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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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241, 16. Oktober 189S. Amtlicher Leit. 7551 jährigendienft hatten und es doch im Buchhandel weit ge bracht haben. Nach meiner Aufsassung ist es nicht aus schließlich eine Kcnntnisfrage, ob ein junger Mann zum Buch handel befähigt ist. Selbstverständlich muß er etwas gelernt haben und in der Lage sein, auf dem Grunde, den er in der Schule gelegt hat, weiter zu bauen; er muß auch die Energie, den Willen haben, sich weiter auszubilden. Aber ohne weiteres von vornherein eine derartige Beschränkung cintreten zu lassen, das scheint nicht richtig zu sein. Wenn ich in meinen immerhin auch 23 jährigen Erfahrungen so manchen Lehrling und Gehilfen habe kennen lernen, so habe ich die Auffassung, daß die allerschlechtesten Lehrlinge die Oberprimaner waren. Etwas besser waren schon die aus Sekunda; aber die allerbesten waren die, die außer ihrem Schulwissen eine moralische Erziehung genossen hatten, die nicht des Morgens mit dem Gedanken ins Geschäft kommen, möglichst bald wieder nach Hause zu gehen, sondern sich sagen: du bist den Tag über da, um für das Interesse des Geschäfts zu sorgen, als ob das Geschäft dein eigenes wäre; denn du arbeitest darauf hin, auch später einmal ein eigenes Geschäft zu besitzen. Ich möchte ein Beispiel anführen, das im Gegensatz steht zu dem, das der Herr Vorredner uns gab. Mein allerbester Lehrling und sehr tüchtiger Gehilfe ist ein Bürgerschlller gewesen, aus sehr kleinen Verhältnissen stammend. Er hatte aber Energie, Ehrgeiz, Fleiß und Ge wissenhaftigkeit. ' Er war drei Jahre bei mir als Lehrling und war der erste Lehrling, den ich überhaupt hatte. Er war noch ein Jahr als Gehilfe bei mir, dann in einem großen Berliner Verlage, wo er nach einem halben Jahre sortging, ^veil er Assistent eines Gehilfen war, der ihm über haupt keine Arbeit geben konnte, weil er sonst selbst nichts zu thun gehabt hätte. Dann ging er nach Stettin in eine der bedeutendsten Sortimentsfirmen. Nach vier Jahre» mußte er seinen Chef vollständig vertreten, war erster Gehilfe und hatte drei Gehilfen unter sich. Der Chef wurde leidend, inußte ein halbes Jahr nach dem Süden und sagte mir, er sei im Begriffe, im nächsten Jahre sein Geschäft diesem meinem Zögling zu übergeben, obgleich er keine pekuniären Mittel hatte; er wußte, daß er so tüchtig war, um diese nicht kleine Verbindlichkeit nach und nach zu erfüllen. Also ohne weiteres zu sagen: es kann nur der Buch händler werden, der das Einjährigen-Zeugnis hat, das ist meiner Ansicht nach nicht richtig. Wir müssen doch da Unterschiede gelten lassen und können einen Zwang schon deshalb nicht auf die Chefs üben wollen, weil die Verhält nisse so außerordentlich verschieden sind. Ich wohne in einer kleinen Stadt von 18 000 Einwohnern, ich bin vielleicht Vertreter der kleinsten hier vertretenen Stadt. Ich konime nicht in die Lage, nach Lehrlingen zu suchen, sie werden mir vielmehr angeboten, und zwar solche Leute, die das Ein jährigenzeugnis haben; aber ich bin thatsächlich manchmal doch im Zweifel, ob ich solche Leute nehmen soll, weil sie weder schreiben, noch rechnen, noch sonst was können. Ein Gymnasiast kann nicht schreiben; das wissen Sie alle, daß auf dem Gymnasium die Hand systematisch verdorben wird. Die Bürgerfchülcr sind darin viel tüchtiger, und sie haben auch viel mehr Disziplin; sie lassen sich etwas sagen. — Also man kann diese Bedingung nicht ohne weiteres stellen. Eine Grundlage der Bildung muß ja da sein, auf der der Lehr ling weiter arbeiten kann; aber eine große Hauptsache ist der moralische Untergrund. An kleinen Orten fehlt meist die Gelegenheit, eine höhere Schule zu besuchen: warum soll aus einem kleinen Orte nicht auch ein tüchtiger Buchhändler hervorgehen? Pape-Hamburg: Meine Herren, es ist, glaube ich, nützlich für unsere Verhandlungen, wenn