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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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aus den gebildeten Kreisen, auch aus den unteren Kreisen wollen wir Leute zulassen, um auch hier Fühlung zu be halten. Und lassen wir sie die Hauptprüfung machen, das genügt. Ich warne Sie davor, das auszusprechen, was Herr Kollege Konegen will. Wunsch mann-Wittenberg: Ich möchte nochmals be tonen, daß es nach meiner Ueberzeugung nicht richtig ist, von einem unbrauchbaren oder nicht ausreichenden Material zu sprechen. Diese Abschlußprüfung nach der Lehrzeit soll das Zeugnis des Lehrherrn bekräftigen. Wir haben alle die Er fahrung gemacht, daß ein Lehrling, nachdem er drei Jahre gelernt hat, manchmal ein Zeugnis bringt, das zu seinem Engagement beiträgt, ein Zeugnis, auf das hin man glauben sollte, der Mann müßte in den drei Jahren so viel gelernt haben, wie man selber weiß, der aber dann doch nichts kann. Deshalb ist die Prüfung wünschenswert und notwendig, um de» Mißbrauch von Zeugnissen zu verhüten, damit nicht jemand, der nichts gelernt hat, mit glänzenden Zeugnissen erscheint und sich engagieren läßt. Aber vorher zu sagen: es ist ein ungeeignetes Material für den Buchhandel, ehe er überhaupt ein halbes Jahr gelernt und gezeigt hat, wie er sich entwickelt, das ist nicht richtig. Sie gismund-Berlin: Ich freue mich, daß wohl ziemlich allgemein die Meinung vertreten wird, daß die Festlegung der Bedingungen, unter denen der junge Mann in den Buchhandel treten soll, nicht wünschenswert ist. Wie denkt man sich die praktische Durchführung einer derartigen Be stimmung? Wie wollen Sie nur die Börsenvereinsmitglieder, ganz abgesehen von den übrigen sooo Buchhändlern, zwingen, nur solche Leute anzunehmen, die eine gewisse Vor bildung als Unterlage haben, sei es nun die Bildung des Einjährigen-Zeugnisfes, oder sonst eine gewisse Schulbildung? Das ist nicht durchführbar. Eine solche Kontrolle ist durch führbar in einem gewisse» kleinen Kreise, wie dem der Wiener Korporation, nicht aber ist sie denkbar im großen gesamten deutschen Buchhandel. Selbst wenn zur nächsten Ostermesse die Hauptversammlung für eine derartige Bestim mung zu erwärmen wäre, glaube ich, daß praktisch die Sache nicht denkbar und nicht kontrollierbar ist. Deshalb, meine Herren, erschweren Sie diese Frage nicht in diesem Punkte, sondern werfen Sie Ihr ganzes Gewicht einzig und allein aus die Abschlußprüfung. Bnrbeck-Nürnberg: Meine Herren, ich habe schon oft die Bemerkung gemacht, daß das Einjährig-Freiwilligen- Zeugnis in Deutschland schon viel Unheil ungerichtet hat. Es wird so hoch geschätzt, daß die Leute glauben, wenn sie das vorzeigen können, sind sie am Ende alles Wissens ange- langt. Wie geht es denn mit dem Einjährig-Freiwilligen? Wer in Leipzig, Nürnberg, München, Dresden wohnt, der kann sich zum Schlüsse, nachdem er so und so viel in sich ausgenommen hat, auch schließlich noch den Drill geben lassen, daß er diese staatliche Prüfung »och besteht. Der auf dem Lande draußen aber, für den der Vater das Geld nicht auf- wendeu kann, daß er ihn in die Stadt schickt, der bleibt ohne diesen letzten Drill, der diese Staatsprüfung ermöglicht. Machen Sie die Probe — und sie ist schon gemacht worden. Am Abend, wenn die Prüfung bestanden worden ist, wird mehr als eine Flasche Wein getrunken; lassen Sie sie nach drei Tagen noch einmal ablegen! Leute, die mit Maturität aus der Schule kamen, haben sich aus Versehen der Prüfung unterzogen und find glänzend durchgerasselt. Und dann möchte ich auch nicht die Anklage gegen unsere Volksschule richten, daß der absolvierte gute Volksschüler nicht befähigt sei, in unseren Stand einzutreten. In der Volksschule wird gegenwärtig sehr viel gelernt, im Rechnen z. B, ini prak tischen Rechnen ist der Bolksschüler jedem anderen weit über