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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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238, 9. Oktober 1903. Nichtamtlicher Teil. 7913 es »dahingestellt bleiben mag, ob diese Werke für die Wissen schaft ein Segen sind- (S. 188), und daß manche dieser Unternehmungen »reine Buchhändlerspekulationen« sind (S. 189), ein Vorwurf, der wieder eine der beliebten unfaß baren Verallgemeinerungen Büchers ist, mit denen sich nichts anfangen läßt, und denen man Erscheinungen wie »Ratzel, Die Erde und das Leben-, »Ranke, Der Mensch« u. a. ent gegenstellen kann. Die Möglichkeit, diese schweren Bände (S. 191) in einer Anzahl unterzubringen, die notwendig ist, wenn man sie zu einein verhältnismäßig mäßigen Preise dem Publikum anbieten soll, bietet der Reisebuchhandel. Das Sortiment ist in der Tat hierzu nicht imstande. Aber nicht etwa seiner Rückständigkeit halber, wie Bücher in wohlwollender Weise annimmt, sondern weil sich die große Mehrzahl von Personen, die nie in einen Buchladen kommt, von einem Reisenden, der sie zu diesem Zweck persönlich anfsucht, die Notwendigkeit des Besitzes eines bestimmten Buches, z. B. eines Konversationslexikons, beweisen läßt. Aber auch auf Leute, die sonst Bücher kaufen, übt die persönliche Vorlage, namentlich durch einen redegewandten Mann, der ja häufig den gebildeten Klassen angehört, auch wohl Reserveleutnant ist, manchmal auch wirklicher, wenn auch nicht aktiver Offizier ist, eine ganz andre Wirkung aus, als eine stumme Ansichtssendung, die sich nicht selbst laut anpreisen kann. Dazu kommt, daß der Reisende gewöhnlich nur ein Werk vorlegt, dieses eine Werk aber nun als das Non plus ultra hinstellt, das der Besuchte jedenfalls besitzen müsse. Es kann deshalb gar nicht die Rede davon sein, daß »der Sortimentsbuchhandel trotz der großen Zahl seiner Ver treter es nicht verstanden habe, mit diesen Kreisen Fühlung zu gewinnen- (S. 200). Ein stehendes Gewerbe läßt sich nicht mit einem Reisegewerbe verbinden. Wohl kann der stehende Sortimenter auch neben seinem Sortiment den Reisebuchhandel betreiben; dann sind es aber zwei ver schiedene Geschäfte, denen eine Person vorsteht. Und dies ist vielfach der Fall. Aber den Reisebuchhandel einfach dem stehenden Sortiment angliedern, geht nicht an. Außerdem gehört zum Reisebuchhandel ein größeres Kapital, als es zahlreiche Sortimenter besitzen. Also nicht um Fühlung mit gewissen Kreisen zu gewinnen, handelt es sich, sondern um systematische Bearbeitung dieser Kreise durch persönlichen Be such mittels geeigneter Vertreter. Dazu kommt noch, daß die Reisebuchhandlungen ihr Geschäft vielfach durch die Ratenzahlung machen, ein Geschäftsprinzip, auf das das Sortiment aus den verschiedensten Gründen nicht eingehen kann. Welche Schäden dieses Ratengeschäft im Gefolge hat, gibt ja Bücher selbst zu. Daß es die Schleuderei auf weiten Gebieten fördert, daß die auf Raten verkauften großen Werke nach Zahlung einiger Raten häufig an Antiquare veräußert werden und nun den neuen Exemplaren fühlbarste Konkurrenz machen, daß der Reisebuchhändler gezwungen ist, in der denkbar härtesten Weise seine Schuldner zur Zahlung zu zwingen. Ob der Reisebuchhandel an Höhe des Umsatzes den stehenden Buchhandel wirklich bei weitem übertrifft, wie Bücher behauptet, kann ich nicht kontrollieren; daß sein Um satz sehr bedeutend ist, ist zweifellos. Man muß aber dabei bedenken, daß der Reisebuchhandel nur an große, teure Werke herangcht, die einen Umsatz versprechen, daß er ferner Leuten kreditiert, denen der stehende Buchhandel niemals kreditieren würde und könnte. Dazu kommt der Schaden, den der Reisebuchhandel dem Sortimenter zufügt, nicht so dadurch, daß er ein Buch verkauft, das der Sortimenter wahrscheinlich nicht verkauft hätte, sondern dadurch, daß er die Kaufkraft derer, die ihm ein größeres Werk abgekauft haben, für die ganze Zeit der Dauer der Ratenzahlung lähmt. »Der Reisebuchhandel ist nicht etwa eine billigere Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Vertriebsart; er muß sich sehr spezialisieren; jede Kol portagebuchhandlung führt nur wenige Artikel; jeder Reisende »arbeitet« meist nur auf ein Werk; seine Spesen sind bedeutend.- (S. 198.) Wie kann Bücher dies schreiben und zugleich be haupten, daß nirgends der Sortimenter seine Energie losigkeit und Unzulänglichkeit so klar bewiesen habe wie an dieser Stelle. Man stelle nur die Universalität des Sortiments — selbst bei Spezialisierung — dem einen oder den wenigen Werken, für die der Reisebuchhandel arbeitet, gegenüber, und die Ungerechtigkeit des Vorwurfs springt in die Augen. Die Schattenseiten des Reisebuchhandels erkennt Bücher sehr wohl: die Festlegung eines Bücherkäufers durch die Verpflichtung der Ratenzahlung, die Gefahr der Verführung ein teures Werk zu kaufen, für das weder der Geld beutel des Käufers, noch seine Bildung ausreicht, die Ver schleuderung der gekauften Werke nach Erlegung einiger Raten, die Belastung der Gerichte durch Massenklagen. Er nennt den Reisebuchhandel Raubbau: »aber bereits machen sich auch die Folgen des Raubbaues bemerklich, den der Wanderbuchhandel auf dem Absatzfelde unserer Literatur getrieben hat.« (S. 203.) Es erscheint mir geradezu ehrenvoll, wenn der stehende Buchhandel sich an einem solchen Raubbau nicht besonders beteiligt hätte! Daß der Reisebuchhandel den stehenden Betrieb schädigt, ist zweifellos; wie groß der Schaden ist, läßt sich schwer schätzen, noch weniger Nachweisen. Daß der Reisebnchhandel nebst Ratenzahlung unter den Studierenden schon festen Fuß gefaßt habe, scheint mir etwas übertrieben, ebenso die Behauptung, daß das Risiko bei diesem Geschäftsbetriebe ein sehr geringes sei. Von einem schwungvoll betriebenen Raten handel in Berlin und Leipzig in größerem Umfange ist mir nichts bekannt; im Gegenteil weiß ich, daß verschiedene Hand lungen diesen Betrieb wegen der großen Verluste und des durch den langen Kredit bedingten geringen Nettonutzens wieder aufgegeben haben. Resthandcl und modernes Antiquariat. Dieser Abschnitt bespricht die in der Überschrift genannten Geschäftszweige und die Entwicklung, die sie genommen haben. In einer Anmerkung sagt Bücher: daß man den Mischkatalogen an sich die Berechtigung nicht absprechen könne, da sie für die Wissenschaft wertvolle bibliographische Hilfs mittel abgeben. Dies ist zweifellos der Fall; man kann sogar sagen, daß Spezialgeschäfte ohne Mischkataloge nicht auskommen können. Wenn der Spezialist die Literatur eines Faches verzeichnen will, muß er die neuere und neueste Literatur ebenso berücksichtigen, wie die ältere antiquarisch auf seinem Lager befindliche. Aber man muß ebenso im Interesse des Händlers wie des Publikums verlangen, daß die Mischkataloge für jeden erkennen lassen, was antiquarisch uud was neu ausgenommen ist. Es kann dem Käufer nicht gleichgültig sein, ob er ein Buch zum Neupreise erwirbt, was er glaubt antiquarisch bestellt zu haben. Auf welche Weise diese Unterscheidung zwischen neuen und antiquarischen Büchern durchgeführt wird, wird füglich dem Ermessen des einzelnen Herausgebers von Katalogen zu überlassen sein; daß aber eine solche Unterscheidung erkennbar dnrchgeführt wird, wird man unter allen Umständen fordern müssen. Bücher meint, daß sich in neuerer Zeit eine Meinungs änderung hinsichtlich des modernen Antiquariats, auf dessen Entwicklung man große Hoffnungen gesetzt habe, vollziehe. »Nirgends hat sich nämlich die Schwäche des Sortiments so auffallend gezeigt als an dieser Stelle.- (S. 210.) 1052
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