Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18991016
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189910164
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18991016
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-16
- Monat1899-10
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wird nicht das Geschäft an ihm vorbcifluten, ohne daß er darauf merkt. Den Willen aber trichtern wir ihm nicht ein; er muß wollen und namentlich auch sich nicht zu sehr durch moderne Vergnügungen abziehen zu lassen, insbesondere durch das Radfahren, das bei uns die Leute oft viel mehr in Anspruch nimmt, als der Verschleiß des Buches. Wenn die Vorbildung alles machte, so müßte es in manchen Bcamtenkreisen auch anders aussehen. Sie finden aber, daß in der letzten Zeit selbst Universitätsrektoren es für nötig gehalten haben, darauf hinzuwirken, daß die Studenten etwas mehr lernen. Kon egen-Wien: Es steht jetzt nur die erste Frage zur Besprechung, welche Erfahrungen wir gemacht haben, und ich will deshalb auf vieles, was nebenbei gesagt worden ist, nicht eingehen. Was aber unsere Erfahrungen betrifft, so bin ich mit den meisten Herren, die ich darüber gesprochen habe, einig, daß es die allerschlechtesten sind. Es sind Aus nahmen, wenn heute von guten Erfahrungen berichtet wird. Solche Ausnahmen wird es ja in jedem Stande geben; aber aus allen Reden hat doch herausgeklungen, daß die Er fahrungen mit unserem Arbeitspersonal schlechte waren. Ich bin in der Lage, schon auf eine zweiundvierzigjährige Thätigkeit in unserem Stande zurückblicken zu können, ich datiere von 1858 und kam in den Buchhandel, als gerade das Buch- händlercxamen in Oesterreich aufgehoben wurde; und wenn Sie von den besseren Qualitäten der alten Zeit sprechen, so glaube ich, muß ein guter Teil auf Rechnung des buch händlerischen Examens gesetzt werden, ohne das früher niemand sich etablieren durste. Es war dadurch die Not wendigkeit geboten, eine gewisse wissenschaftliche neben der kaufmännischen Bildung mit in den Beruf hineinzunehmen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit und der Beseitigung des Examens ist das anders geworden, und es ist erst in der letzten Zeit der Gedanke aufgetreten, das wieder aufzufrischen, was früher schon da war. Daß heute die Sache überall von der Gesetz gcbung verlangt und durchgeführt wird, das hat aber meines Erachtens seinen Grund nur in der sozialen Frage. Es hat sich herausgestellt, daß die Arbeiter durchweg eine bessere Position anstreben, und die Staaten sind genötigt ge wesen, diesem Verlangen in der oder jener Form Rechnung zu tragen. Wenn auf der einen Seite bessere Lebensbedingnngen beansprucht werden, so soll auf der anderen Seite ent sprechendes geleistet werden; das ist wenigstens in unserer Gesetzgebung ausgesprochen. In einem Paragraphen der Gewerbeordnung heißt es, daß die Lehrlinge in der und der Weise vorgcbildet werden müssen. Also, wenn dem staatlich Rechnung getragen werden kann, so haben wir nur darauf zu sehen, daß das auf unseren Beruf angewendet wird, daß wir die von Staatswegen eingefllhrten Bestimmungen und Gesetze durchführen in der Form, wie wir es bet uns für am richtigsten und passendsten halten. Dann werden wir, glaube ich, ein besseres Resultat erzielen als bisher, und wir werden jene Individualitäten, die der Buchhandel unbedingt braucht, ebensogut sich entwickeln sehen können, wie es immer der Fall war. Daß wir aber von vornherein sagen, die Lehrlinge müssen eine Prüfung ablegen, darin sehe ich nicht den Vorteil. Ich werde wohl noch im Laufe der Diskussion Gelegenheit haben, über diesen Punkt mich auszusprechen. Stahl-Stuttgart; Wenn ich mich darüber äußern darf, welche Erfahrungen wir mit unseren Lehrlingen und jungen Gehilfen gemacht haben, so muß ich mich den beiden Herren Wunschniann und Hartmann unbedingt anschließen. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, daß nicht der große Schul sack allein die Berechtigung geben kann, daß ein junger Mann Buchhändler wird, sondern in der Hauptsache die Intelligenz und der Wille. Ich habe Abiturienten ge habt, die nach drei Jahren nicht viel mehr gekonnt haben, LechSundsechzWer Jahrgang. als nach sechs Wochen ihres buchhändlerischen Daseins; da gegen habe ich junge Leute ausgebildet, die aus der Bürger schule hervorgegangen aber anstellig waren, ein Wollen mitbrachten und zu ganz tüchtigen Buchhändlern heran gewachsen sind. Ich halte es sodann, und mit mir der württembergische Buchhändlerverein, für verfehlt, wenn man festlegen will, daß für die Berechtigung zum Eintritt in eine Buchhandlung als Lehrling ein bestimmtes Maß des Wissens, wie Herr Hermes erwähnte: vielleicht die Berechtigung zum Einjährigen-Dienst, erforderlich sei, und daß wir das als Grundlage sestlegen sollten. Nach meinen Erfahrungen und der vieler meiner Herren Kollegen müssen wir immer wieder sagen, daß vor allem Intelligenz, guter Wille und Strebsamkeit dazu gehört, sich zu einem tüchtigen Buchhändler auszubilden, und nicht allein die Schulbildung. Wolfhagen,Hamburg: Ich habe einen gewissen Neid empfunden, als Herr Wunschmann erzählte, daß sich bei ihm eine ganze Reihe Lehrlinge melden, sogar solche mit der Be rechtigung zum Einjährigen-Dienst. Wir sind in Hamburg schlimmer daran. Ich habe in zehn Jahren drei Lehrlinge gehabt, seit den letzten sechs Jahren überhaupt gar keinen mehr. Allen anderen Kollegen in Hamburg geht es ähnlich wie mir. Ich möchte deshalb die Frage stellen: welche Er fahrungen werden draußen gemacht? Drängen sich überhaupt noch Lehrlinge in großer Zahl an unseren Beruf heran? Berger-Leipzig: Ich will einmal von Leipzig absehen. Hier haben wir immer Andrang. In meiner Handlung und bei Htnrichs z. B. sind die Lehrlingsstellen immer aus Jahre hinaus besetzt. Aber ich war in den letzten Wochen in der Nähe von Chemnitz; dort geht es genau so wie in Hamburg. In Chemnitz will überhaupt niemand mehr Buchhändler werden, weil in jedem anderen Beruf mehr zu holen ist. Es ist nicht einmal möglich, junge Leute aus der Bürgerschule zu be kommen. Ich sprach vor kurzem mit dem Besitzer einer Buch handlung in einer mittelgroßen Stadt; dem ist es endlich geglückt, nach Bemühungen von Jahr und Tag einen Lehr ling zu bekommen, dem er vier Jahre lang freie Kost und freies Logis gewährt. So hoch gehen die Anforderungen bereits in manchen Städten. Aehnlich ist es in Zittau, wo ich mit befreundeten Kollegen gesprochen habe; die Leute kriegen auch keine Lehrlinge mehr. Wenn Herr Wunschmann in der glücklichen Lage ist, wie er sie schildert, so ist er geradezu zu beneiden. Ueberall, wo ich hingehört habe, wird geklagt, daß Lehrlinge überhaupt nicht zu bekommen sind. Barbeck-Nürnberg: Ich kann nur sagen, daß dieser Nichtzugang zum Buchhandel vollständig Schritt hält mit dem Nichtzugange zu anderen Berussständen. Die besetzten Lehrlingsstellen haben sich ungefähr um ein Sechstel gegen sonst reduziert; der Handel bekommt auch keine Lehrlinge. Wir hatten in dem großen kaufmännischen Verein »Merkur« zu Nürnberg, der mit 37 auswärtigen Vereinen arbeitet, ein mal drei Monate lang keinen Lehrling vorgemerkt. Das geht durch den ganzen Handelsstand, weil in der Industrie mehr zu verdienen ist. Heinrich Müller-Breslau: Bei uns ist es auch schwer, Lehrlinge zu bekommen, Gymnasiasten bekommen wir fast gar nicht mehr, höchstens Bllrgerschüler; infolgedessen haben wir uns auch veranlaßt gesehen, diese Frage in Anregung zu bringen, um besseres Material hereinzubekommen. Inserate sind gerade zur Osterzeit, wo man die meiste Aussicht hat, Lehrlinge zu bekommen, vollständig zwecklos. Siegismund-Berlin: Gerade die letzte Bemerkung, daß eS außerordentlich schwierig sei, Leute mit genügender Vor bildung im Buchhandel zu bekommen, muß uns die Gewiß heit verschaffen, daß in den Buchhandel, da Lehrlinge nun einmal angenommen werden sollen, gewisse Elemente Ivos
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder