Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1920
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- 1920-10-22
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Börsenblatt s. d. Ltschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 238, 22. Oktober 1920. Reichspräsident und Schiller-Stiftung. — Der Reichspräsident hat tm Hinblick aus die Notlage i» den Kreisen der Schriftsteller der Deut schen Schlllcr-Stlftung aus dem Dispositionsfonds «ine jährliche Bei hilfe von 5000 .tt gewährt. Keine zweite Paketbcstcllung und keine vierte Bricsbestellung in Leipzig. — Vielfachem Drängen der beteiligte» Kreise nachgebend, er suchte die Handelskammer Leipzig um Einführung einer zweiten Paketbestellung und einer vierten Bricfbestcllung. Diese Forderungen sind von der Oberpostdirektion abgelchnt worden. Brlefvcrkchr nach Rußland. — Die Reichspost teilt mit, daß von jetzt an versuchsweise gewöhnliche frankierte Briefscndungen nach Sowjet-Rußland zugelassen sind. Sie werden mangels anderer Verbindungen über Vardö sNorwegen) geleitet und von da «in- bis zweimal wöchentlich mit russischen Motorschiffen nach Archangelsk weiterbefördert. Gebühren wie im Weltpostverkehr. Eine Gewähr dafilr, daß die Sendungen in di« Hände der Empfänger gelangen werden, kann nicht übernommen werden. Ein Vcrsöhnungsschritt englischer Gelehrter. — Die Professoren und Doktoren der Universität Oxford wenden sich in einem Schreiben an die Professoren sowie an die Mitglieder der Universiläten und wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland und Österreich, in dem es heißt: Da viele unsere Trauer über den Bruch, den der Krieg in unserem freundschaftlichen Gefühl verursacht hat, teilen werden, werden sie unsere Hoffnung auf die baldige Wiederherstellung dieser Freundschaft teilen. Daher treten wir mit dem persönlichen Wunsche an Sie heran, die Erbitterung und feindselige Gesinnung, die unter dem Antrieb loyaler Vaterlandsliebe zwischen uns entstanden sein mögen, zu zerstreuen. Auf dem Gebiete, wo wir ein gemeinsames Ziel und gemeinsame Begeisterung haben, können wir sicher auf Ver söhnung hoffen, und die Kameradschaftlichkeit der Gelehrsamkeit bietet einen Weg, der zu einer weiteren Sympathie und zu einem besseren Verständnis zwischen unseren verwandten Nationen führen kann und, wenn unsere geistigen Ideale lebendig sind, führen muß. Während politische Zwietracht die edle Höflichkeit der großen europäischen Staa ten zu erlöschen droht, wollen wir jene freundschaftliche Wiederver einigung beschleunigen helfen, die die Zivilisation fördert. Holländische Hilfe für die deutsche Wissenschaft. — Eine Reihe bekannter holländischer Gelehrter aller Wissenschaften hat einen Auf ruf zur Hilfeleistung an die notleidende deutsche Wissenschaft erlassen, in dem es u. a. heißt: »Deutschland ist arm geworben. Auch die jenigen, denen die Werke des Friedens obliegen, die Arbeiter aus dem Felde der Wissenschaft, sind Opfer dieses Rückganges. Wir, die wir unter Zurückstellung von Sympathien und Anti pathien die große Förderung dankbar anerkennen, die seit mehr als einem halben Jahrhundert von deutschen Gelehrten der Wissenschaft gegeben wurde, können nicht unterlassen, die Folgen dieses Rück ganges mit Besorgnis zu betrachten. Es ist leider jetzt bereits so weit gekommen, daß in den deutschen Laboratorien Mangel an allem herrscht, was sür wissenschaftliche Untersuchung notwendig ist, und daß für die Bibliotheken sogar der Ankauf von ausländischen Büchern und Zeitschriften unterbleiben muß. Deshalb meinen die Unterschriebenen, daß es uns geziemt, zu gunsten der einigen und unteilbaren Wissenschaft, die keine Nationen und Grenzen kennt, die hilfreiche Hand zu dielen. Zu diesem Zwecke schlagen die Unterzeichneten vor, einen Fonds zu errichten, der von einem sachverständigen Ausschuß verwaltet werden soll, der an Ort und Stelle beurteilen kann, wo die Not am vielsten drängt. Wir sind davon überzeugt, daß die niederländischen Gelehrten und alle, die am Fortschritt der Wissenschaft Interesse haben, uns gern mit einem finanziellen Beitrag helfen und dadurch beweisen wollen, daß in diesen Zeiten der Tribut der Dankbarkeit noch nicht abgeschafft ist.« Gcplantcr Weltkongreß der geistigen Arbeiter. — Kürzlich traten im großen Fcstsaale der Wiener Universität die Delegierten der dem Jeutralratc der geistigen Arbeiter Österreichs angcschlofsenen 180 Be rufsorganisationen zusammen, um die endgültige Konstituierung des Zentralrates zu beschließen. Rektor Professor Dopsch begrüßte die Delegierten mit einer Ansprache, in der er zu harmonischer Zusammen arbeit ermahnte. Der gcschäftssllhrende Vorsitzende Hofrat Professor Spcrl würdigte die Bewegung der geistigen Arbeiter in beifällig aufgcnommcner Rede vom gesellschaftSgeschichtlichcn Gesichtspunkt aus. Hieran schloß sich der Gründungsbcricht des Generalsekretärs Or. Smols. Ein Aktionskomitee, das außer 7),. Smols nur aus Hoch schulen: bestand, hatte im Vorjahre das Organisierungswcrk eingc- leitet, heute stellt der Zentralrat einen Block von 180 Bcrnfsvcrbän- dcn mit 800 000 Mitgliedern in Österreich dar. Bei dieser Zahl er- 1282 scheinen mehrfach Angeschlossene nur einmal in Rechnung gestellt. Or. Smols bezeichnet« die Ausrichtung der Internationale der geistigen Arbeit als eines der programmatischen Ziele des Zentralrates. Es werbe versucht werben, einen Weltkongreß der geistigen Arbeiter nach Wien zu berufen. Österreich schreite aus dem Gebiete der Organi sierung der geistigen Arbeiter an der Spitze, weil ihre Notlage di« schärfste sei. Nach Auszählung der zahlreichen Maßnahmen, die der Zentralen: schon unternommen hat (Lohnbewegungen, Erwirkung von Fahrpreisermäßigungen, Erleichterungen gegenüber Wohnungsaus nahme und bei Petroleumbezug, Liebesgaben der »Mittclstandshilse«, Hospitalisierung von Kindern im Ausland, Erholungsheime, Ein schreiten um sämtliche Lebensmittel- und Bckleidungsaushilscn) und noch plant (Vorschläge an die Reparationskommission zur Beschaffung von Arbcitsmöglichkeitcn für geistige Arbeiter im Auslandes, kenn zeichnete Or. Smols das politische Endziel des Aentralratcs in dem Verlangen nach einer berussständischen VolksvertretungSkörperschast. Der Geschäftsleitung werden angchörcn: Rektor Dopsch, Hofrat Sperl, Oberrevident Ertl, Ing. Dirnböck, Sektionsrat 77 r. Odehnal, Sektions rat 7>r. Riehl, Primarius Ol. Stelzer, Kommissär Schneeweiß und Aktuar Anzenbcrger. Tagung der deutschen Jugcndschristen-Ausschnssc in Jena. — Die Bereinigten Deutschen Prüfungsausschüsse für Jugendschriften hielten am 1. und L. Oktober in Jena ihre 1. Versammlung nach dem Weltkriege ab. Der Vorsitzende, John Bar saut, Hamburg, würdigte in einem Nachrufe die Bedeutung Heinrich Wolgasts, des an: 21. August d. I. verstorbenen Begrün ders der neuzeitlichen Jugendschristenbewcgung. Mit dem Nachweise, daß Wolgasts Gedanken und Folbcrungen auch im neuen Deutschland Leitstern und Richtschnur für die literarische Erziehung der Jugend und des Volkes sein müßten, begann Wilhelm Fron« mann, Frankfurt a. M., einen gründlich durchdachten Vortrag über »D i c neue Zeit und die Jugendschristcnsrage«, der zur An nahme folgender Leitsätze führte: 1. Die Arbeit der Jugenbschriftenausschüsse hat sich den veränder ten politischen und sozialen Verhältnissen anzupassen, ihre grund sätzlichen Forderungen werden dadurch nicht berührt. 2. Die Jugendschrift in dichterischer Form sei ein Kunstwerk. Das belehrende Jugendbuch soll aus wissenschaftlichem Geist heraus geboren und von lauterer, belehrender Absicht beherrscht sein. S. Wir erstreben die Förderung der literarischen Kultur der Jugend aller sozialen Schichten, denn der neue Volksstaat braucht neben der sozialen notwendig die kulturelle Einheit unseres Volkes. 4. Wir fordern eine großzügig« Literatur- und Kunstpflege, wozu staatliche Mittel bereitzustellen sind. 5. Wir verlangen eine allgemeine Regelung der Schülerbiicherei- frage. Die Reinigung der Schülerbüchcreien hat nach literarisch- pädagogischen Gesichtspunkten, nicht nach Parteigrundsähcn und Weltanschauungen zu erfolgen. Tcndenzschriften werben bei der Slchtung abgelehnt. Dichtungen, die bei voller Wahrung künst lerischen Gestaltens zugleich eine religiöse, sittliche oder politische Wirkung ausllben, sind beizubehalten. Der vaterländische Ge danke in der Jugcnbschrift bedeutet innere Gebundenheit an Land und Volk. 8. Das Schullescbuch ist durch Einzelausgaben geeigneter Literatur werke zu ersetzen. Wenn die Zeitverhältnisse die Durchführung dieser Forderung nicht zulassen, sind die Jugendschriften-Aus- schllsse verpflichtet, dahin zu wirken, daß planmäßig ausgewählte Bücher deutscher Dichtung entstehen, die eine Mhrung zur deut schen Gemeinschaft durch die deutsche Dichtung verbürgen. Der literarische Unterricht gründet sich auf eine guteingerichtete Schi!» leiblicheres und auf das eigene Buch des Kindes. Sie ist dem Unterrichtsgange anzugliedern. 7. Die kapitalistische Ausbeutung der unteren Bildungsschichten und der unbehllteten Jugend durch Pseudokunst und Schund ist mit den schärfsten Mitteln zu bekämpfen. Das angekündigte Gesetz gegen die Schundliteratur soll die kapitalistischen Wurzeln der geistigen Volks- und Jugendvergiftung zu treffen suchen. Bei der Ausarbeitung des Gesetzes verlangen die Vereinigten Deutschen Prüfungsausschüsse mitzuwirkcn. Im zweiten Teile seines Vortrages beschäftigte sich Froncmann ausschließlich mit der Bekämpfung der Schundliteratur, di« jetzt eben so reichlich vorhanden sei wie zur Zeit der Schuudhochslut 1911/12. Bon den 87 Nummern der im Kriege gültigen Berliner VcrbotSlifte seien gegenwärtig noch 70 Nummern im Gange. Im ganzen gebe es jetzt nicht weniger als 17S Heftreihen auf dem deutschen Schundlitcra- turmarkte. Das Problem des Kampfes gegen den Schund sei heute eine Aufgabe der sozialen BildungSpflcge, bei deren Lösung die gegen das volkSvergiftendc Kapital ohnmächtigen soziale» Blldnngsarbcitcr die Staatsgewalt zu Hilfe rufen müßten, damit diese die Bahn frei.
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