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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Hiirserrtl-tt f. d. Llschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 236, 20. Oktober 1920. Sehr zweifelhaft aber scheint es wir, ob die Bezeichnung »Be sorg n n g s g e b ii h r« glücklich gewählt ist. Sie wird m. E. pein liche Auseinandersetzungen mit dein Publikum zeitigen, und, was schlimmer ist, dem Verleger cs geradezu verbieten, einem Sonder- zuschlag unter dieser Bezeichnung zuzustimmen. Der Aufschlag eines T e u e r u n g s z u s ch l a g e s ist jedem Kun den gegenüber heute leicht zu rechtfertigen, wie aber der Sorti menter für ein auf seinem Ladentisch liegendes Buch, das der Kunde sich ja selbst dort aushändigen lässt, eine »Bcsorgungs- gebühr« vertreten will, ist mir unerfindlich. Unmöglich ist das aber einem Verleger dem Kunden gegenüber, dem er ein in seinem Verlage erschienenes Buch unter voller Porto- und Ver packungsberechnung direkt zuschickt. Ein T e ue r u n g s z u s ch l a g — ein So n d c r z u sch l a g — ein s a tz u n g s g e m ä ß e s Auf geld oder wie man das Ding sonst bezeichnen will, ist mit der Un gunst der Zeiten auch seitens des Verlegers zu rechtfertigen, es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, aber wie sollen wir Verleger eine »B e s o r g u n g s ge b ü h r« für unsere eigenen Verlagswerke begründen?! Diese Bezeichnung ist für das Sortiment in vielen, für den Verlag in allen Fällen innerlich unwahr und somit eine Ge fahr für die so mühsam erzielte Einigung. Ist es ratsam, dem Ver lag die Zustimmung zur Erhebung dieser Gebühr durch eine reine Äußerlichkeit zu erschweren, ja unmöglich zu machen? Sage man nicht, der Name tut doch nichts zur Sache; hier bedeutet der Name mehr als bloße Form, er umschließt und bewertet eine Leistung, die in den meisten Fällen nicht vorhanden ist, und deren Berechnung vom Käufer somit mit Recht beanstandet werden darf. Sollten die vielen ausgezeichneten Köpfe in Kreis- und Ortsvereincn und in der Gilde nicht leicht eine nach allen Seiten hin unbedenkliche, treffende Bezeichnung für die grundsätzlich notwendige Sache finden? Hamburg. Ernst Fischer. Ein Brief aus Südamerika. Wo immer sich Gelegenheit fand, betonte ich, daß mir eine unver zügliche Wiederabschaffung der Verkaufsordnung für Auslandlieferungen dringend geboten erscheint. Die Marburger Tagung bot die Möglichkeit zu einer Aussprache hierüber, und neben Zustimmung zeigten sich Be denken. Ich bin nicht unbelehrbar und unbelehrbar. An meinem Stand punkt, daß die Einführung der Valutaordnung weit besser unterblieben wäre, lasse ich nicht rütteln. Aber sie ist nun einmal da, und soweit es sich um den Verkehr mit unseren hochvalutigen Nachbarländern handelt, mag ein zielbewußter (rascher!!) Abbau vielleicht einem revolutionären Wegfegen vorzuziehen sein. Entscheidet man sich den Nachbarstaaten gegenüber für dieses Verfahren, so muß selbiges — unwillkürlich — in gleicher Weise für ganz Europa angewendet werden. Was aber hindert uns, so fragte ich schon in Marburg, die Verordnung für Gebiete jenseits lands, Skandinaviens oder der Schweiz willen noch eine Zeitlang in Geltung bleiben, so brauchen doch Japan, Amerika usw. deshalb noch lange nicht davon berührt zu werden. Meine diesbezügliche Ansicht wird bestärkt durch den Brief eines buchhändlerischen Landsmannes M Südamerika, der schon 40 Jahre aus der Heimat fort ist, ihr aber ständig die Treue hielt. In dem Schreiben, das kürzlich bei mir einging, heißt es: »Nun nochmals zu der leidigen Valutageschichte. Unsere deutsche Kolonie ist ja sehr groß, nur kann man sich daheim nicht hineindenken, daß alle (obwohl sie deutsch reden) hier geboren sind und die Mehrzahl Deutschland nur vom Hörensagen kennt. In den Städten und vereinzelt in ländlichen Ansiedlungen leben wohl einige Reichsdeutsche, sie zählen für unser Geschäft »Buchverkauf« aber kaum mit. Es sind dies gewöhn lich Kaufleute oder Lehrer und Pastoren, die ihren Hamburger oder Bremer Buchhändler haben und von dort beziehen. Und selbst diese Herren haben bei Bekanntwerden des Valutaaufschlages ihre sämtlichen Bestellungen zurückgenommen. Schließlich mit Recht. Denken Sie sich in unsere Lage; — was hier während des elenden Krieges für Deutschland getan wurde, ist Ihnen wohl bekannt. Unterdessen waren wir die langen Jahre über abgeschnitten, mit Mühe und Not rutschte ein Brief durch, von Lesestoff garnicht zu reden! Dann kam Kriegs- schluß, na, und was für einer! Die Mark sank immer tiefer. — Im September 1919 erhielten wir von den Herren der Entente endlich Genehmigung, wieder mit Deutschland zu verkehren. Das daraufhin flotte Bestellungen gemacht wurden, wird Ihnen leicht erklärlich sein. Die Bücher wären uns ja sehr billig zu stehen gekommen. Wir Buch händler konnten wohlfeil abgeben, und jeder kleine Kolonist freute sich, sich auch einmal deutsche Bücher anschasfen zu können. Sie müssen bedenken, daß unsere Gegend nicht reich ist, daß der kleine Mann es sich hier noch weniger leisten kann, Bücher zu erwerben, als drüben. Fassen Sie bloß die Spesen ins Auge. Da kommt Kommission, Fracht, Versendung, Zoll und anderes darauf, sodaß wir öfters nur 10—20°/«» Nutzen erzielen. Da trat das Valutagesetz in Kraft! Sie müssen immer bedenken, jeder gab und gibt heute noch mit Liebe alles für sein und seiner Vorfahren Vaterland. Wollen Sie ihnen dadurch danken, daß Sie ihre Hoffnung auf billigen Büchereinkauf zu Wasser machen? Sie müssen immer in Betracht ziehen: es sind (als hier Geborene) keine Deutschen. Nach den deutschsprachigen Ländern mag die Valutaordnung ja gut sein, für hier war sie unbedingt ein großer Fehler. Es würde mich sehr freuen, bald zu hören, daß die Herren vom Börsenverein und die Negierung die Sache rückgängig gemacht haben. Vor dem Kriege hatte ich 60—70 Exemplare vom »Echo«, »Universum«, und wie die Zeit schriften alle heißen; heute habe ich 0 Exemplare »Echo«, kein »Universum«, keine Modenzeitungen usw. Daß wir Buchhändler nicht auf Rosen gebettet sind, brauche ich wohl kaum anzuführen. In den großen Plätzen geht es zur Not noch an, bei uns hier sieht es armselig aus. Den Ihnen übersandten Scheck wollen Sie freundlichst der Fecht schule . . . weitergeben. Die Herren planen ein Kinderheim einzu richten, und der Betrag soll mit dazu verwendet werden. Zu gleichem Behufe sende ich Ihnen heute ein eingeschriebenes Paket mit Zigaretten und Briefmarken. Ferner als Drucksache einige Zeitungen. Herzlichen Dank im voraus für Ihre Bemühungen!« Spricht dieser Brief nicht für sich selbst? Und nun noch ein kleines Anhängsel. Am Schlüsse meines Marburger Berichtes gab ich meiner Freude darüber Ausdruck, daß auch die Schweizer Herren einen in jeder Hinsicht angenehmen Eindruck mit sich nahmen. Das hat mir eine schriftliche Rüge eines Dresdner Kollegen eingetragen. Er schreibt wörtlich: »Sehr geehrter Herr Minden! Ist das Gefühl der »großen Genug tuung', das Sie den Schweizer Kollegen gegenüber gehabt haben, sehr schön, vielleicht so schön wie das Gefühl, das ein Ausländer hat, wenn er sich an uns seine Schuhe putzt? P. A.« Wir Deutschen sind nun einmal Naturen, die immer nur an beiden Enden zu schwärmen scheinen. Früher galt für viele ausschließlich das Fremde, heute lassen weite Kreise lediglich das Einheimische gelten. Der goldene Mittelweg scheint mir auch hierin das Richtige zu sein. Wir haben es nicht nötig, mit den Ausländern zu liebäugeln, aber wir haben ebenso wenig Anlaß dazu, sie über die Schultern hinweg anzusehen. Laden wir Kollegen aus anderen Ländern ein, und folgen sie unserer Aufforderung, dann erfüllt es mich allerdings mit großer Genugtuung, wenn sie in jeder Hinsicht befriedigt von uns scheiden. An diesem Gefühl halte ich fest. Dresden. Heinrich Minden. Das Steuer herum! Entgegnun g.') In Nr. 1S1 des Bbl. spricht Herr Vrinitzer, Inhaber der Firma Hosfmann L Campe Verlag, von »rassevcrhetzenden Schriften«, die ich in meinem Verlag habe. Er nennt die Schrift »Unmoral im Tal mud«. Es ist mir unbekannt, ob Herr Brinitzer sich durch den Inhalt des Buches getroffen fühlen muß, oder ob er rein Platonisch für die Anhänger des Talmud cintritt. Ich frag« Sie, Herr Brinitzer, find nicht gerade die Talmudgebote der Ausdruck von Rassenhaß, jene Ge bote, die unter anderen die Nichtjuden als Vieh bezeichnen, oder wol len Sie etwa sagen, daß der Verleger, der wissenschaftlich einwandsreie Werke herausbringt und dem deutschen Volk einen Beitrag zu einer klaren Stellungnahme über die alle bewegende Judenfrage liefert, ver hetzend wirkt? Ich behaupte, daß, wenn in diesem Fall Haß entsteht, er durch den Talmudhaß bedingt ist, und daß vor allen Dinge» das deutsche Volk die verdammte Pflicht und Schuldigkeit hat, sich über die Sittengebote der unter ihm wohnenden Juden zu unterrichten, und zwar, wie es in dem Buch »Unmoral im Talmud« geschieht, durch absolut einwandfreies, wissenschaftliches Material, das selbst von Rabbinern als richtig anerkannt wurde. Besteht das Ergebnis in der Erkenntnis der wahren Absicht der Talmud-Jünger, so dürste dies die beste Rechtfertigung jedes Buches über die Judenfrage bedeuten. München. Or. E. Boepple t. Fa. Deutscher Volksverlag. 'I Der Wdruck dieser Entgegnung erfolgt verspätet, weil die Re- daktion des Börsenblattes wegen ihrer Ausnahme erst Einwendungen gemacht hatte. Verautmartl. Red. t. R t ch a r i » l b - r t t. — Berta»: D - r B ö r l - n v I r - t u der Deutlchcn Buchhändler IU Lelv.,1», Deutsches Buchhäudlerhau». Druck: Ramm L Trema» n. Sämtlich in L-t»,t». — Adresse der R-dattiau und lirvcdttiau: Leimt», G-rtchlSwe» 2e (BuchhaudlerhauSl. 1344
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