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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1929
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- 1929-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1929
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^ 28, 2, Februar 1929, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. — Schreiben^»! ihm haben sich in München nicht viele erhalten aus der langen Zeit bis zum Jahre 1573 —, sondern als sein Vertrauensmann, In dieser Eigenschaft wurde er so hoch bezahlt. Und wie er mancher andere in ähnlicher Stellung, Zeitungsschreiber im Nebenberuf — mit der Absicht und dem Erfolg des Nebenverdienstes — waren so un gezählte fürstliche und auch städtische Beamte: Mitglieder des Rates, Syndici, Schöpchenschreiber. Nicht zu vergessen die Post meister! Lauter Leute, die »an der Quelle» saßen und sich die Sache ziemlich leicht machen konnten. Sie gaben nur einfach weiter, was sie amtlich oder sonstwie erfuhren und wie sie es erfuhren. Wurde ihnen das Schreibwerk zuviel, dann waren sie um Hilfskräfte in ihren Kanzleien nicht verlegen. Der kaiser liche Beamte Wittenhorst versah seine vielen Briefe au den Grafen Philipp Eduard Fugger fast immer nur mit kurzen eigenhändigen Postskripten, der vorderösterreichische Kanzler vr, Johann Ulrich Zasius setzte unter seine »Relationen» (an den Nürnberger Rat) oft nur eben seinen Namen, Endlich gab es auch schon zeitig, zuerst wohl in Augsburg, rein gewerbsmäßige N a ch r i ch t e n v e r b r e i te r , die ganze eigene Schreibstuben beschäftigten. Hier schrieben ein halbes, ein volles Dutzend emsige Federn die von allen Orten und Enden bezogenen »Bricfzeitungen« ab, wer weiß wie oft; nicht selten mitsamt der Anrede, An- und Unterschrift, — eine Bequemlichkeit, der allein jetzt manche Kenntnis von Korrespon denten und Korrespondenzbeziehungen zu verdanken ist. In besonders eiligen Fällen schrieb man auch nach Diktat, Am 5, Juni 1618 meldete der Agent Hans Zeidler aus Preßburg nach Dresden: »Heut hat Kay, May, auf der Ungarn Stände replicam gravaminum gnädigste christliche Resolution gegeben, welche in der Versammlung abgclesen und nachmittags zum Nach schreiben dictiert aber noch nit kollationiert worden ist,» Begreiflicherweise blieben die Namen der in den Schreib stuben beschäftigten »Zeitungsschreiber« unbekannt. Nur einen einzigen von den vielen, die die Tausende »Fuggerzeitungen» schrieben, nennt der Zufalb: ein »Pasquillus Daniel Otho, jetzigem Schreiber zum Besten«, Als Schrcibhilfe tätige »Diener« höherer Beamter nennen sie sich bisweilen, wenn sic an deren Statt Korrespondenz besorgten; eine gute Gelegenheit, um auch ein mal auf sich aufmerksam zu machen, und dann fiel mitunter auch für sie etwas mit ab. Ein ganz besonderes Glück widerfuhr ein mal dem kurf, sächs, Kanzleischreiber Franz Grüner: er erhielt im Jahre 1557 »zu seinen hochzeitlichen Freuden einen Ochsen — doch nicht den besten — und 35 Scheffel Hafer». So hätte es sich wohl mancher gewünscht. Und auch verdient. Denn sie mußten gehörig schwitzen, »Hierauf mag der Teufel seinen Esel satteln!« schrieb im Jahre 1575 in der Dresdner Hoskanzlei einer unter einen langen Schriftsatz — »Condische Bestallung« —, als er endlich damit fertig war. Unter allen diesen »Zeitungsschreibern» — gelegentlichen und ständigen, halb und ganz berufsmäßigen, die so ganz scharf gar nicht (als Gruppen) auseinander zu halten sind — waren viele echte, »ausgesprochene» Journalisten, Beispiels weise — wo soll man ihn einordnen? — der Augsburger Phi lipp Hainhofer, der in der ersten Hälfte des 17, Jahr hunderts ein Hauptkorrespondent aller deutschen Fürsten, von Haus aus aber Kunst- und Raritätenhändler war und — neben her oder nicht nebenher — bis an sein Ende blieb. Die ersten Journal! st en von wirklichem Beruf und Ruf waren jedoch Gelehrte, die in ihrem wissen schaftlichen Fache nicht volle Befriedigung oder kein genügendes Auskommen fanden und die Zeitereignisse vermittels weitver zweigter Korrespondenz aus der Ferne, noch lieber aber aus un mittelbarer Nähe, überall gegenwärtig, zu allen wichtigen Staatsaktionen von den Fürsten »verschickt», mit Interesse be gleiteten. Diese waren in höchstem, tiefsten Sinne Vertrauensper sonen! Vertrauenssache war jedoch überhaupt das ganze der zeitige Zeitungs- oder Nachrichtenwesen, wie im Grunde alle »Korrespondenz», auch jeder private oder geschäftliche Brief. 130 Das war durch die Zeitverhältnisse bedingt, durch das damalige Verhältnis zwischen Fürsten und Untertanen, die alle »Diener» waren; ein Korrespondent des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg, S. Pfrünecken, Unterzeichnete im Sommer 1644 einen Zeitungsbrief aus Hamburg sogar als sein »unter- thäniger, treuer alter Diener und Knecht«! Größtenteils korre spondierten mit den Fürsten Leute, die von ihnen irgendwie abhängig waren. Ebenso mit den großen Handelsherren die Vorsteher von deren auswärtigen Faktoreien. Wer ihnen sonst einmal — gelegentlich — eine Neuigkeit zukommen ließ, paßte sich dem an: fühlte sich als Vertrauensperson und gab dem Ausdruck in seinen Schreiben, Besonders gern meldete man begreiflicherweise, daß man bei irgendeinem Handel selbst dabei gewesen war: »Gründ licher Bericht, wie die Königin Maria Stuart von Schottland! und Douagiere von Frankreich den 18ten Februarii in Engcl- landt enthaubt ist worden, beschrieben durch Emanuel To ni a s c o n, der sich bei diesem Acte auch befunden», heißt es in den »Fuggcrzeitungen», Ein Blatt vom Jahre 1584 im Meck lenburgischen Staatsarchiv ist übecschrieben: »Zeitung aus den Niederlanden, was ich, Lutke Weltzin, selbst gesehen, ge hört, auch sonsten glaubwürdig erfahren können». Gab man nur weiter, was man anderswoher erfuhr, dann verfehlte man nicht, die Glaubwürdigkeit derer, von denen man es hatte, und damit seine eigene Zuverlässigkeit ins rechte Licht zu setzen: »Copia eines Schreibens aus Konstantinopel von einer geheimen, gutherzigen und vielwissenden Person allda am Dato dies Jahrs 1566 den letzten Februarij aus einer andern Sprach ins Teutsch versiert» ist — wieder im Schweriner Archiv — eine Zeitung überschrieben. Doch wer weiß, durch wieviele Hände sie dorthin gelangte?! Ständige Berichterstatter von Rang wurden bei ihrer »Be stallung« förmlich in Eid und Pflicht genommen. Ebenso aber auch — doch wohl nur hervorragend wichtige — rein gewerbs mäßige Zeitungslieferanten. Denn dafür hat sich nur ein ein ziger Beleg erhalten: Bestallung Philipp Brays in Augsburg durch Kurfürst August von Sachsen vom 25, März 1583. », . , insonderheit aber soll er bei jetzig jährlichen Lausten auf allewege dafür erachten, daß er aller fürlaufenden Sachen halber gründliche, eigentliche, gewisse Nachrichtung erlangen möge, und was er davon uns sonsten, so uns zu wissen von nöten, erfahret, uns alle und jede Wochen, insonderheit mit allen Umständen treulich, ohne männiglich Scheu, zuschreiben und die Briefe unserm Schösser zu Leipzig Sebastian Berg meister jedesmal zuschicken. Der hat Befehlich, dieselben fürder tags und nachts zuzufertigen, . , Auch sonsten alles andere tun, was einem getreuen Diener gegen seinen Herrn eignet und gebührt. Welchem er also reinlich nachzukommen mit Hand und Mund an eines geschwornen Eides Statt ge lobt und uns darüber einen schriftlichen Revers zugestellt, dagegen aber, und damit er solches seines Dienstes Ergötzlich- keit erlangen möchte, so wollen wir ihn jährlich, so lange er unser Diener sein wird, ein Hundert Gulden zu den vier Quatemberzeiten entrichten und zustellen lassen.« Daß dies die einzige Akte solcher Art ist, die auf uns ge kommen ist, erklärt sich dadurch, daß die deutschen Fürsten fast durchweg Zeitungen von derartigen Leuten nicht bezogen. Sie hatten es nicht nötig. Das Verlangen Kurfürst Augusts nach Zeitungen war aber besonders groß. Er bediente sich dazu aller Mittel und — bekam nie genug. Vertrauen bedingt Vorsicht, Da hatten es die gelehrten Herren leicht, die sich des Latein bedienen konnten, denn das floß ihnen aus der Feder wie das Deutsche, So finden sich in der deutschen Fürstenkorrespondenz — und übrigens auch unter den »Fuggerzeitungen« — ungezählte lateinische Relationen; unmöglich, alle ihre vielen Verfasser auch nur einzeln zu nennen. Erwähnenswert ist eher, daß Kursürst August von Sachsen noch im Jahre 1567, also schon in ziemlich vorgerücktem Alter, aus den Rat Hubertus Languets Lateinisch lernte, um die
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