Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1931
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19310528
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193105288
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19310528
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1931
- Monat1931-05
- Tag1931-05-28
- Monat1931-05
- Jahr1931
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X: 120, 28. Mai 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Autoren mit Werten zum I. Mal übersetzt Holländer .... 2 2 1910 Isländer 1 I IS20 Griechen .... 1 1 1908 Inder I 1 1923 Dänen 1 1 1924 Belgier 1 1 1927 In der Schönen Literatur ist Tolstois Einfluß sehr groß, wie bei den Letten. Die deutschen Klassiker haben im Verhält nis zur Gesamtzahl deutscher Übersetzungen nur wenig Beach tung gefunden. Sonst finden wir außer Hauptmann, Hofmanns thal und Zschokke nur mittelmäßige Schriftsteller vertreten. Im Nachtrag 1930 des als Quelle dienenden Verlagskatalogs der estnischen Firmen finden wir jedoch Namen wie Otto Ernst, Walter Flex, Herm. Hesse, Gottsr. Keller, Munier-Wroblewska (der Baltin), Remarque und Stefan Zweig. Die große Zahl Topeliusscher Werke erklärt sich aus der verwandten Stellung der Finnländer und Estländer zueinander. In der Jugcndschrift werden naturwissenschaftliche Werke und Abenteuerbücher Kriegsgeschichten vorgczogen. Von den Esten schreibt Arthur Bshrsing wörtlich: »Ein jun ges zielbewußtes Volk, das die Formung seines Schicksals in eigene Regie genommen hat, ist in das Licht europäischer Kultur getreten. In berückendem Glanz liegen vor ihm die Jahr sausende alten Schätze der Weltliteratur — Talmi und Gold, Unechtes und Echtes, Wertloses und Wertvolles bunt durch- ieinander. In beschleunigtem Tempo muß nachgeholt werden, wofür andere Völker Jahrhunderte gebraucht haben; ein Über blick muß gewonnen werden, das für das eigene Volk Lebens notwendige, zu ihm Passende ausgewählt und im richtigen Um fang und Verhältnis assimiliert werden neben allem Schund, den gewinnsüchtige auf niedere Instinkte spekulierende Drucker /einschmuggeln, neben allem, wozu eigener Schaffenstrieb drängt. — Was Wunder, wenn hier und da unerfreuliche Gewächse im Büchergarten aufschießen. So befremden uns in der schönen Literatur die vielen Sensations- und Kriminalromane, in der wissenschaftlichen Literatur der starke Einschlag von Werken mit materialistischer und destruktiver Tendenz.« Nun ist zweierlei zu beachten. Erstlich liegt der zur Sen sation und Nüchternheit neigende Zug in der Zeit, anderseits s iricht die große Anzahl wertvoller Werke in der übersetzungs- literatur dafür, daß im großen und ganzen bereits in den ersten zehn Jahren der Selbständigkeit des estnischen Volkes ein ge sunder Lebensinstinkt seine Wahl unter den Werken der Welt literatur gelenkt hat. Daß hierin steigende Kritik obwaltet, dar- iber belehrt uns die scharf« Kritik, die es an sich und seinen Schriftstellern übt und die ernste Aufmerksamkeit, die es seinen Schulen zuwendet. Rein äußerlich zeigt sich dieser Ausstieg an der von Jahr zu Jahr besser werdenden Ausstattung des Bu ches. Dieser Aufsatz — so aphoristisch er im übrigen ist — wird uns auch all vcutos demonstriert haben, wie wenig ein höherer estnischer Bildungsbeamter mit seinem Ausspruch: »Der deutsche Geist ist uns fremd« ins Schwarze getroffen hat. Bisher ist es jedenfalls nicht so gewesen, und ob man das Rad der Entwick lung künstlich drehen kann, wird ja die Zukunft lehren. Vor läufig wird Deutschland auch für Estland das bleiben, was es Jean Paul allezeit gewesen ist: »Der Pädagog« der Pädagogen«. Die Verhältnisse liegen bei den Letten ähnlich, obgleich sie schon ein Menschenalter länger auf ihre nationale Entwicklung zurückblicken können und sie aus einem anderen Stamm ent sprossen sind. Ihr Schicksal hatte ihnen eine gleiche Kirche und dieselbe jahrhundertealte Oberherrschaft der Deutschen zuge wiesen, mit denen sie noch heute gemeinsam in der Heimat zu einer friedlichen Zusammenarbeit kommen müssen. Auch Poli tisch werden sie wohl in Zukunft beide das gleiche Schicksal haben. Der Handel mit ausländischen Büchern. War der deutsche Buchhandel im Baltikum vor dem Kriege hauptsächlich auf di« deutsch« Kundschaft angewiesen, so besteht für ihn heut« auch eine sehr große lettische oder estnische Kund schaft. Aus dem vorausgehendcn Abschnitt