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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1930
- Strukturtyp
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- 1930-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1930
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- Deutsch
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x° 211, 11. September 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Damals, »auf einem Fllrstentage vor Negensburg im Jahre 1675«, so lesen wir in den Akteil des Sächsischen Hauptstaatsarchivs, »willigte Herzog Julius vonBraunschweig in eine regel mäßige Postverbindung zwischen Dresden, Halle, Kloster St. Johann von Halberstadt und seinem Hoflager zu Heinrichstadt (Wolfen büttel)«, und mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg - Ansbach vereinbarte Kurfürst August einen Botendienst dergestalt, daß »die einkommenden Zeitungen und Schreiben an S. L. von Zinnen (Zinna bei Jüterbog) auf unsrer geordneten laufenden Fußpost bis gegen Dresden und von dannen von Amtmann zu Amtmann durch unsre Land bis gegen Hof bei Tag und Nacht unsäumlich fortgeschickt und was uns von S. L. zu gefertigt wird, gleichergestalt wiederum zurückgcbracht werden« sollten. Wohl gemerkt, auch von »Zeitungen« ist hier zum erstenmal die Rede. Auch noch ein andermal. Am 24. März 1583 schrieb Kurfürst August seinem Leipziger Schösser Sebastian Berg mcister: »Wir haben Philippsen Bray von Augs burg zu unserem Diener bestellet vnd Jme befohlen, Vnns von dannen allerlei Niderländische vnndt Welsche Zeitungen zuzuschreiben und sie mit der Nürnbergischen Ordinari Post wöchentl. nach Leipzig zu schicken. Befehlen derentwegen hiermit, vermelte Briefe jedesmal unsäumlich tags vnd nachts mit der Ambtspost zuzufertigen«. Ähnlich schrieb er dann am 3. April auch an die markgräfischen Räthe zu Quolzbach. Wie diese Nachrichtenübermittelung tatsächlich vor sich ging, zeigt folgender an den Kurfürsten Aug u st gerichteter IPostzettelj Beiverwahrtes Convolut wolle man von Beyersdorf aus von Amt zu Amt tags und nachts ganz unverzüglich gegen Dresden in die chf. sächs. Kanzlei überschicken, und weil Ihre Chf. Gn. daran partielle gelegen, damit bei Leibesstrase keineswegs säumen. Abgefertigt zu Nürnberg den 24. Juni 1581 nachmittags gleich 6 Uhr, Arnd Preun. Ankommen und eilend nach dem Amt Streitberg abgefertigt worden zu Beyersdorf den 24. Juni 1581 zu nacht um 10 Uhr. Kommt eiu und abgegangen zu Streitberg den 25. Juni um 3 Uhr gegen Tag und alsbald nach Kulmbach abgeschickt worden, Anno 1581. Ankommen zu Kulmbach den 25. Juni Anno 1581 um 11 Uhr vor Mittag. Ankommen und abgangen den 25. Juni abends 7 Uhr Anno 1581, Amt Hof. Abgängen am 26. Juni um halbwegs 1 zum allerfrühesten Anno 1581, Amt Plauen. Ankommen und alsbald wieder vor Chemnitz abgefertigt den XXVI. Juni vormittags um 10 Uhr, Amt Zwickau. Ankommen und abgegangen den XXVI. Juni 1581 um 4 Uhr nachmittags, Amt Chemnitz«. So hasteten ein Vierteljahrhundert lang die Boten Woche für Woche bei Tag und Nacht durchs weite deutsche Land, denn dieser »Dienst« blieb bis zum Tode Kurfürst Augusts (1586) iu Gang und wurde auch noch nach vielen anderen Richtungen hin erweitert: nach Brandenburg, Heidelberg, Mainz, Mecklenburg und München. Immer aber blieben diese Botendienste beweglich, wie der Hof selbst. Wo immer ein Fürst weilte, dorthin wurden sie umgeleitet. Regten sich neue Bedürfnisse, dann wurden jeweilig neue Verkehrs einrichtungen geschaffen. Waren erstere erfüllt, dann wurden sie wieder abgestellt. So lesen wir in einem Briefe des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom 19. Mai 1632 an Nicol v. L o ß, Hauptmann zu Merseburg: »Bester, Rat und lieber Getreuer. Nachdem wir aus eurem Bescheid vernommen, daß ihr mir Post nach Sangerhausen und Nordhausen angelegt, damit man des Pappenheimers halben desto geschwinder und besser Nachrichtung haben könnte, als lassen wir uns dasselbe nicht allein gnädigst gefallen und sind erbötig, den Unkosten zu tragen, sondern begehren auch hiermit, da ihr eine diskrete Person haben könnt, welche auf des Pappenhei mers Actiones und Märsch' gute Achtung geben und gründlichen Bericht einschicken möchte, ihr wollet dieselbe dazu gegen eine Re- compens, so wir auch abstatten wollen, gebrauchen«. Um dieselbe Zeit, in der die »Hofposten« aufkamen, rief auch die Kaufmannschaft ihre ersten »Botenzüge« ins Leben, die zwischen den wichtigsten Handelsplätzen des In- und Auslands mit zunehmender Häufigkeit verkehrten. Aus Augsburg ging seit 1552 an jedem Samstag ein Bote der Zünfte nach Venedig; am gleichen Tage wurde einer von dort erwartet. Im Jahre 1570 wurden Hamburger Boten auf bestimmte Abgangstage eidlich verpflichtet, 8v0 und in demselben Jahre richtete Nürnberg Kurse nach Antwerpen, Breslau, Frankfurt, Leipzig, Lyon, Salzburg, Straßburg und Wien ein. Auch diese Post der Kaufleute nahm natürlich Sendungen fiir befreundete Höfe mit, — wenn sie ging. Aber auch sie ging nicht immer. Gleich nach seinem Regierungsantritt (1586) beauftragte Kurfürst Christian von Sachsen seinen Korrespondenten in Hamburg vr. Ioachi m Wichinan n, auch die Zeitungen Hein rich Rantzaus aus Segcberg »unsäumlich« mit zu befördern, in der Meinung, daß »von Hamburg nach Leipzig wöchentlich Boten abzulausen' pflegen«. Er mußte sich von W i ch in a n n eines anderen belehren lassen: »Es sind aber nicht wöchentlich hier Posten oder ander Botschaft auf Leipzig, daß also bisweilen die Briefe eine Zeitlang hier werden müssen liegen bleiben, bis Botschaft vorhanden«. So aber war es immer. Wie in diesem Falle der Dresdner Hof von einer Post nichts mußte, die zwischen Hamburg und Leipzig nicht ging, so wußte anscheinend sein langjähriger Korrespondent und Diener von Haus aus, Christoph Haller von Haller- stein nichts von der »Nürnberger Ordinari Post«, mit der Phi lip p B r a y in Augsburg — lt. Befehl des K u r f ü r st e n A u g u st vom 24. März 1583 — seine Zeitungen »wöchentlich nach Leipzig« schicken sollte. Wenigstens schrieb er am 2. April 1574 aus Turin: »E. L. schick' ich den Mehrteil meiner Schreiben mit eigenem Boten gen Mailand, von dannen ans die Post oder mit der Kaufleute Boten auf Augsburg und von da oder von Nürnberg aus mit eignem Boten gen Dresden«. Wie man sieht, ein sehr verzwicktes Verfahren. Ohne »eigene Bote n«, d. h. solche in besonders eiligen Fäl len, kam man auch jetzt nirgend aus; den Einzelnen brachte die Post ihre Sendungen nicht nah genug heran und allen verkehrte sie nicht oft und nicht schnell genug. Daß die Fürsten sich ihrer aus- giebigst, geradezu verschwenderisch, bedienten, mag selbstverständlich erscheinen, und wie sie selbst fleißigsten und bewährtesten Bericht erstattern immer wieder zumuteten, »tag und nacht zu schreiben«, machten sie auch ihren Boten Beine. Schrieb doch am 21. Januar 1579 Kurfürst Augusts Geh. Sekretär Johann Jenitz aus Annaburg nach Dresden: »Auf gnädigstes Begehren des Kurfürsten zu Sachsen meines gnädigsten Herrn, sollen S. Chf. Gn. Geheime Räte die Zeitungen, so Herzog Ulrich zu Mecklenburg von der Kön. May. zu Dänemark Gesandten Traktierung in der Moschka gestern anhero geschickt, alsbald mit eigner Post anhero senden, damit dieselben so zeitig als möglich, noch heut', allhier sein mögen«. Dabei handelte es sich um einen einzigen Brief und — hin und her— um viele Meilen! Und nur um ein Beispiel unter vielen! Gerade das macht es aber verständlich, daß sich auch die Korresponden ten der Fürsten in dieser Hinsicht keine Beschränkung auferlegten. Christoph Haller v. Haller st ein zwar schrieb am 2. April 1574 aus Turin nach Dresden: »So aber einer mit eigner Post bis gen Augsburg von hier wollte schicken, könnte in sieben Tagen ge schehen, könnte aber etliche und dreißig Kronen kostey«. Aber als 1569 Kurfürst August von Sachsen den Erfurter Prediger Johann Aurifaber wissen ließ, daß ihm seine Zeitungen will kommen wären, schickte dieser flugs eigne Boten nach Hildesheim, Nürnberg und Straßburg, um Neuigkeiten einzuholen. Und oft schickte er einzelne Boten mit Zeitungen an den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, unter diesen sogar seinen Sohn! Am Schlüsse eines Briefes an den eben genannten Herzog vom Jahre 1567 mit einer besonders wichtigen Zeitung über die Grum- bachschen Händel bittet Aurifaber: »E. F. Gn. wollen den Boten lohnen lassen und von einer Meile Botenlohn 18 Pfennige geben lassen, und dem Boten ein Trankgeld schenken für diese Bot schaft«. So mag es wohl die Regel gewesen sein. Jedenfalls ist es selten, daß man dergleichen erfährt. Im Münchener Kreisarchiv stößt man im Jahre 1576 auf die Angabe, daß der Botenlohn nach Goslar und Braunschweig 10 Taler 3 Batzen 15 Pfennige betrug. Zwei Menschenalter später, am 18. Dezember 1631, schrieb Georg Au er mann — ausnahmsweise aus Augsburg — nach Dresden: »Eigne Boten ungewiß und teuer; es lauft anjctzo keiner unter 12 Neichs- talern nach Dresden, wenn in vier Tagen allda sein muß«. Im Hinblick auf die Tausende von Zeitungen, die auf solche Weise jedem einzelnen Fllrstcnhose jahraus, jahrein — jahrhundertelang — zu gingen, kann man sich davon, was deren Beförderung allein für Unsummen benötigte, kaum ein ungefähres Bild machen. Aus äl terer Zeit sei hierzu noch erwähnt: Im Jahre 1510 wurde vom Dresdner Hof der laufende Bote im Amte Salza lebenslänglich mit einem Malter Korn, auf Jakobi zahlbar, begnadigt. Später wandten sich drei hessische Postreiter an den Kurfürsten August voU Sachsen und baten ihn »altem Gebrauch nach« um ein Neujahrs geschenk; er resolvierte eigenhändig: »jedem ein Güldengrosch«. (Fortsetzung folgt.)
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