3832 87, IS, April 1926. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt I. d. Dtschn. Buchhandel. v Schlußwort zur zweiten Propagandawoche! >o: Volkheit! Goethe! Mythos! <^>as will ich mit einer Propagandawoche erreichen? Etwa das Sortiment schulmeistern und mich als Präzeptor des Buchhandels aufspielen? Jener Kollege ln M. scheint es zu denken, der mir schrieb: „Ich bin ein Konjunktur» Hopser und bleibe esl Ich verkaufe, was »Ich^ will." Nun, jeder mag auch im Buchhandel nach seiner Fa^on selig werden, nach dem Wort, das Lus auf seinem Scheiterhaufen dem Mütterchen zurtef: Lancia simplicitas! Aber das Sortiment steht heute vor der Entscheidung „Dienst am Buche und dadurch Dienst am Volke oder Amerikantsterung". Das Lied von der Lammer- firaat: „Ik kann malen, wat ik will" paßt nicht für eine Zeit, wo Gott ein Kiene iekel upiiarsin an die Wand geschrieben hat. Der Mensch, der körperlich gegen die Natur lebt, wird krank, wer aber gegen den Geist lebt, von dem gilt erst recht das Sprichwort: Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht. Auch der Buchhandel — Verlag und Sortiment - kann nicht fortgesetzt Raub bau treiben und von vergangener Arbeit leben. Auch darf Deutschland nicht amerikanisieren! Wer das mit mir fühlt, weiß auch, daß ich mit meinen Anzeigen zu Menschen gleicher Sphäre rede. Er spürt auch, hier werden keine Bücher angeschrien, sondern es handelt sich um geistige Ziele und Aufgaben, die jeden Deutschen angehen, der sich nicht mit Schlag worten und Parteiphrasen zufrieden gibt. Denn es handelt sich darum, die Keime des neuen Werdens zu betreuen, und gar nicht etwa um Steckenpferd oder Befferwissen. Im Lerbst wird noch eine dritte religiöse Propagandawoche kommen, für die das Wort „Mythos" das „Zeichen" ist, wie dieses Mal das Wort „Goethe". All solche Formulierungen sind von mir nicht gewollt, sondern sie sind herausgewachsen aus der Arbeit für inneren Ausbau seit dem Kriege, aus der Arbeit vieler schöpferischen Kräfte Deutschlands, denen gegenüber ich mir die Aufgabe gestellt habe, sie buchhändlerisch zu organisieren. Faßt man eine solche Aufgabe organisch an, so heißt es „Warten können". „Die Volkheit" und die „Gottnaturreihe" waren 2 Jahre lang vor dereilet, die „Mythosgruppe" ist noch länger unterwegs. Alle 3 Gruppen sind aber ein innerer Abschluß meiner Ver lagstätigkeit, die in diesem Lerbst 3V Jahre bestehen wird, und als Sinn meiner Verlagsarbeit wird sich, wenn die 3. Gruppe angezeigt ist, das Wort ergeben: dessen höchster Ausdruck der Mensch Goethe ist.