Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1923
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- 1923-10-02
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^ 230, 2. Oktober 1923. Redaktioneller Teil. knüpfe diesen Dank mit dem Wnnschc, daß, »nie die landmirtschastliche Ansstcllnng die wirtschaftlichen, so diese Ausstellung die geistigen Beziehungen fördern möge, znm Segen beider m. E. auseinander ange wiesene» Nachbarn, des rassischen nnd des deutschen Volkes, damit beide bald die Nöte der Zeit überwinden und in friedlicher Arbeit fortan kulturelle Werte schassen, von denen in, letzten Jahrzehnt allzuviel verloren ging. In solchem Sinne rufe ich Ihnen heute zu: »Gluck ans für die Zukunft!« Die Ausführungen wurden von der Versammlung, in der weit aus die Mehrheit di« deutsche Sprache genügend beherrschte, um ihnen folgen zu können, mit lebhafter Zustimmung beglicht. Als letzter Redner von russischer Seite führte dann der Vertreter der Akademie der Wissenschaften Pawlow kurz aus: Als einer der ältesten Arbeiter auf dem Gebiet der russischen Wis senschaft möchte ich den Tag der Ansstcllnngseröfsnung, deren Wesen hier so allseitig gekennzeichnet wurde, beglichen. Die wisscnschastliche Wahrheit ist die Hanptgncllc des nationalen Wohlstandes und der Hanptgrnndstcin des allgemeinen kulturellen Fortschritts, welcher allen Gelehrten ohne Unterschied der Nationalität teuer ist. Daher war die Wissenschaft stets international. Die Gelehrte» waren nie ge neigt, den politischen Grenzen eine wichtige Bedeutung zuznschrciben. Ihre friedlichen Eroberungen sind für das allgemeine Wohl der ganzen Menschheit dnrchgcführt. Diese friedliche internationale Arbeit wurde nur zur Zeit des Krieges unterbrochen oder richtiger geschwächt für kurze Zeit nnd mir teilweise. Diese Ausstellung, deren Eröffnung wir heute beiwohnen, ist als Schritt zur Wiederherstellung der inter nationalen wissenschaftlichen Arbeit zu betrachten. Zum Schluß erhielt noch ein Vertreter der Tschechoslowakei Geruh das Wort, dessen Ausführungen immerhin interessant ge nug sind, um sie hier ebenfalls noch wiederzugeben. Er führt« aus: Meine Herren! Ich hatte nicht die Absicht, heute z» sprechen, aber die von Genossen LnnatscharSki geäußerten Gedanken zwingen mich, ums Wort zu bitten, nnd zwar im Namen meiner Landsleute der südlichen und abendliche» Slaven. Die Ausstellung ist ein Kuß des Westens an den Osten. Dieser Gedanke wurde von Lunatscharsli ausgesprochen. Nicht mit diesen kurzen Worten, aber darin bestand der Sinn seiner Ausführungen. Ich glaube, daß der Osten in Zukunft die leitende Stellung in der ganzen Welt cinnchmcn wird. Der Osten wird eine neue Kultur unter dem Einslnß der westlichen Kultur schaffen und die ganze Menschheit wird dieser Kultur folgen. I» be zug auf die Ausstellung wnrdc mit Recht n. a. geäußert, durch Ver bindung der Arbeit nnd des Gedankens mit dem Geschmack würde eine neue hohe Kultur des Übermenschen geschaffen. Ich äußere den Wunsch, daß dieser Knß des Westens vom Osten nach dem Westen znrnckgcgebcn werde. Ich wünsche, daß eine Ausstellung geschaffen und von, Osten nach dem Westen transportiert würde. Das deutsche Volk hat immer unsere slavischcn kulturellen Fortschritte unterstützt. Die Slavistik ist nirgends so genau untersucht und bearbeitet wie in Deutschland. Wir »>üssen daher mit den Deutschen Hand in Hand vorwärtsfchrcitcn. Der Osten wirb Deutschland neue Kraft erteilen. Mein letztes Wort ist: das Buch nnd der Spaten, zwei Fundamente. Damit war die Rednerliste erschöpft, und es schloß sich der Rundgang zur ersten Besichtigung an. Der Inhalt der angeführten Reden rechtsertigt ihre Wieder gabe hier Wohl ohne weiteres. Eine Veröffentlichung an anderer Stelle kommt ja unter den heutigen Verhältnissen leider nicht mehr in Frage, obwohl die Ausführungen zweifelsohne Beachtung weit über die Kreis« des Buchhandels hinaus verdienen. Der Buch handel dürste deshalb gut tun, sich bei passender Gelegenheit aus das hier Wiedergegebene zu beziehen nnd namentlich auch die Presse darauf aufmerksam zu machen, die sonst sich mit dem Buchhandel leider gern nur zu beschäftigen Pflegt, wenn cs gilt, auf die Er höhung der Schlüsselzahl hinzuweisen. Hier lernt sie den Buch handel einmal wieder von einer anderen Seite kennen. Es handelt sich ja nicht nur um bloß« Reden, die Ausstellung ist für sich eine Tat und verdient mindestens ebensolche Bedeutung wie jeder wissen schaftliche Kongreß oder Parlamentarierbesuch. Vielleicht ist sogar die weniger geräuschvolle, ober dauernde Pionierarbeit des Buch handels für das deutsche Ansehen im Ausland weit höher einzu schätzen. — Die Moskauer Ausstellung ist, auch von rein buchhändlerischen geschäftlichen Interessen aus betrachtet, von allergrößter Bedeu tung. Man geht Wohl nicht fehl, wenn man sie als das erfolg reichste Unternehmen der Gesellschaft für Auslandsbnchhandel be zeichnet. Die russische Presse hat ausführlich über sie berichtet und ihre Notizen sind auch von der Presse der Randstaaten ausgenom men und Verbreitel worden. Erfreulicherweise hat ja auch wenig stens ein Teil der deutschen Presse Berichte über die Ausstellung gebracht. Der Besuch in Moskau war überaus rege. Im Durch schnitt erschienen in der ersten Woche täglich etwa 600 Besucher. Darunter befand sich einmal auch der frühere Reichskanzler Wirlh. der in diesen Tagen gerade in Moskau zu Verhandlungen über eine Holzkonzession weilte. Die russischen Besucher sah man meistens mit Bleistift und Notizblock ln der Hand, sich eifrig Bücheriitel ver merkend. Man darf daraus Wohl schließen (was auch durch ge legentliche Äußerungen bestätigt wurde), daß auf Grund der In augenscheinnahme zahlreiche Bestellungen ergehen werden. Den, gemäß richtet sich auch die Kniga auf eine beträchtlich« Erweite rung ihres Geschäfts ein, wie sie auch sonst einen Ausbau ihrer Unternehmungen vorbereitet. Die Buchemsuhr nach Rußland ist, soweit es sich um fremdsprachliche Werke der Medizin, Technik und Landwirtschaft handelt, unbeanstandet möglich. Werke über Volks wirtschaft, Geschichte und Politik unterliegen allerdings noch der Zensur. Dasselbe gilt für alle Bücher in russischer Sprache, die ans dem Ausland eingefllhrt werden sollen. Soweit die Einfuhr ge schäftsmäßig betrieben wird, ist dafür nach den russischen Gesetzen eine besondere Lizenz erforderlich, außerdem bedarf es für die Aus fuhr des valutarischen Gegenwerts einer besonderen Erlaubnis in jedem Falle. Privailcut« können einzelne Bücher ebenfalls ohne Weiteres aus dem Anslande beziehen, auch hier aber macht unter Umständen die Bezahinngsfrage Schwierigkeiten, wenn die Bezah lung nicht direkt im Ausland erfolgen kann. Denn die Geldaussuhi aus Rußland, die durch die mit hohen Gebühren arbeitende Staats bank erfolgen muß, ist sehr teuer und wohl auch immer noch unsicher. Die Kniga betreibt nur Sortiment und Antiquariat. Eigenen Verlag hat sie nicht, dieser ist vielmehr abkommengemäß dem Russischen Staatsverlag Vorbehalten. Eine besondere Rolle im Vertrieb der Kniga spielen die Zeitschriften, für die sie einen sehr großen Apparat eingerichtet hat. Die Einfuhr von Noten hat sich im letzten halben Jahr günstig entwickelt, doch sind sie stark zollbelastet. Die Unkosten belaufen sich hier nach russischen An gaben auf I50?S im Durchschnitt. Im Umsatz der Kniga, soweit es sich um Werke ausländischen Ursprungs handelt, spielt die deutsche Literatur bei weitem die größte Roll«. Ausländische Bücher ande rer Art kommen nur etwa 37», Zeitschriften nur etwa l0^ in Frage. Allerdings bemüht sich auch das außerdeuische Ausland bereits um Verbindung mit der Kniga. So sind vor allem fran zösische Anfragen ergangen, weshalb man nicht auch eine fran zösische Ausstellung veranstaltete. Di« Kniga selbst denkt daran, im Wege des unmittelbaren Austausches gegen Bücher russischen Ursprungs die Einfuhr französischer und englischer, namentlich aber amerikanischer Werke zu erweitern. Bisher hat sic für ihr Unternehmen in Rußland kaum nennenswerte Reklame gemacht. In der nächsten Zeit soll das aber anders werden. Zu der Filiale, die bereits in Petersburg besteht, und dem Bestellbllro, das in Kiew eingerichtet ist, werden weitere Zweigstellen treten, und zwar in der Krim, in Charkow und einem zentral gelegenen Platz in Sibirien, vielleicht in Omsk. Das Hauptgeschäft in Moskau zählt bisher 70 Angestellte, von denen gegenwärtig allein 30 in der Ausstellung tätig sind. Die Filiale in Petersburg hat lü Angestellte. Ihre Zahl wird naturgemäß vermehrt werden müssen und dabei ist auch entsprechend der Bedeutung des deutschen Buchumsatzes an die Ein stellung deutscher Gehilfen gedacht. Für die Erweiterung des Ge schäfts wird vermutlich die Lösung der Kreditfrage von großer Be deutung sein. Ganz allgemein ist man in Rußland bestrebt, mehr als bisher Kredit zu fordern und in Anspruch zu nehmen. Das gilt auch für die Kniga, di« in diesem Sinne auf Verständnis beim deutschen Verlag hofft. Wie weit sich ihre Erwartungen werden erfüllen lassen, dürft« nicht nur von der Entwicklung der Verhält nisse in Rußland, sondern auch in Deutschland abhängen. Die Aus sichten des deutschen Buches in Rußland sind zweifelsohne groß. Die frühere Intelligenz war Wohl mehr auf das französische Burst eingestellt. Aber sie ist entweder ausgestorben oder wirtschaftlich zermürbt oder ausgcwandert, spielt jedenfalls heute keine Nolle mehr. Die neue Intelligenz, die mit der Revolution aufgestiegen ist und heute die Führung in Händen hat, beherrscht in erster Linie die deutschc Sprache, nicht mehr die französische oder gar die englische 932'
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