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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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7554 Amtlicher Teil. oH 24t, 16. Oktober 1899. gekommen sind, die eigentlich nach unserer Ansicht nicht fähig sind, im Buchhandel thätig zu sein. Die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren im Geschäft gemacht haben, weisen doch darauf hin, daß das Gehilfenmaterial, wie wir es im Buchhandel haben, zur Zeit im allgemeinen den An forderungen nicht genügt, die die heutigen geschäftlichen Ver hältnisse an den Mitarbeiter stellen. Wir wissen ja alle ganz genau, daß ein jeder tüchtige Gehilfe, sobald wir nur über einen solchen verfügen, von uns so lange gehalten wird, wie er nur irgend gehalten werden kann; daß wir über kleine Fehler und Schwächen gern hinwegsehen, wenn er nur im großen und ganzen seine Pflicht thut. Wenn aber dieser gerügte Uebelstand besteht, so glaube ich, daß wir auch die Pflicht haben, in irgend einer Weise zu sorgen, daß ihm ab geholfen wird, und daß wir für die weitere Ausbildung und Fortbildung der mit mangelhaften Kenntnissen in den Buch handel eintretenden jungen Leute bedacht sein müssen. Ich für mein Teil erachte es nicht für einen so großen Fehler, wenn der Zudrang zum Buchhandel jetzt ein geringerer ist, als das in früheren Jahren der Fall war. Sie wissen, daß mancher, der sich nach Leipzig wendet und Bücherbezug haben will, ohne weiteres von gewissen Kommissionären als Buchhändler angesehen wird, ins Adreßbuch kommt und nunmehr das Proletariat unter den Prinzipalen weiter erhöht. Sie wissen genau, daß auch unter den Prinzipalen zur Zeit eine Anzahl Leute sich befinden, die nicht in den Buchhandel hinein gehören. Wird nun der Zudrang zum Buchhandel ein ge ringerer, so mag allerdings weiter eintreten, was Kollege Hartmann beobachtet hat, daß um ausgeschriebene Stellen nicht mehr eine solche Anzahl von Bewerbern austritt wie vor Jahren. Aber ist das ein Fehler? Müssen wir in unseren Geschäften nur gelernte Buchhändler beschäftigen? Die Arbeiten, die in unserem Verlag oder Sortiment oder Antiquariat zu leiste» sind, sind vielfach rein mechanischer Art, von denen wir nur wünschen, daß sie mit Pflichtgefühl und Sorgfalt erledigt werden. Brauchen wir sür die Erledigung dieser Arbeiten gelernte Buchhandlungsgehilfen? Oder Leute, die vier Jahre lang in einer Buchhandlung Laufburschendienste gethan haben und sich nun Buchhandlungsgehilfen nennen? Gewisse Arbeiten, wie Führung der Portokasse, Führung der Regi stratur, Expedition der Journale, werden weit sicherer und zweckmäßiger und pünktlicher erledigt von Schreibern oder jungen Damen. Wenn wir in früheren Zeiten vier oder fünf Gehilfen hatten, so habe ich die Ueberzeugung, wir werden für die Folge mit zwei tüchtigen Mitarbeitern ausreichcn, zwei Leuten, die etwas Ordentliches gelernt haben, und werden uns im übrigen mit drei oder vier unter geordneten Hilfskräften begnügen, die wir dann selbst verständlich nicht in der Weise zu bezahlen haben, wie die Gehilfen; und was wir da auf der einen Seite sparen, können wir den Gehilfen, die etwas Tüchtiges gelernt haben, wieder zulegen. Dann werden wir auch wieder intelligentere Leute in den Buchhandel bekommen. Wie ich schon einmal Ge legenheit hatte, in einem anderen Kreise auszusühren, diese Lehrlingsfrage ist auch mit von der sozialen Seite zu betrachten; es kommt doch schließlich immer wieder darauf hinaus, daß die Gehilfen besser bezahlt sein wollen, und daß wir deshalb tüchtigen Nachwuchs nicht mehr so wie früher im Buch handel erhalten, weil wir die Gehilfen verhältnismäßig nur schlecht bezahlen können. In einzelnen Verlagsgeschäften findet ja eine bessere Bezahlung statt als im großen ganzen im Sortiment. Da liegt aber der Knüppel beim Hunde, wie der Kollege Barbeck es ganz richtig bezeichnet hat, der Sorti menter ist eben zur Zeit nicht in der Lage, andere Gehalte