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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1938
- Strukturtyp
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- 1938-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1938
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- Deutsch
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Wickelung der deutschen Buchkultur und Buchkunst, der er weitere Erfolge wünschte und erklärte die Ausstellung für eröffnet. Abschließend sprach Prof. Or. Tie- mann im Namen des Börsenvereins und des Vereins »Deutsche Buchkünstler- unter Bezugnahme auf ein Wort Goethes über den Sinn und die Bedeutung dieser Aus stellung. Der Redner wies darauf hin, daß die Musen die idealsten Gesandtschaften der Völker seien und daß der Gedanke, jede Zeit lebe in ihrem Buch, die Grundlage der Ausstellung bilde. Ein edler Inhalt ver lange jedoch eine edle Form und so sei auch der Buchkunst der gebührende Raum auf der Ausstellung zugcwiesen worden. Mit einem herzlichen Dank an alle Förderer der Ausstellung schloß Prof. Tiemann seine Ansprache. Der Eröffnungsfeier schloß sich eine Besichtigung der Ausstellung durch die ge ladenen Gäste an, der ein Empfang von Seiten des Deutschen Gesandten und seiner Gemahlin folgte. Im Rahmen der Buchausstellung las am 7. Dezember der Dichter und Philosoph Hans Künkel vor einer zahlreichen Zuhörerschaft aus seinem neuen Preisge krönten Roman »Schicksal und Liebe des Niklas von Cucs-. Der Dichter schilderte eingangs, wie er sich diesen Roman nicht nur erarbeitet, sondern mehr noch erwandert habe, indem er, die historischen Stätten durchstreifend, mit dem Schicksal des Niklas von Eues verwuchs. Es folgten drei Kapitel eindrucksvollsten Ge schehens, das durch seine lebensvolle Gestaltung und tiefe Sym bolik die Zuhörerschaft sichtlich beeindruckte. Mit dem Erfolg der Ausstellung dürfen die Veranstalter, der Börscnvcrein und der Verein »Deutsche Buchkünstler-, in vollem Maße zufrieden sein. Seitens der Presse wurde der Ver anstaltung reges Interesse cntgegcngcbracht und eingehende Be richte mit Abbildungen veröffentlicht. Der Besuch der Aus stellung war ein sehr reger, wobei die stimmungsvolle Ausge staltung der Ausstellungsräume und die Möglichkeit, sich unge stört in den Inhalt der ausgelcgtcn Bücher zu vertiefen^ das ihre dazu beitrugen, die Besucher zu längerem Verweilen zu be wegen. Mehrfach ausgesprochenen Wünschen, die Dauer der Ausstellung zu verlängern, konnte aus vielfachen Gründen nicht entsprochen werden. Der Oberbefehlshaber der estnischen Wehrmacht hat die Ausstellung eingehend besichtigt. Auch haben leitende Beamte vieler Ministerien und Behörden, Direktoren und Lehrer estni scher und deutscher Schulen mit ihren Schülern, estnische Ärzte und Angehörige technischer Berufe die Ausstellung, z. T. mehr fach, besucht. Das starke Interesse der deutschen Bevölkerung für die Veranstaltung bedarf keiner besonderen Erwähnung. Fraglos ist durch diese Ausstellung, obgleich sie nur einen Ausschnitt aus dem vielgestaltigen deutschen Schrifttum bringen konnte, das Interesse für die deutsche Literatur in allen ihren Gebieten in weiten Kreisen stark belebt worden. Zahlenmäßig wird sich die Umsatzsteigcrung deutscher Bücher, die durch die Ausstellung hervorgcrufen worden ist, kaum erfassen lassen, doch ist mit einer nachhaltigen Auswirkung der Veranstaltung auch in dieser Hinsicht mit Bestimmtheit zu rechnen. So kann zusammcnfassend gesagt werden, daß die Buch- ausstcllung in Reval zu einem vollen Erfolge geführt hat, der der verständnisvollen Zusammenarbeit aller beteiligter Stellen, insbesondere aber dem Börsenverein, dem Verein »Deutsche Buchkünstler« sowie den beteiligten Verlagen und den die ört liche Vorbereitung durchsührenden Personen zu danken ist. Bilderbücher in alter und neuer Zeit Die geistige Haltung des gesunden Kindes ist eine klare und und wenig differenzierte. Dies tut sich kund in seinem Denken, seinem Sprechen und nicht zuletzt in seinem Zeichnen und For men, in dem Gestalten also, das Ausdruck sein soll dieses ein fachen Welt-Bildes. Umgekehrt muß das, was das Kind mit höchstem Gewinn verstehen, ausdcuten und sich zu Besitz machen kann, die gleichen Eigenschaften als Merkmale tragen. Das Bild also, das vom Kinde in richtiger Weise geschaut werden kann, das heißt in seiner Struktur wirklich verstanden werden kann, wird einfachen und frühen Stufen der Entwicklung bildnerischer Gestaltung angehören müssen. Gerade von diesem Wissen her ist die phantastische Verbrei tung des Struwwelpeter zu erklären. Der Struwwelpeter ist der klassische Fall eines echten Kinderbuches. Es ist von keinem Künstler, weder von einem Maler noch von einem Dichter, ge schaffen worden. Der Arzt schrieb es, der im Augenblick, als er beim Werk saß, im Bereich der Kindheit wandelte, aus dessen zeichnender Hand darum noch diese einfache Formcnsprache her vorging. Es war hier also ein Laie, der das köstliche Bilderbuch schuf, ein Mensch, der beim Zeichnen nur einen einfachen For- menbcstand aufwcisen konnte und diesen rein und unverfälscht zum Ausdruck brachte. (Lehrreich wäre es, zu untersuchen, warum die späteren Bücher Hosfmanns nicht so beliebt wurden. Der Grund wird letztlich im folgenden zu finden sein: Im Buch vom Struwwelpeter ersteht ganz und gar die Schlichtheit des kindlichen Geistes. Einmal auf diese Bahn geraten, mußte beim studierten und kultivierten Menschen künstlerischer Ehrgeiz er wachen. Der Künstler tritt diesen Weg auch an und erreicht nach vielen Mühen die Werte hoher Kunst. Ein Mensch, dem es nicht bestimmt ist, Künstler in diesem hohen Sinne zu werden, muß notwendig die Sicherheit der echten — hier kindlichen, künst lerisch aber trotzdem einheitlichen — Formcnaussage verlieren und weniger einheitliche Werte schaffen.) Aus dieser Überlegung ersieht man bald, in welchen Gren zen wertvolle Bilderbücher, Bilderbögen und illustrierte Kinder bücher nunmehr zu finden sein müssen, Bildcrwcrke also, die sowohl Kunstwcrt haben wie auch den Ansprüchen des kindlichen Schauens gerecht werden. Die Bücher können einmal wie der 51 Nr. 14 Dienstag, den 18. Januar 1938
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