Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1937

Sachen, so im IZten Seculo vorgegangen, erzehlet, mit dem Beysatz, daß diese und andere Memorabilia nur durch die erfundene Buchdrucker- Kunst der Nachwelt erhalten worden. Des Herrn Directoris M. Ben jamin Gottlieb Gerlachs zu diesem Actu publicirtes gelehrtes Pro gramm« hat vom Ursprung der Buchdruckerey, auch denen alten berühm ten Buchdruckern und gelehrten Correctoribus sehr ncrvoes (fein sinnig) gchandclt.« Jn Leipzig gab es eine Ausstellung, »da man verschiedene neue gedruckte Piecen erblicket, die von denen ersten Erfindern, dem Anfang, Fortgang und seitheriger Verbesserung der edlen Buchdrucker-Kunst aus führliche Nachricht ertheilet«, und dann heißt es weiter: »Da nun vor hundert Jahren die Buchdrucker ein solches solenne begangen, haben die jctztlebenden ebenfalls das dreihunöertjährige Andrucken zu celebriren sich bemühet. Am Johannistage ward in denen Amts-Predigten von der Erfindung der Buchdrucker-Kunst als einer Wohlthat Gottes gedacht. Am 27. Juni darauf hielt der berühmte Professor Herr Gott sched eine teutsche Rede in dem Auditorio Philos., wozu der Decanus Vacultatis Hr. Prof. Mentz durch ein lateinisches Programm« die Hrn. Auditores eingeladen, bey welcher Oration man eine nett verfertigte Ode musiciret. Nach geendigter Rede gaben die gesamten Buchdrucker- Herren ein Convivium (Festmahl) im Rannstädter Schießgraben, worbey viele vornehme Patroni und Gönner von der Universitaet, dem Rathe und denen Buchhändlern zugegen waren. Bey dieser Gelegenheit ist auch eine Medaille zum Andenken der Erfindung der Buchdruckerey zum Vorschein gekommen, welche der Medailleur Koch in Gotha ge schnitten. Auf der einen Seite derselben praesentiret sich eine Muse mit einem Volumine in der Hand, welcher ein Genius ein gedrucktes Buch zeiget; die Aufschrift ist: Xovas mirabitur artss und im Abschnitt: Oslix invsnturn Oermawias NLLLLXO. Auf der andern Seite stehet eine Figur, so die Typographie fürstellet, mit ihren Attributis, der Pretze und dem Schrifft-Kasten, mit der Bcyschrift: 8pss o klckissima Musis, unten: ^uuo I?xpoArap!iiaö Leouiari Isrtia MOLOXI..« Ebenfalls am Johannistage »hat die Buchdrucker-Societaet in Wittenberg das Jubilaeum auf allergnädigst erlangte Köngl. hohe Erlaubnis öffentlich gefeycrt. In allen Predigten vor- und nachmittags wurde dieser Erfindung als einer Wohlthat incidenter (nachdrücklich) gedacht, und nach verrichtetem Gottesdienst versammlete sich so wohl eine hochlöbl. Academie mit denen Hrn. Stuüiosis als auch E. E. Raths- Collegium samt den Buchdrucker-Herren und Gesellen im Auditorio Philosophicv, alwo nach vorhergehender Jntimation (Einladung) des Hrn. Hof-Raths von Berger in einem lateinischen, zwei Bogen starken Programmate, von dem Hrn. Prof. Antiguitatum Boden eine teutsche Oration gehalten ward. Vor und nach derselben wurde eine Cantata unter Trompeten- und Paucken-Schall abgesungen und musiciret. Den 27. Jun. darauf hat die sämtl. Societaet in des Hrn. Bürgermeisters Kllhnens Behausung am Marckte auf einem darzu aptirten großen Saale an Se. Magnif. den Hrn. Rectorem Schrödtern, einige Hrn. Pro- fessores, unterschiedene Herren des Raths, sämtl. Geistlichkeit und andere Gelehrte ein Convivium gegeben, nachdem in deren Gegenwart zuvor sieben Cornuti Typographiei zu Gesellen gemacht und von dem Univer- sitacts-Buchdruckcr Hr». Ephraim Gottlob Eichsfeldten eine tentsche Rebe zum Ruhme dieser Kunst gehalten worden. Mcrckwürdig ist, daß der jetzige Wittcnbergische Rector Magnisicus Hr. Prof. Schrödter selbst ein Buchdrucker und wllrcklich postuliret, auch seines seel. Hrn. Vaters (der Univcrsitaeis-Buchdrucker war) Officin durch einen Factor lange Zeit fortsetzen lassen.« Am 28. Juni feierte man in Coburg und am 11. Juli in Gotha. Am 17. Juli wurde seitens der Universität Jena »solen- niter gefeyert«, wobei »insbesondere angemercket, daß in Jena vor fast 200 Jahren Christian Rödinger aus Magdeburg die ersten Bücher gedruckt, in dessen Officin die ersten Tomi der Wcrcke Lutheri im Jahre 1553 zu drucken sind angefangen worden«. Am 25. Juli folgte Halle, »nachdem auf erfolgte König!. Geneh migung und durch Vorsorge der Friedrichs-Universität es veranlasset worden, daß durch Vereinigung und Zusammenfügung der Buchdrucker nebst den in ihren Officinen stehenden Kunst-Verwandten das Jubiläum begangen werden können. Erstlich wurde den Sonntag vorhero in allen Stadt-Kirchen nicht allein in den Predigten, sondern auch durch eine besonders abgesaßie Abkündigungs-Notul von der bevorstehenden Feye- rung Erwehnung gethan. Hierncchst wurden in einem Programmate von dem Prof. Eloguentiae Hr. D. Schnitzen nicht nur das gantze Corpus Academicum, sondern auch alle übrige Collegia und Gönner eingeladen. Als nun am angesetzten Tage des Vormittags gegen 10 Uhr in die Universitäts-Kirche eingeläutet, wurden die Membra des Corporis Aca- demici nebst andern Gönnern vor den Kirchthürcn, welche zu Abhaltung des zudringenden Volckes mit 24 Mann besetzt waren, von den zwei darzu verordneten Marschallen, den Universitäts-Actuariis, empfangen und an die angewiesenen Orte geführet. Nach einem gesungenen Lob- Liede wurde eine von dem Directore Musices Herrn Zieglern compo- nirte Cantate musiciret, so dann hielt der Herr Prof. D. Claußwitz eine Predigt über Ps. 102 v. 18. Nach der Predigt wurde das Te Dcum Laudamus unter Trompeten- und Paucken-Schall abgesungcn und der Gottesdienst beschlossen. Nachmittags gegen 2 Uhr versammelten sich die Membra des Corporis Academici u. s. f. im Collegien-Haus. In dem Auditorio hielt nach der Musik Herr Or. Schultze eine Rede von dem großen und herrlichen Nutzen der Buchdrucker-Kunst in allen Neichen und Landen, auch insonderheit bey dieser Universität und Stabt. Nach der Rede ward die Schluß-Arie vollends musiciret und die Anwesenden sodann wieder abgefllhret, worauf sie in der Concilien-Stube mit auf gesetzten Confituren und Wein von den Buchdrucker-Herren bewirthet worden.« Zuletzt »celebrierte solches die erste Churfürstl. Sächß. Land- und Fürsten-Schule zu Grimma durch einen öffentlichen solennen Schul- Actus am 14ten September, an welchem Tage in dem Auditorio majori fünff geschickte Discipuli ausgetreten, davon drey in lateinischer Sprache, de Commodis, de Jncommodis und de Arte Typographiae gehandelt. Der Vierdtc lobete in teutscher Sprache Sen Administrator der Chur- Sachßen Hcrtzog Friedrich Wilhelm, welcher ehemals eine schöne Buch druckerey in Torgau aufgerichtet, der Fünfte aber prcisete in teutsche» Versen unser Vaterland höchst glücklich, weil» zu unserer Zeit darinnen solche Buchdruckercyen anzutreffen, die man mit denen alten berühmten Buchdruckereyen gar wohl vergleichen könne. Das gelehrte diesem Actu Scholastico von dem Herrn Rectore M. Heinrich August Schumacher edirte lateinische Programm« handelte von der wuuderungswürdigen Vorsorge Gottes über das Durch!. Haus Sachßen, in welchem viel be sondere Singularia so wohl aus der altcu als neuen Sächß. Historie anzutreffen.