legen, selbst dem, der von der Realschule kommt. Vergessen Sie nicht, daß wir an den Volksschulen fast überall Päda gogen haben, während an den Mittelschulen recht viel Ge lehrte sitzen, die teilweise nicht imstande sind, das gelehrte Zeug, das sie im Kopfe haben, auch anderen wieder mitzu- teileu. Bedenken Sie, daß die Schriften, die bei öffentlichen Prüfungen aus den Volksschulen ausliegen, weit schöner sind als die Schriftzüge, die aus den Mittelschulen hervorgehen. Das Material der Volksschule ist gut genug, um bei uns vollständig Platz finden zu können. Einen schlechten Schüler aus der Volksschule können wir allerdings nicht brauchen, aber ein guter Volksschiller ist mir sehr willkommen, weil er gerade in den grundlegenden Teilen viel fester ist, als die anderen, und weil er auch meist viel aufnahmefähiger ist weil die aus den anderen Schulen hereinkommenden doch meist nur halbfertig hereinkommen. Ja, wenn ein solcher Schüler die Realschule oder das Gymnasium durchgemacht hat, dann ist auch etwas erreicht, dann ist eine abgeschlossene Bildung da. Wer aber die Realschule nur bis zum vierten Kursus durchgemacht, steht mir viel niedriger, als der, der die Volksschule gänzlich durchlaufen hat. Ich bitte Sie dringend, diese Anklagen gegen die deutsche Volksschule — so muß ich es fast bezeichnen — fallen zu lassen; die Leute, die heute aus der Volksschule kommen, sind recht gebildete Menschen. Konegen - Wien: Ich muß mich sehr dagegen verwahren, als ob ich irgend der deutschen Volksschule hätte zu nahe treten wollen. Ich bin derselben Ueberzeugung, wie Herr Barbeck, nur verfüge ich nicht über die nötige blumenreiche Sprache, um das so in Worte umzusetzen. Jede Schule kann genügend gute Kräfte erzeugen; ich habe nur aus dem einfachen Grunde, um diese unglaublich verderbenbringende Lehrlingszllchterei hintanzuhalten, meinen Antrag so formu lieren wollen. Wenn Sie das nicht thun wollen, so versichere ich Sie, Sie bekommen namentlich in den größeren Städten ein Material von Laufburschen, von der Straße hergelaufenen Jungen, die einfach vorläufig als Buben hergenommen werden, die Bücher einholen müssen; dann sind sie Lehrlinge, schließlich sind sie Gehilfen. Das will ich verhindern, nichts anderes Deshalb sage ich nicht, daß der junge Mann, der ein guter Volksschüler ist, nicht ein ausgezeichneter Buchhändler werden könnte, und einer mit Abiturientenprüsung ein schlechter Buchhändler werden kann. Das sind aber Ausnahmen; die Regel ist, daß wir für die Annahme von Lehrlingen ein Mindestmaß oder ein zu bestimmendes Maß von Schul bildung verlangen müssen. Ich bin fest überzeugt, daß das großen Nutzerr bringen würde. Es schließt das nicht aus, daß Sie eine Gehülfenprüsung auch noch haben können; aber die Lehrlinge sollen mit einem gewissen Maße von Vorbildung ausgerüstet sein. Pape-Hamburg: Wer haben schon ein Hohes Lied auf die Damen im Buchhandel gesungen, das eigentlich nicht ganz zu unserem Thema gehörte; ich denke, wir lassen unser» Streit über die Schule ruhen. Ich glaube, wir können die sachliche Debatte abschließen, indem wir vereinigen, was Herr Konegen und Herr vr. de Gruyter gewünscht haben, indem ivir aussprechcn: wir wollen keinen Zwang, aber wir halten allerdings eine höhere Schulbildung für den Buchhandel sür wünschenswert. Hartmann-Elberfeld: Je länger die Debatte gewährt hat, für die ich übrigens sehr dankbar bin — wenn wir solche Abschweifungen im Laufe dieser Tage noch mehr be kommen sollten, würde ich das nur begrüßen, — desto mehr hat sich mir im Laufe der Debatte geklärt, daß ich unter keinen Umständen ein bestimmtes Maß von Kenntnissen als wünschenswerte Voraussetzung bezeichnen kann. Das Korrektiv gegen Lausburschen u. s. w. ist gegeben in der Schlußprllfung. Wir werden wohl im Laufe der Debatte dazu kommen, daß
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