wir uns nicht zu sehr in Spezialfälle verlieren. — Ich möchte meine Meinung in der uns beschäftigenden Frage dahin abgeben, daß wir im Buchhandel gerade so wie in anderen Berufszwcigen Zu wachs bekommen haben, der minderwertig ist, daß sich die Verhältnisse im allgemeinen etwas verschlechtert haben; ich möchte aber anderseits entgegen den Ausführungen des Herrn Hermes sagen, daß man doch noch eine große Anzahl Ge hilfen antrifst, die durchaus tüchtig sind, nicht nur minder wertige. Aber wenn wir hier zusammenkamen, um über die Lehrlingsausbildung imBuchhandel zu sprechen, und darüber wo möglich zu positiven Vorschlägen kommen, die auf eine Prü fung hinauslausen, dann thun wir etwas, was unseren ganzen Stand heben wird. Wenn wir dem Zögling, der uns an geboten wird, sagen können; wir haben hier eine Prüfungs ordnung, den Anforderungen mußt du später genügen können, so werden minderwertige Elemente doch etwas davor zurück- schrecken. Ich will mich kurz dahin zusammenfassen: der Zuwachs im Buchhandel steht nicht ganz aus der Höhe, und wir werden dafür sorgen, ihn zu heben, wenn wir zu posi tiven Vorschlägen kommen in Bezug auf die Ausbildung, die durch eine Prüfung zu bestätigen sein würde. Schmidt-Dresden: Ich schließe mich den Ausführungen des Herrn Kollegen Pape vollständig an; er trifft das, was ich namens der Dresdner Kollegen aussprechen wollte. Einen Hauptgrund, warum diese Vorarbeiten von seiten der Dresdner Kollegen so energisch gefördert werden, erblicke ich darin, daß der Staat jetzt für seine sämtlichen Subalternbeamten das Maturitätszeugnis verlangt oder bei späterem Auf- rllcken in höhere Stellungen ein nachträgliches Examen durch Prüfungsordnung bestimmt hat. Bei den innigen Beziehungen, die der Buchhandel zu der Beamtenschaft unterhalten muß, bleibt es nicht aus, daß, sobald die Beamten auf ein höheres geistiges Niveau gekommen sind, sie auch von dem Buchhandel bedeutend mehr verlangen werden. Ich möchte infolgedessen nachdrücklich empfehlen, daß unseren Arbeiten volles Interesse entgcgengebracht wird. Hermes-Tübingen: Die Forderung des Einjährigcn- Zeugnisses haben wir nur deshalb ausgestellt, weil wir »ns sagten, es kann, wenn eine Prüfung aufgestellt werden soll, nur ein allgemein in Deutschland gültiges Vorbildungsmaß uns nützlich sein. Wenn wir junge Leute zu der Prüfung zulassen wollen, die nicht eine gleichmäßige Vorbildung haben, so wird die Prüfung ungünstig verschoben werden. Wir ver langen nicht unbedingt den Besitz des Einjährigen-Zeugnisses; das ist nicht möglich; wir schlagen nur vor ein allgemein in Deutschland mögliches Maß der Vorbildung. Die Schwierig keiten sind mir persönlich sehr klar. Ich darf vielleicht eine andere Frage, die Herr Wunsch mann mit berührt hat, noch erwähnen; die allgemeine Er ziehung der Jugend, die wir in unseren Stand ausnehmen. Das ist sicher, sobald wir Leute haben, die von ihren Eltern tüchtig erzogen sind, dann mag das positive Wissen etwas geringer sein, das kann man in der Lehrzeit noch nachholcn. Und in dem Punkte ist sicher sehr viel gesündigt worden. Ich habe Leute gehabt, die in keiner Weise erzogen waren. Hartmann - Elberfeld: Ich habe jetzt 83 Jahre im Buchhandel hinter mir und habe den Buchhandel verfolgt zu einer Zeit, wo er noch klein war, um 1866. Wenn ich bedenke, wie im Anfang der sechziger Jahre der Buchhandel lebte und wie er jetzt ist, so ist das ein kolossaler Unterschied. Wenn ich meine Erfahrungen i» den sechziger Jahren ver gleichen wollte mit den Zuständen in den neunziger Jahren, so ergäbe das ein ganz schiefes Bild. Damals war die Zahl der Geschäfte gering, auch die einzelnen Geschäfte waren nicht von dem Umfang, und es war naturgemäß, daß man da mals ini allgemeinen besseres Material hatte als jetzt, wo man die Sache in größerem Umfange treibt, und die Nach frage nach guten Gehilfen eine viel größere ist als früher. 1064'
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