« Anschlußlesungen Im Rahmen der von der Amtsleitung der NS.-Kulturgemeinde durchgeführten Dichterlesungen bestehen folgende weitere Anschlußmög- lichteiten bei Lesungen von: Anton Dörfler, Anfang April auf der Linie Nürnberg— Hamburg; vr. Wilhelm Pley er in der ersten Hälfte März in Sachsen- Schlesien und Mitteldeutschland. Interessenten, die sich an den Vortragsreisen mit Anschlußlesungen beteiligen wollen, werden gebeten, sich mit der NS.-Kulturgemeinde, Amtsleitung, Abt. Schrifttum, Berlin W 15, Bleibtreustraße 22, Fern ruf: I 2 — 8001 — in> Verbindung zu setzen. Inspekteur der Adolf-Hitler-Schulen ernannt Der Jugendführer des Deutschen Reichs, Baldur von Schirach, hat zum Inspekteur der Adolf-Hitler-Schuleu den Oberbannführer im Stabe der Reichsjugendführung Kurt Petter ernannt. In dieser Eigenschaft ist Oberbannführer Petter dem Jugendführer des Deut schen Reiches unmittelbar unterstellt und ihm für den gesamten Echnl- betrieb verantwortlich. Personalnachrichten Nach einer Verfügung des Ncichsjustizministcrs wurde der Buch händler Herr Emil Lange in Sonneberg für die Geschäfts jahre 1836 bis 1333 als Handelsrichter in die Kammer für Handels sachen berufen. Am 19. Januar verschied unerwartet im Alter von 59 Jahren Herr HenryBencckc, Mitinhaber der Amelangsche» Buchhandlung (Eggers L Benecke) in Berlin-Charlottenburg. Noch im vorigen Jahre konnte er den hundertdreißigsten Gedenktag der Gründung der Firma begehen, mit der ihn eine fünfunüachtzigjährige Familicn- tradition verband. Seit 1902 führten sein Freund und Sozius Georg Eggers und er das Geschäft zu neuer Blüte. Nach dem frühen Hin scheiden des Ersteren 1929 lag die alleinige Leitung in Henry BcneckeS Händen. Von tüchtigen Mitarbeitern unterstützt und in vorbildlicher Arbeitsleistung und Organisation bereitete er den Weg der Zu kunft für die beiden jugendlichen Söhne Eggers und Benecke, die beide in der Firma tätig nunmehr einer großen Aufgabe gegenüberstehen. Mit Henry Benecke ist nicht nur ei» hervorragender Bcrufsgenosse und Mitkämpfer des großen Krieges, sondern auch ein edler und hilfreicher Mensch von uns gegangen. Am 19. Januar starb im 75. Lebensjahr Herr Richard Brunner, Direktor der Firma Giesccke L Dcvrient A.-G., Zweig niederlassung Berlin. Er hat siebenundvicrzig Jahre lang dem Unternehmen angehört und ihm unter drei Inhaber-Generationen in guten und schweren Zeiten die Treue gehalten. Der Auf- und Ausbau des Berliner Geschäftes war sein Lebenswerk. Hauptschriftlctter: Or. Hellmuth Lau gcnbuch er.-Stellvertreter des Hauptschriftleitcrs: Franz Wagner. —Verantw.Anzcigenleiter: Walter Hersurth, Leipzig. Verlag: Verlag -es Börsenverctns her Deutschen Buchhändler zu Leipzig. — Anschrist der Schriftleitung und Expedition: Leipzig 0 1, Gerichtsweg 20, Postschlichsach 274/7S. — Druck: Ernst Hedrich Nachf., Leipzig 0 1, Hospitalstratze 11a-13. — DA. 7SS0/XII. Davon KM ö. m. Angeboten- und Gesuchte Bücher. ») Zur Zeit ist Preisliste Nr. 8 gültigI 72