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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1929
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- 1929-02-02
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- 02.02.1929
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Berichte seiner gelehrten Korrespondenten selber lesen zu können, Philipp Melanchthon korrespondierte, wie anderweit bekannt, gelegentlich auch griechisch. In der deutschen Fürsten korrespondenz hat sich immerhin ein lateinischer, mit viel Grie chisch durchsetzter Brief an den Herzog Ulrich von Mecklenburg erhalten. Er stammt — aus Frankfurt vom 3, April 1591 — von M. Johannes Latomus Schleusingensis, vielleicht einem Verwandten jenes Sigismund Latomus, auch Theodor Meurer genannt, der damals die »Frankfurter Meßrclationen» herausgab. Gleich die Anrede und die ersten Zeilen sind durchweg in griechischer Sprache gehalten. Öfter wieder finden sich da und dort Korrespondenzen in Geheim schrift, Die in der Zeitungssammlung des Sächsischen Haupt staatsarchivs verwahrte Korrespondenz Georgs v, Schlei nitz mit dem Leipziger Universitätsrektor vr, Franz Grammen (1549) ist durchgängig »!o clirraetsridus« geführt: dem Anscheine nach ein Gemisch griechischer und hebräischer Buchstaben, doch wohl in etwas geänderter Form und Bedeutung, Im Mar- burger Archiv befinden sich neben den Berichten des Antoine des Traos (1574—87) aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden auch einige in Geheimschrift, zu der ein Schlüssel beiliegt. Das Wolfenbütteler Archiv verwahrt Korrespondenz des vr, Thomas Lindemann in Rostock mit dem Herzog August von Braunschweig aus den Jahren 1620 bis 1630 über Kriegsereignisse und anderes mehr in Geheimschrift, Im Jahre 1662 schlug Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg dem Kaiser Leopold vor, »ihre Korrespondenz nunmehr geheim zu führen«, und tatsäch lich liegen im Preuß, Geh. Staatsarchiv zu Berlin-Dahlem von letzterem am 8. März 1663 gesandte »neueste englische Zeitun gen« in Geheimschrift — und entziffert — vor. Auch in lebenden Sprachen gingen den deutschen Fürsten viele Zeitungen zu, zumeist italienische, seltener französische und noch seltener englische. Die italienischen konnte damals in München in der Hofkanzlei wohl jeder ohne weiteres lesen. In Dresden wurden sie, wie es scheint, durch eigens dazu angestellte Beamte übersetzt; mehrere Bündel »Welsche Zeitungen- (in deut scher Sprache, neben denen sich auch einzelne Originale erhalten haben) deuten darauf hin. Im Marburger Archiv lernt man zwei solche Beamte genauer kennen, den schon erwähnten An- toinedesTraos, »secrstsrius in lingua Mltica« (1574—87), der auch oft zu »Verschickungen- benutzt wurde, und den Jac- gues Thysius, »oonoiligrius et seeretsrius variaruni lingua- rum« (1582—99), der die Korrespondenz in den lebenden Sprachen besorgte und den Landgrafen Wilhelm und Moritz gelegentlich selbst italienisch schrieb. Andre verschanzten sich hinter angenommenen Decknamen, Hubertus Languet, der langjährige vertraute Korre spondent Kurfürst Augusts von Sachsen, verwandelte sich in »Johannes Methonäus- und »Ulrich Freiberg«, als die katholische Partei in Paris hinter ihm her war. Die Chiffre »N, N.» ist schier schon unerfindlich lange in Gebrauch, Ihrer bediente sich — unter vielen anderen — ein Korrespon dent der hessischen Landgrafen mit dem Zusatz: »welchen Sie wohl kennen«. Und in der Tat: Herzog Adolfs von Mecklen burg Geh, Rat Johann Witte wußte genau, von wem er die B. S.- und Herzog Johann Albrechts von Mecklenburg Geh. Kammersekretär Simon Gabriel zur Medden ebenso, von wem er die S. M,-Briefe aus Hamburg erhielt. In einem »Ver zeichnis der Korrespondenten Herzog Augusts d, I. von Braun- schwcig- vom Herbst 1666 steht u. a.: »M elchiorLehmann in Hamburg, welcher sich Notus schreibt«; gelegentlich Unter zeichnete er aber doch auch »M, L,«. Im Dresdner Archiv ist ein Bündel vom Jahre 1574 überschrieben: »Welsche Zeitungen von deine, so ohne Namen und Dato schreibt». Es war Se - bastian Ambrosi in Venedig, Selbst Briefe rein persön lichen Inhalts schickte er in dieser Weise ab. Er hatte seine guten Gründe, seine Beziehungen zum sächsischen Hofe zu ver bergen. Aber alle solche Geheimtuerei war schließlich unnütz; bei schärferer Aufmerksamkeit wäre man leicht allem auf die Spur gekommen. Auch von ungezählten vollständig anonymen Schrei ben wußte man immer ganz genau, woher sie kamen. Die Handschrift und die Beförderungsmittel und -Wege sagten darüber genug. Eine ganz besondere Vorsicht bekundet ein Schreiben an den Herzog Albrecht von Mecklenburg vom Jahre 1546, aus dem die Unterschrift des Absenders behutsam herausgerisscn ist. Warum, ist nicht recht erfindlich. Denn was meldet es? «Franz Bülow, Clemens Bülows Sohn, welcher seit Anfang jetziger Kriegshandlung bei dem Kurfürsten und Landgrafen im Feld lager gewesen, zeigt wahrhaftig an, daß , . ,» Wer das ge schrieben, konnte denen, die der Sache auf den Grund gingen, kaum lange verborgen bleiben. Recht naiv beginnt — ebenfalls im Schweriner Archiv — ein Brief Christoph Arnolds (wohl aus Köln) vom 26. März 1553 an den Herzog Johann Albrecht: ». . , und wär' wohl geneigt, euch vielerlei zu schreiben, aber dieweil sich die Sachen besser reden denn schreiben lassen, so muß man bessere Gelegenheit erwarten«. Dann folgen aber doch noch allerlei Nachrichten aus dem In- und Auslande, Zu alledem will freilich die erstaunliche, schier unbegreifliche Unbekümmertheit ganz und gar nicht Passen, mit der die Empfänger solche vertraute Mitteilungen behandelten. Sie schickten sie abschriftlich oder gleich im Original weiter, massen- weis! Die Zeitungswissenschaft hat auch dem allerlei Kenntnisse zu danken, Zeitungen von C. Bourlabe aus Venedig, die der gelehrte Petrus Bizarus aus Antwerpen und Auisi di ValteIli aus Luzern, die Philipp Hainhofer aus Augsburg — beide gleich im Original — mit nach Dresden schickten, lassen uns Gewährsmänner dieser beiden wichtigen Korrespondenten des sächsischen Hofes kennen lernen. Andre solche Sendungen lassen uns einen Blick in die Werkstatt ge werbsmäßiger Zeitungsschreiber tun. Von dem Berliner Boten meister Christoph Frischmann, der dem Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg in den Jahren 1608 bis 1611 Zei tungen lieferte, hat sich nur eine erhalten, mit Nachrichten aus Wien vom II, und aus Prag vom 15, August 1610, die er selber schrieb und Unterzeichnete, Die andern stammen von verschiedenen anderen Händen, Waren diese in seiner Amts stube tätig, oder waren es Zeitungen, die er von auswärts be zog und gleich so weiter schickte, wie er sie selbst erhielt? Denn dergleichen Leute arbeiteten Hand in Hand und lieferten ein ander Halbfertigware oder Fertigware, je nachdem, was die Empfänger weiter damit machten. Ein Beispiel dafür — eben falls aus dem Schweriner Archiv —: eine Zeitung mit der An schrift: »An Heinrich Köhler in Lübeck- und mit Nach richten Aus Wien vom 8. Februarij 1603. Aus Siebenbürgen von Weißenburg vom 28, Januarij, Aus Pest vom 29, Januarij. Köhler schickte sie gleich so weiter. Ebenso gut hätte er sie abschreiben und andere Nachrichten — von anderswoher — dazusetzen können. So entstanden die Tausende von »Sammel zeitungen- — »Particularzeitungen«, wie sie im Dresdner Archiv einmal hübsch genannt wurden —, auf die man allerorten trifft. Von denen sich nur selten erkennen läßt, von wem und woher sie eigentlich stammen. Denn jede hat soviele Verfasser, als sie Nachrichten — aus verschiedenen Orten — enthält, die dem Heinrich Köhler zugegangene beispielsweise schon drei: in Pest, in Weißenburg und in Wien, Aber wer waren die? Lawinenartig wuchsen diese Zeitungen, in denen die Zusammenstellungen: »Aus Rom (Mailand) und Venedig«, »Aus Antorf (Middelburg) und Köln», »Aus Kon- stantinopel, Wien und Prag«, »Aus Paris, Lyon und Gens« die häufigsten sind, überall, wo eine Nachricht ankam, nahm sie andere mit. Wer alles daran schrieb, ist fast nie ersichtlich, nur der Weg, auf dem sie entstanden und reisten, läßt sich ziem lich genau verfolgen. 131
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