Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19241003
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192410033
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19241003
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-03
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
13104Börsenblatt f, d. Dtschn. Buchhandel. Redaktionell«! Teil. X- 233, 3. Oktober 1924. kannt, daß bei der Bewerbung eines auswärtigen Kollegen um Aufnahme ins Adreßbuch der betreffende Provinzverein von ihm tatsächlich den Nachweis gefordert hat, daß er das nötige Lager antiquarischer Klassiker, Jugendfchriften (!) usw. hätte. EL ge hört ein starkes Maß von Kritiklosigkeit dazu, in solchen Fällen Antiquariat und Sortiment über einen Kamm zu scheren. Im Gegensatz zu den Sortimenten hat fast jedes Antiquariat eine Spezialität, und gerade die Antiquariate, die sich durch die »Ge mischten Waren- im angedeuteten Sinne auszeichnen, sind selten genug nach den unter Antiquaren herrschenden Anschauungen wirklich ernst zu nehmen. Hier tut Änderung not. In Berlin ist jetzt insofern ein glücklicher Anfang gemacht wor den, als die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsen vereins sich an unseren Fachberein gewapdt hat, der selbstver ständlich unendlich viel besser beurteilen kann, ob ein ordnungs gemäßer buchhändlerischer Betrieb vorliegt, als dies die Prü fung an der Hand irgendwelcher »Grundsätze- tun könnte. Aber allgemein Wandel geschaffen wird wohl erst werden, wenn ein einheitlicher allgemein anerkannter und genügend kräftiger deut scher Antiquar-Verein, auch vom Börsenverein als Instanz voll gewürdigt, selbst die entsprechenden Entscheidungen fällen oder wenigstens ein maßgebendes Urteil abgeben kann. III. Man kann es manchem Sortimenter nicht übel nehmen, wenn er sich über das Wesen des Antiquariats im unklaren ist, da ja viele Sortimenter gar nicht die Möglichkeit haben, einen Antiquariatsbetrieb richtig kennen zu lernen. Um so verwunder licher ist jedoch die Haltung vieler Bibliothekare dem Antiqua riat gegenüber. Wie in jedem Beruf gibt es natürlich auch hier Lämmer und Böcke. Ich kenne eine große Anzahl von Bibliothekaren, die, z. Tl. selbst feinsinnige Sammler, persönlichen Umgang mit Antiquaren suchen und hieraus auch für ihre Tätigkeit und ihre Bibliothek Nutzen ziehen. Aber ich kenne viele andere, die mehr oder weniger exklusiv sich den Antiquar nach Kräften vom Leibe halten und ihm gegenüber bei jeder Gelegenheit den überlegenen zu spielen versuchen. Und dabei handelt es sich doch um zwei Berufe, die so unendlich viel miteinander gemein haben, wie selten zwei andere. Daß der Konnex mit dem Antiquariat der verwalteten Bibliothek in erster Linie auch pekuniär zu statten kommt, indem der befreundete Antiquar viel besser die Preis würdigkeit eines Angebotes beurteilen kann als der Bibliothe kar, bedarf kaum der Erwähnung. Unter diesem Gesichtspunkte hat mein leider so jung verstorbener Freund Oskar Rauthe, einer der fähigsten Köpfe, die das deutsche Antiquariat besessen hat, schon vor Jahren angeregt, daß bei größeren Erwerbungen den Bibliothekaren ein Ausschuß von Antiquaren beratend zur Seite stehen soll. Er hat mit diesem Vorschläge nur Ablehnung, ja selbst Hohn geerntet. Und doch wird auch der Augenblick kom men, wo der Bibliothekar einsehen wird, daß ein Konnex mit dem Antiquariat für ihn und seine Tätigkeit von größtem Nutzen ist. Ich glaube bestimmt, daß der Bibliothekar, der etwa ein Jahr lang in einem Antiquariat als Volontär gearbeitet hat, unendlich viel Vorzüge vor seinen Kollegen besäße, bei denen dies nicht der Fall ist. Da er über die Gelder der Bibliothek disponieren muß, so wäre eine kommerzielle Ausbildung eine notwendige Voraussetzung für die zweckmäßigste Verwendung. Wie einseitig seitens vieler Bibliothekare vorgegangen wird, dafür hier ein kleines Beispiel: Eine der großen Berliner Biblio theken hat während der fast 20 Jahre meiner Selbständigkeit von mir weder auf einer Auktion, noch freihändig jemals direktem Buch gekauft, trotzdem ich immer und immer wieder durch An schreiben usw. auf mein Unternehmen und einzelne Speziali täten hingewiesen habe. Sobald aber eine hiesige Sortiments buchhandlung, die fast die ganzen Lieferungen für die betreffende öffentliche Bibliothek hat, meinen Katalog einreichte, wurde von mir gekauft, und während ich vorher ablehnende Bescheide be kam, erschien ich plötzlich als geeignet, und der Mittelsmann be kam noch IM Aufschlag. Oder ein anderes Beispiel: Ein mir befreundeter Antiquar bekommt einen Leipziger Katalog und findet in diesem eine Reihe Bücher seiner Spezialität zu Preisen, die etwa den vierten Teil des Marktpreises ausmachen. Er be stellt die Stücke, erhält sie sämtlich und bietet sie einer Fach bibliothek, die sie nicht besitzt, noch weit unter den Marktpreisen an. Die Antwort des Bibliothekars lautet: »Die Bücher, die Sie anbieten, habe ich um die Hälfte billiger soeben von einem Leipziger Antiquariat gekauft. (Das ist natürlich nicht der Fall!) Wenn Sie nach wie vor so hohe Preise machen, können wir über haupt nichts mehr von Ihnen kaufen-. Also: Der jeder posi tiven Kenntnis bare Bibliothekar legt einfach die zu billigen Preise zugrunde, ohne sich irgendwie zu informieren. Der Er folg ist der, daß er die Gelegenheit, die äußerst seltenen Stücke billig von dem Antiquar zu kaufen, versäumt hat, denn der Antiquar hat sie sofort zu besserem Preise anderweitig ver werten können. Wären solche Vorgänge, die alltäglich sind, wirklich denkbar, wenn der Bibliothekar festeren Konnex mit dem Antiquariat hätte, oder einmal gezwungen gewesen wäre, sich intensiver mit einem solchen zu beschäftigen? Ich möchte nicht unterlassen, zu erwähnen, daß ein schüchterner Versuch in dieser Richtung gemacht worden ist, und zwar 1920 in Frankfurt a. M., wo man den Bibliophilentag mit dem Bibliothekartag zusam menfallen ließ; ich habe bei dieser Gelegenheit eine Reihe wert vollster Bekanntschaften mit Bibliothekaren gemacht, selbst Freundschaften geschlossen. — Leider ist es meines Wissens bei diesem schüchternen Versuch geblieben. IV. Zum Kreise derjenigen, die dem Antiquariat nicht die ver diente Stellung einräumen, gehört auch — unbegreiflicherweise — immer noch der Börsenverein. Ist auch die Zahl der deutschen Antiquare im eigentlichen Sinne nicht gerade gewaltig — ich schätze 300 bis 400 —, so ist doch ihre Bedeutung nach außen hin, insbesondere dem Ausland gegenüber, so groß, daß die her kömmliche Haltung des Börsenvereins schwer begreiflich ist. Noch nie hat meines Wissens ein Antiquar als solcher im Vor stande des Börsenvereins gesessen, ja, nicht einmal die elemen tarste Forderung, daß dieser Zweig durch ein beratendes Mit glied vertreten ist, wurde bisher durchgeführt. Und dabei geht's dem Börsenverein mit den Antiquaren wie dem wackeren Deut schen mit dem Franzmann: »Doch seine Weine trinkt er gern-, d. h. übertragen: Seinen Inseraten in der Abteilung »Gesuchte Bücher- gewährt er gern Unterschlupf. Sicherlich wird ein nicht unbeträchtlicher Teil des Börsenvereins-Etats aus den Über schüssen dieser Inserate gedeckt. — Wie wäre es also mit einem Antiquar-Beisitzer im Vorstande des Börsenvereins? V. Was werden Herbst und Winter uns geschäftlich bringen? Wenn nicht alles täuscht, so scheint ja die Periode schlimmster Stagnation im Antiquariat überwunden zu sein. Aber auch wenn dies zutrifft, wird kein vernünftiger Antiquar von der be vorstehenden Periode himmelstürmende Geschäfte erwarten. Tun wir alles, was in unseren Kräften steht, um wieder in ein ruhi ges Fahrwasser zu gelangen und uns an dem soliden Geschäft nach der Art des Vorkriegsgeschäfts zu erfreuen. Jetzt bin ich an der Stelle angelangt, wo ich notwendiger weise ein paar Worte über die Preisgestaltung im Antiquariat sagen muß. Es bedarf keines Wortes, daß die ersten, unmittelbar nach Einführung der Rentenmark geforderten und auch gezahlten Goldmarkpreise einer starken Reduktion bedurften. Daß wir aber bei guten Mittelpreisen und großen Stücken auf die Vorkriegs preise auch nur zurückgehen können, halte ich für fast ausge schlossen. Der Kreis der Sammler und der Händler ist wesent lich größer geworden, es liegen also viel mehr Stücke fest, das Angebot ist nicht nur geringer geworden — ich meine noch immer: für gute Stücke, wohlgemerkt —, sondern die vom Pu blikum mit eiserner Konsequenz geforderten Preise sind und bleiben hoch. Man braucht nur einmal ein paar Kataloge der Hauptwortführer der »Vorkriegspreise» zur Hand zu nehmen: kleine Stücke sind billig, größere Stücke aber sind wesentlich teurer als vor dem Kriege. Die Richtigkeit dieser meiner Aus führungen ist so leicht beweisbar, daß ich dabei nicht zu ver weilen brauche. Eine Sonderstellung nehmen vielleicht fran zösische Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts ein dank dem Tiefstand des französischen Franken. Aber auch hier ist zu beach-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder