Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19231002
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192310021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19231002
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-10
- Tag1923-10-02
- Monat1923-10
- Jahr1923
-
6937
-
6938
-
6939
-
6940
-
6941
-
6942
-
6943
-
6944
-
6945
-
6946
-
6947
-
6948
-
-
-
-
-
6949
-
6950
-
6951
-
6952
-
6953
-
6954
-
6955
-
6956
-
6957
-
6958
-
6959
-
6960
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6942D^endlaU f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 230, 2. Oktober 1923. Bücher aufzutreiben. Einige Werte sind vergriffen, andere infolge der schwierigen Vcrkchrsbedingungen nicht heranzuschaffcn gewesen. Wir hoffen trotzdem, das; die Ausstellung ein zutreffendes Bild der in Deutschland während des Kriegs und der Revolution erschienenen Bü cher gibt. Die Ausstellung ist mit ihren sehr hübschen Ausgaben und interessanten Werken überaus anschaulich und lehrreich. Es verdient hcrvorgehoben zu werden, das; Deutschland in dieser schweren Zeit dem russischen Buch viel Aufmerksamkeit schenkt. Übersetzungen russischer Schriftsteller sind in schönen Ausgaben reich illustriert, zahlreich ver treten. Diesen meinen kurzen Bericht möchte ich nicht schließen ohne innigsten Dank an den Börscnverein der Deutschen Buchhändler und den Deutschen Verlcgerverein, welche die Verwirklichung des Ausstellungs- gedankens ermöglicht haben, wie auch an die Volkskommissariate für auswärtigen Handel und Volksbildung, den Volkswirtschaftsrat und die Handelsvertretung in Deutschland für freundliche Hilfe. Ich will die Hoffnung aussprcchen, daß die Ausstellung ihre Aufgaben voll und ganz erfüllen wird. Wir zweifeln nicht, daß sie zur Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Sowjet-Nußland und Deutsch land in vollem Maß beitragen wird. Weiten russischen Volkskrciscn werden die in Deutschland erzielten Errungenschaften der Technik und Wissenschaft deutlich vor Augen geführt. Trotzki äußerte einmal, daß wir unsere Begeisterung mit der Technik multiplizieren müßten, dann sei Sowjet-Nußland alles erreichbar. Arbeit, Wissenschaft und Technik in festem Bund überwinden alle Schwierigkeiten. Nach diesen Reden aus russischem Munde kam als Vertreter des deutschen Buchhandels Herr Otto Paetsch - Königsberg zu Wort, öer ausführte: Als Vertreter der deutschen Buchhändler-Spitzenorganisation, des Börsenvcreins der Deutschen Buchhändler und seines Ausschusses: Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel im besonderen, habe ich die Ehre, Sie zu begrüßen und gebe meiner Freude darüber Ausdruck, daß die deutsche Buchausstellung ein so starkes Interesse bei Ihnen und weit über Moskau hinaus in Ihrem ganzen großen Lande wach- gerusen hat. Ich stehe hier in einem Hause, das angcfüllt ist mit Erinnerungen aus der Geschichte Rußlands. Da ist es verständlich, wenn sich mein Blick auf vergangene Zeilen richtet und sich vor allem dem Werden und Wachsen der geistigen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland zuwendet. Doch will ich nicht in allzu große, heute kaum noch durch- dringbare Fernen schweifen, will nicht von dem mittelalterlichen, in Nowgorod konzentrierten lebhaften Verkehr mit Deutschland, auch nicht einmal von den Zeiten vor Peter dem Ersten reden, obwohl in ihnen bereits sehr bemerkenswerte Berührungen mit deutscher Kunst und Wissenschaft, mit deutschem Theater und dein gedruckten deutschen Buch festzustellen wären. Sondern ich will nur daran erinnern, daß zu Anfang des 18 Jahrhunderts in Rußland eine be sonders starke Übersetzungstätigkeit begann, daß neben holländischen und französischen, griechischen und lateinischen Büchern vor allem auch deutsche Werke aus der Geschichte und Geographie, Nechtskunde und Staatswissenschaften' ins Russische übertragen wurden. Diese Übersetzungen mehrten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts in hohem Maße, denn noch besaß Rußland nur ganz wenige Gelehrte und Dichter, die aus Eigenem schufen. Erst gegen Mitte des Jahrhunderts tauchen die ersten eigentlichen Schriftsteller auf, erscheint der erste vielseitig gebildete Gelehrte in Lomonossow, der sich seine Lehrer in Marburg und in Freiberg gesucht hat. Man darf aber sagen: seit Lomonossows Zeiten ist das geistige Band, das die wissenschaftliche Welt in Deutschland und Rußland verbindet, immer fester geknüpft worden. Auch die zahlreichen späteren Verbote der Auslandsreisen und Hemmnisse anderer Art und selbst der letzte un selige Krieg zwischen den beiden großen Nachbarn haben das nicht ver hindern, höchstens nur zeitweilig beeinträchtigen können. Dafür ist diese Ausstellung, meine Damen und Herren, der überzeugendste Beweis. Was in anderthalb Jahrhunderten dank gleichgerichtetem Streben nach Wahrheit und Fortschritt von zwei Völkern gesät und mit wechsel seitiger Hilfe geerntet worden ist, konnte nicht verloren gehen. Auch im Acker des Geistes fällt zwar nicht jedes Samenkorn auf frucht baren Boden, aber was aufgegangcn und gereift ist, wird zu nährendem Brot verwendet. Und das Verlangen nach Brot, auch nach geistigem Brot, läßt sich unter keinen Umständen unterdrücken. Wie lebhaft war der geistige Verkehr zwischen Rußland und Deutschland vor dem Kriege! Wir in Deutschland zogen vor allem aus den Werken Ihrer großen Dichter im Reich der Worte und Töne reichen Gewinn. Kein anderes Volk der Erde besaß so zahlreiche und geglückte Übersetzungen von Tolstoi und Dostojewskis, wie das deutsche, und nirgendwo wurden Tschaikowskij und Nimskij-Korssakow so häufig ge spielt wie bei uns. Aber auch unsere wissenschaftliche Welt verdankt den russischen Gelehrten viel: ich brauche nur auf die Gebiete der Na turwissenschaften, der Mathematik und der Medizin hinzuweisen. Deutschlands Bedeutung für Rußland lag dagegen vorne hm - l ich auf dem Gebiet der Wissenschaft, und wie schon erwähnt, sind seit Lomonossows Zeiten russische Studenten und Gelehrte in großer Zahl nach Deutschland gep gert, um dort ihre Ausbildung zu erhalten oder sich mit den neuesten Errungenschaften bekannt zu machen, und auf den russischen Universitäten spielten deutsche Lehrbücher und ihre Über setzungen eine große Rolle. Doch auch die deutsche Dichtung hat stärksten Einfluß auf russisches poetisches Schaffen ausgeübt. Hier Namen zu nennen, erscheint mir überflüssig: sie sind uns ja allen gegenwärtig. Der unheilvolle, große Krieg brachte zunächst eine Stockung in der geistigen Wechselwirkung zwischen den beiden Ländern. Nur dunkle Kunde über das geistige Leben in Rußland drang zu uns, nur selten und mit großen Umwegen gelangte ein russisches Buch in unsere Hände. Und ähnlich dürste cs bei Ihnen gewesen sein. So entstand ein Hunger nach der Produktion des anderen Landes wohl auf beiden Seiten. Doch erst geraume Zeit nach Kriegsende begann der Wandel im Ver kehr, und der Wiederanknüpsung politischer Beziehungen folgte lang sam die Anbahnung des Austausches wirtschaftlicher Güter. Viel bleibt noch zu tun, aber manches ist doch schon erreicht, und diese Ausstellung gibt der Hoffnung Nahrung, daß beiderseits auf dem cingcschlagenen Wege fortgeschritten werden wird zum Wohle der beiden Völker. Die Ausstellung, meine Damen und Herren, an deren Organisation der Börscnvereinsausschuß »Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuch handel« mit besonderer Freude Anteil genommen hat, gibt Ihnen einen — bei scharfem Zusehen freilich lückenhaften — Überblick über die deutsche Büchcrproduktion der Jahre 1914—1923. Lücken sind z. B. in der Zeitschriftenliteratur vorhanden, die nicht mehr vollständig zu beschaffen war, aber auch das eine oder andere Einzelwcrk war voll ständig vergriffen. Allein man darf trotzdem sagen, daß die Ausstel lung wohl geeignet ist, ein abgerundetes Bild vor allem von der wissen schaftlichen und technischen Literatur zu geben. Alle in Frage kommen den deutschen Verleger haben sich an der Ausstellung beteiligt und das Beste von dem geschickt, was ihre Bestände aufwiesen. Die deutschen Verleger erkannten klar die Notwendigkeit der Wiederanknüpfung der geistigen Beziehungen zwischen den zwei Nachbarvölkern und haben sich nicht gescheut, sehr beträchtliche Opfer um dieses guten Zweckes halber auf sich zu nehmen. Ihnen danken wir es in erster Linie, daß die Ausstellung so reichhaltig ausgefallen ist. Das von unserer Gesellschaft herausgegebene Sonderheft »Ruß land« will den Besuchern ein großzügiger Führer sein. Das Heft durchzieht der Gedanke — soweit die überaus kurze zur Verfügung stehende Zeit und der beschränkte Raum seine Durchführung erlaubte was haben Rußland und Deutschland bisher einan der g e b o t e n nn d w a s k ö n n e n s i e i n Z u k u n f t e i n a n d e r bieten? Eine Answahl von Blickpunkten zu dieser Frage ist im Heft fcstgehaltcn. Sic finden dort aus berufener Feder einen allge meinen Überblick über die Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern; Sie finden summarische Besprechungen einiger Wissensgebiete, auf denen fruchtbringende Arbeit geleistet ist, die dein andern Volk zugute kommen könnte; Sie finden einige Gebiete der Kunst herausgegriffen, aus denen hervorgeht, daß es auch hier eine Isolie rung nicht gibt, sondern daß eine lebendige Wechselwirkung in Dingen der Künste zwischen Rußland und Deutschland bestanden hat und neu belebt worden ist, ich erinnere nur an Tairows entfesseltes Theater, das große Erfolge in Deutschland erzielt hat. Ja, wir dürfen sogar sagen, daß wir auf vielen Gebieten, die Rußland betreffen, jetzt besser als vor dem Kriege unterrichtet werden, wozu bekanntlich die zahlreichen bei nns ansässigen russischen Verleger nicht wenig bcigetragen haben. Aber wir brauchen den unmittelbaren Verkehr mit den Interessentenkreisen in Rußland, um ihnen zeigen zu können, daß die deutsche Wissenschaft im verflossenen Jahrzehnt sehr bedeutende Fortschritte gemacht hat, und daß deutsche Dichtung und Kunst frische, neue Knospen treiben. Dafür, so hoffe ich, werden Sie in dieser Ausstellung die Beweise finden. Frische neue Knospen! - wie jugendsroh und iuhaltreich klingt solches Wort und, meine Damen und Herren, ich spreche es gerne aus: Überall, wo mich mein Fuß in der kurzen Spanne Zeit seit meiner Ankunft hinflihrte, sah ich bei Ihnen neues Leben, überall den Ansatz zu frischem, jungem Sprossen, ja ich sah mehr! Dort draußen auf dev großen Landwirtschafts-Ausstellung den Erfolg fleißigster, hingebungs vollster Arbeit, der im Hinblick auf die schwere Wirtschaftsnot, unter der er erreicht wurde, einen doppelten Erfolg bedeutet. Und so wie dort auch hier: Innige Liebe zum Buch und der Trieb, für das Vvlkswohl Arbeit zu leisten, hat hier in diesen schönen großen Muscumsräumen .Hervorragendes geschaffen, und mein Dank, den ich als Vertreter des deutschen Buchhandels allen an der Ausstellung Be teiligten ausspreche, er gilt in gleicher Weise der Kniga, als der Ver anstalterin, dem wissenschaftlichen Berater und seinen Assistenten, dem die Ausstellung gestaltenden Künstler, wie allen Mitarbeitern und Mit arbeiterinnen und entspringt einem tiefgefühlten Bedürfnis. Ich ver-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht