Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1923
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- 1923-10-02
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- 02.10.1923
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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6948 VSri-nriaU ,. d. Mich». «Eand-I. Sprechsaal. jft? 230, 2. Oktober IÜ23. die sich u„ter Umständen noch viel schlimmer answirkcn kann als ein Barverkans zu niedrigerer Schlüsselzahl und deshalb auch vom Börsen- oereln ossiziell anss schärfste bekämpft werden müsste. Das Sortiment verlangt dringend Ansklärung, Rat, Führung I Wo bleibt der Führer, der ihm erklärt, weshalb cs nötig war, die Richtlinien in der vorliegenden Form zu unterzeichnen und ihm die Wege weist, wie es, ohne den Verlag zugrunde zu richten und den gegebenen Notwendigkeiten Rechnung tragend, sich in dem kommenden bitteren Kamps ums Dasein über Wasser zu halten vermag? In kollegialer Begrüßung Ihr ergebenster «. Kilpper. * Antwort. Sehr geehrter Herr Klipper! Die Schristleitung des Börsenblattes legt mir ordnungsgemäß Ihren offenen Brief an mich vor und stellt mir osscne Beantwortung anheim, wozu sic allerdings nur die Frist eines TagcS gibt. Ich muß deshalb siir heute kurz sei», werde aber Mitte Oktober im Buchhändler- gilde-Blatt aussührlich antworten, woraus ich Sie schon heute Hin weisen möchte. Eins vorausgcschickt: Wir alle dürfen in diesen Zeiten die Nerve» nicht verliere»! Bet Kriegsansang sperrte der halbe Verlag die Kre dite, eine kopslose und überflüssige Maßnahme, deren Aushebung durch militärische Kommandostellen erzwungen werden mußtet cs will mir scheinen, als ob auch heute wieder Ähnliches vorgeht. Ich habe bisher geschwiegen in der Erwartung, daß die Wirt schaftsverhältnisse sich von selbst wieder i» die richtige Lage pendeln werden. Nun verlangen Sic össentlich von mir eine sosortigc Stellung nahme und schreiben mir diese Stellungnahme schon durch den Wunsch vor, ich möge dem Sortiment sage», daß cs unrecht mit seiner Ab lehnung der Richtlinien habe, kein Risiko mit ihnen cingche, während der Verlag ohne die Richtlinien nicht bestehe» könne. Diesem Wunsche kau» ich nun leider nicht entsprechen, und zwar ans folgenden Gründen: t. Das Sortiment trug schon vor Veröffentlichung der Richtlinien das Entwertnugsrisiko vom Tage der Bestellung bis zum Tage der Fakturierung, der Verlag das vom Tage der Fakturierung bis zum Zahlungseingang. Heute trägt das Sortiment das verdoppelte Risiko vom Tage der Bestellung über den Tag der Fakturierung bis zum Zahltage, der Verlag nur das kaum ins Gewicht fallende Risiko vom Tage der Zahlung bis zum Tage des Zahlungseinganges. Ter Sorti menter riskiert also 8—Ist Tage ldcun viele, leider sehr viele Verleger expedieren, gleichviel aus welchen Gründen, nicht unverzüglich), der Verlag 2—3 Tage. Diese Verteilung des Risikos ist eine ungerechte, da der Sortimcutcr cs nicht abwälzen kann, es sei denn, daß er den Spesenzuschiag erheblich erhöhte, was Sie aber sicher bekämpft» wür den, während der Verleger das kurze Risiko cinkalknliercn kann (Herr Ile. Felix Meiner gibt das an zwei Stellen seines Börsenblatt-Artikels i» Nr. 22st ohne weiteres zu). 2. Der Sortimenter kann zwar am Platze durch Übergang zum reinen Barverkauf viclsach das Entwertungsrisiko ausschalten (nicht immer? Behörden, Bibliotheken sind heute technisch noch nicht i» der Lage, Zug um Zug zu zahlen und lehnen Preiserhöhungen während eines kurzfristigen Kredites ab), nicht aber geht das bei der stark ins Gewicht fallenden Versendung nach auswärts. Da gibt es auch siir den Sortimenter nur die Posinachnahmc mit ihrer üblichen Lansfrist, deren Risiko er trägt, oder bei bekannten und zahlungsfähigen Knuden die Grundzahl-Berechnung mal Schlüsselzahl des Licferungs- tagcs und ganz kurzem Ziel (hin und zurück etwa st—8 Tage). Die Schlüsselzahl des Zahltages kommt hier nicht in Frage, da der Knude diese gar nicht kennt und zu kennen nicht verpflichtet werden kann. Etwaige Nachsordcrungcn oder das Verlangen nach Voraus zahlung zerstört mit Sicherheit eine bestehende Geschäftsverbindung (dies gilt übrigens, auch siir den Verkehr zwischen Verlag und Sorti ment). Endlich trägt der Sortimenter ansnahmslos das Entwcrtungs- risiko bei allen Lagcrnachbestellnngen. Hieraus beschränke ich mich siir heute, möchte aber betonen, daß ich Zhrc Einwändc, die Sic gegen meine Ausführungen zu l. machen werden, kenne (Ausschaltung des Risikos durch Zahlung gleichzeitig mit der Bestellung, blaue Zählkarte, Bnchmarkguthabcn nsw.s, daß diese Einwändc aber auch bei noch so kausmännischcr Geschäftsführung, und gerade bei dieser, technische Unmöglichkeiten voranssctzcu, wenn man etwa von Einzclsällen absieht. Sie werben mich nun vielleicht fragen, warum ich die Richtlinien am 13. August unterzeichnet habe. Sie wisse», daß mir das bitter schwer geworben ist, daß ich cs aber getan habe, weil ich zu der Über zeugung gekommen war, daß tatsächlich ein erheblicher Teil des Sor timents durch verzögerte Zahlnugswcise und spekulative Lagcrver- mchruug den Verlag schwer geschädigt hat, und weil ich annahm, daß die Richtlinien, die auch siir das Sortiment heilsame Wirkung haben würden, es zu pünktlicher Zahlung, z» notwendiger Rücksichtnahme aus die Schwierigkeiten des Verlags, zur Aufgabe ungesunder Speku lation in Lagervorräten, alles in allem, zu normaler, gesunder Gc- schästssührnng zu erziehen. Nicht annehmen konnten wir beide aber, daß die Mark weiter ins Bodenlose sollen und unerhörte Schlüssclzahl- sprünge von 1VV"/» und mehr von einem Tag auf den anderen dem Sortimenter fast jeden Verknus zu einem Vcrlnstgeschäft machen würben. Auch Sie hätten sicherlich unsere Regelung nicht siir ein wandfrei gehalten, wenn Sic die Wirtschastseutwicklung der dem lg. August folgenden sechs Wochen und die Billioncnverluste hätten voraussehen können, die sie dem Sortiment, hauptsächlich durch An wendung der Richtlinien, gebracht hat. Meine Ansicht ist, daß sich eine Revision der Richtlinien nicht um gehen lassen wird, wenn anders das Sortiment nicht an ihre» Härten verbluten soll. Der Kern der Richtlinien, dem Verlag halbwegs uncntwcrtetcs Geld znzusiihrcn, muß selbstredend unter allen Um ständen gewahrt werden, gewährt werden muß aber auch die Lebcns- sähigkeif des Sortiments. Denn was nützen die dem Verlag vorteil haftesten Richtlinien, wen» das Sortiment zu ihnen nicht beziehe» kann und deshalb seine Lagcrnachbestellungen gänzlich ausgibt? Darum dürfen wir nicht kleinlich sein. Der deutsche Kausmaun hat durch Großzügigkeit sein Wcltanschc» gewonnen, das sollte» wir nicht zer stören Helsen, indem wir sagen: wir können in einer Katastrophcnzcit nicht einmal 2st Stunden aus Gegenwert warte». Katasirophenzcit ist ja schücßlich nicht die Regel und wir wollen doch sicherlich alle nicht die Hoffnung zu Grabe tragen, daß bald wieder Zeiten komme» wer den, wo Unterhaltungen, wie wir sic hier führen, akademische sei» werden. Ich höre, daß der Börsenvcrctns-Vorstand uns zum 21. Oktober zur Erörterung dieser wichtigen Frage cinladcn will: hosscntlich ist sic bis dahin schon durch eine wertbeständige deutsche Währung gegen standslos geworden oder hat zum mindesten ihre Härten verloren. Sollte das nicht der Fall sein, so hoffe ich, daß wir aus Grund von Vorschlägen, die ich Ihnen machen werde, zu einer gemeinschaftlichen Regelung gelange» können, die das Risiko ans. alle Schultern gleich mäßig verteilt und damit die freundschaftliche Zusammenarbeit von Verlag und Sortiment fördert. Mit deutschem Gruße Ihr ergebener Paul Nitschm a n n. Zur Gefahr der Zerstörung zahlreicher Existenzen durch die neuesten Bankbedingungen. Wohl allgemein wird in den Kreisen, die von den neuen Dik taten der Banken keinen Vorteil haben, die Empörung über diese Diktate groß sein. Tic Empörung ist aber nicht nur groß, sondern sie ist auch leider sehr berechtigt. Man kann diese Bedingungen nur als unerhört in ihrem Inhalt und in der' Form bezeichnen, in der sie der Kundschaft ausgezwnngeu werden. Die Banken scheinen vollkommen vergessen zu haben, daß ihre Ausgabe im Wirtschaftsleben nicht Selbstzweck ist, sondern, daß sie nnr Mittler sein solle», daß sie nicht produktiv sind, daß aber ihre Spesen siir Vcrmittlcrgcbiihrc» das Produkt und damit den Produzen ten sowohl wie den Konsumenten belasten. Es ist nicht zu leugnen, daß in vielen Fällen von Kreditgewährung die Banken das Spckulantentnm, wenn gewiß auch nicht mit Absicht, gefördert haben. Es heißt aber das Kind mit dem Bade ausschiitten, wenn sie setzt Industrie, Handel und Gewerbe mit Dcbetzinsen be lasten, die wohl der Spekulant, aber nicht der ehrbare Kaufmann tragen kann. Ans der anderen Seite gewähren sie siir die fremden Gelder, mit denen sic ja doch arbeiten, in sehr vielen Fällen überhaupt keine Zinse» und in den wenig Fällen lächerlich wenig. Trifft es zu, daß die Betricbsspcscn der Banken wirklich so hoch geworden sind, daß die jetzige» rigorosen Bedingungen der ehrbaren Kundschaft ausgelcgt werde» müssen, dann ist es doch ein zu bcgucmcs Mittel, diese Spesen einfach abzuwälzen, während cs mir richtiger erscheint, die Banken würden sofort zielbewußt und energisch ln ihren Betrieben Reformen cinfiihren, die denselben Nutzeffekt mit weniger Aufwand oder eine» viel höheren Nutzeffekt mit demselben Aufwand wie jetzt erreichen.
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