es unserer gemeinsamen Arbeit gelingt, diese Kinder auch durch eine Notzeit hindurch zu erhalten und zu fördern. Ja, ich möchte darüber hinaus mit Ihrem Herrn Vorsitzenden, vor wärts blickend, meinen, wir sollten uns einmal die Frage vorlegen, ob sich nicht bald Gelegenheit und Mut findet, um diesen Erzeug nissen unserer Liebe neue Geschwister an die Seite zu setzen. (Hei tere Zustimmung.) Ich möchte die Namen noch nicht nennen; ich sehe auch hier in meiner Nähe nicht den Mann, dem ich dabei gern ins Auge sehen möchte und dessen Lieblingsgedanke ja noch immer nicht verwirklicht ist. Aber ich möchte hoffen, daß cs uns möglich ist, trotz der Ungunst der Zeit in absehbarer Zeit auch an dieses Werk, das vor einigen Jahren abgebrochen und liegengelassen worden ist, wieder heranzutreten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, eines der ersten Bücher, das mich nach meiner Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Leipzig erreichte, war ein kleines Büchelchen des Kustos vr. Lange vom Stadtgeschichtlichen Museum, und darin beschreibt er in sehr launiger Weise die Reise der deutschen Buchhändler zur Kantate in der Biedermeierzeit. Er beschreibt die Sorgen und Nöte, die den deutschen Buchhändler bei der Vorbereitung dieser Reise und bei seinem leider zu kurzen Aufenthalt in Leipzig drückten, deutet aber auch an, daß hier der deutsche Buchhändler manche Freude gehabt Härte und daß man sich kleine Seitensprünge in »Klein-Paris« nicht versagte. (Heiterkeit.) Nun, forschen wir diesen Dingen nicht weiter nach! (Andauernde Heiterkeit.) Die eine Klage scheint mir die alte geblieben zu sein, seitdem Sie sich zum Börsenvcrein der Deutschen Buchhändler zusammengetan haben: die Klage, daß Ihre Anwesenheit in Leipzig viel zu kurz währt. Ich spreche diese Klage nicht nur aus im Interesse unseres Gastwirts- und Hotelgewerbes, nicht nur im Interesse unseres Getränkesteuersäckels — obwohl wir uns zurzeit einer Getränkesteuer noch gar nicht erfreuen — (Heiterkeit), nicht nur, um etwa der Leipziger Gose einen größeren Absatz zu vermit teln, sondern ich spreche dieses Bedauern auch aus, weil es uns' in Leipzig immer eine besonders große Freude ist, mit den Herren Buchi-andlern — Verlegern oder Sortimentern oder Kommissionären — aus allen Teilen der Länder, in denen die deutsche Zunge etwas gilt und das deutsche Buch gelesen wird, beisammen zu sein und unsere Gedanken miteinander auszutauschen. Es liegt mir ob, dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler unsere Wünsche darzubringen. Es sind Wünsche, die ausgesprochen werden in einer ungewöhnlich schweren Zeit. Wer Ihren Geschäfts bericht durchlieft, der weiß, daß diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten natürlich auch an dem Börsenverein' der Deutschen Buchhändler und an seinen einzelnen Mitgliedern nicht vorübergegangen sind. Aber wenn ich mit den dort gegebenen Zahlen Zahlen vergleiche, wie sie mir aus anderen Gewerben bekannt sind, so möchte ich doch immer noch ein erfreuliches Zeichen der geistigen Verbrauchskraft des deut schen Volkes feststellen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß diese geistige Verbrauchskrast auch unter veränderten Verhältnissen nicht nachläßt, sondern aus besonderen Gründen eher allmählich wieder an steigt. Es scheint mir notwendig zu sein, daß wir uns — und dazu entnehme ich das Motiv aus einer Bemerkung meines hochverehrten Nachbars zur Rechten — doch in einer so ernsten Zeit klar werden, 476 wo wir uns befinden. Wenn ich mit einem Segelschiff in einen Sturm auf hoher See geraten bin, dann ist es das Wichtigste, daß ich meine Position feststelle und danach meinen Kurs bestimme, um aus dem Unwetter wieder herauszukommen. Ohne diese feste Be stimmung der Position wäre es ein planloses Herumirren auf gut Glück und auch auf die Gefahr hin, auf der nächsten Untiefe aus zulaufen. Ich weiß, welche Sorgen Sie drücken. Aus der Tatsache, daß Sie — was ich unserer Stadtverordnetenversammlung zur Nachahmung empfehle — innerhalb weniger Minuten Nechnungs- bericht und Etat für das neue Jahr genehmigt haben (Heiterkeit), muß man auf einen ungewöhnlich starken Willen schließen, trotz der Ungunst der Verhältnisse der Erkenntnis der Lage entsprechend den richtigen Kurs zu steuern, und der heißt: »Vorwärts!« Aber die Lage, in der wir uns befinden, kann doch wohl nur dahin gekennzeichnet werden, daß wir nach einem verlorenen Kriege, nach einer ungewöhnlich vermögensmindernden Zeit der Inflation, nach einem Verlust von Land und Menschen, die wir heute weniger denn je entbehren können, uns in einer wirtschaftspolitischen Aera befunden haben, in der es Hauptregel war, das Richtige nicht zu erkennen oder jedenfalls die richtige Maßnahme nicht zu ergreifen. Es liegt ja durchaus in der menschlichen Natur begründet, in schwie rigen Lagen denjenigen Weg zu gehen — meistens bieten sich mehrere Wege —, der der bequemere ist. Sehr häufig ist dieser bequemere Weg aber der falsche, und der Weg, der am unbequemsten erscheint, pflegt der richtige zu sein. Die richtige Erkenntnis ist die, daß wir weder was unsere äußeren Verpflichtungen — die Tributlasten — betrifft, noch was unsere inneren Lasten an Steuern und sozialen Abgaben betrifft, das Maß innegehalten haben, das der geschwächten Wirtschaftskraft des deutschen Volkes entspricht, und es erscheint mir notwendig, dieses Gleichgewicht so schnell wie möglich wieder herzustellen. (Bravo!) Was die auswärtigen Verpflichtungen betrifft, so handelt es sich hier um höchste Kunst hoher auswärtiger Politik, und es wäre töricht, darüber etwas anderes zu sagen, als daß wir uns einig sind, daß diese Frage so schnell wie möglich und mit so gutem Erfolge wie möglich ausgenommen werden muß. (Bravo!) Aber was unsere innere Lage betrifft, so müssen wir uns wohl darüber klar sein, daß es gilt, bei möglichst gleichbleibender Kauf kraft die Produktionskosten so weit wie möglich zu senken. Das er scheint para'dox, ist es jedoch durchaus nicht, wenn man sich nur wieder daran gewöhnt, den unbequemeren Weg zu gehen. Dieser unbequemere Weg deutet dahin, daß eine höhere Arbeitsintensität von dem einzelnen wie von dem gesamten Volk geleistet werden muß, um bei gleichbleibender Kaufkraft mehr und billiger zu produzieren. Ich sehe mit großer Sorge den vielen Vorschlägen entgegen, die in letzter Zeit von sehr autoritativer Stelle gemacht sind, Vorschlägen, die in die entgegengesetzte Richtung gehen und von denen ich fürchte, daß sie zu weiter nichts dienen als dazu, uns nach einem Jahre vor noch viel größere Schwierigkeiten zu stellen. (Lebhafte Zu stimmung.) Meine Herren, wenn Sie die Produktionskosten der deutschen Wirtschaft auch in Ihrem Berufe senken wollen, können Sie an der Notwendigkeit nicht Vorbeigehen, daß die öffentlichen Verwaltun gen ihre Anforderungen an die Steuerkraft der Wirtschaft erheblich mindern müssen. (Bravo!) Zunächst ist es nun ein ernstes Wort, das nun auch einmal von seiten der Verwaltung an Vertreter der Wirtschaft gerichtet werden muß. Ich tue es am besten beispiels weise. Vor wenigen Wochen waren Vertreter der Bauwirtschaft bei mir mit der Erklärung, daß die vom Rate der Stadt Leipzig be schlossenen Sparmaßnahmen gerade auf dem Gebiete des Hoch- und Tiefbauwesens die Arbeitsmarktlage wesentlich verschlechtern'würden und daher nicht durchführbar seien. Heute morgen wurde bei einer Einweihung eines Sporthauses eines privaten Vereins erklärt, daß die von Reich, Staat und Gemeinden in Aussicht genommene Kürzung der Mittel für Leibesübungen die verfehlteste Kürzungsmaßnahine sei, die man anwenden könne. Es wurde auf das Zeugnis bedeu tender Ärzte Bezug genommen, die darauf hinwiesen, daß damit eine Verbreitung der Volksseuchen und für die Zukunft erheblich größere Ausgaben auf dem Gebiete der Krankheitsfürsorge Platz greifen müßten. Und heute abend höre ich zu meinem Erstaunen, daß auch Sie während Ihrer Tagung sich mit der Kürzung der öffentlichen Etats auf dem Gebiete, das Sie besonders interessiert, beschäftigt haben. Meine Damen und Herren, es wäre ja verfehlt, nicht an zuerkennen, daß Ihre Sorgen durchaus sachlich begründet sind. Sie haben auch vollkommen Anspruch darauf, daß die öffentlichen Stel len sich bei den unbedingt notwendigen und unbedingt mit eisernen Nerven durchzuftihrenden Ersparnissen nicht etwa von der Idee leiten lassen, nrm auf allen Aufgabengebieten gleichmäßig zu sparen,
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