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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1903
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- Deutsch
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235, 9. Oktober 1903. Nichtamtlicher Teil. 7915 Literatur zu gelangen. Es ist sicherlich ein ganz gewaltiger Unterschied in den Herstellungskosten, ob ein Honorar 40 oder 80 ^ für den Bogen beträgt, rechnet doch Bücher (S. 227), daß das Honorar von 40 ^ 33 xh Prozent der Her stellungskosten ausmacht. Nimmt man 1000 Exemplare als Auflageziffer und 40 ^ bezw. 80 ^ als Bogenhonorar, so würde die Herstellung eines Bogens etwa zu stehen kommen: Honorar 0,04 0,08 Satz und Druck 0,07 0,07 Papier 0,02 0,02 Umschlag 0,01 0,01 Papier dazu 0,005 0,005 Buchbinder 0,002 0,002 Prospekte und Bekanntmachungen 0,003 0,003 0,15 0,19 Allgemeine Geschäftsunkosten 15 A 0,02 0,03 Untcrnehmergewinn 0,03 0,03 0,20 0,25 Buchhändler-Rabatt 0,07 0,09 0,27 0,34 Der Bogen würde also bei 40 ^ Honorar für 27 H verkauft werden können, bei 80 ^ aber nicht unter 34 H. Wenn nun Bücher meint, daß bei Erhöhung der Auflage die Gesamtkosten sich nur wenig vergrößern, die Herstellung des einzelnen Bogens aber erheblich billiger wird, sv ist dies unbestreitbar; Bücher vergißt nur, daß die Interessenten sich nicht so willkürlich vermehren lassen, wie man eine Auflage erhöhen kann. Die Zahl der vorhandenen Inter essenten bezw. der Bruchteil der als Käufer zu erwarten den Interessenten bestimmt die Höhe der Auflage. Daß diese Zahl keine mathematisch bestimmbare ist, ist klar, eine annähernde Genauigkeit verbürgt die Erfahrung, und diese Erfahrung lehrt den Verleger, wie viel Exemplare er drücken darf; danach bestimmt sich der Kosten-, bestimmt sich der Verkaufspreis. Das schwierigste Problem des Ver legers wird freilich immer das Absatzproblem bleiben; ich meine aber, die Erfahrungen, die der Verleger praktisch er probt hat, wiegen theoretische Erwägungen auf. Wenn aber Paulseu das psychologische Moment anführt, den Käufer, der stutzt, wenn er sieht, daß ein neues Drama 2—3 ^ kostet, ein Reclambändchen nur 20 H, so wird diesem Herrn schwerlich zu helfen sein. Bei der denkbar- größten Verbreitung und bei dem dadurch ermöglichten billigsten Preise werden neue Arbeiten nie so billig sein können, daß sie mit Reclambändchen in Wettbewerb treten können. Paulseu gesteht zu, daß seine Auseinandersetzungen nicht auf der Grundlage statistischer Untersuchungen beruhen, sondern auf allgemeinen Eindrücken und Einzelfällen, auch Bücher muß dieses Zugeständnis machen. Bücher will seine Ansicht auf das Gefühl des sustuw prstiuw stützen, es scheint mir aber recht heikel, derartige Fragen, die lediglich durch eine exakte Beobachtung gelöst werden können, auf ein Gefühl zu stützen. Leider gibt es keine statistischen Unter lagen, -die nur durch zeitraubende Untersuchungen beschafft werden können. Bücher versucht, durch Zusammenstellung einer Anzahl Werke der deutschen, französischen und eng lischen Literatur wenigstens für die Behauptung einen Be weis zu schaffen, daß die deutschen Bücher teurer seien als entsprechende französische und englische. Zu diesem Zweck berechnet Bücher, was je 10 000 Silben in deutschen, französischen, englischen Büchern ähnlicher Richtung kosten. Weshalb Bücher Silben zählt, anstatt die Buchstaben, ist ganz eigentümlich, ist doch die Berechnung nach Buch staben eine bedeutend genauere und sicherere und wird deshalb auch gewöhnlich angewandt, wenn es sich um Kalkulation von Werken handelt. Will man aber Werke in verschiedenen Sprachen mit einander ver gleichen, so ist die Berechnung nach Silben vollkommen un zulässig, weil irreführend. Schon vr. A. Elster hat in seiner Besprechung des Bücherschen Buches*) auf die Tat sache hingewiesen, daß die Silben in den deutschen Wörtern in: Durchschnitt mehr Buchstaben zählen als französische und englische Wörter. Nach den Berechnungen, die Elster ein gestellt hat, beträgt dies zu gunsten der deutschen Bücher 10 Prozent. Vergleicht man die Aufstellungen, die Bücher, Ruprecht, Elster gemacht haben, sv ergibt sich nach Bücher unter Berücksichtigung seines Irrtums durch die Silbenzählung, daß deutsche Lehrbücher etwas teurer sind, etwa 25 Prozent, während nach Ruprecht und Elster dies nicht der Fall ist, häufig sogar die deutschen Bücher billiger sind. Ich schließe daraus nicht etwa, daß Ruprecht und Elster recht haben und Bücher unrecht, sondern nur, daß derartige Stichproben nicht den Anspruch machen können, die Streitfrage zu ent scheiden, daß vielmehr kostspielige und zeitraubende statistische Arbeiten hierzu erforderlich wären, die in exakter Weise die Bücherpreise der verschiedenen Perioden und der verschiedenen Länder untersuchen. Ohne das Vorhandensein solcher Arbeiten glaube aber auch ich, daß die deutsche Lehrbuch-Literatur im Durchschnitt etwas — etwa 20 Prozent — teurer ist, als die französische und englische. Die Gründe hierfür treffen aber den Buchhandel nur teilweise, während die Hauptschuldigen die Autoren sind. Der Hauptgrund, weshalb die fremden Lehrbücher billiger seiu können als die unfern, liegt bei den englischen in dem erheblich größeren Sprachgebiet, bei den französischen außer dem noch in der Verbreitung, die die französische Sprache auch in nicht französisch sprechenden Ländern hat. Ferner bildet auch die Art der Honorierung ein verbilligendes Moment. Während in Deutschland der Autor für jede Auflage ein bestimmtes Honorar bekommt, pflegt im Ausland der Autor von jedem verkauften Exemplar seinen Anteil zu erhalten. Im erstern Fall trägt also der Verleger das ganze Risiko, im letzlern hat der Autor Anteil daran. Der Hauptgrund, weshalb aber ausländische Lehr bücher billiger sein können als deutsche, liegt, abgesehen von der durch das größere Sprachgebiet ermöglichten größeren Auflage darin, daß viel weniger Lehrbücher über eine be stimmte Disziplin dort geschrieben werden als bei uns. Es ist kein Zufall, daß Bücher vier deutsche Lehrbücher der Natio nalökonomie mit einem englischen und einem französischen und vier deutsche Grundrisse derselben Wissenschaft mit einem eng lischen und einem französischen vergleicht. Während die vier- deutschen sich in die Gunst der deutschen Interessenten teilen müssen, beherrscht das eine französische und das eine eng lische — ouw gravo 83.118 — den englischen und französischen Markt. Wenn auch nicht Gides Arbeiten so kann man doch Marshalls Lehrbuch und Marshalls Grundriß das Lehrbuch und den Grundriß nennen, während in Deutschland vier Bücher — ich nehme nur die von Bücher genannten, in Wirklichkeit sind es noch viel mehr — gleichwertig neben einander bestehen. Daß dies auf die Absatzerwartung er heblich verringernd und auf die Preisstellung erhöhend wirkt, sollte eines weitern Beweises nicht bedürfen. Deshalb sagte ich im Eingang, der Buchhandel trüge nur den kleinern Teil der Schuld, die Autoren den größern. Würden die Inhaber der deutschen Lehrstühle sich im Verfassen von Lehrbüchern etwas beschränken, der Buchhandel in der An nahme etwas zurückhaltender sein, so würde das Absatzgebiet der einzelnen sich ausdehnen und die Preisstellung herab- gehen können. Ich weiß sehr wohl, daß die rege Arbeit der Universitätslehrer und die Aufnahmefähigkeit des Buch handels vielfach zur Förderung der Wissenschaft beitragen. *) Tägliche Rundschau (Berlin). Wnterh.-Beil. Nr. 193, 19. Aug. 1903. 1052'
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