konnten wir schließen, daß die Aussichten für den Vertrieb technischer, wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher, der Kunst- und Sportliteratur nach wie vor bestehen. Für die Zukunft ist sogar eine Steige rung zu erhoffen, seitdem dir deutsche Sprache in allen Volks und Mittelschulen als Pflichtfach gilt. Auch das gegenwärtige blühende übersetzungswesen muß eingeschränkt werden, sobald diese Staaten der Berner Konvention lbeitreten sollten. Die Nachfrage nach Spezialwerken, die bei der gegenwärtigen Spe zialisierungstendenz auf allen praktischen und wissenschaftlichen Gebieten vorherrschen, ist in 'den kleinen Ländern zu gering, so- datz diese ihre eigenen wissenschaftlichen Schriften in fremden Sprachen veröffentlichen müssen. Auch.ist der Zusammenhang der Randstaaten mit dem Westen so eng, daß jede neue Strömung und jede technische Neuerung in 2—3 Jahren den besonderen Verhältnissen entsprechend ausgenommen oder verwertet wird, worin die Letten und Esten durch ihre meist ablehnende Haltung gegenüber kommunistischen und russischen Einflüssen bestärkt werden. Die Aussichten für den deutschen Buchhandel wären Wohl zweifellos günstig, solange die Sprachpflege auf das Deutsche be schränkt ist. Es bestand jedoch schon vor dem Kriege eine starke Neigung zum französischen Schrifttum unter den Letten und etwas mehr für englisches und amerikanisches unter den Esten. In der Nachkriegszeit wurde diese von Engländern, Amerikanern und besonders von Franzosen sehr gefördert. In allen höheren Schulen wird neben dem Deutschen auch Französisch und Eng lisch gelehrt. In diesem Jahr gründete die französische Regierung ein Lyzeum in Riga, das fast nur von Letten besucht wird. Gleichzeitig unterstützt di« französische Kulturpropaganda die Verbreitung des Buches. Di« etwa 100 000 Seelen umfassende deutsche Bevölkerung der Randstaaten bildet nach wie vor die Hauptabnchmerschast für das deutsche Buch und wird aus finanziellen Gründen kein anderes kaufen. Dagegen ist der Preisunterschied zwischen der deutschen und französischen Produktion so groß, daß die anderen Nationalitäten leicht für die letztere gewonnen werden könnten, wie das bei der Belletristik schon der Fall ist. Noch bildet jedoch die gewohnte deutsche Sprache und das Ansehen der deutschen Wissenschaft ein Gegengewicht. Der Umstand, daß von den aus ländischen Büchern nur das deutsche von eigenen Kräften ver treten wird, ist für die Wirksamkeit der Werbung sehr wichtig. Auch beherrscht der deutsche Buchhändler immer alle drei gel tenden Laniwssprachen. Das englische Buch wird vom Verlag ungenügend bekannt gemacht, sonst würde das Interesse größer sein, ungeachtet der schwierigeren Beschaffung. Die Konkurrenz fähigkeit russischer Literatur kann aus Mangel an Daten in diesem Referat nicht behandelt werden. Von reichsdeutscher Seite hat man nur selten durch Son derrabatte oder Auslandpreise den Vertrieb unterstützt, obgleich französischerseits auf diese Weise gearbeitet wird. Dagegen wer den beispielsweise deutsche Rollfilme mit Auslandpreisen ver sehen, die sie mit anderen ausländischen Sorten in Wettbewerb treten lassen. Neuerdings werden Direktlieferungen seitens deutscher Ver leger immer häufiger und reichsdeutsche Versandfirmen, die sich mit dem Massenvertrieb einzelner Werke befassen, liefern mit Rabattsätzeu ins Baltikum. Als wirksamstes Mittel zur Buch werbung haben sich bis jetzt Buchausstellungen erwiesen, die seit 1924 in Riga und anderen Städten Fachausstellungen, Messen und Tagungen angegliedert wurden. Seitens der Veranstalter wurde den Sortimentern stets gern entgegengekommen, da man selbst den Wert solcher Buchausstcllungen einsah und machte sie auch in Zeitungen ausführlich bekannt. So konnten in wenigen Jahren landwirtschaftliche, radiotcchnischc, naturwissenschaftliche, pädagogische, reklametechnische, buchgewcrbliche, sportliche und gartenbauliche Ausstellungen veranstaltet werden. Ganz beson deres Interesse erregte eine große Sammlung der neuesten medi zinischen Werke in verschiedensten Preislagen, die anläßlich eines baltischen Brztekongresses gezeigt werden konnte. Sie war nach dem Kriege die erste ihrer Art und fand sehr viele Interessenten. An ihrem Zustandekommen waren Verlage wie Thieme, Vogel, Kabitzsch, Barth, Urban L Schwarzenberg, Springer, de Gruyter 523
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder