Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1926
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- 1926-04-27
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- 27.04.1926
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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97, 27, April 1926. Redaktioneller Teil. — Sprechfaal. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. im Rheinland ein eigenes Geschäft, das er im Jahre 1865 wieder verkaufte, um in die geliebte Heimat zurückzukehren. Hier übernahm er das Geschäft seines kinderlosen Schwagers Aßheuer, das er in 50jährigcr angestrengter, aber erfolgreicher Arbeit zu einem weit über Westfalen hinaus bekannten Verlagsunternehmen ausbaute. Herr Stahl, den geschäftliche Reisen durch ganz Sauerland führten, war, dank seines schlichten, freundlichen Wesens, in ganz Westfalen eine bekannte und beliebte Persönlichkeit, deren Hinscheiden tief be trauert wird; ferner: am 23. April plötzlich und unerwartet Herr Emil Nitzsche, ein tüchtiger und bewährter Mitarbeiter der Koehler L Volck- mar A.-G. L Co. in Leipzig im Alter von 36 Jahren. SMMM. Neue Wege zur Gewinnung neuer Käuferschichterr. Von Paul Lorenz, Freiburg (Baden). In Nr. 69 des Bbl. hat Herr vr. W. Klinkhardt einen sehr be achtenswerten Aufsatz veröffentlicht: Zukunftswcge der Buchhanöels- propaganda. Seine allgemeinen Ausführungen, die speziellen über Propaganda und gemeinschaftliche Werbung sind sachlich gut, ob so durchführbar, ist fraglich. Mich interessieren nun hauptsächlich seine Ausführungen in Ab satz 3: »Die Gewinnung neuer Käuferschichtcn«. Au diese Ausfüh rungen möchte ich anknüpfen. Sie müssen unbedingt erörtert werden. Hier muß ein freies Wort gesprochen werden, wenn es auch manchem Zunftgenossen nicht behagen sollte. Wir kommen über gegebene Tat sachen nicht hinweg, weil wir sie nicht anerkennen, wenn sie uns un bequem find. Sie gehören zur Diskussion gestellt. Die Zunft oder Gewerkschaft der Buchhändler ist sehr konservativ eingestellt. Das ist zum Teil gut, aber auch zum Teil nicht gut. Man soll die Ver gangenheit ehren, aber daraus entspringt bei uns eine fast absolute Abwehr gegen das Neue. Nun ist durchgängig eine Umschichtung aller wirtschaftlichen und geistigen Werte im Gange. Diese Umschichtung oder Umwälzung predigen uns tagtäglich die Zeitungen, und wir fühlen diese Ereig nisse schmerzlich am eigenen Leibe. Warum sollen wir Uber diesen Vorgang die Augen schließen oder uns in Klagen darüber ergehen? Geschehenes ist nicht zu ändern. Auch der Traum, wirtschaftliche und geistige Zustände zu schaffen wie vor dem Weltkriege, ist wie alle Träume zu schön, als daß er jemals in Erfüllung gehen könnte. Neues wird aus dem uns jetzt als Chaos Dünkenden entstehen. Die Jugend wächst damit auf und findet diese Zustände natürlich, die wir ältere Generation fast als unnatürlich empfinden, weil wir infolge unserer gewohnten Denkeinstellnng darunter leiden. Auch die Käuferschichten sind verwandelt, und wir müssen uns in die Gedankenwelt dieser neuen Käuferschichten einleben, ob wir wollen oder nicht. Durch unsere jetzige Denkeinstellung wird auch unser Nachwuchs fast unmerklich in diese gleiche Denkbahn gedrängt, obgleich diese sich für die Jetztzeit als falsch erweist. Lehren wir unfern Mitarbeitern, jeden Käufer als Mensch und nicht als Partei mann betrachten. Es sind ganz neue Käuferschichtcn auf den Plan getreten. Lernen wir deren Lesewünsche verstehen und suchen wir uns diesen anzupassen, wie es jeder Kaufmann tut. Gestehen wir cs uns doch offen: Ein großer Teil unferer Zunft will nur rechtsgerichtete Literatur verkaufen. Jedoch es gibt auch eine große Mittclpartei: das Zentrum, fast identisch mit Deutsch lands Katholiken. Dann haben wir noch eine führende Linkspartei: die Sozialdemokraten. Die beiden rechten und linken extremen Gruppen will ich jetzt ausschließen, doch trifft auch für diese das nachstehend Ausgcsührte zu. Auf Grund dieser Schichtung kann man wohl die Buchkäufer dem nach in drei große Gruppen cinteilen: Linksgruppe, Mittclgruppe, Ncchtsgruppe. Der Unterschied scheint recht oberflächlich, denn von der Mittelgruppe neigt doch etwa die eine Hälfte nach links und die andere Hälfte nach rechts, sodaß wir wohl mit zwei großen Käufer gruppen zu rechnen haben. Das sind also Tatsachen. Nun sind wohl 8052 aller Sortimenter so eingestellt, daß sic ihre Käufer nur in der Ncchtsgruppe suchen. 1052 suchen ihre Käufer in der Mittelgruppe, diese Sortimente sind sehr gut geleitet. Der Nest von 1052 sucht seine Käufer in der Linksgruppe. Sehen wir nur in einer Mittelstadt von etwa IVO 00V Einwohnern die Auslagen in den Schaufenstern der Sortimentsbuchhändler an, so finden wir fast in allen nur nach rechts gerichtete Literatur ausgestellt. Wie ich schon ausfiichrte, sind die Spezial-Sortimente für die Mittelgruppe gering, aber gut, für die Linksgruppe sehr gering und noch gar nicht recht organisiert. Wenn nun 80A der Sortimenter von den rechtsgerich teten Wählern leben wollen, so wird das nicht gehen, denn die finan ziellen Verluste der Rechtsseite sind außerordentlich groß, also die Kaufkraft ist wohl glatt um die Hälfte gesunken. Nun beackern nur 2052 der Sortimenter die Wählergruppe der Linken. Man sieht diesen großen Unterschied. Diese breiten, ergiebigen Käuferschichten heran zuholen, ist Aufgabe aller Sortimenter. Kein linksgerichteter Bücher käuser wird in ein Sortiment kaufen gehen, das nur Literatur für- rechtsgerichtete Käufer ausstellt und vertreiben will. Glauben Sie mir, der »gemeine« Mann hat hierfür eine feine Witterung. Wenn ich nun den Vorschlag lese, Jungbuchhändler sollen vielleicht Zigarren läden oder Kramläden aufmachen, in denen es auch Bücher gäbe, so ist das ein Unterfangen, das sicher nicht zum Ziele führt. So kommt es, daß wir, hie wir das Übel des Parteiwesens be klagen, selbst mitten im Parteiwesen drinstehen und es mit verankern helfen. Wir müssen uns über die Parteien stellen wie jeder andere Kaufmann. Wir haben für die leibliche Nahrung keine solchen zer rissenen Parteiverhältnisse im Händlertum. Die Frau Geheimrätin und die Frau des Arbeiters kaufen im gleichen Laden, und der Inhaber schreibt nicht an das Schaufenster: »Nur für die Anhänger der Linkspartei — der Mittelpartei — der Rechtspartei«. In diesen eigenartigen Verhältnissen konnten nun die Buchgemeinschaftcn so gut Boden fassen. Sie erkannten das Übel und setzten an der rich tigen Stelle ein. Der jetzt gut verdienende Arbeiter, der Beamte usw. ist ein guter Bücherkäufer, und wir dürfen uns nicht verhehlen, daß wohl reichlich 7052 der Beamtenschaft, wenn nicht mehr, zu den Linksparteien zählen. Nun ist gerade hier ein ziemlicher Bil dungsdrang. Wenn der Sortimenter auch abwechselnd sein Schau fenster mit Literatur, die den Linkswähler interessiert, herrichtet, so wird er das Vertrauen dieser großen Käuferschichten nach und nach gewinnen. Wenn sich im Anfänge verschiedene an diese Neueinrich tung stoßen, so ist das sicher vorübergehend, wenn es in jedem Sorti ment so ist. Wir helfen damit die wirkliche Volksgemeinschaft schaffen. Die meisten Sortimenter geben sich gar keine Mühe, weil sie in anderen Gedankengängen laufen, sich über die reiche Literatur, die die Linkspartei -bevorzugt, zu orientieren. Ich glaube recht zu sagen, diese Sortimenter wollen sich nicht nach dem Willen der Bttcherkäufer richten, sondern der Vllcherkäufer soll sich nach ihnen richten. Unter großen Nöten, Entbehrungen usw. haben sich viele Angehörige der Linkspartei ihre Überzeugung und Weltanschauung gebildet. Gegen diese kann der Sortimenter nicht ankümpfcn. Es handelt sich bei meinen Ausführungen nicht um reine Partei-Literatur, sondern um solche, die dem Bildungsniveau und der Weltanschauung der beiden großen Volksteile entspricht. Ich möchte auch noch ein Wort sagen über -die reiche pazifistische Literatur. Wenn Sie die Zeitungen der Frieöensgesellschaften lesen, finden Sie fast in jeder Nummer einen Notschrei, daß die deutschen Sortimenter es schlank ablehnen, sich für diese Literatur zu verwenden. Man braucht also diese weiten Käuferschichten, wie es scheint, nicht. Es follte mich freuen, wenn man meine Gcdaukestgänge korrigiert, mir sagt, wo ich unrecht habe. Dann bitte ich aber auch, mir zu sagen, wo ich recht habe. Auf diese Tatsachen mußte einmal hingewiefen werden. Der Buchhandel soll für die ganze Nation da sein, nicht nur jeweils für eine Partei. Er soll mit der Zeit gehen; der Puls schlag der Jetztzeit ist ein ganz anderer als der des Wilhelminischen Zeitalters. Tie Zeitenuhr läßt sich nicht rückwärts stellen. Achtung! Verlagen, die in neue Geschäftsverbindung mit dem Schriftsteller Harry E. M e v i l l e, B e r l i n - F r i e ö e n a u, Ningstr. 58, treten, wird anheimgestellt, sich im eigenen Interesse vorher an eine der Unterzeichneten Firmen zu wenden. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Zweigniederlassung Berlin. Richard Carl Schmidt L Co. in Berlin. Verlag »Wind undWasfer« G. m. b. H. in Berlin. Vcrantm. Redakteur: i. B. Franz Wagner. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerkiauö. Druck: E. Hedrich Nachs. lAbt. Ramm L Seemann). Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhauS).
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