zu bezahlen; er würde aber vielleicht in die Lage kommen, dies thun zu können, sobald eine bessere Einteilung in Er ledigung der Arbeiten eintritt. Pape-Hamburg: Ich freue mich, hier zu konstatieren, daß im allgemeinen gar kein großer Zudrang zum Buch handel mehr besteht, abgesehen von Leipzig. Nun, ich habe die Ueberzeugung, wenn wir wieder etwas höhere Anforderungen an die Ausbildung und Fortbildung stellen, so werden wir auch wieder mehr Lehrlinge bekommen. Sie mögen das für irrig halten, ich habe aber die Ueberzeugung. Wir wollen einmal die Forderung stellen, daß man im Buchhandel etwas wissen und dies vorher dokumentirt haben muß, ehe man weiter kommt- Im übrigen wollte ich nur bemerken, daß ich schon seit Jahren einen etwas gewitzigten Schulknaben beschäftige, der natürlich wechselt, der in den Nachmittags stunden kommt und die mechanischen Arbeiten, die man Lehrlingen zu geben pflegt, macht. Und darin stimme ich mit Herrn Siegismund überein, daß es wünschenswert ist, für derartige mechanische Arbeiten auf die Dauer Leute an zustellen, die nicht Buchhändler werden wolle». Vorüber gehend soll jeder Lehrling selbstverständlich auch das lang weilige Fakturenordnen machen, weil er sonst nicht eine um fangreiche Firmenkenntnis erlangt. Berger-Leipzig: Herr Siegismund hat die Frauen frage gestreift. Ich wollte dazu bemerken, daß in Leipzig immer mehr Damen beschäftigt werden, und ich selbst werde auch über kurz oder lang mich dazu entschließen müssen, weil die Lehrlinge, trotzdem ich immer mehr Angebote habe, als ich unterbringen kann, doch eigentlich mit jedem Jahre mehr Ansprüche machen und weniger leisten. Es ist nicht bloß hier, sondern auch in anderen Städten der Anfang damit gemacht worden, und überall sind mit Erfolg junge Mädchen angestellt worden. Wenn wir möglichst hohe Anforderungen an die Gehilfen stellen, anderseits aber uns mit Schreibern und jungen Mädchen behelfen, so werden wir jedenfalls er reichen, daß wir ein ordentliches, wenn auch weniger zahl reiches Gehilfenmaterial haben, das wir dann auch gut bezahlen können. Schmidt-Dresden: Für die Führung der Kasse und für das Bestellbuch habe ich seit ungefähr einem Jahre ein junges Mädchen angestellt und ausgezeichnete Erfahrungen damit gemacht. Die Sachen werden in äußerst pünktlicher und zuverlässiger Weise erledigt. Während früher Kassen überschüsse und Kassendesekte an der Tagesordnung waren, ist durch ein Bonsbuch dem allen entgegengearbeitet worden. Ich bin mit dem Erfolge außerordentlich zufrieden. Konegen-Wien: Auch in Wien bekommen die so genannten besseren Firmen keine Lehrlinge mehr; Lehrlinge wurden vielfach nur gezüchtet von einigen modernen Anti quariaten, die die Buben mit den Suchbüchern herum schickten und die Bücher billig verschleuderten. Dagegen haben wir alle die besten Erfahrungen mit jungen Mädchen. Bei uns giebt es Firmen, die acht oder neun junge Damen im Kontor haben und zwei Gehilfen. Ich selbst beschäftige drei junge Damen und sieben Gehilfen. Es spielt sich alles brillant ab; die Mädchen arbeiten fleißig und exakt, die kleinen Arbeiten, Fakturen ordnen, Registrieren, wobei früher immer Unordnung war, das geht jetzt ganz prächtig, und es stimmt alles. Und was zahlt man ihnen? Höchstens 40, 50 Gulden. Wenn Sie das einem jungen Gehilfen anbieten wollten, und wenn er eben erst aus der Lehre käme, so werden Sie in allen mög lichen Blättern verunglimpft, weil Sie nicht genug bezahlen. Wir bezahlen bis 120 Gulden, aber nicht für Leute, die nicht einmal registrieren oder Fakturen ordnen können. Also müssen wir uns dadurch helfen, daß wir Mädchen oder Schreiber nehmen, die für einen Gulden pro Tag angestellt werden und die minderen Arbeiten machen. Es ist das der Ausweg, den uns die Neuzeit und der Notstand des Lehrlingsmangels gezeigt haben. Wir haben daneben auch tüchtige Gehilfen, die dann auch gut bezahlt werden.
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